Work in progress, schön, wenn einem gelungene Absätze gelingen
Im Tresenbereich, rechts vom Eingang, brannten exakt fünf schwache Glühbirnen unter vom Rauch erblassten, froschgrünen Lampenschirmen und warfen ein trübes Funzeln in jenen Abschnitt des Raums. Ansonsten hing über jedem der quadratischen Holztische mit jeweils vier Stühlen eine ebenso schwache Glühbirne, jedoch ohne jeden Lampenschirm oder sonstige für die hiesige Kundschaft vermutlich unnötige Fisimatenten. Als der erste Geruchsschock überwunden war, wurde der kalte Zigarettengestank übertüncht vom Duft nach Alkohol, Schimmel, kaltem Schweiß und Urin, letzteres zweifelsohne auf die leicht angelehnte Tür mit dem schwarzen Schild „WC“ herrührend, welche hinter dem entgegengesetzten Ende des Tresens zu finden war.
nach meinem kurzen Hinweis im "Ich freue mich" Thread jetzt mal ein eigener Beitrag. Seit ich zwölf bin, schreibe ich so vor mich hin. Und kurze journalistische Sachen oder wissenschaftliches ist was ganz anderes, als ein Stoff, in dem es persönlich wird.
Vor einigen Jahres reiste ich für ein knappes halbes Jahr durch Südamerika. Was mir dort passierte und warum, gibt es nun in dem Buch NACH SÜDEN nachzulesen.
Es steckt viel Zeit und Herz in dem Ding, ich hoffe, dem ein oder anderen von euch gefällt es und lässt manche Winterabende besser vorübergehen.
In etwas bei Null anzufangen ist ja immer eine Mischung aus Freude und "Oha". Nach zwei Reisebüchern sitze ich in den finalen Zügen eines Romans, der Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.
Am Sonntag hat es Klick im Hirn gemacht. Schön, wenn man traurige Wochen und Monate in Texte münden lassen kann, ohne larmoyant zu werden. An dem "man ist kreativer, wenn es einem schlecht geht" ist halt viel dran.
Ich habe endlich die Brücke vom vorletzten Kapitel zum knappen Schluss geschlagen, auf eine kniffige und (wie ich finde) überraschende Weise beim Lesen. Nun korrigieren und kürzen, Anfang nächsten Jahres soll es raus in die Welt.
Schade, dass es durch Corona noch schwieriger ist, mehr zu tun als Online promoten ...
Nach zwei Reisebüchern habe ich nun den ersten Roman fertig bekommen. Das ist schon ein anderes, mulmigeres Gefühl. Keinerlei Erlebtes, hinter dem ich mich verstecken kann, sondern 100% Fiktion. Im Rahmen meiner Möglichkeiten bin ich zufrieden, sonst hätte ich es ja nicht zur VÖ geplant :D
Das Teil heißt HANNAH KOMMT AUCH und erscheint am 22. Januar 2021. Und weil ich euch zumindest die humorige Komponente nicht vorenthalten möchte, kommt eine kurze Leseprobe.
»Es macht mir Sorgen«, sagte Robert und nahm seinen vorherigen Gedanken auf, »ich hatte zwar Schiss, aber irgendwie war es auch ganz gut so, ganz richtig. Ich meine, wenn sich mit dem Auszug von zu Hause und dem Studium nichts verändert, wann denn dann? Und es wird höchste Zeit, dass sich was ändert.«
»Bei mir genauso, das kannst du mir glauben«, antwortete Gustav, streckte sich gähnend, wobei er die Arme weit in die Luft hob, und leerte dann seinen Kaffeebecher auf einen Zug. »Und nicht bloß um meiner selbst willen. Ich bin schon dreißig. Weißt du, wie meine Mutter reagiert hat, als sie hörte, dass ich Politikwissenschaften studieren will? Auweia. Erst letzte Woche komme ich in die Küche und sie sitzt am Tisch, schneidet Zwiebeln. Und dann ging es auch schon los. Du kennst doch noch den Sohn von Schusters, den Oliver? Mit dem warst du in der Grundschule. Ja, Mutter, was soll ich denn jetzt machen? Nichts, aber ich habe seine Mutter im tegut Supermarkt getroffen. Sie hat mir erzählt, dass Oliver jetzt der beste Augenarzt auf der ganzen Nordhalbkugel ist. Er hat eine Praxis in Frankfurt und eine Frau, die als Fotomodell gearbeitet und von ihm zwei kleine Töchterchen bekommen hat, eine schöner als die andere. Und im vergangenen Jahr sind sie in die Vereinigten Staaten geflogen und dort wurden ihm zu Ehren Paraden abgehalten und eine Burgerkette hat sogar einen neuen Hamburger nach ihm benannt, stell dir das vor, einen Oliver Burger. Und in jedem Ort und in jeder Stadt, durch die sie gereist sind, hat der Bürgermeister persönlich darum gebeten, dass Oliver eine komplizierte Augenoperation durchführt und das hat er dann erfolgreich gemacht und danach haben sie ihnen Äppelwoi zu Trinken gegeben, den kannten die vorher gar nicht in Amerika, den Wein haben sie extra für Oliver importiert. Und wie stolz er seine Familie macht.«
Robert konnte kaum mehr atmen vor lauter Lachen. Dann besann er sich: »Aber ja, ich verstehe, was du meinst. Manchmal kommt es einem vor, als lebte man für sie, nur um sie zufrieden zu stellen und ihnen keine Schande zu machen, was?«
Es ist schön, wenn Freunde und Bekannte nach kurzen Schnipseln sagen, dass es ihnen gefällt. Noch schöner, wenn sie betonen, wie neugierig es sie auf die Handlung macht.
Ihr sollt auch nicht leben, wie ein Hund, hier noch mal ein Ausschnitt. Erscheint am 22. Januar, das gute Teil
An einem Freitag Anfang Februar knöpfte Professor Claus in aller Ruhe sein weißes Hemd vor dem großen Flurspiegel zu, betrachtete dabei die tiefen Falten rund um die Augenpartie und die immer mehr Raum fordernden Geheimratsecken seitlich der Stirn. Langsam konnte auch sein Spiegelbild nicht verleugnen, dass er älter wurde. Er war noch kein alter Mann, gewiss nicht, dessen ungeachtet ließen sich die Folgen des körperlichen Verfalls nicht mehr von der Hand weisen. Mit dem Gewicht hatte es begonnen, und für einen Mann, der stets nahe am Idealgewicht gelegen, Tennis gespielt, Golfbälle geschlagen, das Tanzbein geschwungen hatte und als Ausgleich zu den unzähligen Stunden in Bibliotheken und an Schreibtischen mindestens einmal jährlich in die Schweizer Berge zum Wandern fuhr, war der in letzter Zeit vorlugende Bauch ein Alarmsignal, das Claus zwar durch seinen Kleidungsstil zu verbergen wusste, nur was half das? Der Bauch war ja trotzdem da, Sport konnte ihn längst nicht mehr bändigen, Sex hatte Claus seit der zweiten Scheidung von vor fünf Jahren so gut wie überhaupt nicht mehr, und wenn, dann ließ er die (vornehmlich asiatischen) Prostituierten, die er sich stets nur auf Reisen, fern von daheim erlaubte – denn die Genugtuung würde er niemandem in der heimischen Welt gönnen, »Claus bestellt sich thailändische Nutten in seine Villa, haben wir es ja gleich gewusst« - den aktiven Part übernehmen, lag einfach auf dem Rücken und ließ sich reiten oder einen blasen. Das war ein Ausgleich zu seiner im Berufsleben ausgelebten Dominanz.
Ein Seitenblick durch das Panoramafenster kündigte einen weiteren nasskalten Tag an, also marschierte Claus zur breiten Eichenholzkommode im Garderobenzimmer, zog die oberste Schublade hervor und entnahm ihr den beigen Schal aus dem Hause Karl Lagerfeld. Wenn just in diesem Moment jemand aus dem Gartenareal durch den Fensterschlitz der Garderobe geschaut und Claus beobachtet hätte, so hätte dieser jemand vermuten können, einen alternden Schauspieler zu betrachten, der vor dem Betreten der Bühne letzte Hand an seinem Kostüm anlegt, so hoch konzentriert wickelte Claus den Schal und richtete seinen Hemdkragen.