Lieber LFB, liebe Forumsgemeinde… Hier geht es um Jurodänz, ähm Eurodance - zuvor Dancefloor genannt.
„Dancefloor“ war ein Stil der elektronischen Tanzmusik, der in der ersten Hälfte der 1990er Jahre europaweit populär war. Es ist - zumeist - ein Mix aus repetitiver synthetischer Instrumentierung mit monotonem Beat im 4/4-Takt (110 bis 180 BPM), Refrains mit weiblicher Soulstimme und männlichen Rap-Parts. Oft repräsentieren die Sängerinnen und Rapper das Dance-Projekt und die Komponisten bleiben eher im Hintergrund.
Überraschend mag sein, dass die ersten Tracks des Dancefloor nicht rein kommerziell ausgerichtet waren. Es waren DJs und Produzenten aus dem Raum Frankfurt, die in Clubs Techno, EBM oder Trance spielten und diese Clubmusik Radio- und Charttauglich machen wollten. Einfluss auf sie hatte der Synthpop, Italo Disco oder auch die Techno-Musik sowie Hi-NRG.
Ebenso könnte manche etwas überraschen, dass hinter den wohl meisten der „Eurodance“-Songs deutsche Komponisten und Produzenten stehen.
Als direkte Vorläufer des Dancefloor gelten z.B. die Tracks
TECHNOTRONIC - Pump Up the Jam (Belgien, 1989)
SNAP! - The Power (Deutschland, 1990)
U96 – Das Boot (Deutschland, 1991)
Damals fand auch ein anderer Wechsel statt: vielfach eingesetzt wurde eine „pumpende“ Bassdrum und statt der analogen Sequenzer nutzte man erstmals auch den Computer für Musikproduktionen. Zudem wirkte der Trance-Stil über die Clubs auf die Produktionen mit ein.
Bedeutend für den Dancefloor war dann der Track
SNAP! - Rhythm Is a Dancer (Deutschland, 1992)
Dieser Track gab für ein komplettes Genre den Mix aus Beat, Soulstimme und Rap vor.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Schnell folgten weitere bedeutende Dancefloor-Songs…
CULTURE BEAT - Mr. Vain (Deutschland, 1993)
DR. ALBAN - It’s My Life (Schweden, 1992)
CAPTAIN HOLLYWOOD PROJECT - More and More (Deutschland, 1992)
FELIX – Don’t you want me (Großbritannien, 1992)
MAGIC AFFAIR – Omen III (Deutschland, 1993)
CAPTAIN HOLLYWOOD PROJECT - Only With You (Deutschland, 1993)
TWENTY 4 SEVEN – Is it love (Niederlande, 1993)
MAGIC AFFAIR - Give Me All You Love (Deutschland, 1993)
CAPPELLA - U Got 2 Let The Music (Italien, 1993)
CAPPELLA - Move On Baby (Italien, 1994)
Eine Ausnahme – da ganz ohne Rap-Part – ist …
HADDAWAY - What Is Love (Deutschland, 1993)
All diese Tracks landeten auf Platz 1 der deutschen Charts. Natürlich folgten diverse Produzenten dem Konzept des Dancefloor und alles wurde chartsorientierter. Der Höhepunkt des Dancefloor waren die Jahre 1993/94, da damals fast alle Charthits diesem Genre zugeordnet werden konnten.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ohgottohgottohgott, der Pest und Cholera Thread ist geboren.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Bin ziemlich sicher, dass wir den Thread schon hatten, so ca. vor zwei Jahren und da die fast gleichen Songs schonmal gepostet wurden. Ging glaube ich auf den User formerly known as Senator zurück. Aber hey, fast alle oben geposteten Threads waren Bestandteil meiner Jugend und ich mag sie nicht missen (sowohl die Jugend als auch den Thread).
Böse Zungen nannten den Dancefloor auch „Kirmestechno“, da die Musik gern auf Jahrmärkten gespielt wurde. Bis zum Jahr 1996 hin sank die Bedeutung des Genres.
Wenn ich hier bislang immerzu von „Dancefloor“ rede, so eigentlich deshalb, weil der heutige Genre-Stempel „Eurodance“ erst später entstanden ist. Man bezeichnete nämlich ab Mitte der 90er Jahre CD-Sampler des Dancefloor mit alten Charthits als „Eurodance“ (in Europa produzierte Dancemusic).
X-PERIENCE - A Neverending Dream (Deutschland, 1996)
AQUA – Barbie Girl (Dänemark/Norwegen 1997)
2 EIVISSA - Oh La La La (Deutschland, 1998)
CARAMELL – Caramelldansen (Schweden, 1999)
ATC - All Around The World (la la la la la la la la) (Deutschland, 2000)
GALA – Freed from desire (Italien, 1996)
Nach diesem, äh, Vorgeplänkel kann nun um die einzelnen Acts gehen... sollte ich nicht Forumsverbot auf Lebenszeit erhalten...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich gestehe, dass es da Berührungspunkte gibt. Je nach Zeitraum auch viele...
Zum Acid House, Techno, Hardstyle, Schranz, Detroit Techno, Deep House, Minimal House, zum Breakbeat, Drum & Bass, zu Dubstep, Trance, Ambient, Goa, Hands up, Chill-Out, etc. Und eben zum Rave.
Ich bin da wohl etwas altmodisch, wenn ich zu Acid House /Rave vor allem Tracks mit den guten alten Roland-Maschinen TB-303, TR-808 und TR-909 zähle…
Als Beispiel ein Klassiker (man beachte auch das Publikum im Video):
Bei Überschneidungen zu House, Rave, Trance, etc, also sorry – so ganz mein Spezialgebiet ist es nun auch nicht
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #7Bis zum Jahr 1996 hin sank die Bedeutung des Genres.
Aber die Bedeutung von "Barbie Girl" sank nie!
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Ich fand / finde Rave, Acid House und auch Happy Hardcore sehr toll, ein großer Eurodance-Fan war ich aber nie. Da war mir vieles zu käsig, z.B. auch der heute wieder hochgelobte Haddaway. Aber grundsätzlich ist das ein weites Feld, von den bereits genannten finden 2 Unlimited, Cappella, Technotronic, Dr. Alban etc. durchaus mein Gefallen. Snap! ohnehin, Culture Beat waren da eher die Nachahmer.
X-Perience würde ich eher dem Vocal Trance zuordnen. Da habe ich mir schon aufgrund Akris Empfehlung im Vorgängerthread die Alben besorgt, und speziell das erste ist wirklich sehr sehr fein.
Der Sound von Dune ist für mich die deutsche Spielart des Rave, die ja mitte der Neuniziger wahre Höhenflüge erlebte, auch bei mir. Geprägt wurde der Stil in erster Linie von Westbams Label Low Spirit und den darauf gesignten Künstlern (Westbam, Marusha, Mark'Oh, natürlich Members Of Mayday und die von mir bis heute hoch verehrten RMB). Hier würde ich mir mal wieder ein Revial wünschen, es gibt keinen anderen Stil auf der Welt, der solche Glücksgefühle auslösen kann.