hab's leider nicht ganz geschafft und bin jetzt zu müde zum weiterschreiben. die kommentare zu den plätzen 8 -10 folgen in kürze:
1. gregory fleckner quintet – monkey boots (1995)
Gregory fleckner quintet anyone? Wahrscheinlich nicht. Und ich weiß auch selbst nicht mehr so genau, wie ich an dieses album gekommen bin. Besprochen wurde sie zumindest mal so gut wie nirgends. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass das label clear mitte der neunziger eines der besten im bereich elektronischer musik überhaupt war - mit dr. rockit (= matthew herbert), jedi knights, mike paradinas (mal als jake slazenger, mal als tusken raiders), clatterbox, as one, metamatics, reflection, morgan geist … man konnte einfach alles ungehört kaufen. Dazu ist dann auch noch jedes coverdesign ein kleines kunstwerk. Leider ging das nicht sehr lange. Nach nur 4 jahren machte der laden 1998 schon wieder dicht. Und die musik auf "monkey boots"? Die ist selbst für clear-verhältnisse ziemlich strange - ein bastard aus electronica, jazz, easy listening und vor allem ganz, ganz viel groove, der mal auf samtpfoten dahinschleicht und dann wieder voll auf die zwölf geht und klingen eher, als wären sie von einer echten band gespielt, statt am computer zusammengebastelt. Dazu gibt es viele schräge melodien, rhythmische extravaganzen und obskure stimmensamples. Und das alles ergibt einen einzigartigen sound, zu dem ich bis jetzt nichts vergleichbares gefunden habe, und auch dieses duo (von wegen quintett!) hat nach einer kurzen ep im jahr danach leider nie mehr etwas von sich hören lassen.
2. japan – tin drum (1981)
Noch so ein bastard. Electropop und -funk mit anklängen aus fernöstlicher musik. Sperrig, zackig, zickig, aber doch mit unwiderstehlichem pop-appeal. Vermutlich eine der letzten gelegenheiten, bei denen ambitionierte, visionäre musik die charts erobern konnte.
3. carl craig – more songs about food and revolutionary art (1997)
Wenn auf ein album die bezeichnung „autoren-techno“ zutrifft, dann dieses. Das machte carl craig bereits mit dem talking heads-zitat im titel deutlich. Obwohl auch einige dancefloor-taugliche tracks dabei sind (sein ewiger klassiker „at les“ z.b.), ist es doch eindeutig für den genuss per kopfhörer zugeschnitten. Keiner der tracks ist austauschbar oder gesichtslos, alle sind auskomponiert und verhaken sich mit tollen melodien und grooves im kopf.
4. pressure drop – upset (1992)
Eine ganz große wundertüte, dieses album. Dancefloortracks, latin grooves, soul, funk, rap, ragga - alles drin, wobei dieses sammelsurium keineswegs beliebig klingt, sondern dank der produktion des auch unter dem namen blood brothers bekannten duos dave henley und justin langlands wie aus einem guss. Und das hört sich heute immer noch gut an und wird daher regelmäßig aus dem regal gezogen.
5. erykah badu – baduizm (1997)
Ohne dieses album hätte ich wohl nie wirklich zum soul gefunden. Da fehlte diese aufgeblasenheit, die mich an vielen r'n'b-produktionen aus dieser zeit nervte. Das klang gleichzeitig ein bisschen retro, weil die reduktion der mittel eher in die 60er und 70er wies und aber auch dank der produktion sehr modern und hip hop-affin. Und dann ist da natürlich noch ihre unwiderstehliche stimme … *schmelz*
6. unrest – imperial f.f.r.r. (1992)
Mark robinson und sein teenbeat-label waren ganz große stilisten. Vom DC-Hardcore kommend wurde dieser auf den vorgänger-alben genüsslich dekonstruiert, aber erst die hinwendung zum pop im stile des factory labels (das auch immer wieder im artwork zitiert wurde) führte sie zur meisterschaft. Liebliche schrammelperlen wie „suki“ oder „cherry cream on“ geben sich mit geräuschexperimenten und repetitiven electro-grooves die klinke in die hand. Ein herausforderndes und lohnendes hörspektakel, ohne dass es irgendwann mal aufdringlich wirkt.
7. the delgados – hate (2002)
in ihrem vorletzten album haben die delgados düsterste inhalte, hass, trauer, verzweiflung, dunkelheit und depression – und manchmal auch den einen oder anderen hoffnungsschimmer - in epischem indiepop verpackt und dave fridman hat tolle orchesterarrangements beigesteuert. Manchmal ist die traurigste musik auch die schönste. Das beweist dieses album.
8. mutter – hauptsache musik (1994)
bis dahin hatten sich max müller und seine mannen ja fast ausschließlich mit (gutem) krach einen namen gemacht und dann kommen sie mir nichts, dir nichts mit so einem schlageralbum daher. Aber wenn max müller schlager singt, ist das natürlich was anderes als die zdf hitparade, nämlich sehr berührend, sehr intim, mal komisch, mal melancholisch und vor allem völlig unpeinlich.
9. dälek – absence (2004)
und wieder ein album aus der phase, in der ich hip hop fast schon zu den akten gelegt hatte. Aber als mir dieser brocken von einem album vor die füße fiel, konnte ich es nicht ignorieren. Tonnenschwere beats, die zäh wie lava dahinfließen, dazu allerlei drones und anderes gelärme. Die raps dazu sind angemessen düster und pessimistisch. Eines der grandiosesten manifeste der schlechten laune auf tonträger – sowas muss ich ja lieben.
10. nick nicely – psychotropia (2003)
was für ein komischer kauz dieser nick nicely wohl ist? Dieses album ist eine compilation aus einer handvoll singlestracks und v.a. unveröffentlichtem, das er in den frühen 80ern aufgenommen hatte. Psychedelische trips, white noise und dazwischen immer wieder kleine geniale popsongs. Dann also diese compilation, dann noch eine auf captured tracks und auf einmal ist er wieder da und veröffentlicht alben. Bisher drei an der zahl und nicht ganz so toll wie dieser sampler, aber doch immer wieder gerne gehört.
Bei dir werde ich wohl immer fündig. Dem Namen nach kenne ich etliche Künstler auf der Liste, Alben jedoch nur drei: die von Erykah Badu, Pressure Drop und Japan. Letzteres habe ich in letzter Zeit auch häufiger gehört und die Upset hat ich auf der vorläufigen Liste. Aber irgendwie hatte ich es im Urin, dass die von jemand anderen kommen würde.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Schön, auch für mich wieder was zum Entdecken dabei ... allen voran das Gregory Fleckner Quintet. Die Carl Craig habe ich erst kürzlich mal wieder gehört - so traumhaft
Die schlechte Laune auf "Absence" weiß ich auch sehr zu schätzen. Danach hab ich den Faden bei Dälek leider irgendwie verloren. Hast du die letzten Alben auch noch verfolgt?
bis zur vorletzten (abandoned language, 2007, gutter tactics, 2009 und asphalt for eden, 2016) ja und die fand ich auch alle ganz gut, wenn sie auch bei weitem nicht an "absence" heranreichen. die letzte (endangered philosophies) wird seit 2017 in meiner spotify-merkliste immer weiter nach hinten durchgereicht, ohne dass ich sie auch nur einmal durchgehört hätte. könnte ich aus diesem anlass eigentlich mal nachholen. live hab ich sie auch mal erlebt. das war dann aber wirklich der erwartete hammer. ich weiß noch, dass ich da ziemlich benommen rausgewankt bin - und das lag bestimmt nicht am alkohol.
Mit der frühen Erykah Badu machst du bei mir nichts verkehrt, später hab ich sie aus dem Blickfeld verloren. Und um Dälek wollte ich mich auch schon lange mal kümmern.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Bis auf Unrest () und den Delgados () nur wenige bekannte Namen und mehr Unbekanntes. Soeben beim Gregory Fleckner Quintet reingehört und prompt hängengeblieben. Gut!
Dälek war der Spitzname von unserem vorherigen Auto, hatte allerdings eher was mit dem Kennzeichen als mit der Musik zu tun. Vielleicht wird es jetzt mal Zeit, mir die endlich mal anzuhören.
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #10Bis auf Unrest () und den Delgados () nur wenige bekannte Namen und mehr Unbekanntes. Soeben beim Gregory Fleckner Quintet reingehört und prompt hängengeblieben. Gut!
sehr schön, genau das hab ich mir erhofft.
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #10Dälek war der Spitzname von unserem vorherigen Auto, hatte allerdings eher was mit dem Kennzeichen als mit der Musik zu tun. Vielleicht wird es jetzt mal Zeit, mir die endlich mal anzuhören.
o.k., mach mal, aber richte dich mal auf ein nicht ganz so einfaches hörvegnügen ein.
Ich habe jetzt mal beim Gregory Fleckner Quintet reingehört und bin bei einem Track namens "Rupe Rumpshifter" hängen geblieben. Seltsamer Kram das, irgendwie so eine Art Rave-Jazz, mit Trompeten und Vintage-Sounds, aber ungemein hypnotisch. Coole Entdeckung! Dass "Tin Drum" auf der Liste ist freut mich ungemein, die muss ich unbedingt bald wieder hören. Und hätte gerne eine schöne Deluxe-Edition.