Na wenn es schon einen Strunkerstrang gibt, dann sollte es auch einen Irving geben. Irving ist wohl der Autor von dem ich am meisten Bücher im Regal stehn habe. Die beiden neusten besitze ich noch nicht, das Ende 2015 erschienene Avenue of Mysteries dürfte aber wieder mehr mein Geschmack sein als das schwierig klingende In One Person. Und, auch wenn es eigentlich auf Dauer fast etwas ermüdend oft um Bären, Wien, Ringen und zerbrochene Existenzen geht, sind die skurrilen Geschichten in Irvings Universen immer wieder schön.
1. The Hotel New Hampshire 2. A Son Of the Circus 3. The Water-Method-Man
4. The Cider House Rules 5. A Prayer for Owen Meany 6. A Widow For One Year 7. The World According to Garp
8. Until I Find You 9. The Pension Grillparzer 10. Last Night in Twisted River 11. Setting Free The Bears 12. The 158-Pound Marriage 13. The Fourth Hand
Habe mit 15 "Garp" gelesen, und das war ein einschneidendes Erlebnis. Bis zu "Zirkuskind" habe ich alles von ihm gelesen, aber das fand ich dermaßen öde und die ständig in seinen Büchern auftauchenden Versatzstücke in jedesmal anderer Verkleidung gingen mir spätestens da gewaltig auf den Senkel (Beispiel: irgendjemand erschrickt sich wegen irgendwas völlig harmlosem zu Tode; eine kurze Situation wie "mit dem Gesicht im Schoß von jemandem landen" ist komplett erotisch oder sonstwie bedeutungsschwanger aufgeladen). Er ist ein toller Erzähler, das mit Sicherheit; aber alles muß man glaube ich auch nicht von ihm kennen. Mein Leben wäre nicht schlechter verlaufen ohne die "Mittelgewichtsehe". "Laßt die Bären los!" dagegen mag ich sehr, "Owen Meany" und das "Hotel New Hampshire" auch.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Was ich ebenfalls beachtlich finde (und bis vor ca. drei Wochen nicht wußte) ist die Tatsache, daß er Legastheniker ist. Ich bewundere Leute, die es trotzdem in dem Bereich zu etwas bringen; ein Freund von mir wurde trotz seiner Legasthenie Realschullehrer.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Irving erzählt wunderschön & packend -- zumindest meistens. In meiner Welt war glaube ich keines seiner Bücher (die paar, die ich bisher gelesen habe...) derart bedeutend, dass ich es nicht missen mag, aber er ist sozusagen eine sichere Investition, wenn ich eine skurrile, unterhaltsame, anrührende Geschichte lesen will. Kommt immer mal wieder vor.
"A Widow for One Year" fand ich grandios, genauso wie "Until I Find You" (das hat mich inspiriert, in Amsterdam die Oude Kerk zu suchen - enttäuschend - und in Hamburg die "Älteste Tätowierstube" - nicht ganz so enttäuschend.) "Gottes Werk und Teufels Beitrag" (der deutsche Titel gefällt mir besser) ist auch eines der ganz großen Bücher.
Ganz schlimm finde ich "In einer Person." Fürchterliche Charaktere. Aber ansonsten lese ich Irving sehr gerne. Habe auch damals mit "Garp" angefangen und war hin und weg.
Ich war vor allem beeindruckt von den Geschichten in der Geschichte, der "Pension Grillparzer", oder den Inhaltsangaben von Garps Romanen. Kurz danach unternahm ich selbst erste ernsthafte Schreibversuche, weil ich plötzlich wußte, was ich machen wollte, so begeistert war ich davon. Davon abgesehen, war das glaube ich der erste Roman, den ich las, der weder ein Jugendbuch, Stephen King oder Agatha Christie war und den ich mir nach einer Kritik in einer Zeitschrift aus eigenem Antrieb heraus gekauft hatte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Der Wassertrinker war mein zweites von Irving und ich fand das zu dem Augenblick so faszinierend, dass ganz schnell das dritte her musste. Zum Glück war ich grade bei den Eltern zu Besuch und im riesigen Bücherregal vom Vadder standen noch ein paar rum. Kann mich auch so gut wie keine Inhalte mehr erinnern, aber allein für das Gefühl war ich irgendwie dankbar ... Garp hatte ich gefühlt ein Jahrzehnt vorher als Teenie gelesen. Fand es auch prima als verschrobenes Abenteuerbuch, aber hatte ich noch nicht so stark mit Irving verknüpft.
Hab jetzt auch mehrere Jahre keins von ihm gelesen. Twisted River hat für mich zu dem Zeitpunkt nicht mehr so funktioniert und "Laßt die Bären los" hab ich nach ein paar Seiten abgebrochen, weil ich die Bären grade satt hatte. Aber wenn ihr das alle mögt, werde ich mir das noch mal vornehmen.
Übrigens: Ich hatte das alte Irving-Gefühl wieder als ich die ersten Wes Anderson-Filme gesehn hatte, speziell Moonrise Kingdom und Royal Tenenbaums. Ging es euch auch so? Ich weiß nicht was es ist, vielleicht die märchenhaft Weirdness und die Liebe fürs absurde Detail. Ich hab mich jedenfalls sofort zuhause gefühlt. Die Irving-Verfilmungen fand ich alle enttäuschend. Wenn Anderson sie verfilmt hätte, wäre das vielleicht was geworden.
Ich lese hier immer Mittelgewichse und bin irritiert...
Mein erster Irving-Kontakt war die Verfilmung von Hotel New Hampshire. Fand ich immer toll und wusste erst später, wie komprimiert die Geschichte hier dargestellt wird. Gelese habe ich neben New Hampshire noch Garp und Gottes Werk... Alles toll.
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