Mit diesen Worten von dem wohl bekanntesten südkoreanischen Regisseur Chan-Wook Park möchte ich diesen Thread eröffnen und später ein paar wenige Kollegen des Schöpfers der Rachetrilogie "Sympathy for Mr. Vengeance" "Oldboy" und "Sympathy for Mrs. Vengeance" vorstellen.
Park schoß mit seinem dritten Film, dem Grenzthriller "Joint Security Area" in die eigene Millionen Area was die Zuschauerzahlen angeht um dann mit dem zweiten Rachethriller nach Sympathy for Mr. Vengenace international für Furore zu sorgen. "Oldboy" war auch meine erste Begegnung mit dem südkoreanischen Kino, und wenn man dem Film auch eine gewisse optische Selbstverliebtheit anmerkte, war er damals so frisch und bewegend wie der Octopus den der Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten verspeisen durfte. Für Choi Min-Sik war das der Karrierestart schlechthin.
Noch besser ist der erste Teil, Sympathy for Mr.Vengeance, der die Ausweglosigkeit und Dramatik eines Paares bei der Suche nach den Geldmitteln um die kranke Freundin zu retten, auf den Punkt bringt. Intensiver wurde es danach nicht mehr, aber dafür hat sich Park der wunderbaren Kameraarbeit und Farbgestaltung verschrieben, die sein Markenzeichen wurde. Meine liebsten Filme von ihm sind
1.) Sympathy for Mr. Vengeance ***** 2.) Oldboy ****1/2 3.) Lady Vengeance ****1/2 4.) Stoker **** 5.) J.S.A. **** 6.) Thirst (mit einer tollen Hommage an Thérèse Raquin und dem Fotografen William Egglestone) **** 7.) I’m a Cyborg, But That’s OK ***
Gespannt darf man auf The Handmaid, der Verfilmung von Fingersmith v. Sarah Waters sein.
Na Hong-jin debutierte 2008 mit dem in Südkorea sehr erfolgreichen "The Chaser" der auch hier von den Kritikern hervorragend besprochen wurde. Man kann ohne zu übertreiben sagen, daß Hong-jin mit seinem Debut den Serien-Killer-Thriller auf eine Ebene hieft, die man vielleicht nur noch ab "I Saw The Devil" betreten konnte. Ein sehr realistisches Szenario, in welchem dem Ex-Cop und Zuhälter so langsam seine Damen ausgehen und er anfängt die Vermißten zu suchen. Realistsch deshalb, weil hier nun wirklich schon gar nichts absehbar, so mancher Twist ein Zufallsprodukt ist. Dieses gemeine Katz und Mausspiel mit dem Zuschauer kulminiert in eine Szene, von der 2008 ein Kritiker (Spiegel?) schrieb: "und dann passiert genau das, von dem man sich denkt, genau das kann er jetzt aber nicht bringen. Das DARF nicht passieren"...tja und genau zu diesem Magenschwinger holt Hong-jin aus und man ist platt. Dennoch kommt es zu einem tollen Ende und einem Faustkampf zw. Ex-Bulle und Killer, der alle vorher gesehenen Kämpfe in Sachen Realismus in den Schatten stellt.
Auch seinen zweiten Abend füllenden Film "The Yellow Sea" habe ich auf dem Fantasy Filmfest in München gesehen, und diesmal ist die Laufzeit deutlich länger, der Film schon ein existentialistisches Meisterwerk, das an der chinesischen Grenze zu Nordkorea beginnt. Diesmal spielen wieder genau dieselben beiden Hauptdarsteller aus The Chaser nur in den umgekehrten Rollen...der Bösewicht aus The Chaser tauscht mit dem Ex-Cop. Hier nimmt der verschuldete Taxifahrer Gu-Nam einen Killerjob an, um auch seine vermißte Frau in Südkorea zu suchen. Der Film braucht fast 45 Minuten bis Gu-Nam in Südkorea ankommt, aber die restlichen 90 Minuten haben es dafür so richtig in sich. Die Handlung ist anspruchsvoll, der Auftrag eine Falle, verschiedene Parteien machen sich auf um den Taxifahrer zu stoppen, der sich immer wieder retten kann. Hier kommt ein ganz markantes Element des südkoreanischen Films zu tragen: man sieht kaum Schußwaffen, denn die Waffengesetze sind in Südkorea sehr rigide. Allerdings hat die Phantasie der Drehbuchautoren keine Grenze, mit was alles man sich so erschlagen oder töten kann. Oldboy hat ja mit dem Hammer schon leicht daraufhin gedeutet. Die schmutzig grau braunen Farben unterstützen die trostlose Umgebung, in der Gu-Nam versucht zu überleben. Beide Filme sind mit digitalen Hand-Kameras gedreht worden, deren sehr reelle Bildästhetik gerade bei den tollen Verfolgungsjagden den Zuschauer hautnah mitfiebern läßt.
Für mich sind beides Ausnahmefilme und Meisterwerke, u.a. weil sie sich so herrlich den Mechanismen des uns gewohnten europäischen/amerikanischen Thrillers verweigern.
1.) The Yellow Sea ***** 2.) The Chaser ***** 3.) The Wailing ****
Ich kann ja ehrlich gesagt koreanische Filme gerade gar nicht mehr so gut gucken, wie noch vor Jahren. Die sind durch die Bank weg alle so wahnsinnig grausam.
Selbst die ziemlich starke RomCom (bzw. AntiRomCom) "My Sassy Girl", die Koreaner wohl superniedlich finden, spielt ja mit seltsamsten Elementen wie Sadismus, Erbrochenem, Schmerz und Traurigkeit, dass man eigentlich westlichen Ídealen nach nur den Schluss ziehen kann, Koreaner hätten, mehr noch als die Japaner, alle ordentlich einen an der Waffel.
Aber Filme wie Oldboy (mit dieser unglaublichen Schlussszene - bebildert, als auch akustisch), der mal zwischenzeitlich mein Instant-Lieblingsfilm war, sind natürlich bahnbrechend - sowohl in ihrer Rohheit, als auch poetisch und cineastisch.
Als totaler Gegenentwurf kommt dann sowas wie Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling daher.
Liebling ist jedenfalls der schon mehrfach genannte Bin-Jip, zeitlos schön.
"Sympathy For Mr Vengeance" ist - vielleicht neben "Audition" - der brutalste Film, den ich bisher gesehen habe. Wie schon im anderen Thread gesagt: Diese Form der inszenierten Gewalt halte ich nur ganz schwer aus. "Lady Vengeance" war - zumindest in meiner Erinnerung - nicht ganz so krass (allerdings immer noch für europäische Augen hart genug), und er gefiel mir auch ein bisschen besser. "Old Boy" war dann wirklich eine Offenbarung, aber natürlich möchte ich auch dort nicht sehen, wie sich einer die Zunge rausschneidet, weil er büßen will.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Mit diesen Worten von dem wohl bekanntesten südkoreanischen Regisseur Chan-Wook Park möchte ich diesen Thread eröffnen und später ein paar wenige Kollegen des Schöpfers der Rachetrilogie "Sympathy for Mr. Vengeance" "Oldboy" und "Sympathy for Mrs. Vengeance" vorstellen.
Das Zitat ist wirklich großartig, danke. Es hilft mir unmittelbar, diese Form von Kino besser zu verstehen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Nachtkrabb im Beitrag #3 Selbst die ziemlich starke RomCom (bzw. AntiRomCom) "My Sassy Girl", die Koreaner wohl superniedlich finden, spielt ja mit seltsamsten Elementen wie Sadismus, Erbrochenem, Schmerz und Traurigkeit, dass man eigentlich westlichen Ídealen nach nur den Schluss ziehen kann, Koreaner hätten, mehr noch als die Japaner, alle ordentlich einen an der Waffel.
Was die Craziness angeht sind die Japaner aber schon Spitzenreiter...z.B. die Filme von Takasi Miike (Gozu/Ichi The Killer/Audition). Sadismus, Schmerz und Traurigkeit sind Zustände, die den japanischen Film gut einleiten könnten.
Bei mir haben vor 13 Jahren die koreanischen Filme auch deshalb so gezündet, weil die nicht die Butalität und Gewalt zeigen, wie amerikanische Blockbuster, in denen Menschen so nebenbei erschossen werden. Zudem fand ich deren Optik und Farbgebung erfrischend, die Drehbücher und Geschichten durften wieder überraschen und herausfordern.
Zitat von Nachtkrabb im Beitrag #3 Selbst die ziemlich starke RomCom (bzw. AntiRomCom) "My Sassy Girl", die Koreaner wohl superniedlich finden, spielt ja mit seltsamsten Elementen wie Sadismus, Erbrochenem, Schmerz und Traurigkeit, dass man eigentlich westlichen Ídealen nach nur den Schluss ziehen kann, Koreaner hätten, mehr noch als die Japaner, alle ordentlich einen an der Waffel.
Was die Craziness angeht sind die Japaner aber schon Spitzenreiter...z.B. die Filme von Takasi Miike (Gozu/Ichi The Killer/Audition). Sadismus, Schmerz und Traurigkeit sind Zustände, die den japanischen Film gut einleiten könnten.
Bei mir haben vor 13 Jahren die koreanischen Filme auch deshalb so gezündet, weil die nicht die Butalität und Gewalt nebenbei zeigen, wie amerikanische Blockbuster, in denen Menschen so nebenbei erschossen werden. Zudem fand ich deren Optik und Farbgebung erfrischend, die Drehbücher und Geschichten durften wieder überraschen und herausfordern.
Ja gut, die genannten Filme, oder Battle Royale, hab ich gar nicht erst geschaut, die laufen ja schon regelrecht unter Perversion. Bei den Japanern hab ich andere Schwerpunkte. Mir langt auch mittelkrankes wie Hana-Bi. Ich werde sie mal schauen, wenn ich die Muse dazu habe. Ich muss ja aber nicht alle Mittelklasse-Filme gesehn haben wenn es so viel wichtigere Filme gibt, bzw. Filme die eher meinem Anspruch entsprechen. Man kann ja ein bisschen Infos aus den Reviews ziehen. Ich hab auch so schon eine Watchlist von fast 100 Filmen und zugegebenermaßen vielleicht nicht den nötigen Konsumdrang. Derzeit komme ich nicht dazu. Aber ich lasse mich gern von euch dazu leiten.
Die angesprochenen Koreaner sind da aus cineastischen Gesichtspunkten, correct me if I'm wrong, eine ganz andere Liga. Aber z.b. die beiden "Vengeance"-Filme, da reicht es mir schon sie einmal gesehen zu haben, wie wohl beim Reverend. Einzig und allein Oldboy und Bin-Jip hab ich mehrmals gesehn, weil sie einfach nahezu perfekt in ihrer poetischen Kraft und eben leichter verdaulich sind. Ok und Sassy Girl.
Das Zitat ist wirklich interessant und gibt Erklärunsansätze. Wobei, so direkt nachvollziehbar, warum Koreaner so Fillme machen, fällt trotzdem schwer. Ich käme nie auf die Idee, dass mich ausgerechnet der Kapitalismus so zerrissen habe. Ich denke bei den Koreanern speziell, ohne mich ausreichend beschäftigt zu haben, könnten auch die unmittelbare Erfahrung zahlreicher militärischer Konflikte eine Rolle gespielt haben. Andere asiatischen Nationen sind ja schleßlich auch nicht so zerrissen
Zitat von Reverend im Beitrag #4"Sympathy For Mr Vengeance" ist - vielleicht neben "Audition" - der brutalste Film, den ich bisher gesehen habe. Wie schon im anderen Thread gesagt: Diese Form der inszenierten Gewalt halte ich nur ganz schwer aus.
"Audition" v. Miike hab ich vor ca. 10 Jahren gesehen und das war bisher der einzige Film, bei dem gegen Ende (stich, stich, stich) mein Finger immer näher Richtung Ausknopf der Fernbedienung gewandert ist. Der Witwer war durchaus eine Identifikationsfigur, was das zusehen für mich schon fast unerträglich machte. Nichtdestotrotz ein sehr guter Film.
ZitatIch käme nie auf die Idee, dass mich ausgerechnet der Kapitalismus so zerrissen habe.
Das ist ja eine der vielen Stärken des Kapitalismus: dass man die Zerrissenheit (die Traurigkeit / die Einsamkeit / die Verzweiflung etc. pp.) entweder gar nicht bewusst wahrnimmt oder, falls doch, die Schuld erstmal bei sich selbst sucht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Bei mir haben vor 13 Jahren die koreanischen Filme auch deshalb so gezündet, weil die nicht die Butalität und Gewalt zeigen, wie amerikanische Blockbuster, in denen Menschen so nebenbei erschossen werden. Zudem fand ich deren Optik und Farbgebung erfrischend, die Drehbücher und Geschichten durften wieder überraschen und herausfordern.
Asiatisches Kino im allgemeinen schau ich vielleicht sogar hauptsächlich wegen der unglaublichen Ästhetik und den atemberaubenden Bildern. Drehbücher sind immer interessant, aber Dialoge nicht immer wesentlich. Allein die Bilder sind sehr aussagekräftig. Ich hab sogar schon Filme geschaut im OT ohne Untertitel schon gesehn und genossen, z.b. Oni Baba oder Green Snake und sie erst später mit OT geschaut. Um festzustellen, dass ich gar nicht soviel verpasst habe.
Zitat von Nachtkrabb im Beitrag #10 Asiatisches Kino im allgemeinen schau ich vielleicht sogar hauptsächlich wegen der unglaublichen Ästhetik und den atemberaubenden Bildern. Drehbücher sind immer interessant, aber Dialoge nicht immer wesentlich. Allein die Bilder sind sehr aussagekräftig. Ich hab sogar schon Filme geschaut im OT ohne Untertitel schon gesehn und genossen, z.b. Oni Baba oder Green Snake und sie erst später mit OT geschaut. Um festzustellen, dass ich gar nicht soviel verpasst habe.
Das asiatische Kino ist eine riesen Welt, mit einem unglaublich tollen Spektrum an Stilen. Z.B. die Filme von Pen-Ek Ratanaruang (Thai) "Ploy" "Last Life In Universe" oder "Invisible Waves" könnten Dir auch gefallen. Das sind optische Leckerbissen, mit viel Poesie und Geschichten die etwas irreal wirken, aber trotzdem sehr spannend erzählt sind.
Joon-ho Bong, der aktuelle Gewinner der Goldenen Palme hat einen neuen Film gedreht auf den ich mich schon sehr freue:
Fand ihn schon immer einen sehr variablen Regisseur, von Sci-Fi über Monsterfilme zu spannenden Kriminalfällen. Diese eint seine oft augenzwinkernde Gesellschaftskritik. Seine Liebe zu seinen Figuren ist aber unübersehbar und so sind seine Arbeiten irgendwie immer Filme die Familienwerte hochhalten.
Aus dem Bauch raus mein Ranking
1.Mother 2.The Host 3.Memories of a murder 4. Snowpiercer 5. Okja
Sind alle sehr sehenswert, und auch ein optischer Leckebissen