Haha. Bevor dies noch jemand glaubt: Half-Speed ist letztlich nur der Schneidevorgang.
Er wird eben mit nur 16 2/3 rpm etwas genauer gestaltet als bei einem schnelleren Schnitt mit 33 rpm. Ein Ton von z.B. 10 kHZ erfordert 10.000 Vibrationen des Schneidstichels pro Sekunde. Mit Half-Speed sind pro Sekunde nur 5000 Vibrationen nötig und der Schnitt wird so viel genauer und besser. Mit der Half-Speed-Technik wird eine Vinylplatte also letztlich genauer und perfekter hergestellt.
Das Anfertigen von LPs mit 45 rpm (quasi die klassische Twelve-Inch 12“) dient dazu, pro Sekunde deutlich mehr Informationen hineinschneiden bzw. später wieder abhören zu können. Je schneller die Platte sich dreht, desto länger ist der Weg der Nadel durch die Rille pro Sekunde gehörter Musik. Die alten Schelllackplatten drehten sich ja mit 78 rpm noch mehr als doppelt so schnell wie eine heutige LP. Dafür gab es dann per Schelllack aber auch nur wenige Minuten Musik.
Seitdem hat sich technisch natürlich auch vieles verbessert. Allerdings: um auf Vinyl-Platten pro Seite z.B. 25 Minuten Musik unterbringen zu können, hat man die mögliche Klangqualität der Platten bewusst reduziert. Quasi ein Kompromiss zwischen Klang und Spieldauer. Mit 45 rpm abgespielt wäre der Klang eines Vinylalbums besser (man hat ja gut 50 % mehr Klanginformationen pro Sekunde), dafür könnten aber maximal noch 18 Minuten pro Seite abgespielt werden. In früheren Jahrzehnten gab es vielfach 12“-Scheiben bzw. Maxis von Songs mit 45 rpm, um alles mit weitaus größerer Dynamik und besserem Klang abspielen zu können.
Ergänzend sei noch gesagt, dass ein Song im Regelfall auf LP besser klingt als auf der kleinen Vinyl-Single. Die Single wird mit 45 rpm zwar schneller abgespielt, hat aber einen deutlich geringeren Durchmesser bzw. Kreisumfang. Trotz der höheren Abspielgeschwindigkeit der Single legt die Nadel in der langsamer rotierenden 33rpm-LP pro Sekunde deutlich mehr Rillenzentimeter zurück und somit ist auch der Klang eines Albentracks technisch bedingt besser als der einer 45rpm-Single.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #16096In früheren Jahrzehnten gab es vielfach 12“-Scheiben bzw. Maxis von Songs mit 45 rpm, um alles mit weitaus größerer Dynamik und besserem Klang abspielen zu können.
In früheren Jahrzehnten? Es werden immer noch 12" Singles veröffentlicht.
ZitatErgänzend sei noch gesagt, dass ein Song im Regelfall auf LP besser klingt als auf der kleinen Vinyl-Single. Die Single wird mit 45 rpm zwar schneller abgespielt, hat aber einen deutlich geringeren Durchmesser bzw. Kreisumfang. Trotz der höheren Abspielgeschwindigkeit der Single legt die Nadel in der langsamer rotierenden 33rpm-LP pro Sekunde deutlich mehr Rillenzentimeter zurück und somit ist auch der Klang eines Albentracks technisch bedingt besser als der einer 45rpm-Single.
Für den letzten Track auf der LP-Seite gilt das nach der Logik aber nicht, oder?
Zitat von akri im Beitrag #16096In früheren Jahrzehnten gab es vielfach 12“-Scheiben bzw. Maxis von Songs mit 45 rpm, um alles mit weitaus größerer Dynamik und besserem Klang abspielen zu können.
In früheren Jahrzehnten? Es werden immer noch 12" Singles veröffentlicht.
ZitatErgänzend sei noch gesagt, dass ein Song im Regelfall auf LP besser klingt als auf der kleinen Vinyl-Single. Die Single wird mit 45 rpm zwar schneller abgespielt, hat aber einen deutlich geringeren Durchmesser bzw. Kreisumfang. Trotz der höheren Abspielgeschwindigkeit der Single legt die Nadel in der langsamer rotierenden 33rpm-LP pro Sekunde deutlich mehr Rillenzentimeter zurück und somit ist auch der Klang eines Albentracks technisch bedingt besser als der einer 45rpm-Single.
Für den letzten Track auf der LP-Seite gilt das nach der Logik aber nicht, oder?
Mit den „früheren Jahrzehnten“ und der 12“ war eher gemeint, dass es diverse Vinylsingles damals auch sehr oft in klanglich besseren 12“-Versionen gab (man denke etwa an Italo-Disco, etc.)
Und noch zur LP: da die Umdrehungszahl eines Plattenspielers gleichbleibend bei 33 rpm liegt, der Radius beim Abspielen aber 8 bis 15 cm beträgt, ergibt sich daraus (2*π*8 cm) * 33,3/60s = 27,9 cm/s bzw. (2*π*15 cm) * 33,3/60s = 52,3 cm/s
Die Nadel bewegt sich also zu Beginn mit rund 52 cm pro Sekunde durch die Rille und am Ende nur noch mit rund 28 cm pro Sekunde. Entsprechend sinkt die Qualität einer Vinylplatte auch zur Plattenmitte hin etwas ab, da pro Sekunde ja immer weniger Daten erfasst werden können.
Für eine Vinylsingle mit Radius von etwa 6 bis 8,5 cm ergibt sich (2*π*6 cm) * 45/60s = 28,3 cm/s bzw. (2*π*8,5 cm) * 45/60s = 41,5 cm/s
Die Nadel bewegt sich also zu Beginn mit rund 42 cm pro Sekunde durch die Rille und am Ende nur noch mit rund 28 cm pro Sekunde. Entsprechend sinkt die Qualität auch hier zur Plattenmitte hin.
Und die 12“? (2*π*8 cm) * 45/60s = 37,7 cm/s bzw. (2*π*15 cm) * 45/60s = 70,7 cm/s Die Nadel bewegt sich also bei einer 12“ zu Beginn mit rund 71 cm pro Sekunde durch die Rille und am Ende noch mit rund 38 cm pro Sekunde. Damit wird auch deutlich, warum ein Song auf einer 12" eine wesentlich bessere Dynamik hat als auf noramaler Vinylsingle...
Im Durchschnitt wird die Vinylsingle also mit (42+28)/2 = 35 cm/s abgespielt.
Im Durchschnitt wird die LP schneller, da mit (52+28)/2 = 40 cm/s abgespielt
Im Durchschnitt wird die 12" mit immerhin (71+38)/2 = 55 cm/s abgespielt
Aus 41,5 cm /s* (60s/33) / 2 π = 12 cm kann man ableiten, dass ein LP-Track im Radiusbereich von 12 bis 15 cm mehr Daten liefert als der bestmögliche Wert für eine Vinylsingle. Im Radiusbereich ab 10,1 cm ist die LP noch besser als der Durchschnittswert für eine Vinylsingle. Folglich ist der LP-Innenbereich (mit einem Radius von nur noch etwa 8 bis 10 cm) der Vinylsingle nicht mehr überlegen…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Noch erwähnen sollte ich zum Thema Vinyl, dass es historisch betrachtet schwierig gewesen wäre, einen Plattenspieler zu bauen, diesen Umdrehungszahl sich jeweils dem Standort der Nadel anpasst. Dann würde eine LP-Rille nicht mit 28 bis 52 cm/s abgespielt, sondern einheitlich mit z.B. 40 cm/s und somit auch mit gleichbleibender Klangqualität. Es war einst jedoch einfacher, Geräte zu bauen, die lediglich eine definierte Umdrehungszahl ( 78/45/33 rpm) einhalten.
Erst beim CD-Player gibt es die Abhängigkeit der Umdrehungsgeschwindigkeit vom Abtastradius. Eine CD wird also mit sich verändernder Geschwindigkeit (200-500 Umdrehungen pro Minute) von innen nach außen abgespielt, damit unabhängig vom Abtastradius immerzu die gleiche Datenmenge pro Sekunde übertragen wird. Daher gibt es auch bei der CD keinen Unterschied zwischen Innen- und Außenbereich der Scheibe – der Klang ist immerzu gleich, da sich die Länge der abgetasteten Datenstrecke nicht ändert.
Und nun wieder zum Thread-Thema…
PRAM – The moving frontier
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #16096Mit 45 rpm abgespielt wäre der Klang eines Vinylalbums besser (man hat ja gut 50 % mehr Klanginformationen pro Sekunde), dafür könnten aber maximal noch 18 Minuten pro Seite abgespielt werden.
Es gab ja für eine kurze Zeit mal eine Plattenfirma, deren Alben grundsätzlich mit 45 rpm abgespielt wurden. Das war IC (Innovative Communication), ich meine gegründet von Klaus Schulze. Dort ist auch das erste Album von Ideal erschienen. Durchgesetzt hat sich das allerdings nie.
Zitat von akri im Beitrag #16096Mit 45 rpm abgespielt wäre der Klang eines Vinylalbums besser (man hat ja gut 50 % mehr Klanginformationen pro Sekunde), dafür könnten aber maximal noch 18 Minuten pro Seite abgespielt werden.
Es gab ja für eine kurze Zeit mal eine Plattenfirma, deren Alben grundsätzlich mit 45 rpm abgespielt wurden. Das war IC (Innovative Communication), ich meine gegründet von Klaus Schulze. Dort ist auch das erste Album von Ideal erschienen. Durchgesetzt hat sich das allerdings nie.
Ja, die erste IDEAL-LP wurde 1980 vom IC-Label veröffentlicht. Dieses gehörte Klaus Schulze und das Album hat auch die Katalog-Nr. „KS 80.004“… produziert hat Schulze-Produzent Klaus D. Mueller.
Da ich sie in meiner Sammlung habe, kann ich die Abspielgeschwindigkeit von 45 rpm bestätigen:
Die A-Seite hatte eine Länge von 18:11, die B-seite von 17:46…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von CobraBora im Beitrag #16102Durchgesetzt hat sich das allerdings nie.
Mit ein Grund ist, dass es scheinbar auch verwirrrt...
Klaus Schulze selbst hat ja auch unter seinem Pseudo Richard Wahnfried Alben veröffentlicht.
Der Mix von 33 rpm und 45 rpm beim Label Innovative Communication führte wohl mit der Zeit zur Verwirrung!
So gibt es das Album „Time Actor“ auch mit Angabe 45 rpm. Dies kann schon aufgrund der Laufzeit von fast 29 Minuten nicht stimmen und ein Abspielen mit 45 rpm klingt entsprechend flott mitsamt Mickey-Mouse-Stimmen…
Das Album „Tonwelle“ von Richard Wahnfried (45 rpm) wurde sogar von vielen Fans in völliger Unkenntnis immerzu mit 33 rpm abgespielt. Das führte sogar dazu, dass man auf CD beide Versionen kaufen kann – da eigentliche 45 rpm-Version und die verlangsamte 33 rpm-Version …
Interessant ist, dass Schulze sein Album „Trancefer“ scheinbar als 45 rpm auf IC veröffentlichen wollte ( jede Seite der 33rpm-LP ist mit unter 19 Minuten für Schulze-Verhältnisse kurz geraten). Es gab das Album in einem anderen Mix auch mit nur 300 Kopien tatsächlich als 45 rpm-LP und mit 500 Kopien als Half-Speed-33 rpm. Bei einer CD-Neuauflage berücksichtigte man dann alle Varianten.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich habe auch noch die eine oder andere LP, die mit 45 rpm läuft. Die hier z.B.
Viel interessanter finde ich allerdings das Phänomen, dass man bei manchen Alben nicht sicher wusste, auf welcher Geschwindigkeit man sie abspielen sollte, weil beides gut klang.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich kenne das eher so, dass beides schlecht klang, aber ich bin auch ein alter negativ-Denker. Sehr freundlich fand ich auch immer Platten ohne oder mit falscher Geschwindigkeitsangabe, bei denen nach 2 Minuten geschwindigkeitsmäßig relativ flexibler instrumental-Elektronik dann der Mickimaus-/Gruft-Gesang einsetzt. Oder Doppel-7"es, bei denen 3 Seiten auf 45 laufen und eine auf 33, ohne Erwähnung auf dem Cover oder dem Label.
Zurück zum Thema (CD, da kann man beim Auflegen nicht so viel falsch machen):