Anlässlich des demnächst erscheinenden neuen Albums verdienen die Gebrüder Hartnoll, die ich zu den ganz Großen der elektronischen Musik zähle, endlich einen eigenen Thread. Hier mal die Alben:
Orbital (Green Album) (1991) *****(*) Orbital (Brown Album) (1993) *****(*) Snivilisation (1994) **(*) In-Sides (1996) ****** The Middle Of Nowhere (1999) ***** The Altogether (2001) *****(*) Blue Album (2004) *** Live At Glastonbury (2004) ****** Wonky (2012) ****(*) Monsters Exist (2018) ?
Soloalben / Nebenprojekte: Paul Hartnoll: The Ideal Condition (2007) ***** Paul Hartnoll: 8:58 (2015) **** Phil Hartnoll: Long Range - Madness And Me (2007) ****(*)
Remixes / Collabs: unzählige
Bevor ich auf die einzelnen Alben eingehe, erst mal die Vorboten aufs neue Album:
Gleich die erste Maxi "Chime" geriet zum Hit und gilt zurecht als Klassiker. Erst in limitierter Auflage auf einem Kleinstlaber veröffentlicht, griff aufgrund der euphorischen Reaktionen FFRR zu und signte Orbital, und das Reissue eroberte die Charts. Legendär dann ihr Auftritt bei Top Of The Pops, wo sie sich weigerten, so zu tun als würden sie ihre Instrumente bedienen (s.u.). Sie wurden danach nie mehr wieder eingeladen.
Der erste Rückschlag kam dann mit der zweiten Single, "Omen" war zwar ein toller Track, musste aber wegen eines ungeklärten Samples schnell zurückgezogen werden und war dann lange nicht meher erhältlich. Das hätten die Jungs von ABC auch lockerer angehen können, aber gut. Mit der nachfolgenden "Midnight" / "Choice" EP wurde die Reputation weiter aufgebaut, der Durchbruch kam mit der "III" EP. Während das wunderschöne "Belfast" (mit den prägnanten "O Euchari" Samples) in Europa einschlug, wurde das deutlich harschere "Satan" in den USA zum Clubhit. Die nachfolgende Remix-EP "Mutations" wurde auch ein unverhoffter Erfolg.
Ich würde übrigens zur US-Ausgabe der CD raten, da sind nicht nur "Belfast", "Satan", "Midnight" und "Choice" in voller Länge drauf, sondern auch die bessere Version von "Chime".
Weiter gehts auf der Erfolgsspur, mit der Radiccio EP und ihrem Leadtrack "Halcyon" landen sie gleich wieder einen Treffer. Der Track basiert auf einem Sample von "It's A Fine Day" von Opus 3, und Sängerin Kirsty Hawkshaw kam für die Albumversion dann gleich höchstpersönlich ins Studio. Mit "Lush 3" gabs gleich einen weiteren Hit. Und auf dem Album gibt es auch den ultra-hypnotischen Track "Impact", der auch die Amis wieder zu begeistern wusste.
Höre gerade das 2. Orbital Album. Auch wenn man ihm das Alter schon anhört, funktioniert es noch immer sehr gut. Das war damals schon ziemlich aufregende Musik
Das sind jetzt 25 Jahre, das darf man schon raushören. Was nichts daran ändert, dass ich Orbital bis heute gerne und regelmäßig höre und mich sehr aufs neue Album freue.
Hier hat sie der kreative Flow leider etwas verlassen, die Mehrzahl der Tracks wirkt auf mich uninspiriert und eher langweilig. Dennoch wurde es ihr bis dahin erfolgreichstes Album, und vor allem brachte es einen echten Klassiker hervor, nämlich das großartige "Are We Here?", auf dem erstmals die noch ziemlich unbekannte Alison Goldfrapp zu hören war. Wie fast immer ist die Maxi-Version zu bevorzugen, aber auch der Single-Edit ist schon sehr fein. Auf der Maxi-CD gibt es einen Mix namens "Criminal Justice Bill", benannt nach dem damals von der Thatcher-Regierung verabschiedeten Gesetz, das spontane Raves praktisch unmöglich machte. Entsprechend besteht dieser Mix nur aus - Stille.
Weitere Singles gabs aus dem Album nicht, aber auf der "Times Fly" EP immerhin Abwandlungen. Die kam damals allerdings nicht in die Charts, da sie gemäß damaliger Regeln für eine Single zu lang und für ein Album zu billig war - kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Zudem kam kurz darauf eine Split-Single mit einer Vocal-Version ihres alten Hits "Belfast" heraus, die hatten sie vorher mal als Beitrag zur Book+CD Reihe "Volume" abgeliefert und steht dem Original in nichts nach.
Weitere Singles gabs aus dem Album nicht, aber auf der "Times Fly" EP immerhin Abwandlungen. Die kam damals allerdings nicht in die Charts, da sie gemäß damaliger Regeln für eine Single zu lang und für ein Album zu billig war - kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
So weit ich mich erinnere, war für eine Single die Spielzeit zu lang, für ein Album war aber mindestens ein Track zu wenig auf der Scheibe. Da frage ich mich natürlich, wie The Orb drei Jahre zuvor das 40-minütige "Blue Room" in den Top 10 platzieren konnten. Jedenfalls waren Orbital plötzlich ein Politikum, was die Fachpresse hierzulande nur mit einem lakonischen "Fans von Orbital dürften Chartplatzierungen ohnehin egal sein" quittierte. Dass Orbital 1996/97, lange nachdem die Party vorbei war, Pop-Stars werden sollten (Platz 11 für "The Box", jeweils Platz 3 für "Satan" und "The Saint") hat damals noch niemand für möglich gehalten.
Oh, ich wusste gar nicht mehr, dass wir hier einen Orbital-Thread haben. Den habe ich wohl mangels Interesse aufgegeben. Zum neuen Album habe ich ja hier schon was geschrieben: Elektromusik-LK (15)
Da auf dem Track "Ringa Ringa" ein Act namens Mediaeval Baebes gefeatured wird, habe ich mich da mal informiert. Das ist eine Gruppe von Damen, die gerne mittelalterlich klingende Musik machen, und die haben im Laufe der Jahrzehnte schon eine ganze Reihe Alben veröffentlicht. Gegründet wurden sie seinerzeit von Ex-Mitgliedern von Miranda Sex Garden, falls die noch jemand kennt. Die Mittelalter-Version von "We Will Rock You":
Weitere Singles gabs aus dem Album nicht, aber auf der "Times Fly" EP immerhin Abwandlungen. Die kam damals allerdings nicht in die Charts, da sie gemäß damaliger Regeln für eine Single zu lang und für ein Album zu billig war - kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
So weit ich mich erinnere, war für eine Single die Spielzeit zu lang, für ein Album war aber mindestens ein Track zu wenig auf der Scheibe. Da frage ich mich natürlich, wie The Orb drei Jahre zuvor das 40-minütige "Blue Room" in den Top 10 platzieren konnten. Jedenfalls waren Orbital plötzlich ein Politikum, was die Fachpresse hierzulande nur mit einem lakonischen "Fans von Orbital dürften Chartplatzierungen ohnehin egal sein" quittierte. Dass Orbital 1996/97, lange nachdem die Party vorbei war, Pop-Stars werden sollten (Platz 11 für "The Box", jeweils Platz 3 für "Satan" und "The Saint") hat damals noch niemand für möglich gehalten.
28 Jahre später bin ich in einer ganz ähnlichen Situation wie die Hartnolls. Mein aktuelles Projekt umfasst 8 Tracks mit einer Gesamtspieldauer von etwa 20 Minuten - und entspricht damit nicht den Regularien für eine digitale Veröffentlichung. Diese lauten:
A Single is a release containing one to three songs that are under 10 minutes each; An EP contains four to six songs with a total running time of 30 minutes or less; An Album is a release that contains over 30 minutes of music, a continuous DJ mix, or six different tracks from the same artist.
Ein Hurra auf den Rückschritt: Während Oribital damals das Problem hatten, dass ihre EP in der Chartauswertung nicht berücksichtigt wurde, wird meine - Stand heute - gar nicht erst veröffentlicht. So viel zum Thema künstlerische Freiheit. Mein Label bleibt aber dran, hoffentlich kriegen wir da noch was getrickst.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.