Miese Jobs: ein immer gerne genommenes Thema. Hier darf alles rein: was euch an eurem momentanen Job ankotzt oder erbauliche Anekdoten aus vergangenen Beschäftigungsverhältnissen. Da ich momentan recht zufrieden bin, hier mal eine Geschichte aus einem Dreckladen, für den ich im Rahmen meiner neun Jahre als Leiharbeiter (wer sich noch erinnert: ich war tatsächlich freiwillig jahrelang Leiharbeiter im medizinischen Bereich) tätig war:
ein Altersheim in der Nähe von Karlsruhe. Rauchverbot im ganzen Haus; wollte man Rauchen, durfte man das nur in der Pause und zwar nur in Zivilklamotten und ioweit entfernt, daß man von Passanten nicht mit dem Haus assoziiert wurde. Das hieß: in der halben Stunde Pause zweimal komplett umkleiden (wobei ca. 10 Minuten verlorengingen) und zehn Meter vom Haus weg auf einer Bank platznehmen. Mein älterer Kollege meinte: "Dann hör halt auf. Bei uns haben fast alle aufgehört." Ich nicht, allein schon, weil ich entscheide, wann ich mit dem Rauchen aufhöre, nicht mein Arbeitgeber. Vom dortigen Team wurde ich behandelt, wie man sich die Behandlung von Leiharbeitern landläufig vorstellt: wie ein unerwünschter Fremdkörper, den man notgedrungen akzeptieren muß wie ein Gipsbein. Es gab schon drei oder vier Gründe, daß ich den Laden bereits einen Monat später dermaßen abgrundtief gehaßt habe, daß ich schon fast mit Schaum vor dem Maul dort eingelaufen bin; aber ich dachte, ich bringe meine Ausleihfrist dort noch zuende, weil ich in der Hinsicht als sehr zuverlässig galt. Kündigungsgrund (bzw. Anruf bei meiner Firma mit der Bitte um Rücküberstellung) war folgendes: im Dienstzimmer stand eine Schüssel mit Keksen. Ich arbeitete mit der Wohnbereichsleitung und ging kurz ins Dienstzimmer, um mir zwei oder drei davon zu nehmen. Da wurde ich in recht scharfem Tonfall gefragt: "Was machst du da?" "Ich wollte mir nur einen oder zwei Kekse nehmen." "Die sind für's Stammpersonal. Die bekommen wir von Angehörigen gebracht." Am nächsten Tag haben sie die Schüssel dann in einem Schrank im Dienstzimmer eingeschlossen, zu dem ich keinen Zugriff hatte.
Was für ein dreckiges, asoziales Puff. Ich rechne mir selbst trotzdem hoch an, daß ich noch anderthalb Wochen bis zum Monatsende dort gearbeitet und mich ordentlich verabschiedet habe, ohne der Bagage dort den Rat zu geben, sich zu ficken, von mir aus auch gegenseitig. Immerhin hatte ich einen Ruf zu verlieren. Den Haß auf diesen Laden habe ich aber trotzdem nie verloren.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Puh, da könnte ich auch viel schreiben, öffentlicher Dienst ist aber vermutlich immer kafkaesk, das geht wohl nicht anders. Gibt es in eurem Arbeitsumfeld eigentlich auch diese eine Person, die jede Fußnote jedes Dokuments, jedes Gesetzes und jeder Vorschrift kennt, zum Lachen in den Keller geht, immer früher kommt und später geht, gefühlt nie Urlaub macht sowie grundsätzlich alles besser zu wissen glaubt? Mich kostet so ein Mensch wirklich Nerven, vor allem weil ich seit 20 Jahren immer an den gleichen Orten und in den gleichen Funktionen lande, wie diese spezielle eine Person. Ich bin inzwischen auch davon überzeugt, dass jede Firma oder Organisation durch solche Typen viel mehr verliert als gewinnt, selbst wenn sie vordergründig durch ihren Fleiß den Laden am Laufen hält.
Creepy. Kontrollfreak-Chefs, die öfters Fragen zum Teams Status ihrer Mitarbeiter haben, aber ständig betonen, sie würden da nie drauf gucken. "Warum ist Brunhilde auf grün, obwohl sie gerade Feierabend gemacht hat?" "Zum Toilettengang stellt ihr euch bitte auf "Bin gleich zurück" "
Bin ich froh, dass ich so einer kleinen "Klitsche" arbeite und einen entspannten Chef habe, da muss ich mich mit Sachen wie der Teams-spezifischen Toilettenetikette schonmal nicht befassen.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
das hat wohl mehr mit den führungskräften zu tun als mit der betriebsgröße. mikromanagement und überwachungsmentaliät ist, denke ich, überall anzutreffen.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #8das hat wohl mehr mit den führungskräften zu tun als mit der betriebsgröße. mikromanagement und überwachungsmentaliät ist, denke ich, überall anzutreffen.
Stimme ich dir vollumfassend zu.
Unser Betrieb ist einfach so klein, dass es für Anwendungen wie 'Teams' keinen Bedarf gibt. So ist meine Aussage in Beitrag #7 zu verstehen.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
bei uns (acht leute vor ort) ist bisher noch jeder versuch der geschäftsführung gescheitert, microsoft teams, zeiterfassung, projektstundennachweise und den microsoft planner sinnvoll einzuführen. es verläuft - zum glück - immer alles im sande. wir sind ein disziplinloser haufen.
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #5 "Zum Toilettengang stellt ihr euch bitte auf "Bin gleich zurück"
na ja, wie soll er sonst diese freizeitaktivität von der arbeitszeit/vom gehalt abziehen?
Ein Toilettengang ist zwar eine Privatangelegenheit, aber keine Arbeitszeitpause und darf auch nicht vom Gehalt abgezogen werden. Sie darf auch nicht in Dauer und Frequenz begrenzt werden. Allgemeines Persönlichkeitsrecht.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Person in sehr hoher Funktion schickt ein Update an sehr großen Verteiler der Region mit dem Satz
"I updated the file over the weekend"
Schlimm, dass er Vorbild für unbezahlte Wochenendarbeit ist. Ich glaube, er kommt selbst gar nicht auf die Idee, dass dies kein idealer Beitrag für gute Firmenkulur ist.