01_ Nina's Child 02_ Work Song 03_ Motherless Child 04_ Ray's Foot 05_ Roots 06_ Jimmy's Lament 07_ Lover Man 08_ Rainbow 09_ Prison Blues 10_ The Drifter 11_ Le Petite Mort
Mein bisheriges Album des Jahres und mal wieder eine Platte, die meinen Erwartungen mindestens gerecht wurde, um ehrlich zu sein aber auch mit, weiß nicht, einem Pogostick oder so, rüberkam. Die Rede ist von einem Kerl namens Romare. Der will so alt sein wie ich, und kam mir erstmals 2013 mit seiner EP Love Songs: Part One auf den Radar. Was ich da bekam, spielte nur in der Theorie mit den selben Zutaten wie die meisten Beatbastler und Sampler, die aus ihrer musikalischen Sozialisierung und einer großen Portion Neugier etwas Neues bauen. Romare basiert seine rhythmisch vertrackten Tracks im Blues, im Soul, im Gospel, in der afroamerikanischen Geschichte (welche er auch studierte) und vermengte Samples von alten rauchigen Stimmen, Räuspern in Gefängniskonzerten, Handclaps, diverse Passagen seiner liebsten Soulstücke mit ehemals Juke, Footwork (auf den ersten EPs), nun eher mit House, Electronica, Bassmusik. Nina Simone, Jimmy Reed, Ray Charles. Im Rough Trade Notting Hill endlich in die Finger bekommen, ist auch der Style seiner Artworks wieder großartig. Selbstgebastelt, gezeichnet, etc., benannte Romare sich nach dem (sehr tollen) Collagen-Künstler Romare Bearden.
Die Stimmung der Tracks ist teils verspielt, teils sehr einnehmend, als hätte es diese Musik vor 80 Jahren schon gegeben, als wäre damals alles etwas anders gelaufen, und man müsse sich der Chronik der schwarzen Geschichteneu nähern. Für mich hat das oft etwas total entdeckerfreudiges und in letzter Instanz ist das einfach nur sehr, sehr gut. Fette Empfehlung. Mal schauen, ob sich das Ding bis zum Ende des Jahres auf der 1 hält. "Motherless Child" hat den Platz auf der Jahres-CD zumindest sicher.
Eine kleine Entstehungsgeschichte des Artworks.
Und von seiner hervorragenden Love Songs: Part One EP
"Motherless Child" ist toll, und glücklicherweise hält sich der Mann gesangsmäßig zurück. "The Drifter" steht dem kaum nach, schleppend-bluesiger Groove, das hätte fast schon vor knapp 50 Jahren erscheinen können.
Habe ich doch glatt Spinnweben entdeckt und die hingen am Cover von "In Colours", die da so im Regal ihr Dasein fristet. Kann mir bei "Projections" nicht passieren. Das frisst sich tiefer und tiefer in Kopf und Beine, mit seinen Soulgrooves und dem erstklassigen Sampling. Wer auch immer das bislang überlesen oder ignoriert hat, sollte es (noch) einmal versuchen. Und noch einmal.
Motherless Child gefällt mir wirklich wirklich gut, vorhin habe ich mal ein bisschen ins Album reingehört, und das klingt ganz cool. Hat nicht direkt wie Motherless Child gezündet, aber vielleicht wird das noch was. Ein guter Tipp!