Man muss sich das mal vorstellen, wir reden hier von Jazz
ZitatOFFIZIELLE DEUTSCHE VINYL-CHARTS BLEIBEN IN DER HAND VON KAMASI WASHINGTON In den Oktober-Trends vor zwei Wochen hatte es sich bereits angedeutet. Jetzt bestätigt Kamasi Washington seine Nummer eins in den Offiziellen Deutschen Vinyl-Charts, ermittelt von GfK Entertainment. "The Epic" platziert sich vor "Transience" (Steven Wilson) und "Bussi" (Wanda), die auf zwei und drei einsteigen. Vormonatsspitzenreiter Iron Maiden ("The Book Of Souls") rutschen auf die Acht.
Ebenfalls neu im Ranking ist Jean-Michael Jarre. Auf "Electronica 1: The Time Machine" bat er 30 internationale Superstars aus der elektronischen Musikszene um Mithilfe. Das Resultat kann auf Platz vier gehört werden. Der zweite Teil der "Electronica"-Reihe wird im Frühjahr 2016 erscheinen.
Peter Gabriel schafft es gleich mit drei Alben in die Top 20. Die neu aufgelegten und erstmals seit über zehn Jahren als Vinyl erhältlichen Platten "Peter Gabriel 1: Car", "Peter Gabriel 3: Melt" und "Peter Gabriel 4: Security" landen auf den Positionen 19, 12 und 13.
Die Offiziellen Deutschen Charts werden von GfK Entertainment im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. ermittelt. Sie decken 90 Prozent aller Musikverkäufe ab und liefern damit ein einzigartiges Bild des deutschen Musikmarktes. Basis der Hitlisten sind die Verkaufs- bzw. Nutzungsdaten von 2.800 Einzelhändlern sämtlicher Absatzwege. Dazu zählen der stationäre Handel, E-Commerce-Anbieter, Download-Portale und Musik-Streaming-Plattformen.
Ja, ernsthaft. Ich probiere es immer wieder. Fange mal mit CD 1, dann mit CD 2 oder auch mit CD 3 an. Nach spätestens 10 Minuten muss ich "gute" Musik einlegen. Oder funktioniert die nur mit Drogen?
Habe gestern zum ersten Mal reingehört (CD1) und war sehr angetan, auch wenn ich sicherlich kein Jazzexperte bin. Ich mag aber offenbar diesen Big Band (?) Jazz, hat mich schon in "Whiplash" angefixt.
Manches ist mir auf der Platte vielleicht auch etwas zu schmalzig und orchestral dick aufgetragen (weswegen ich den Vergleich mit Coltrane auch nicht ganz verstehen kann), aber im Albumkontext - und vor allem nach dem furiosen Liveerlebnis, wo auch das berührende "Malcolm's Theme" funktionierte - stört das nicht. Also wenn mich was stört, ist es höchstens der Umfang. Etwas weniger Spielzeit hätte es für mich auch getan.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von RegularJohn im Beitrag #37Habe gestern zum ersten Mal reingehört (CD1) und war sehr angetan, auch wenn ich sicherlich kein Jazzexperte bin. Ich mag aber offenbar diesen Big Band (?) Jazz, hat mich schon in "Whiplash" angefixt.
Dann unbedingt mal Duke Ellington's "Uptown" Album anhören...das rockt und hat ein klasse Drumsolo von Luie Bellson parat.
Bevor ich in zwei Wochen zu meiner Jahresbestenverkündug komme, gebe ich zur Kenntnis, dass das wenig überraschend mein Album des Jahres und des laufenden Jahrzehnts ist. Warum extra nochmal hier? Weil ich feststelle, dass nach jedem Abfeiern im Netz mindestens eine Handvoll "Jazz-Kenner" erklären, dass das doch nur eine normale Jazzplatte sei, Kamasi gar nicht spielen könne und das überhaupt doch nicht mal Jazz sei.
Ich will ich nun wirklich nicht in den elitären Kreis der Kenner eindringen, aber wenn "The Köln Concert" und "Khmer" Meilensteine des Jazz sind, dann ist "The Epic" mindestens ebenbürtig. Mindestens. Die einzelnen Musiker sind großartig, das Zusammenspiel perfekt und die Streicher-Chor-Atmosphäre ist zumindest in dieser Form von mir noch nicht auf anderen traditionellen Jazzplatten festgestellt worden. Die stilistischen Unterschiede sind an keiner Stelle störend, im Gegenteil. Es mag der Hype im Feuilleton durchaus einen Teil zum Erfolg des Albums beigetragen haben, dass aber eine Jazzplatte derart massiv genrefremdes Publikum begeistert, lässt sich nicht auf den Hype alleine zurückführen. Kamasi Washington hat den Jazz in einer Weise belebt, mit der man bei dieser Nischenmusik nicht rechnen konnte. Den Vergleich mit Trane kann zumindest ich nachvollziehen, wenngleich letzterer ja auch an der Konsequenz seiner musikalischen Entwicklung gemessen wird. Aber wir schreiben 2015. und dafür ist "The Epic" ein Wunderwerk.
Ich habe "The Epic" nach einem halben Hördurchgang für gut befunden und dann an meine Eltern zu Weihnachten verschenkt (nicht ganz uneigennützig, ich werde mir die in ein paar Tagen dann auch kopieren und endlich mal ganz hören können). Meine Eltern sagen dazu: "Manche Songes sind ja ganz schön anstrengend. Jedenfalls nichts für Heilig Abend. Wir haben nach der ersten CD erstmal abgeschaltet." Entwickelt sich zu einem vornehmlich eigennützigen Geschenk.
Es steht ja jedem frei, sich diese Platte nicht selbst schenken zu wollen, ja sie sogar total Scheiße zu finden (Begründung wäre nett), aber ob man etwas "überbewertet" oder nicht, kann man stets nur für sich selbst einschätzen. "Überbewertet" ist nun wirklich der (bl)ödeste Begriff in jeglicher Diskussion über Kulturerzeugnisse. Er unterstellt all denen, die von etwas begeistert sind, entweder keine Ahnung zu haben und/oder sich von Anderen unreflektiert beeinflussen zu lassen, was dann ja wieder bedeutet, dass sie sich selbst keine Meinung zu bilden imstande seien. Natürlich im völligen Gegensatz zu einem selbst, der man das Kulturerzeugnis natürlich direkt und gerechterweise als "überbewertet" abtun kann. Man erhebt sich über Andere, das fällt leider sehr oft auf einen selbst zurück (dann ist es aber zu spät).
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Ich würde Von Krolocks Ode an Das Epos noch ergänzend hinzufügen, dass es vor allem die Verbindung zu Flying Lotus' Brainfeeder-Label und zu Kendrick Lamar war, die Kamasi für andere Hörerschichten interessant gemacht hat, also eben für Hip Hop- und Fans elektronischer Avantgarde. Von denen waren eben dann viele auch von The Epic angetan, zumal sie am Jazz ja schon geschnuppert hatten auf den Platten von FlyLo oder Kendrick. Und das Live-Erlebnis, das den Funk- und Soul-Anteil der Platte auch nochmal betont hat, mag ebenfalls viele überzeugt haben, dass es sich hier nicht um einen schnellen Hype handelt, sondern den Anfang einer Erfolgsgeschichte. Es werden ja in naher Zukunft sehr viele Platten der ganzen Crew folgen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)