The Smashing Pumpkins – Mellon Collie & the Infinite Sadness (1995) Der Titel dieses Albums hatte mich sofort gepackt, damals, als ich 14 war und viel MTV guckte und Billy Corgan mir im Video zum wunderschönen »Tonight, Tonight« wie ein durchaus ein bisschen anbetungswürdiger Star erschien. Als ich dann feststellte, dass mit D’arcy eine Frau am Bass agiert, war ich völlig verloren und die Pumpkins meine neue Lieblingsband. (Und D’arcy mein Vorbild – leider bin ich am Bass genauso unbegabt wie an der Gitarre, dem Schlagzeug und sogar der Ukulele. Blockflöte kann ich übrigens auch nicht spielen.) Entsprechend wurde »Mellon Collie« schnell das meistgehörte Album meiner damals noch eher winzigen Plattensammlung. Und ist es geblieben, trotz jetzt sehr, sehr viel größerer Auswahl, denn ich komme nicht los von Hits wie »Zero«, »Love«, »Muzzle« oder »Bodies«. (Oh, »Bodies«!!) In dieser Platte steckt viel von meinem damaligen Lebensgefühl, aber auch verdammt viel Erfahrung späterer Zeiten und richtig, richtig viel von meinem Heute. Jede Zeit kriegt ihr eigenes Lieblingslied, und die meisten sind auf diesem Doppelalbum versammelt. Ich weiß noch, wie wir in der Schule über Musik diskutiert haben, mit der Hingabe, die eigentlich nur Jugendliche entwickeln können. Nine mochte die fast schon sperrige »Gish« lieber und weil damals Frühwerke immer cooler waren als die aktuellen Hits, wollte ich das auch gerne so empfinden – ging aber nicht, denn »Gish« ist zwar toll, aber eben nicht »Mellon Collie«. Und Sandra war schwer verliebt in »Siamese Dream«, die später eindeutig zu einem Favoriten von mir avancierte, aber mit 14 einfach nicht ganz das spiegelte, was ich in mir sehen wollte. »Mellon Collie« war’s und »Mellon Collie« wird es – vielleicht – immer sein.
Und hier der Rest, keine Reihenfolge: Swans – Filth (1983) Du kommst vom beschissenen Drecksjob nach Hause und bist voller Hass auf die Welt im Allgemeinen und Mit-Zugfahrer im Besonderen und ehe du die Axt holst, legst du »Filth« auf und öffnest den Bourbon. Dann passen Laune, Soundtrack und Selbstzerstörung zusammen und du hast eine reelle Überlebenschance.
Chelsea Wolfe – Hiss Spun (2017) Chelsea Wolfe klingt mal nach Grunge, mal nach Metal, mal nach Rock und mal nach Oper. All das gießt sie in teils harte, teils berückend fragile Lieder und trägt die wiederum mit einer Coolness vor, die ihresgleichen sucht. Ein Konzert und ich hing am Haken – das Album läuft seit Juli quasi durch.
Paradise Lost – Host (1999) Das beste Depeche-Mode-Album, das Mode nie gemacht haben. Meist ziehe ich zwar die frühen Death-Metal-Platten der Band vor, aber »Host« geht im Grunde immer. Vermutlich, weil wir’s hier schon fast mit gefälliger Radiomusik zu tun haben. Pluspunkte für den coolen Bandnamen.
The Gathering – How to Measure a Planet? (1998) Sphärisch, bewegend, trotzdem tanzbar. Ein Album, das immer funktioniert, besonders weil Anneke noch singt. Pluspunkte für den Titeltrack, zu dem es sich ganz hervorragend meditieren lässt. »Trip-Rock« nennen sie diesen Meilenstein der Musikgeschichte, sagt Wikipedia. Aha.
Amanda Palmer – Who Killed Amanda Palmer (2008) Du suchst auf YouTube lustigen Quatsch, stößt auf »Astronaut« und musst dir das großartige Video sofort 50 mal ansehen. Und verliebst dich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder vorbehaltlos in Musik. Und kommst in der Folge nicht mehr von Amanda Fucking Palmer los. Und lernst so viel.
The Sisters of Mercy – Floodland (1987) Ein echter Grufti hört die Sisters. Ein echter Grufti goutiert das düstere Wabern & Bassen & Melodeien. Ein echter Grufti freut sich nicht nur über Pathosballaden (die bei den Sisters erfreulich unpathetisch sind), sondern auch über Gitarrenparts mit ordentlich Schmackes. Eine Platte für die Ewigkeit.
Desperate Journalist – You Get Used to It (EP; 2018) Hier ist sie, die Cure-Referenz, ohne die eine Liste dieser Art von mir nicht denkbar wäre – auch wenn die freundlichen Londoner eher nicht nach The Cure klingen. Dafür bieten sie feinsten Post-Punk, melodisch und schön betextet, großartig gesungen von einer dauer-melancholisch wirkenden Jo Bevan.
Project Pitchfork – Alpha Omega (1995) Der Titeltrack zwingt mich zum begeisterten Mitsingen. »The Longing« bringt mich zum Weinen. Alles drumrum bringt mir immensen Spaß – gekonnter Electro halt. Einzig die doch sehr platten Texte wirken latent störend auf meinen Hörgenuss, was gerade bei den deutschen Titeln problematisch werden kann.
The Foreign Resort – New Frontiers (2014) Dass eine Platte völlige Perfektion ist – im Sinne von »jeder Track ein Treffer« – kommt selten vor. Die drei Dänen von The Foreign Resort haben es geschafft und ein New-Wave/ Post-Punk-Album geschaffen, das es in sich hat. Kluge Texte, eingängige Melodien, großartiger Gesang. Hier passt alles.
Jaaaa, die Smashing Pumpkins, tolles und auch für mich sehr prägendes Album, das streng genommen auch in meine Liste gehört hätte, auch an "Gish" sowie die beiden B-Seiten Compilations "Pisces Iscariot" sowie "The Aeroplane flies high" (auch weil letzteres so wunderbar größenwahnsinnig war) hatte ich lange gedacht, weil die auch wesentlich mein Interesse an der inzwischen vom Aussterbenden bedrohten Spezie namens B-Seite geweckt hatten. Konnte mich letztlich auch nicht wirklich für eines der genannten entscheiden, das war ja auch bei Cure das Problem. Project Pitchfork und the Gathering freuen mich auch, obwohl ich sie kaum noch auflege (und bei ersteren dann auch eher bei den Sachen von 1999 bis 2005 lande), Desperate Journalist dagegen durchaus, hatte aber gar nicht mitbekommen, dass da 2018 was neues kam.
Hach ja, die Smashing Pumpkins mochte ich in den 90ern auch ziemlich. Ganz klar das beste Pumpkins Album. Die Chelsea Wolfe hatte ich mir aus irgendeinem Impuls letztes Jahr auch gekauft, aber so sehr mich Elemente dieser Musik sehr ansprechen, stoßen mich andere wieder ab. Ich werde aus dieser Platte nicht schlau und ziehe ihre elektronische Frühphase vor.
Ich würde die Pumpkins gerne mehr mögen, als ich tu, aber Billy Corgans Stimme macht es mir unmöglich. Ein paar Stücke hintereinander gehen, dann brauche ich wieder eine Pause.
Die Paradise Lost mag ich auch sehr gerne. Ich habe die Aufregung seinerzeit nicht nachvollziehen können, aber da zeigt sich wieder die Engstirnigkeit der Metalszene. Die Songs sind von Melodieverlauf und Atmosphäre ganz klar typische Paradise-Lost-Songs, nur die instrumentellen Arrangements gestalten sich untypisch. Danach wurde es graduell ja wieder härter und inzwischen haben sie den Kreis geschlossen und sind wieder in der Ecke von "Icon" angekommen. (Der Vollständigkeit halber noch die Anmerkung: Es gibt genau eine Death-Metal-Platte der Band, und zwar das Debüt. Ab der "Gothic" wird der Stil bereits verhandelbar.)
The Gathering finde ich ebenfalls toll, abzüglich des elend langen Titelsongs.
The Gathering!! Von denen liest man ja hier eher selten. Mittlerweile mag ich die Anneke zwar nicht mehr so sehr, aber da war sie noch richtig gut drauf.
soweit mir überhaupt bekannt, sind die meisten interpreten der liste leider keine allzu willkommenen bewohner meines musikplaneten (pumpkins, SOM, paradise ost). bei amanda palmer hingegen geh ich auch in die knie! du weißt also, was bei meinem nächsten besuch in die heavy rotation muss!
Als Ex-Stammgast in diversen Alternative-Rock-Dissen dieser Stadt (R.i.P.) kam ich an einigen aus der Liste nicht vorbei, die Mellon Collie verbinde ich immer noch stark mit dieser Zeit. Wusste gar nicht, dass du die so gerne magst.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Zitat von MrMister7 im Beitrag #5The Gathering!! Von denen liest man ja hier eher selten. Mittlerweile mag ich die Anneke zwar nicht mehr so sehr, aber da war sie noch richtig gut drauf.
Ich mag die Anneke immer noch sehr, allein schon auf der Ayreon-Live-DVD ist sie wieder göttlich! Und es freut mich sehr, dass hier auch die Sisters Of Mercy vertreten sind, mit ihrem sicherlich besten Album. Und ganz erstaunlich, wie toll die Zusammenarbeit mit Jim Steinman funktioniert.
Ich hab‘s befürchtet, irgendwann hat jemand was ganz oben, was bei mir so ganz unten wäre. Jetzt isses passiert und mir fällt beschwichtigend nur ein, dass Muse oder Placebo noch schlimmer wären und dass die Swans ganz toll sind.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
als ich in der spex einen artikel über die pumpkins gelesen habe, dachte ich, das wird MEINE band, aber "gish" hat mich einfach kalt gelassen. "siamese dream" hatte dann eine mitbewohnerin, die sie ständig in der küche runternudelte und die fand ich ganz in ordnung (jetzt gammelt sie auf meiner festplatte - oft höre ich sie nicht), aber "mellon collie" ging mir dann schon wieder am arsch vorbei (außer "1977", mein definitiver pumpkins-favorit). das war's dann. und billy corgan hat ja außerdem noch eine gewaltige schraube locker.
mit "filth" rennst du offene türen bei mir ein und von den sisters würde ich "first and last and always" vorziehen; amanda palmer hab' ich leider nach den dresden dolls aus den augen verloren. werde ich mal nachholen. außerdem klingen desperate journalist und foreign resort noch interssant für mich. erstere hatte ich - glaub ich - auch schon auf ein oder zwei mibs gehört und die fand ich - soweit ich mich erinnern kann - auch ziemlich gut.
mit chelsea wolfe verbinde ich meine berlin-zeit, weil ich da ihren wunderschönen track "friedrichshain" erstmals von einem mädchen zugespielt bekam und dieser bald ein kernsong meines berlin-tapes für das jahr wurde. die neue hatten wir auch im podcast, während albert sie vorstellte und mochte, war ich aber leider raus. früher war manches doch besser.
ansonsten mag ich die desperate journalists natürlich ganz gerne, eigentlich sogar durchgehend, mir fällt spontan kein schwacher release ein.
Lustigerweise bin ich mit dem einzigen User, mit dem es nicht mehr als rudimentäre Überschneidungen gibt, verheiratet. Mit den Smashing Pumpkins habe ich mittlerweile zumindest musikalisch wieder meinen Frieden geschlossen, weil ich mich mit fortschreitendem Alter daran erinnere, daß ich "Siamese Dream" mit 19 (glaube ich) tatsächlich mal toll fand. Die Sisters gehen auch ab und zu, von den Swans hab ich zumindest drei Platten (auch die "Filth"), die ich aber erstaunlich selten höre, und Project Pitchfork finde ich völlig unerträglich. Der Rest tut nicht weh, liegt aber immer noch gepflegt außerhalb unserer Schnittmenge.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.