E.P. "Phönix aus dem Aschenbecher" bereits erhältlich.
Überraschung: Deutschlands Vorzeige-Asi Nr. 1, der 2016 im Zuge des Beginner-Comebacks für den Pop-Moment des Jahres gesorgt hat, scheint Gefallen daran gefunden zu haben wieder auf Solo-Pfaden zu wandeln und legt 21 Monate nach seinem Comeback-Album nach. "Reboot" sagt man da glaub' ich zu neudeutsch.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Der Titel, ja...man kann sich daran stören und in's Feuilleton schafft man's damit sowieso nicht. Er zeigt aber auch, dass sich der Künstler hier ganz klar von seiner Hauptband abgrenzen und an seine erste Solo-Karriere anknüpfen will. Der Fan freut sich darüber, alle anderen ärgern sich bitte weiter über das stumpfe Wortspiel.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Bin mal gespannt, wieviele AfD - Deppen künftig das Wort "Asilant" in ihren Facebook - Posts verbraten. Diese Steilvorlage lassen nicht mal die liegen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
"Reboot" trifft es hier sehr gut. Ein kurzer Blick zurück auf das überraschende Comeback 2015: Glück ohne Scherben (****) war in jedweder Hinsicht erstaunlich. Das fing bei der Auswahl des Personals an: Michel van Dyke kannte man zuvor als Urheber einiger der größten Hits der Band Echt, Achim Degen war in den 90ern Teil des One-Hit-Wonders Six Was Nine. Das Ergebnis war eine Platte, die erstaunlich kitschig klang, erstaunlich glatt poliert, erstaunlich optimistisch, erstaunlich oppulent instrumentiert, und stellenweise sogar erstaunlich albern war ("Mein Raumschiff"), die kurzum mehr Richtung Pop als Richtung HipHop schielte, ohne dabei den Sound von Deichkind auch nur ansatzweise zu kopieren, und die damit rundum gelungen war. Jetzt die Kehrtwende. Erschien der Vorgänger noch bei Warner, erscheint das neue Album beim neu gegründeten Label, das genauso heißt wie der Künstler, den Vertrieb übernahm Universal. Die hat ihrem Schützling zwar ein Digipak spendiert, aber kein Booklet. So minimal wie die Aufmachung ist leider auch der Inhalt. Ferris hat ein Straßen-/Battle-Rap-Album veröffentlicht, bei dem man sich zwischendurch wundert, ob man nicht versehentlich ein Album von Kool Savas, circa 2002, in den Player gestopft hat. Ein Album, das voll ist von "Fotzen", "Schwuchteln", "Hurensöhnen" und "Kinderschändern, die behindert rappen". Ferris lässt den Hörer auch nicht lange im unklaren darüber, wer damit gemeint ist ("Alle"). In gewisser Hinsicht lässt sich hinter dieser Schimpftirade ein Konzeptalbum vermuten und es ist schon fast bewundernswert mit welcher Konsequenz der Mann dieses Album und quasi seine ganze Karriere vor die Wand fährt, letzlich ist das hier mehr Punk-Rock als alles, was Green Day in den letzten 20 Jahren veröffentlicht haben. Wenn's nicht so schrecklich langweilig wäre. Der ganzen Welt den Mittelfinger zu zeigen gibt eben nicht genügend Potenzial für ein komplettes Album her, das hätte Grundlage für zwei mittelgute Tracks oder vielleicht auch für einen genialen Song sein können, aber nach der Hälfte der 14 Tracks wirkt das Ganze nur noch ermüdend, und am Ende des Albums muss man sich doch ein wenig fremdschämen. Denn um als Konzept aufzugehen, bräuchte es zumindest hier und da eine ironische Brechung, etwas, das K.I.Z. oder die Antilopen Gang in den letzten 10 Jahren im deutschen Rap etabliert haben und hier völlig ignoriert wird. Zudem fehlt es hier an anderen Themen, die das Album hätten auflockern können, aber nicht ein Track handelt vom Kiffen oder vom Feiern, nicht eine Idee, die auch nur halbwegs als gesellschaftkritisch interpretierbar wäre. Stattdessen 50 Minuten lang "Ich bin der derbste, alle anderen sind Dreck". Handwerklich ist das alles sehr fein, die Beats sitzen, und Ferris hat immer noch die besten Rap-Skillz. Aber wer anlässlich des Titels die Hoffnung hatte, hier würde die Geschichte zu Ende erzählt werden, die 1999 mit Asimetrie ihren Anfang nahm, erlebt eine herbe Enttäuschung. Für die Rückkehr von Stylewarz lege ich noch einen halben Stern drauf. Und für das nächste Album wünsche ich mir die Rückkehr des einstigen Stammproduzenten Tobi Tobsen (5 Sterne deluxe), dessen ordnende Hand helfen könnte. Dann macht der fertige MC vielleicht nächstes Mal ein Album, das sich seinen Fans widmet und nicht ausschließlich seinen Hatern.
* 1/2
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
So, nach dem Album hab' ich mir gleich noch die EP angehört. Und stelle zunächst irritiert fest, dass es keiner der 5 Songs aufs Album geschafft hat, bislang hatte ich angenommen eine EP solle Appetit auf das Album machen. Und stelle dann fest: Die besten Songs hat Ferris den Album-Käufern vorenthalten, der Titelsong, in dem Ferris nochmals seinen Werdegang Revue passieren lässt, ist überragend, die kommenden 3 Songs zumindest okay, lediglich der Track "Ultima Ratio" gibt Hinweis auf das Album, welches da folgen sollte, ist aber vielschichtiger arrangiert als jenes. Überhaupt überzeugen nicht nur die Texte deutlich mehr als auf dem Album, sondern auch die Arrangements, mal klingt's cineastisch, mal gespenstisch, mal romantisch, immer dope.
Fazit:
Phönix aus dem Aschenbecher ***1/2
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.