Schon als ich ihre ersten Tracks auf einem Sampler von Boy Records entdeckte, war mein Interesse an dieser Band aus Manchester geweckt, danach kamen die Alben „Newbuild“ und „Quadrastate“, wobei auf letzterer schon ein Track namens „Pacific State“ enthalten war. Als ich dann aber erfuhr, dass Gerald „Voodoo Ray“ Simpson die Band verlassen hatte, gab ich erst mal keinen Cent mehr auf 808 State.
Und dann stand Ende 1989 urplötzlich ein Track namens „Pacific 707“ in den UK-Top Ten, der sich als Upgrade von „Pacific State“ herausstellte. Und als ich die Maxi-CD in den Händen hielt, prangte darauf das Logo des legendären ZTT-Labels, dessen Veröffentlichungen ohnehin meinen Sammlertrieb beflügelt und das sich schon jahrelang eine Dauerfehde mit meinem Geldbeutel geliefert hatte.
Kurz darauf kam das Album „90“, das nicht nur die Langversion „Pacific 202“ enthielt, sondern auch sieben weitere, genredefinierende Tracks. Und die waren nicht nur massiv von Detroit-Techno und Chicago-House beeinflusst, sondern enthielten auch eine gehörige Portion Funk und eine nicht zu vernachlässigende Prise Jazz. Das alles getragen von der rohen, derben Kraft der Roland-Maschinen, speziell der 303 und der namensgebenden 808.
Am Anfang steht der einzige Vocal-Track „Magical Dream“ mit seiner betörend-entrückten Stimme. Mit „Ancodia“ folgt ein eher jazzig-housiger Track, und dann bläst einen das mächtige „Cobra Bora“ förmlich aus den Schuhen. Bei „Pacific 202“ hebt man endgültig ab, mit dem Kraftwerk-beeinflussten „Donkey Doctor“ und der Acid-Hymne „808080808“ folgen weitere Hits, ehe „Sunrise“ den etwas ruhigeren Ausklang einleitet.
„90“ steht für mich beispielhaft für den immensen Kreativitätsschub, den die britische Musikszene mit dem Aufkommen von Techno und House erlebte und der in den Second Summer Of Love mündete. Und 808 State waren – auch als eine der wenigen Album- und Livebands – Vorreiter, Hauptprotagonisten und Großmeister dieser Szene. Dass mein Nick auf einem Track dieses Albums beruht, verdeutlicht nochmals meine Wertschätzung.
Adam & The Ants – Kings Of The Wild Frontier (1980)
Ein Album, das vor Energie und guten Songs birst und seinerzeit den Punk hinwegfegte. Kraftvoll und mitreißend, und der Urknall für die New Romantic Bewegung.
Kate Bush – The Dreaming (1982)
Eine Elfe wird erwachsen. Ein Monument der künstlerischen Emanzipation und des Eigensinns genial produziert und sensationell gut gealtert.
The Future Sound Of London – Lifeforms (1994)
Ambient-Techno, der organisch klang wie nie zuvor und auch heute noch seinesgleichen sucht. Die Videos waren wohl das Vorbild für James Camerons Pandora.
Orbital – In-Sides (1996)
Das große Meisterwerk der Rave-Pioniere, von vorne bis hinten perfekt durchkomponiert. Klingt auch heute noch frisch und aufregend.
Björk – Vespertine (2001)
Fan war ich ja ohnehin schon lamge, mit „Homogenic“ war Björk endgültig in meinen Musikolymp aufgerückt, und dann setzte sie mit dem ätherischen „Vespertine“ noch eines drauf.
t.A.T.u. – 200 km/h In The Wrong Lane (2002)
Hype, Skandale, Drama und dazu saugute Popsongs, die ich auch heute noch regelmäßig höre. Direkt aus dem Popbusiness-Lehrbuch.
Faithless – No Roots (2004)
Eine ewig unterschätzte Band, die von Außenstehenden nur über ihre Dance-Hits definiert wird. Dabei gab es da so viel mehr. Und diese großartigen Songtexte!
Austra – Feel It Break (2011)
Eine im klassischen Operngesang ausgebildete junge Dame mit hochemotionalem Electropop, der mir auch heute noch unter die Haut geht und Gänsehaut erzeugt.
Kofelgschroa – Kofelgschroa (2012)
Die Speerspitze der selbstbewussten neuen bayerischen Musikszene mit vorher so noch nicht gehörter Musik. Schade, dass sich die Band inzwischen getrennt hat bzw. pausiert.
Zitat von CobraBora im Beitrag #1 Faithless – No Roots (2004)
Eine ewig unterschätzte Band, die von Außenstehenden nur über ihre Dance-Hits definiert wird. Dabei gab es da so viel mehr. Und diese großartigen Songtexte!
Eine fantastische Liveband auch. Ich bin mal zufällig in ein Konzert von ihnen reingeraten (im TV) und fasziniert bis zum Ende hängen geblieben. Danach wollte ich mir immer mal ein Album kaufen, aber wie das so ist, habe ich bis heute keins.
Ich war drei Mal auf einem Konzert von ihnen und besitze die entsprechende Anzahl Alben. ;-)
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ja, hier habe fast auch alles im Regal stehen: die Ausnahme sind Kofelgschroa ... Hätte hier auch benahe so etwas wie eine Lieblingsalben-Überschneidung gegeben... denn von T.A.T.U. stand die russische Variante des Debutalbums lange mit auf meiner Liste...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich habe ja von Faithless nicht umsonst ein Live-Video verlinkt. Sehr empfehlen kann ich die Live-DVD "Passing The Baton", was seinerzeit ihr großes Abschiedskonzert war. Von vorn bis hinten großartig. Von t.A.T.u. hätte ich im Prinzip auch ihr zweites Album nehmen können, beide waren ja seinerzeit meine Alben des Jahres. Das dritte war immerhin noch in den Top Ten.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #3Ich war drei Mal auf einem Konzert von ihnen und besitze die entsprechende Anzahl Alben. ;-)
Hat bei mir nie zu einem Kauf gereicht. Dafür hätte ich sie vorletztes Jahr fast für eine halbe Stunde live gesehen. Sie hatten auf Ibiza in einem Hotel einen Auftritt. Ich war zu spät vor Ort und das Konzert ging nur noch ne halbe Stunde. Die Abendkasse war noch auf, aber sie wollten tatsächlich noch den vollen Eintrittspreis
schöne cobra-liste, aber minus dem trash. hatte ja als kleiner junge natürlich "god is a dj" als maxi-single, da kam ich nicht dran vorbei. dann das video dazu. so hätte ich auch an gott geglaubt.
das orbital-album mag ich auch, tolles video zudem ausgewählt.
auch wenn das schon ein ganz planet ist - bei adam ant, kate bush und björk treffen wir uns gerne zum käffchen. und kofelgschroa nehm ich mir demnächst mal vor.
Zitat von akri im Beitrag #4von T.A.T.U. stand die russische Variante des Debutalbums lange mit auf meiner Liste...
hierzu auch gleich ein Song, hehe ... einerseits russisch, andererseits noch sechsminütiges Demo (der eigentliche Vorläufer der russischen Version ist ТАТУ - Снег По Ладоням )
ТАТУ - 200 По Встречной (Дemo)
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Vielen Dank, das kannte ich noch gar nicht! Sehr interessante, vielleicht ein bisschen chaotische Urversion von "Nas ne dagonyat", dessen englische Version ich ja oben verlinkt habe. Die russische Version des Debütalbums steht bei mir nicht ganz so hoch im Kurs wie die englische, da darauf noch so 2-3 etwas käsige Dance-Pop-Songs drauf sind, die wohl dem russischen Geschmack entsprechen. Selbst "Klouny" und "Prostye Dvizheniya" kamen ja erst später. Beim zweiten Album halte ich die russische Version der englischen sogar noch für überlegen.
Ich bin da ja Romantiker und mag die russische Version schon allein deshalb so sehr, weil diese CD mein erstes gekauftes Тату-Werk war. Die beiden Songs Полчаса (30 Минут) (30 minutes) und Зачем я (Stars) gehören zu meinen Liebsten…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich hatte damals auch zuerst das russische Album, etwa ein dreiviertel Jahr, bevor das englische herauskam. Und ja, die Balladen mochte / mag ich auch sehr gern, und die klingen in der englischen Version ohnehin praktisch genauso. Der neben den Singles herausragende Songs ist für mich aber "Clowns", der war auf meiner seltsamen russischen CD auch schon mit drauf.
Kings Of The Wild Frontier auf Platz 2 einer TOP 10 zu erblicken hat mit Sicherheit Seltenheitswert. Schön, dass du die mal aus der Versenkung geholt hast. Schätze das Album auch nach wie vor sehr. Mit The Dreaming haben wir eine weitere gemeinsame Schnittmenge. Bei dir hätte ich viel mehr elektronisches Zeuchs erwartet. Immer wieder lustig, wie Erwartungshaltungen trügen können!
Deine Nummer Eins werde ich mir mal in Ruhe anhören.