Nachdem heute bereits das dritte Mal das Album "Up on the sun" läuft und mich mit jedem Mal mehr begeistert, versuche ich es mal mit einem Bandthread, gibt sicher den einen oder anderen Kenner hier, der was beizutragen weiß.
Die Meat Puppets aus Phoenix also, im Kern das Brüderpaar Curt (Gitarre, Gesang) und Cris Kirkwood (Bass) sowie Drummer Derrick Bostrom, seit 40 Jahren ein ewiger Geheimtipp zwischen Country, Cowpunk, Folk und zwischendurch Grunge mit kurzem Schritt ins Scheinwerferlicht durch ihren Gastauftritt bei Nirvanas MTV Unplugged auf Wunsch des großen Fans Kurt Cobain, bei dem gleich drei Songs ihres zweiten Albums "Meat Puppets II (1984) gespielt wurden. Ihr anschließendes "Too high too die" war im Windschatten dieses Auftritts ihr kommerziell erfolgreichstes, anschließend wurde es wieder ruhiger um die Herren. So weit, so vermeinlich unspektakulär, doch der zweite Blick offenbar so manches Drama: Eigentlich war die Band bis auf dieses eine Mal immer zur falschen Zeit am falschen Ort, überschattet wurde die Bandgeschichte aber vor allem von der langanhaltenden Drogensucht von Cris Kirkwood Knastaufenthalten, welche die Band für fast 15 Jahre mehr oder weniger lahmlegte auch weil sein älterer Bruder Curt ihn nie komplett aus der Band werfen konnte und wollte. Inzwischen ist die Originalbesetzung wieder zusammen (verstärkt durch Curts Sohn Elmo Kirkwood and der Gitarre sowie den Keyboarder Ron Stabinsky) und macht sogar immer noch hörenswerte Musik.
Alben: Meat Puppets (1982) Meat Puppets II (1984) Up on the Sun (1985) Mirage (1987) Huevos (1987) Monsters (1989) Forbidden Places (1991) Too High to Die (1994) No Joke! (1995) Golden Lies (2000) Rise to Your Knees (2007) Sewn Together (2009) Lollipop (2011) Rat Farm (2013) Dusty Notes (2019)
Ich bin nicht der große Fachmann, aber die Alben "Meat Puppets II" und "Up on the sun" kann ich rundherum empfehlen. Stilistisch ist die Discographie ziemlich weit gefächert, die Grunge-Alben der mittleren 90er klingen für mich z.B. recht verstaubt und deshalb verzichtbar.
diese alben nenne ich mein eigen und würde sie in etwa so einordnen
1. Up on the Sun (1985) 2. Meat Puppets II (1984) 3. Too High to Die (1994) 4. Forbidden Places (1991) 5. Mirage (1987) 6. Huevos (1987) 7. Monsters (1989)
das letzte album habe ich dann eigentlich auch wieder ganz gerne gehört, aber zum kauf konnte ich mich doch nicht ganz durchringen. müsste ich noch mal nachhören.
Ja, mir klingt das neue Album insgesamt etwas zu behäbig, wobei "Warranty" samt des Videos schon ein Hit ist. Bei "Too high to die" werde ich aussetzen, aber "Forbidden Places" steht auf jeden Fall noch auf der Einkaufsliste.
Da der Preis für gebrauchte CDs derzeit scheinbar kräftig anzieht (das wäre mal eine Diskussion über die Ursachen wert), muss es fürs erste diese Best of von 2004 (mit bis dato vier unveröffentlichten Songs) tun, gerade bestellt: Classic Puppets (Best of 1981-1989)
Zitat von LFB im Beitrag #5Da der Preis für gebrauchte CDs derzeit scheinbar kräftig anzieht (das wäre mal eine Diskussion über die Ursachen wert), muss es fürs erste diese Best of von 2004 (mit bis dato vier unveröffentlichten Songs) tun, gerade bestellt: Classic Puppets (Best of 1981-1989)
Nun, der CD-Preis zieht da sicher nicht generell an, sondern richtet sich natürlich wie eh und je an Angebot und Nachfrage aus. Es gibt also durchaus auch diverse gebrauchte CDs, für die man derweil weitaus höhere Portokosten als eigentliche Kaufpreise zu zahlen hat.
In anderen Fällen gab es einst eine Auflage X, die derweil überwiegend in den Regalen von Sammlern und Liebhabern verschwunden ist. Wenn es keine Neuauflage für 17 Euro oder so gibt, können die Interessenten also nur die Gebrauchtware ankaufen. Und dann steigen womöglich die Preise, weil alle irgendwo angebotenen CDs sogleich weggekauft werden.
Bei den Meat Puppets spielt sicher eine Rolle, dass Liebhaber von Nirvana auch teils deren Alben kaufen. Aktuell kann man die „Forbidden Places“ etwa für EUR 13,00 (plus 1,70 Versand) bei discogs kaufen und bei ebay kostet sie EUR 15 (inkl. Versand). Im amazon marketplace kostet sie aber aktuell EUR 50,01 (plus Versand), weil es dort momentan keine günstigeren Angebote gibt. In den USA (mal als Vergleich) kostet die „Forbidden Places“ etwa bei Musicstack aktuell rund 9 Euro…
Wie immer kommt es also auf Preisvergleiche an – teils werden ja auch tatsächlich „Mondpreise“ aufgerufen. Selbst wenn es nur um einige Euro geht, können ein paar zusätzliche Rechercheminuten durchaus lohnen. Künstler verdienen an Gebrauchtware nichts mehr, man füttert also eh nur die Konten der Händler…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ggf. kann man auch auf eine Streamingplattform ausweichen und sich die Alben dort anhören. Ist definitiv billiger und der Künstler bekommt auch noch ein paar Mikrocent.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Nein, Streaming ist für mich noch keine Alternative, dafür brauche ich Musik auch an zu vielen verschiedenen Orten und ich hänge einfach an Tonträgern, wobei dein Argument mit der Bezahlung der Künstler gut ist. Irgendwann wird mich der Lauf der Welt aber sicherlich noch zum Streamen zwingen. @Akri: Danke für die Hintergründe, aber das mit den anziehenden Preisen für viele gebrauchte CDs ist eine grundsätzliche Beobachtung die ich seit etwa sechs Monaten mache. In der Regel gingen beispielsweise die Marketplace Angebote für fast alle gebrauchten CDs früher bei wenigen Euro oder gar Centbeträgen los, heute sind 20, 30 oder mehr Euro eher die Regel als die Ausnahme. Spontan würde ich sagen, dass die Angebotsseite kleiner geworden ist. Discogs ist aber tatsächlich eine gute Idee, da habe ich es noch nicht versucht.
Welches Medium ist denn weniger an einen Ort gebunden als Streaming?
Das unaussprechlich Innige aller Musik, vermöge dessen sie als ein so ganz vertrautes und doch ewig fernes Paradies an uns vorüberzieht, so ganz verständlich und doch so unerklärlich ist, beruht darauf, daß sie alle Regungen unseres innersten Wesens wiedergibt, aber ganz ohne die Wirklichkeit und fern von ihrer Qual. (Arthur Schopenhauer)
Grundsätzlich stimmt das vermutlich, aber im speziellen Fall (kein USB und kein Bluetooth in beiden Autos, 25 Jahre alte wunderbare Stereoanlage ebenfalls ohne Kopplungsmöglichkeit, keine WLAN-Abdeckung im Garten (habe im Haus schon zwei Repeater hängen um zumindest das abzudecken), immer wieder in Afrika unterwegs, sentimental veranlagt) sind Tonträger bzw. mp3 immer noch erste Wahl, die Gefühlsebene spielt da mit.
@LFB: zutreffend ist sicher, dass in Deutschland vergleichsweise schon immer viel mehr Geld für Tonträger ausgegeben wird. Schon vor rund 15 Jahren war das Preisniveau etwa der „Top-25-Seller“ bei amazon hierzulande quasi doppelt so hoch wie in den USA.
Seit 2014 haben zudem die digitalen die physischen Musikumsätze weltweit überholt. Dabei ist von 2000 bis 2015 der weltweite CD-Absatz um 74 % gesunken! In den USA um 87 %, in Brasilien um 83 %, in Großbritannien um 72 % und in Frankreich um 70 %. In Deutschland aber nur um 59 %. Eine Ausnahme war der Markt in Indien. Da gab es gar Steigerungen beim CD-Absatz gab, weil die CD dort die alte Musik-Kassette ersetzte. Phasenweise stieg auch der CD-Absatz in Südkorea oder China.
In Schweden (die Spotify-Heimat!) ist der CD-Absatz von 2000 bis 2015 sogar um 90 % gesunken! Schweden liegt bei der Marktdurchdringung mit Smartphones klar vor Deutschland. Hinzu kommt, dass 90 % der schwedischen Albumcharts von internationalen Künstlern belegt werden. Die Charts in Deutschland werden hingegen stärker von einheimischen Künstlern dominiert. Und derartige Musik (etwa Schlager) ist bei älteren Hörern beliebt. Und die kaufen eben weiterhin gerne CDs.
Von daher gilt sicher, dass international betrachtet die Nachfrage nach CDs sinkt. Was auch zur Folge hat, dass außer teuren Sondereditionen in vielen Fällen der Backkatalog von Künstlern nur noch mit eher kleinen Neuauflagen gepflegt wird. Teils werden ja auch nur einige Vinylausgaben neu aufgelegt (z.B. mitunter bei Filmsoundtracks). Damit wird es im Repertoire von Künstlern zunehmend Werke geben, die auf CD eher rar sind bzw. teils nur noch gebraucht erworben werden können. Da es von vielen Werken keine CD-Neuauflagen mehr gibt, dürfte der Stellenwert der Gebrauchtware steigen und manche CDs steigen somit im Wert.
Wer also heute den Backkatalog von Künstlern ankaufen möchte, wird einen Mix vorfinden: es gibt im Gebrauchtmarkt sehr billige CDs – vor allem dann, wenn es sich ohnehin um Werke handelt, die einst überall massenhaft verkauft wurden. Bei manchen Künstlern sind daher die „Klassiker“ auch heute recht preiswert zu haben, während einst eher bedeutungslose und kaum verkaufte Werke weniger stark im Umlauf und damit teurer sind. Hinzu kommt teils eine Sammlerszene: da werden dann z.B. all die Werke des Krautrock angekauft und je nach Auflage steigen schnell die Preise. Viele „Komplettisten“ wollen eben gerne alles im Regal herumstehen haben.
Umgekehrt kann man aber immer noch viele CDs billig erwerben, weil die einstigen „Modescheiben“ derweil fast niemanden mehr interessieren. Dies ist so ähnlich wie mit den alten Vinylplatten aus dem Bereich klassischer Musik oder Schlager: die große Masse ist extrem billig zu haben und wird teils von Händlern auch gar nicht erst mehr angekauft.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Danke. Sehr schön, die Thematik nochmal so umfangreich aufbereitet zu sehen. Die von mir wahrgenomme rapide und kurzfristige Verteuerung des Gebraucht-Marktes erklären diese ganzen langfristigen Entwicklungen vermutlich nur teilweise, aber vielleicht suche ich inzwischen tatsächlich mehr obskure Sachen als noch vor einiger Zeit. Wobei mir analog dazu auch scheint, dass man relativ neue Veröffentlichungen als Import (neu) kaum noch günstig bekommt, da habe ich auch immer in der Preisklasse von fünf bis zehn Euro (zzgl. Porto) zugegriffen, heute liegen die auch meist bei mindestens 15 €. Egal, ändern kann man es sowieso nicht.
Wobei unbekannte Obskuritäten eher billig sind und bekannte Obskuritäten eher teuer sind. Aber viele Discogs-Preise sind tatsächlich unerklärlich.
Das unaussprechlich Innige aller Musik, vermöge dessen sie als ein so ganz vertrautes und doch ewig fernes Paradies an uns vorüberzieht, so ganz verständlich und doch so unerklärlich ist, beruht darauf, daß sie alle Regungen unseres innersten Wesens wiedergibt, aber ganz ohne die Wirklichkeit und fern von ihrer Qual. (Arthur Schopenhauer)
Ich kann mich allerdings erinnern, dass die Meatpuppets II, die ich Mitte/ Ende der 90er neu gekauft hatte, ebenfalls nicht billig war. Musik auf kleinen Labels war oftmals ein teures Vergnügen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.