Anohni klingt dann schon irgendwie so, als müsse Antony beim Zahnarzt seinen Namen sagen. Egal, Erika wäre auch nicht so schön gewesen.
Ich sterbe für diese Stimme. Wer die nicht mag, braucht es gar nicht weiter zu versuchen. Die polarisiert ähnlich wie Thom Yorke oder ein paar andere. Ich jedenfalls mag sie, wie erwähnt und halte mit Ausnahme von "Swanlights" alle Veröffentlichungen unter dem Namen "Antony and the Johnsons" für großartig. Das Debüt ist mein Liebling und wenn auf der Hommage an Divine "I hold your big, fat heart in my hands, I hold your burning heart in my hands..." erklingt, dann ist das zum Niederknien.
Gleich vorweg, "Hopelessness" packt mich bislang nicht. Mir war der kammermusikalische Pop deutlich lieber und gab ihrer Stimme auch mehr Möglichkeiten der Entfaltung. Songs wie "4 Degrees" schreien geradezu nach einem Orchester. Ob die Texte im modernen Gewand funktionieren, wurde schon an mehreren Stellen diskutiert, ich sehe da kein Problem. Es sind eher die Songs, die auf "Swanlights" schon nicht mehr das ganz hohe Niveau erreicht haben und hier in manchen Momenten von der elektronischen Verpackung leben, die mich vor allem dann kalt lässt, wenn sie mich an Hudson Mohawke erinnert.
Da gibt es sicher noch viel zu entdecken und ich werde mit die Zeit nehmen, aber ein klein wenig enttäuscht bin ich schon.
Ich mochte schon die kammermusikalischen Songs sehr gerne, aber gerade mit der elektronischen Verpackung packen mich sie offenbar noch mehr. Und was die Stimme betrifft: Wen Anohni in "Obama" dann auch noch den Bariton auspackt... hui.
Klaus Walter stellt nicht nur die Geschlechteridentitäten infrage, er verneint das Konzept von Geschlecht selbst. Er weigert sich, von Mann und Frau zu sprechen, das ist doch politisch sehr korrekt. Aber dann sage ich mir, dass er doch ein bisschen Borderline ist.
Ich musste da jetzt auch reinhören, auch wenn ich Antony nie gut ertragen konnte: Wuchtiges Ding. Bei all der Gesamtopulenz stört mich auch Hegartys Stimme gar nicht mehr so wie früher. Trotzdem schwierig
Auch wenn Anohni zuletzt etwas zu kurz kam, die Enttäuschung bleibt nicht nur, sondern ist noch ein Stück gewachsen. Diese blöden Ballerbeats killen wirklich die besten Momente der Platte. Ich will Anohni wieder mit Streichern. Alleine am Piano wäre ach gut. Gerne auch im großen Stil mit Orchester, aber das hier, vor allem dank Mohawke, ist nicht mein Ding.
Ich liebe diese Ballerbeats. Das macht Antony für mich erträglich. Der Pathos besonders von "4 Degrees" reißt mich ja durchaus mit. Die Lyrics sind aber wirklich teilweise strunzdämlich, auch wenn man ihm immerhin die Verzweiflung abnimmt. Komplexe politische Themen in Popsongs zu verarbeiten, gelingt aber nunmal äußerst selten.
Bei mir funktioniert das Album komplett über die Musik, und das, obwohl ich weder ein Fan von Hudson Mohawke noch von Oneohtrix bin. Die Kombination von Beats, Electrosounds und Anohnis Stimme ist einfach perfekt, und so kann mich das Album auch emotional mitreißen. Wie üblich sind mir die Texte nicht so wichtig, immerhin sind sie von der Themenauswahl her gut (gemeint).
Gestern nochmal in Ruhe gehört - und wirklich sehr begeistert. HudMos Ballerbeats mag ich eh gerne, und Oneohtrix Point Nevers Platten finde ich mal mehr, mal weniger interessant. Hier passt das aber perfekt. Finde sogar diesen eigentlich ja todpeinlichen "OOOOooooooooooooooooobaaaaaaaaaaahahmaaaaaaaaaaaaaaaa"-Song richtig stark. Meine Lieblinge sind "4 Degrees" und " Marrow".
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zum Glück vermiesen mir die teils plakativen Texte das Album auch nicht. Ich mochte ja den bisherigen Antony schon immer ausgesprochen gerne, aber die Allianz der drei Herren hier ist grandios. Anohnis/Antonys Hang zur Opulenz passt jedenfalls fantastisch zu den Bollerbeats von HudMo - und dieser darf hier ein fantastisches Songwriting veredeln (Anspielung an sein letztes naja-Soloalbum)