Ich habe kürzlich zum ersten mal seit langem wieder das Debüt angehört und war überrascht wie gut die Platte ist. Ich habe sie, wie schätzungsweise mindestens 99 % der Hörer, erst nach dem Erscheinen von "Plastic Letters" kennengelernt (ich glaube in Form einer Stadtbücherei-Cassette) und war als Jugendlicher gar nicht so begeistert. In den 90ern dann für wenig Geld die LP gebraucht gekauft und nach wie vor als etwas weniger stark als "Plastic Letters" in Erinnerung gehabt. Was ich nicht aufrecht erhalten kann. Noch nicht ganz so poppig, ansonsten ähnlich: Viele Hits (X Offender, Rip her to shreads...), ein oder zwei Filler. Debbie Harry's Stimme eh super, Clem Burke's Drums und Jimmy Destri's Keyboards auch. Überhaupt sollte es viel mehr Orgel-Sound in der Rockmusik geben. Ach bei Blondie war der später nicht mehr so da. Auffällig auch, wie gut die Platte klingt, sowohl was die Produktion als auch was die Pressung betrifft (die "high quality pressing made in germany" Werbung ist nicht mal gelogen).
Seltsamerweise habe ich das Debüt nie in voller Länge gehört. Dabei habe ich als junger Bursch sowohl "Plastic Letters" als auch "Parallel Lines" rauf und runter gehört, wobei meine Vorliebe klar bei letzterem lag. Das sehe ich auch heute noch so, das Album ist vollgestopft mit Hits, auch wenn die Songs stilitstisch weit auseinander lagen.
Ich mochte das Debüt, das Zweitwerk habe ich geliebt, "Denis" ist ein Hit für die Ewigkeit. Aber dann wurde es schwieriger. Die allgemeine Lieblingsplatte "Parallel Lines" war mir dann schon zu sehr von Produzenten von Smokie geplättet.
Alle folgenden Platten hatten Songs, die ich mochte, aber mindestens ebenso viele, die mir egal waren oder die ich richtig blöd fand. Debbie als CBGB's Stilikone war natürlich grandios. Und "The Tide Is High" von den Paragons hat natürlich auch niemand so toll gecovert.
Was? Es gab hier noch keinen Blondie Thread? Ist mir gar nicht aufgefallen.
Das Debüt habe ich erst mit einiger Verspätung kennen gelernt, nachdem bereits Plastic Letters bis Autoamerican Einzug in meine Sammlung gehalten hatten. Das Album begeisterte mich sofort und heute halte ich es für das beste der Band, da es noch diese gewisse Rohheit/Ungeschliffenheit hat.
Und mit Rifle Range, das Denis auf Platz zwei verwiesen hat, beinhaltet es auch noch meinen Lieblingssong von Blondie.
Nach Autoamerican erlosch meine Liebe zu Blondie dann recht schnell. Mit The Hunter konnte ich nichts mehr anfangen. Und dann war ja eh lange Pause. Das Comeback No Exit ließ noch einmal ein paar geniale Momente aufblitzen und das wars dann aber endgültig.
@Von Krolock War tatsächlich Debbie die Stilikone des CBGB's? Ich dachte immer, das wäre ihre Intimfeindin Patti Smith zu jener Zeit gewesen.
Ich habe nur die "Parallel Lines" und die "Eat to the Beat" und finde beide sehr gut. "Hanging on a Telephone", "Atomic", "Heart of Glass" - alles großartig!
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Obwohl ich die Interpretation von Heroes nach wie vor nicht für besonders gelungen halte, hätte mein damals bester Kumpel, der sie als Maxi im Schrank hatte, das Teil nicht für zwei Mark auf dem Flohmarkt verscherbeln dürfen, ohne sie vorher mir anzubieten, denn die hatte/habe ich nicht. Ich hätte ihm fünf Mark gegeben und bin deswegen noch heute sauer.
"Denis", der Überhit, mit dem wahrscheinlich 99 % der Fans die Band kennen lernten (zumindest in Europa. In den heimischen USA interssierte sich kaum jemand dafür). Ausgerechnet eine Coverversion, wo doch Destri, Harry, Stein und Valentine so tolle Songwriter waren. Aber was für eine Coverversion: Aus einem eigentlich etwas kindischen Buddy-Holly-esken Tralala aus dem Jahr 1963, das 1978 keine Sau mehr kannte, haben sie mit ihrem genialen Arrangement etwas eigenes gemacht.
Die meisten anderen Tracks sind eigentlich noch interessanter, insbesondere der Opener "Fan Mail".
Parallel Lines (1978)
Das noch hittigere Hit-Album. Damals so oft abgenudelt (auf von geliehener LP aufgenommener Kassette), dass ich mir nie nachträglich zugelegt habe, das ich ja noch alles auswendig im Kopf habe. Von ""Heart of Glass" (übriges erst als dritte Single ausgekoppelt) waren wir echten Punks [Scherz!] natürlich nicht amüsiert. Wenn Marianne Rosenberg und Elfi Graf die Songs 1 zu 1 covern können, ohne dass es auffällt, ist man wohl endgültig im Mainstream angekommen. Standout-Track: "I Know but I Don't Know"
Eat to the Beat
Rückkehr zur Form.
"Heroes" war nichts aufregendes und als Livetrack und B2-Seite ok; dass es in Deutschland eine Single-A-Seite war, dürfte wohl am Interesse der Plattenfirma gelegen haben, am Erfolg des Originals teilzuhaben.
"Rapture" war noch ein starker Track, aber ich hatte nie das Bedürfnis die Alben "Autoamerican" (1980) und "The Hunter" (1982) anzuhören. Debbie Harry solo uninteressant, außer dem netten Duett mit Iggy Pop für "Red Hot + Blue". Das Blondie-Comeback-Album "No Exit" habe ich im Regal stehen und 1x angehört, ohne dass etwas hängen geblieben wäre. Für die Reunion bin ich aber dennoch dankbar, weil ich sie 2003 live gesehen habe und das war gut.
Gehobener Bootleg-Sound (ich nehme an, dass es sich um Radio-Aufzeichnungen handelt), billig-Artwork. Rip-off der alten Plattenfirma anlässlich der Reunion. Trotzdem macht die CD spaß, die Punk-Einflüsse, die auf der damals aktuellen "Parallel Lines" nicht mehr zu erkennen waren, waren es live schon noch.
Ich war ja mal eine zeitlang sehr Blondieaffin und habe die alten Sachen rauf und runter gehört. Das war wahrscheinlich ein Fehler, denn ich hatte die recht schnell über. Und daran hat sich leider bis jetzt nur schleppend was geändert.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Die Band Blondie wird ja von Sängerin Debbie Harry angeführt, die eigentlich als Angela Trimble geboren, aber von ihrer Mutter als Säugling zur Adoption freigegeben wurde. Der spätere Weg hinein in die Künstlerszene war für Debbie Harry eine Befreiung vom konservativen Elternhaus. Debbie Harry wirkte 1968 in der Folkband „The Wind In The Willows“ mit. Diese Band veröffentlichte ein gleichnamiges Album und nahm noch ein zweites unveröffentlichtes Album auf. Die Aufnahmen gelten heute als verschollen. Um 1972 war Debbie Harry mit den Stilettos aktiv. Seit 1974 war sie Sängerin der Band Angel And The Snake, die sich in Blondie And The Bonzai Babies umbenannte, um sich später dann nur noch kurz Blondie zu nennen. Solowerke von ihr gibt es natürlich auch. Debbie Harry veröffentlichte die fünf Alben Koo Koo (1981), Rockbird (1986), Def, Dumb And Blond (1989), Debravation (1993) und Necessary Evil (2007). 1978 gab es auch den schon im Thread geposteten Track „GTO“ von ihr mit der Band New York Blondes.
Hier gibt es nun mein persönliches Ranking der bislang 11 BLONDIE-Studioalben. Die teils auf CD mit beigefügten Bonustracks habe ich für meine Bewertung nicht berücksichtigt. Zunächst einmal die Reihenfolge der Alben nach ihrem VÖ-Datum:
Blondie (1976) Plastic Letters (1977) Parallel Lines (1978) Eat To The Beat (1979) AutoAmerican (1980) The Hunter (1982) No Exit (1999) The Curse Of Blondie (2003) Panic Of Girls (2011) Ghosts Of Download / Greatest Hits (2014) Pollinator (2017)
Platz 11 Los geht es mit dem letzten Platz bei den Studioalben. Es gibt hier keine Totalausfälle, aber das Album gehört eben aufgrund seiner völligen Durchschnittlichkeit zu jenen, für deren wiederholtes Anhören mir jede Motivation fehlt. Dabei sei die Special Deluxe Edition des Albums „Blondie 4(0) Ever“ zum 40. Bandjubiläum durchaus empfohlen. Denn neben diesem 10. Studioalbum gibt es ja noch eine CD mit 11 Greatest Hits von Blondie und zudem eine Konzert-DVD mit 15 Songs (CBGB 1977). Zum Verkauf dieses Werkes waren die Beigaben wohl auch bitter nötig. Hier aber geht es für die Platzierung allein um das Album „Ghosts of Download“ und dessen 13 Tracks. Und wie gesagt, mich berührt da wenig und „Relax“ von FGTH hat man für das Album leider auch noch gecovert…
BLONDIE – Ghosts Of Download (2014) (Teil des Albums: Blondie 4(0) Ever) # (8,5/15)
Platz 10 Auch 38 Jahre haben zum „Schönhören“ des ursprünglich finalen Blondie-Albums einfach noch nicht genügt. „Orchid Club“, „For Your Eyes Only“ oder „War Child“ gehen immer noch ok, aber es gibt hier einfach zu viele Songs aus dem berühmten belanglosen Mittelfeld. Es sind noch nicht einmal extreme Ausfälle mit dabei, aber Songs wie „The Beast“ oder „Little Caesar“ sind für mich ähnlich verzichtbar wie die Frisur von Debbie Harry auf dem Coverbild…
BLONDIE – The Hunter (1982) # (9,0/15)
Platz 09 Dieses Album ist Blondie zwar ein klein wenig besser geraten, aber alles ist doch noch etwas weit weg von einer wirklichen Kaufempfehlung. Mir ist dies auch alles irgendwie eine Spur zu glatt produziert. Von den Songs her bleibt außer „What I heard“ auch nicht so viel bei mir hängen…
BLONDIE – Panic Of Girls (2011) # (9,4/15)
Platz 08 Los geht es mit Sprechgesang. Und gleich weiter mit einer Art Discotrack – dem angeblichen „Albumhit“. Ähnlich wie schon bei den bisher erwähnten Alben ist auch Album-Platz 8 kein so gutes Aushängeschild für Blondie. Ich mag aber besonders den Track „Golden rod“; ansonsten hält sich meine Begeisterung insgesamt doch etwas in Grenzen.
BLONDIE – The Curse Of Blondie (2003) # (9,5/15)
Platz 07 Blondie legten stolze 17 Jahre nach dem „Hunter“-Flop mit „No Exit“ erneut los. Ich gebe zu, ich habe mich für die Band durchaus gefreut, als mit „Maria“ sogleich wieder ein Hit in die Charts kam. Nach all den Jahren gehen Blondie den alten Weg hier nicht unbedingt weiter. Gerade auch der Titelsong, der Blondie mit Coolio und J.S. Bach verbindet, ist ein völlig neuer Ansatz. Ebenso gibt es ein Cover der Shangri-Las. Die erste Hälfte des Albums bietet dabei durchaus gute Songs, die zweite Hälfte fällt aus meiner Sicht jedoch etwas ab. Aber: wir sind hier jetzt insgesamt doch schon im Bereich der durchaus guten Blondie-Alben angekommen. Immerhin…
BLONDIE – No Exit (1999) # (10,4/15)
Platz 06 Ok, die vielleicht größte Überraschung mag sein, dass ich den Hitsong „Denis“ zwar als gut eingestuft habe, aber es gibt eben auch noch andere gute Tracks. Bei der Suche nach wirklichen Hits wird man auf diesem Album ansonsten allerdings kaum fündig. Mein liebster Track ist neben „I didn’t have the nerve to say no” vor allem der erste Track „Fan Mail“. Mit “Once I had a love” gibt es als CD-Bonus auch die 75er-Version des 78er Hits „Heart of Glass“ zu hören.
BLONDIE – Plastic Letters (1977) # (10,8/15)
Platz 05 Diese Platzierung ist für mich durchaus eine Überraschung, denn es ist ja das bislang jüngste Album von Blondie. Als es 2017 erschien, war Debbie Harry bereits 71 Jahre alt. Man kann hier doch schon einige ganz gute Songs für sich neu entdecken. Ein Album, das wirklich noch einmal recht gut gelungen ist! Ich mag vor allem den Finaltrack „Fragments“…
BLONDIE – Pollinator (2017) # (10,8/15)
Platz 04 Nun denn, das einst von mir immer etwas vernachlässigte Blondie-Debut schafft es bei mir jetzt immerhin mit in die Top 5. Es werden her reichlich gute Songs geboten, wobei ich neben „X Offender“ vor allem noch „In the sun“ und „A shark in jets clothing“ sehr mag. Ein Album, das mit den Jahren zugelegt hat...
BLONDIE – Blondie (1976) # (10,9/15)
Platz 03 Yeah. Es ist so weit. Die Blondie-Top-3. Anno 1979 wäre „Eat to the beat” sicher noch mein liebstes Blondie-Album gewesen. „Dreaming“ und „Atomic“ oder auch „Victor“ kann ich mir auch heute noch gut anhören. Bei anderen Tracks hat der Zahn der Zeit etwas genagt am einst so tollen Image. Der recht hohe Stellenwert von damals ist aber auch heute noch locker für Platz 3 gut.
BLONDIE – Eat To The Beat (1979) # (11,6/15)
Platz 02 Platz 2. Für die meisten ist ein hohe Platzierung des Albums wohl letztlich auch keine Überraschung. Mit „Hanging on the telephone“ und “Heart of Glass” konnte Blondie eben gut punkten. Wobei bei mir „One way or another“ wohl doch mein insgeheim liebster Albumtrack ist. Die Hitsingles sind eben nicht alles. Als Bonus gibt es u.a. auch hier „Once I had a love” zu hören.
BLONDIE – Parallel Lines (1978) # (12,4/15)
Platz 01 Recht soundtrackartig geht es hinein in dieses Album, das mit „The tide is high“ und „Rapture“ auch zwei Blondie-Klassiker zu bieten hat. Ich selbst bin ganz frech der Meinung, dass man das Album oft etwas unterbewertet. Denn „Autoamerican“ ist für mich das wirklich perfekte Blondie-Album. Gut, es fehlen dabei einige zusätzliche Hit-Sahnetupfer. Insgesamt betrachtet ist es aber sicher genau jenes Album, das bei mir über die Jahrzehnte hinweg immer weiter gewachsen ist. Wer das Album nicht mag, hat eh die Kontrolle über seinen Musikgeschmack verloren. Mit „Call me“ ist der CD übrigens noch ein toller Bonustrack beigepackt worden.
BLONDIE – AutoAmerican (1980) # (12,7/15)
Hier nochmals die Blondie-Alben von Platz 1 bis Platz 11...
12,7 BLONDIE – AutoAmerican (1980) 12,4 BLONDIE – Parallel Lines (1978) 11,6 BLONDIE – Eat To The Beat (1979) 10,9 BLONDIE – Blondie (1976) 10,8 BLONDIE – Pollinator (2017) 10,8 BLONDIE – Plastic Letters (1977) 10,4 BLONDIE – No Exit (1999) 09,5 BLONDIE – The Curse Of Blondie (2003) 09,4 BLONDIE – Panic Of Girls (2011) 09,0 BLONDIE – The Hunter (1982) 08,5 BLONDIE – Ghosts Of Download / Greatest Hits (2014)
Und zum Finale noch fünf Vids von Blondie alt und Blondie neu.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Dann hau ich noch meine persönlich erstellte Best-Of 1976 - 2014 hinterher:
CD 1 1. X-Offender 2. Rip Her To Shreds 3. Kung Fu Girls 4. Fan Mail 5. Denis 6. (I'm Always Touched By Your) Presence, Dear 7. Youth Nabbed As Sniper 8. Hanging On The Telephone 9. One Way Or Another 10. Picture This 11. Sunday Girl 12. Heart of Glass 13. Dreaming 14. The Hardest Part 15. Union City Blue 16. Atomic 17. Call Me 18. Live It Up 19. The Tide is High 20. Do The Dark 21. Rapture 22. War Child 23. Orchid Club
CD 2 1. Screaming Skin 2. Nothing Is Real But The Girl 3. Maria 4. No Exit (feat. Coolio) 5. Last One In The World 6. Golden Rod 7. Good Boys 8. Diamond Bridge 9. What I Heard 10. Mother 11. Love Doesn't Frighten Me 12. Girlie Girlie 13. Sugar On the Side (feat. Systema Solar) 14. Rave (feat. Miss Guy) 15. Winter 16. A Rose By Any Name (feat. Beth Ditto) 17. Put Some Color On You 18. Rapture Riders (Blondie vs The Doors) (Bonus Track)
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist