Allerhöchste Zeit für einen Thread über jamaikanische Musik und ihre diversen Subgenres: Lebensfrohe aber auch sozialkritische, oftmals kämpferische und zugleich religiös-spirituelle, immer aber tanzbare Musik, arrangiert um den genredefinierenden Offbeat. Einerseits selbst eine in der Entstehungsgeschichte und musikalischen Evolution hochspannende Richtung, zugleich selbst in vielerlei Hinsicht Ideengeber und Ursprung sehr vieler aktueller und vergangener Musikstile. Der Beitrag der kleinen Karibikinsel zur globalen Musikkultur kann meines Erachtens gar nicht groß genug eingeschätzt werden.
Doch wie geht man nun in einem solchen Thread vor? Vorstellen von Lieblingsinterpreten? Oder einfach mal ein paar Lieblingstracks in die Runde werfen und schauen, was sich daraus entwickelt? Am besten erstmal Wikipedia zitieren:
ZitatReggae is a music genre that originated in Jamaica in the late 1960s. While sometimes used in a broad sense to refer to most types of popular Jamaican dance music, the term reggae more properly denotes a particular music style that was strongly influenced by traditional mento and calypso music, as well as American jazz and rhythm and blues, especially the New Orleans R&B practiced by Fats Domino and Allen Toussaint, and evolved out of the earlier genres ska and rocksteady. Stylistically, reggae incorporates some of the musical elements of rhythm and blues, jazz, mento (a celebratory, rural folk form that served its largely rural audience as dance music and an alternative to the hymns and adapted chanteys of local church singing), calypso, African music, as well as other genres. One of the most easily recognizable elements is offbeat rhythms; staccato chords played by a guitar or piano (or both) on the offbeats of the measure. The tempo of reggae is usually slower than ska but faster than rocksteady. The concept of "call and response" can be found throughout reggae music. The bass guitar often plays the dominant role in reggae. The bass sound in reggae is thick and heavy, and equalized so the upper frequencies are removed and the lower frequencies emphasized. The guitar in reggae usually plays on the off beat of the rhythm. It is common for reggae to be sung in Jamaican Patois, Jamaican English, and Iyaric dialects. Reggae is noted for its tradition of social criticism and religion in its lyrics, although many reggae songs discuss lighter, more personal subjects, such as love and socializing.
Ich fange einfach mal damit an, nach und nach die verschiedenen Sub- und Prägenres jeweils mit Beispielsongs und Interpreten vorzustellen. Wenn sich der Thread spontan ganz anders entwickelt, mir auch Recht:
Ska Inzwischen weitgedehnter Begriff, der sowohl auf den jamaikanischen, zumeist instrumentalen Prä-Reggae der frühen 60er angewandt wird, als auch auf das britische 2-Tone Revival der späten 70er (da wird hoffentlich der geachtete Von Krolock sehr viel beizutragen wissen) und schließlich allerlei schnelle "Bierzeltmusik" neueren Datums mit Anleihen an Punk oder aber auch regionale Stilrichtungen (Bayern tut sich hierbei ja zuletzt hervor). Zunächst zu ersterer Definition (mit den beiden anderen unter diesem Namen firmierenden Stilen/Epochen kann ich sowieso nicht viel anfangen):
The Skatalites - Machine Shop (1963) Ursprünglich von 1963 bis 1965 aktive Band um den Jazz-Trompeter Don Drummond, Mitbegründer und bekannteste Band des Genres.
Don Drummond - Man in the street (1965) Eine der vielen tragischen Figuren der jamaikanischen Musikszene. 1965 aufgrund Mordes an seiner Freundin verurteilt, starb er vier Jahre später in einem Irrenhaus.
Prince Buster - One step beyond (1964) Noch heute aktives Urgestein. Der Track wurde mal irgendwann noch von einer britischen Band gecovert.
The Wailers - (I'm gonna) Put it on (1965) Jahre vor ihrer Weltkarriere war das Trio Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Livingstone in Jamaika in den 60ern eine der erfolgreichsten Ska-Bands. Viele der Songs wurden dann in den 70ern in verlangsamten Reggae-Versionen neu aufgenommen, auch "Put it on".
Jacob Miller's INNER CIRCLE - Reggae Thing (1976) feat. Neal Schon 1. Love Is The Drug 4:23 2. 80,000 Careless Ethiopians 3:22 3. Reggae Thing 4:02 4. Jah Music 4:05 5. Roman Soldiers Of Babylon 2:55 6. Groovin' In Love 4:43 7. Tired Fe Lick Weed In A Bush 2:59 8. Forward Jah Jah Children 4:11 9. Ghetto On Fire 4:12 10. This World 5:31
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Ich mag Reggae und seine Subgenres ja sehr gerne. Ich mache da auch gerne mit, aber nicht im Dezember, dem unreggaeigsten Monat des Jahres. Okay, ich besitze auch ein paar Trojan-Weihnachtssampler, aber die höre ich kaum.
Weihnachtszeit ist im Hause LFB grundsätzlich Dubzeit, just in diesem Moment läuft gerade "King Tubby - Father of dub" samt omnipräsentem Glöckchengebimmel. Aber auch das "Burnin'" Album der Wailers beispielsweise ist in seiner Besinnlichkeit doch genau die richtige Untermalung zum Tanz der Schneeflocken vor dem Kaminzimmerfenster, von daher sehe ich keinen jahreszeitlichen Widerspruch zum Thread.
@Der Lokus: Inner Circle haben ja in der Jacob Miller - Epoche vieles richtig gemacht, aber später dann den Ruf von Reggae in der gesamten westlichen Welt mit Vorsatz schwer beschädigt.
ZitatRocksteady is a music genre that originated in Jamaica around 1966. A successor of ska and a precursor to reggae, rocksteady was performed by Jamaican vocal harmony groups such as The Gaylads, The Maytals, The Heptones and The Paragons. The term rocksteady comes from a dance style that was mentioned in the Alton Ellis song "Rock Steady". Dances performed to rocksteady were less energetic than the earlier ska dances. One of the most easily recognizable elements, as in ska, are offbeat rhythms; staccato chords played by a guitar and piano on the offbeats of the measure. This offbeat can be counted so that it falls between each count as an "and". Example: 1 and 2 and 3 and 4. The perceived tempo became slower with the development of rocksteady than it had been in ska and this led to a number of changes in the music. The guitar and piano players began to experiment with occasional accents around the basic offbeat pattern. This can be heard throughout Jamaican recordings in subsequent years. This slowing that occurred with rocksteady allowed bass players to explore more broken, syncopated figures, playing a counterpoint to the repetitive rhythm of the guitar and keyboards and this new style eventually largely replaced the walking patterns that had been so characteristic of many ska recordings. Due in part to the heavy borrowing from US soul songs, many rocksteady songs are love songs
Kurz gesagt: Verlangsamter Ska, mit Gesang, der stark an Soul und Rhythm and Blues angelehnt war, häufig wurde die komplette Gesangsmelodie von US-Hits entlehnt oder diese wurden gecovert. Dass das schnelle "Pressure drop" (1969) von Toots & The Maytals als Rocksteady-Klassiker gilt, hingegen die vergleichsweise souligeren Songs des Debütalbums der Wailers (1965) als Ska, während selbige in den 70ern neu aufgenommen zu Reggae-Klassikern wurden, zeigt, dass die Unterscheidung zwischen Ska, Rocksteady und Reggae eher eine zeitliche Unterteilung statt eine streng stilistische ist.
Finde ich großartig. Daneben steht aber fast nix im Regal - der übliche Marley, zwei tolle Trojan Dub Sampler, das wars. Empfehlungen werden mit Dankbarkeit entegegengenommen.
Volle Länge (aber miese Qualität):
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Zunächst mal alles Gute zum 80. Geburtstag an den Allergrößten, den Erfinder des Dub und irgendwie auch den Erfinder des Reggae. Und aus diesem Anlass empfehle ich ein Großwerk, eine der, wenn nicht die beste Roots-Platte dieses Planeten
The Congos - Heart Of The Congos
Nicht wenige Kenner behaupten, es wäre das beste Album, an dem Scratch jemals beteiligt war. 1977 in seinem Black Ark Studio aufgenommen, mit Boris Gardiner am Bass und Sly Dunbar am Schlagzeug. Als Backgroundsänger waren u.a. Gregory Isaacs, Earl Morgan and Barry Llewellyn zu hören.
Schön ist auch der Umstand, noch viel von Perry hören zu dürfen, da er vor kurzem beschlossen hat, nicht zu sterben
Das englische Label Soul Jazz Records hat letzten Freitag eine weitere Studio One Compilation herausgebracht. Der Fokus liegt auf Musik die irgendwie zwischen Rocksteady und frühem Reggae einzuordnen ist und ursprünglich auf Jamaika Records erschienen ist. Unglaublich, wie groß bei denen der Backkatalog ist.
Ja der war fällig! Kenn mich im "klassischen Roots Reggae" nicht übermäßig aus, und mag auch die Sorte Reggae, nach ausser-jamaikanischem populärmusikalischem Verständnis, nicht immer so gerne, dafür die Spielarten Dub, Rocksteady und Dancehall (mehr oder weniger) sehr, Ska in Maßen. Natürlich ist viel wichtiges in den 60/70ern in Jamaika erschienen, danach gabs aber auch noch tolle Sachen, im Dancehall-Bereich zum einen, aber vor allem mit den "Weiterentwicklungen" der klassischen Subgenres. Klar, Dubstep & Co, aber für mich ist neben Jamaika das Epizentrum Neuseeland: der Name Fat Freddy's Drop dürfte bekannt sein, aber rundherum gibts ja noch eine lebhafte Szene. Die meisten Vertreter machen, wie ja FFD auch, keinen reinen Reggae, sondern eine Mischung aus Reggae/Dub/Soul/Elektro/Jazz/Funk. Die Kiwis sind einfach ein beneidenswert entspanntes Völkchen. Lieblinge dort sind vor allem die Supergroup Fly My Pretties und die elektronisch angehauchten Electric Wire Hustle. Ansonsten wären da Sola Rosa, Black Seeds und und
Was der Thread auf jeden Fall braucht, weniger Videos. Oder besser, mehr LINKS zu Videos. Die Ladezeiten sind schon grenzwertig.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Letzes Jahr hat Reggae ja in meinem Musikkosmos ein kleines, feines Revival gefeiert. Neben den famosen FRIGHTNRS gab es auf ein paar Platten schöne Reggae-Einflüsse. So sind zb auf dem Album von A Tribe Called Quest zwei meiner Lieblingssongs jene mit Reggae-Anleihen und dezentem Patois: Black Spasmodic und The Donald
Mr. Perry nimmt neben Herrn Zimmermann und Neil Young sicher den meisten Platz ein in meinen Tonträgerregalen. Und auch sonst bin ich Reggae sehr zugtan und kaufe immer mal wieder was dazu. Vor kurzem wieder so geschehen, als ich las, dass jenes Dub Jahrhunderwerk neu aufgelegt wurde:
Keith Hudson - Pick A Dub
Aktuell sowohl als Doppel-LP als auch als CD zu recht günstigen Preisen bekommen. Beides sehr schön aufgemacht, Gatefold-Cover, Booklet etc.
Und für diejenigen, die mit Dub noch ein wenig fremdeln, hat man in weiser Voraussicht ein paar Vocaltracks drangehängt.
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