Klar, an okayen Dreampop Bands der zweiten Generation mangelt es nicht, aber das seit 2009 bestehende Projekt des US-Amerikaners Jack Tatum verdient neben DIIV oder the Pains of being pure at heart sicherlich am ehesten einen eigenen Thread, denn sowohl stilistische Bandbreite als auch Qualität der bisherigen Veröffentlichungen heben sich deutlich von der Masse ab. Am 19. Februar erscheint das neue Album "Life of Pause", von dem seit gestern der erste Song zu hören ist, darum ist nun Dringlichkeit geboten.
Summer Holiday (2009, Single) Quirlige Jangle Pop Debütsingle
"Summer holiday"
Cloudbusting (2009, Single) Träumerisches Cover des sowie schon träumerischen Kate Bush Songs "Cloudbusting" (Fanvideo)
Gemini (2010, Album) Konsequent in der britischen (Gitarren)musik der 80er und frühen 90er verwurzeltes Debütalbum zwischen C-86 Reminiszenzen ("Summer Holiday" in einer neuen Version), Shoegaze a la Slowdive ("Drifter"), frühen New Order ("Bored Games") und typischem 80er Pop im Stil z.B. von Tears for Fears ("Chinatown").
"Chinatown" (Fanvideo)
"Live in dreams" (Fanvideo)
Golden Haze (2010, EP) "The Field Mice covering the darker corners of the Cure's oeuvre" (THe Quietus). Fünf Monate nach dem Debüt veröffentlichte EP, die teilweise vor, teilweise nach dem Debüt entstandene Songs zusammenfasst. Stilistisch etwas sphärischer als "Gemini", somit eher den beiden Vorabsingles ähnlich.
"Your rabbit feet"
Nocturne (2012, Album) Die Synthies rücken etwas mehr in den Vordergrund, gelegentlich gibt es eine zarte Andeutung von Tanzbarkeit (die dezenten Funk-Gitarre in "Paradise"), ansonsten wird das Rezept des Debüts nur in Nuancen verändert, aber auch wenn Jack Tatum sich im Nachhinein eher kritisch über das Album geäussert hat: Die Songs sind allesamt ebenso wunderbar.
"Paradise" (Offizelles Video)
"Only Heather" (Offizielles Video)
"Midnight Song"
Empty Estate (2013, EP) Gelungener Versuch, sich stilistisch weiterzuentwickeln: Von Brian Eno und David Byrne beeinflußte, teilweise experimentelle EP, die bisher omnipräsenten flirrenden Gitarren wurden hierfür weitgehend verbannt. Höhepunkt und zentraler Song ist das an den Tom Tom Club erinnernde "A dancing shell".
"Paradise" ist ganz großartig, auch die anderen Songs vom "Nocturne"-Album können gefallen. Das könnte echt was für mich sein und im CD-Regal neben China Crisis und Fiction Factory stehen. Die Coverversion von "Cloudbusting" gefällt mir auch gut, wobei ich die Idee des Fans, den Song mit der Schlussequenz von "Koyaanisqatsi" zu unterlegen, etwas schräg finde. Der Soundcloud-Link zu "Reichpop" funzt nicht, ich habe aber neulich schon in den Song reingehört. Auch nicht schlecht.
Noch drei Wochen bis zur Veröffentlichung von "Life of Pause", da darf man langsam Vorfreude zelebrieren:
"Reichpop" (Audio)
"To know you" (Audio)
"TV Queen" (Audio)
Mir gefallen alle drei Songs sehr gut. Die genretypischen Behaglichkeit wird ja durch recht prägnante Bassläufe und eine hellwache Rhythmusgruppe konterkariert, das dürfte auch live ein großer Spaß werden.
Drei wirklich sehr gelungene Songs! Speziell an "Reichpop" kann ich mich kaum satthören, ich schrob ja schon an anderer Stelle, dass mich die Marimbas stark an "Ommadawn" erinnern. Und bei "To Know You" muss ich immer an Talk Talks "It's My Life" denken...
Ein phantomhaftes, schwer zu greifendes Album, dieses "Life of Pause". Es liegt zwar im Wesen von Dreampop, dass sich beim Hören ein wohliges, manchmal diffuses Entspannungsgefühl einstellt, aber auch nach zigmaligem Auflegen vermag ich nicht zu sagen, ob ich das Album nun verzichtbar, okay oder sogar sehr gut finde und wo ich es im Vergleich zu den Vorgängerwerken von Jack Tatum einordnen würde. Da hilft nur eine konzentrierte Einzelbewertung der Songs:
1. Reichpop ***** 2. Lady Blue **** 3. A woman's wisdom *** 4. Japanese Alice **** 5. Life of pause *** 6. Alien *** 7. To know you ***** 8. Adore **** 9. TV Queen ***** 10. Whenever I *** 11. Love underneath my thumb ****
Ok, zumindest kann ich mich darauf festlegen, dass die drei vorab veröffentlichten Stücke auch die stärksten sind und jeweils an der Höchstwertung kratzen. Der Rest des Albums bemüht sich unter der säuseligen Oberfläche durchaus um stilistische Vielfalt und führt dabei auch die sanfte Discofizierung der "Empty Estate"-EP fort, aber leider sind diesmal die meisten Melodien einfach zu beliebig und blutleer um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Schade, ein okayes Album, aber zweifellos das bisher schwächste von Wild Nothing.
irgendjemand hatte das schon im platte des tagesthread schön zusammengefasst: man kann sich keine richtige zielgruppe für diese platte vorstellen. das hat es alles schonmal besser gegeben, der wiederhörfaktor ist extrem gering. schade eigentlich.
Im August wird es ein neues Album geben, Indigo. Hoffentlich wird es besser als das letzte, das hatte ich seitdem nicht mehr angehört. Ein Vorgeschmack:
Live from Brooklyn Steel (VÖ 27.09.2019) Soll der Lokus doch die beiden Livealben dieser überbewerteten Gruftis um Robert Smith hochjubeln, das hier ist vielleicht meine Liveplatte des Jahres (ok, vermutlich dann doch "Curaetion-25", ich gebe es ja zu). Rutschen die Alben und Singles von Jack Tatum bei mir ansonsten eher mal isoliert in die Playlist, macht mir dieses im berüchtigten "glasklaren" Sound abgemischte Konzert erst klar, wie viele persönliche Lieblingssongs da in den letzten zehn Jahren zusammenkamen. Interessant auch, wie sich durch den druckvollen Liveklang der Dreampop Nebel etwas auflöst und dadurch klar wird, wie sehr die Songs in den 80er verwurzelt sind, selbst das vermutlich präsenteste Saxophon auf einer nach 1986 erschienenen Liveplatte darf da nicht fehlen.