Keine Sorge, es geht hier nicht um die Technik der CD. Sondern um ihr Dasein im Zeitalter des Streamens...
2021 ist ein besonderes Jahr gewesen. Erstmals seit 17 Jahren sind die CD-Verkäufe wieder angestiegen. Insbesondere in den USA.
Schuld daran ist ausgerechnet die Vinylplatte! Warum dies? Seit 2019 übertrafen die Vinylverkäufe ja bekanntlich die der CD. In den USA wurde der Vinyltrend zudem durch einige Modeketten mit belebt. Neben Bekleidung boten sie preiswerte tragbare Kofferplattenspieler als Modeartikel an. Vor allem junge Teenager stiegen darauf ein - das Kaufen von Vinylplatten wurde bald zum Trend.
Die Industrie beging aber den Fehler, die Preise mit der Zeit immer höher anzusetzen. Viele Jugendliche waren so gar nicht in der Lage, sich dauerhaft mit Vinyl zu „versorgen“.
Jugendliche mit Vorliebe für physische Tonträger können sich statt Vinyl eben eher CDs leisten. Das ständige Kaufen von Vinyl ist für viele schlicht nicht finanzierbar. Das Album von Adele etwa kostete in den USA als Vinyl 30 Dollar, die CD gab es für 10 Dollar.
Im Gegensatz zum Vinyl entwickelten sich die CD-Preise ohnehin eher nach unten. Hinzu kommt, dass die aktuellen CD-Verkäufe auch durch Deluxe-Sets angestiegen sind. Und auch Jugendliche setzen sich zunehmend mit dem Alt-Repertoire auseinander.
Dies führt zu einem Mix aus recht neuen Käufern – auf der Suche nach preiswertem physischen Material - und alten Fans, die insbesondere jede Form von neuen Sets ihrer alten Helden kaufen. Und dies eben auch oder gerade auf CD.
Ein CD-Revival könnte also gerade durch die preiswerte Verfügbarkeit „alter Standardwerke“ auf CD in guter Klangqualität um sich greifen! Falls die Kostenspanne zwischen (preiswertem) Streamen und (teurem) Vinylkauf für Jugendliche auf Dauer einfach zu groß wird.
Andererseits werden jene, die 1955 geboren wurden und mit 15 ab dem Jahr 1970 Alben kauften, im Jahr 2034 versterben (statistisch betrachtet). In etwas mehr als zehn Jahren wird also über die Erben, die mit „Opas Plattensammlung“ nichts mehr anzufangen wissen, ein Fluten des Marktes mit altem Vinyl der 70er einsetzen. Und dann für rund 20 Jahre mitsamt den Platten der 80er anhalten. Dies könnte dann auch zu einem Preisverfall beim (alten) Vinyl führen... So wie man es auch schon bei Briefmarken, Telefonkarten oder Modellbahnartikeln beobachten konnte und kann...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Meine 5 Cent: Ich glaube ja, dass gerade die etwas später Geborenen gar nicht mehr nachempfinden können, was das damals für ein Quantensprung von Vinyl und Kassetten zu CDs war. Der erste CD-Player im Haushalt und die erste eigene CD gehören zu den prägenden Erfahrungen vieler vor 1980 geborener Musikhörer/-innen, ich habe deshalb bis heute eine durchaus emotionale Verbindung zu dem Medium an sich (auch wenn ich inzwischen schweren Herzens das Kaufen von Tonträgern aus Praktikabilitätsgründen weitgehend eingestellt habe). Die folgende Generation, die schon im Zeitalter kostenloser Installations-CDs sozialisiert wurde, konnte/musste diesen Bezug ja nie entwickeln.
Als ich mit 11 meinen ersten CD-Player bekam, war es noch ein sehr weiter Weg bis zu einer echten Sammlung. Aber allein die Kopie von einer CD auf Cassette war so viel mehr Wert als vom Vinyl. Vinyl wurde sukzessive aus den großen Musikmärkten aussortiert und wurde auf dem Gebraucht-Markt zu ähnlichen Preisen gehandelt, wie heutzutage gebrauchte CDs. Die meisten Vinyl-Scheiben habe ich mir genau zu dieser Zeit gekauft, weil ich für die CDs nicht genug Geld hatte. Das war immer die Besser-als-nichts-Option.
An eine Renaissance der CD glaube ich nicht, und meine umfangreiche Sammlung wird auch nie großartige Wertsteigerung erfahren, obgleich durchaus selteneres dabei wäre. Als Wertanlage war es aber auch nie gedacht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
meinen ersten cd-player (so ein legendärer philips-toploader) hab ich ende der 80er gebraucht von einem freund gekauft. ich war armer student, und umso verliebter blickte ich immer wieder auf dieses wertvolle erzeugnis modernster technologie, das auf ewig ungetrübten, abnutzungsfreien musikgenuss versprach.
selten habe ich mich vom leben im nachhinein so betrogen gefühlt. nur DAT war noch schlimmer.
Genau das war auch mein erster CD-Player, der steht sogar noch irgendwo im Schrank und funktioniert wahrscheinlich noch. Ich war da auch in meinem Freundeskreis der erste, aber die Vorführungen mit meinen ersten CD's (Mike Oldfield, Michael Jackson, Paul Young) haben in Windeseile alle überzeugt. Kein Knacken und Knistern mehr, kein Ärger über schlechte Pressungen, und toller Klang. Auf der Paul Young waren sogar Bonustracks und Maxi-Versionen drauf. Für uns war das damals ein Riesenfortschritt.
Ich konnte nicht glauben, dass Vinyl auslaufen sollte, war sehr skeptisch diesen CDs gegenüber. Und ich erinnere mich noch an die ersten überhaupt bezahlbaren CDs. Irgendwo im Supermarkt, AAA oder AAD und der Sound war grottig. Aber gekauft, weil dafür kein Hausfrauenkredit aufgenommen werden musste.
Habe früher stundenlang vor dem Plattenspieler gehockt, die Plattenhüllen studiert, die Inlays wieder und wieder gelesen. Texte dabei gelernt, alles, was die Platten hergaben, regelrecht verschlungen. Und der Geruch, einfach wunderbar.
Als die CDs dann Bestandteil des Alltags wurden, übernahmen die Booklets die Rolle der Vinylhüllen bei mir. Ja, auch hier der Geruch, etwas in der Hand halten zu können, nochmals in den credits nachlesen, wer war dabei, wer hat produziert, wie war der Text...?
Ich kann mit Downloads nichts anfangen. Ich bekomme mitunter automatisch die Dateien beim CD-Kauf bereit gestellt, höre diese aber nicht. Ich möchte gucken, anfassen und schnuppern. Ich kaufe weiterhin Vinyl und CDs. Kann nicht anders.
Ich war vor kurzem noch in deinem Team, bin aber inzwischen beim Streaming angekommen und mag es nicht mehr missen. Man hat die gesamte Musikgeschichte auf dem Handy und steuert damit bequem die Stereoanlage (aber auch das Autoradio oder meine mobile Musikbox mit beachtlichem Klang). Das sind in 2-3 abendlichen Stunden wunderbare musikalische Reisen, für die man nicht ein einziges Mal im Regal herumkramen muss.
Polaris V8. Habe ich inzwischen seit sechs Jahren und vermutlich hat sie schon dreimal die Erde umrundet, aber weder Baustaub noch Wüstensand konnten ihr was anhaben.
Klein, günstig, guter Klang, staub- und wasserdicht: Die Ultimate Ears Wonderboom. Als Zusatztipp für die Streamer hier.
Was CDs angeht, bin ich vermutlich Teil der Generation, die hauptsächlich dadurch musikalisch geprägt wurde. Vinyl erscheint ja irgendwie "romantischer" und ich persönlich finde die größeren Cover von Platten ästhetisch ansprechender, aber klanglich und vom praktischen Aspekt her sind CDs ja schon Platz eins - was physische Tomträger angeht. Allerdings - und diese Frage meine ich ernst, ich weiß es nämlich wirklich nicht - was Langlebigkeit angeht, punktet wiederum Vinyl, oder? Gut gepflegte Platten halten doch eigentlich ewig, während CDs ein gewisses Ablaufdatum haben,nach dem sie nicht mehr gut klingen oder gar überhaupt nicht mehr lesbar sind,oder?
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Meine CDs habe ich zum größten Teil auch auf HD. Meine ältesten CDs spielen, soweit ich weiß, immernoch. Zumindest klingen sie besser als meine ältesten Platten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.