Ich habe das Threadthema einmal etwas allgemein gehalten.
Zunächst geht es mir um ein wenig Kritik an der Discogs-Wertermittlung von Tonträgern.
Ich möchte dazu vorab betonen, dass Discogs als Datenbank durchaus positiv überzeugt.
Dennoch möchte ich einige Punkte bemängeln, die mit der Wertermittlung im Zusammenhang stehen.
Dazu ein Beispiel. Wir haben die Erstpressung der Platte X von der Band Y vorliegen.
Discogs berücksichtigt aber die näheren Umstände eines Verkaufs nicht wirklich.
Die Platte X könnte z.B. als quasi „mint“ für 40 Euro verkauft worden sein. Für nur 10 Euro könnte aber auch eine etwas beschädigte Platte X verkauft worden sein. Daneben könnte ein Fan für eine von der Band Y signierte Platte X gar 250 Euro gezahlt haben.
Bei Discogs führt dies zu einem „mittleren Verkaufswert“ der Platte X.
Also: 1 x Topplatte mint 40 Euro 1 x beschädigte Platte 10 Euro 1 x signierte Platte 250 Euro
Macht in Summe = 40 + 10 + 250 = 300 Euro
Durchschnittswert der drei Verkäufe also 100 Euro.
Frage: ist die Platte X wirklich durchschnittlich 100 Euro wert? Eher nicht… ohne die signierte Platte wären es gar nur 25 Euro...
Beispiel 2 Die „Vinyl-Box“ der Toten Hosen (Yeah... wir haben sie ja alle ) hat laut Discogs den niedrigsten Wert von 50,56 Euro. Der Durchschnittswert beträgt 150,84 Euro und der höchste Wert 1300 Euro.
Dies geht aus meiner Sicht an der Realität leider komplett vorbei. Weil auch hier die näheren Verkaufsumstände im Dunkeln bleiben.
Denn es werden auch die Verkäufe einzelner Alben aus dieser limitierten Holzbox mit in die Berechnung einbezogen. Was den angeblichen Wert der Box dann im Schnitt auf rund 150 Euro drückt. Tatsächlich wurde und wird die Box eher in vierstelliger Höhe verkauft:
Beispiel 3
Nehmen wir Lana Del Rey und ihre 7“-PictureDisc zu „National Anthem“. Discogs nennt hier Preise von 90 bis 360 Euro. Im Durchschnitt sollen es 212,25 Euro sein.
Unberücksichtigt bleibt aber die Entwicklung im Hier und Jetzt. Also die wirklich aktuellen Verkaufserlöse bzw. der aktuelle Wert. Die 7“-PictureDisc „National Anthem“ kostet nämlich eher mehr als 300 Euro. Dies zeigt ein Blick auf die letzten Verkäufe von 2021 bzzw. 2022…
Besucht man Popsike, dann wird deutlich, dass diese 7“ natürlich einst weniger als 40 Euro gekostet hat. Weil sie nach ihrem Erscheinen zunächst quasi überall für weniger als 40 Euro munter gehandelt wurde.
Derweil aber liegt dies alles zehn Jahre zurück und Lana Del Rey hat nun auch zusätzliche Fans, die auch gerne diese Picture-Single hätten. Folglich erzielt die Scheibe auch in den Auktionen tendenziell immer mehr...
FAZIT: zur wirklichen Wertermittlung eines Tonträgers ist Discogs nur begrenzt geeignet. Der tatsächliche Zeitwert wird oft viel zu verzerrt und kaum nachvollziehbar dargestellt. Zudem erfolgt die Zuordnung von Verkäufen nicht immer korrekt. Vor allem fehlen Infos, die entscheidend für tiefere oder höhere Verkaufspreise sind. Ein Album mit Autogramm verkauft sich eben ganz anders als eines mit Wasserschaden. Dummerweise wirken aber alle Verkäufe mit ein auf die gesamte Wertermittlung.
Von daher: Wertangaben bei Discogs sind kritisch zu hinterfragen. Man sollte sich Verkäufe etwa bei ebay bzw. Popsike anschauen. Und im Idealfall nur Daten, die maximal drei Jahre alt sind. Nur dies ist zur Wertermittlung brauchbar.
Angebote zählen dabei nicht, denn verlangen kann man ja viel… Bekommen muss man es bzw. es muss auch tatsächlich so verkauft worden sein!
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Ich habe jetzt selbst nie bei Discogs verkauft, aber ich dachte, die jeweiligen Verkaufenden wären frei in ihrer Preisgestaltung. Allein die Zustandsbeschreibung ist einer gewissen Systematik unterworfen. Wenn ich meine wellige Kassette von „Frank Zander und seiner Hamsterparade“ für 500.000 EUR anbieten möchte, könnte ich das dort auch tun, oder ist das nicht so?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Den Verkaufspreis der von Dir bei discogs feilgebotenen Tonträger kannst Du schon selbst bestimmen. Worauf Akri abzielt, ist die sog. "Price History" Darstellung und die Berechnung des Medianwerts aus den letzten 10 Verkäufen über discogs, den viele Verkäufer als Grundlage ihrer Preisvorstellungen nehmen. Auch wenn man über discogs den "Wert" der eigenen Sammlung bestimmen läßt, werden einfach diese Zahlen aufsummiert, die, wie von Akri zutreffend ausgeführt, oftmals sehr unterschiedliche Verkaufsvorgänge des jeweiligen Tonträgers (hinsichtlich Zustand der Platte, Vollständigkeit von Box-Sets, etc) zusammenrechnen. Ist bestimmt nicht perfekt, aber m.M.n. aureichend tranparent mit der Möglichkeit sich den Preisverlauf anzeigen zu lassen. Eine wirklich exakte Wertbestimung deiner Platten (sofern es sowas überhaupt gibt) musst du schon selbst anhand Zustand und sonstiger Merkmale machen. Aber wer hat für so was denn Zeit?
Okay, jetzt verstehe ich das Problem. So wie ich das verstehe hat ein Marktplatz wie Discogs nicht den Anspruch, den Wert eines Tonträgers zu definieren. Ich denke, die Historie ist eher eine Hilfe für potentielle KäuferInnen und VerkäuferInnen, um überhaupt eine Einschätzung vornehmen zu können. Wenn ich mich als Verkäufer im oberen preislichen Bereich bewegen möchte, braucht es dementsprechend eine Begründung dafür, sonst wird sich niemand für mein Angebot interessieren.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ganz genau. Ich finde sowieso eine bessere Indikation, ob eine Platte wirklich "rar" oder "gesucht" ist (und ob ich bei entsprechendem Zustand wirklich den Maximalwert aus der Price History anlegen sollte) ist das Verhältnis zwischen "Have" und "Want" im Statistikbereich und die Anzahl der über discogs angebotenen Kopien.
Ich finde Discogs schon immer eine gute Quelle zum Nachschlagen, nicht nur was den Wert einer VÖ betrifft, sondern auch generell was es überhaupt gibt. Als erster Überblick für den Wert genügt mir die Anzeige min / Median / Max durchaus, wenn man mehr wissen will, muss man halt weiter ins Detail gehen (wusste übrigens gar nicht dass das geht, schon mal danke dafür). Ansonsten gibt es ja auch noch Händler wie eil.com, aber die listen natürlich nur das, was sie auch tatsächlich vorrätig haben.
Bei Ebay wurde die deutsche Erstpressung von "Monks – Black Monk Time" (Zustand VG / VG) für 500 Euro versteigert, bei Discogs will man dafür 1000 Euro haben. Leider wird Discogs auch durch die Scalper und die nachziehenden Händler zum Preistreiber.
Zitat von Cohle im Beitrag #7damit mein (neue) Hausratversicherung Sinn macht müsste ich die komplette Sammlung bei Discogs einpflegen, um den Wert zu ermitteln. wtf.
Hat deine Versicherung gesagt, dass sie das Nachweis des Wertes anerkennen würde? Dann würde ich mich dahingehend auch mal schlau machen.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Zitat von Bartleby im Beitrag #3Eine wirklich exakte Wertbestimung deiner Platten (sofern es sowas überhaupt gibt) musst du schon selbst anhand Zustand und sonstiger Merkmale machen. Aber wer hat für so was denn Zeit?
Stelle ich mir auch sehr schwierig vor.
Letztlich ist eine Platten- und/oder CD-Sammlung aber immer nur so viel wert, was jemand anderes dafür zu zahlen bereit ist. Vinyl läuft derzeit einigermaßen, den Großteil einer CD-Sammlung wird man heutzutage mangels Abnehmer und Interesse allerdings nur noch verramschen können ...
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von Cohle im Beitrag #7damit mein (neue) Hausratversicherung Sinn macht müsste ich die komplette Sammlung bei Discogs einpflegen, um den Wert zu ermitteln. wtf.
Hat deine Versicherung gesagt, dass sie das Nachweis des Wertes anerkennen würde? Dann würde ich mich dahingehend auch mal schlau machen.
Die Sachbearbeiterin war überfragt, ich kam auf die Idee mit Discogs, und ihre Vorgesetzte hat es dann abgesegnet (Fotos waren auch Thema). Aber so wie das sehe, gibt es dafür (bis jetzt) keine echte Gewähr. Es ist im Grunde eine Hausratversicherung mit Zusatz, aber diesen müsste man dann auch extra bezahlen.
Heute habe ich mit denen telefoniert, niemand hat sich da weitere Gedanken gemacht, sie wollen nur, dass ich unterschreibe, aber wofür frag ich mich.
Bei Discogs (im Forum) gibt es zum Thema "Sammlung versichern" Beiträge.
Direkt über mir gab es einen heftigen Wasserschaden, direkt unter mir hat es gebrannt (mit Leiche), meine Wohnung blieb absolut verschont. Statistisch gesehen dürfte hier nichts mehr passieren.
Daß es brennt. Und ich nicht verschont bleibe. Habe bei meiner Hausratversicherung auch extra meine Plattensammlung erwähnt, aber mehr als irgendeinen sinnlosen Mittelwert wollten die auch nicht akzeptieren. Hier stehen - über den Daumen gepeilt - zwischen mindestens 25 000 und 35 000 Euro Wiederverkaufswert herum. Sollte das mal über den Jordan gehen, werde ich mir keine Platten mehr kaufen, sondern auf Spotify umsatteln. Das Leben ist zu kurz, um eine Sammelleidenschaft von vierzig Jahren nochmal wiederbeleben zu wollen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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