Ich habe beim Durchhören seiner Alben erstaunt festgestellt, daß er noch keinen eigenen Künstlerthread hat. Eigentlich fühle ich mich da nicht berufen, da es hier Leute gibt, die in der Hinsicht kompetenter sind als ich. Einig sind wir uns aber wahrscheinlich darin, daß er zwar großartige Alben, aber auch einige wirklich käsige und langweilige veröffentlicht hat, was mich immer vom Erwerb des Gesamtwerkes abhielt. 2018 habe ich ihn zum ersten Mal live gesehen, anläßlich seines 40jährigen Jubiläums in der münchner Muffathalle, und es war eines der beeindruckendsten und besten Konzerte meines Lebens. Galt er früher häufig als abweisender und arroganter Kotzbrocken, wirkte er sehr aufgeräumt und schäkerte mit dem Publikum, während er Hits aus relevanten Schaffensphasen darbot.
Meine liebsten Alben:
1. Night And Day 2. Body And Soul 3. Look Sharp! 4. Fool
Die restlichen Plätze müssen noch ausgefochten werden. Ich habe eine Aversion gegen "Laughter And Lust", finde "Beat Crazy" grauenhaft langweilig und bin dreimal daran gescheitert, das shmockige "Blaze Of Glory" komplett zu hören. Ansonsten gibt es hier noch "I'm The Man", "Big World" und "Fast Forward".
Und ihr so?
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich kenne nur "Blaze Of Glory", die hatte ich mal als Jugendlicher als Schallplatte und mochte sie gerne. Aber seitdem habe ich sie nicht mehr gehört. Hole ich jetzt direkt mal nach.
Vor "The Duke" schrecke ich auch zurück. Joe Jackson, der Duke Ellington interpretiert ... das klingt nach ziemlichem Studienratsquatsch. Da höre ich mir den Duke lieber im Original an.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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ich kenne nur "look sharp!" und "night and day" und finde beide ganz ausgezeichnet. mal sehen, vielleicht nehme ich den thread zum anlass, auch andere alben anzutesten. ins letzte hab ich mal reingehört, fand es aber nicht besonders aufregend.
1. Look Sharp 2. Big World 3. Night And Day 4. Body And Soul
Die anderen müsste ich nochmal hören, die sind vollkommen raus aus meinem Gedächtnis. „I‘m The Man“ mochte ich damals nicht und nach „Laughter And Lust“ habe ich gar nichts mehr von ihm gehört.
Wenn ich einen Liebling nennen müsste, dann wäre es Body & Soul. Das hat aber eher historische Gründe, es war halt meine erste. Ansonsten find alles bis '86 gut und würde alles empfehlen Die Swing.Platte ist vielleicht nicht so originell, die kann man zur Not auch skippen.
★★★★★☆ I'm The Man ★★★★★☆ Look Sharp! ★★★★★☆ Beat Crazy ★★★☆☆☆ Jumpen Jive ★★★★☆☆ Night and Day ★★★★★☆ Body and Soul ★★★★★☆ Live 1980/86 ★★★★★☆ Big World
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
"Blaze Of Glory" ist echt eine Achterbahnfahrt. Wirklich gute Momente wechseln sich rasant ab mit absolutem Grauen, manchmal sogar innerhalb eines Songs.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ich korrigiere mich nochmal: ein extrem vielschichtiges Album, das mit sovielen Einflüssen und Stilen spielt, daß man sich zwischendurch fragt, ob das immer noch dieselbe Platte ist. Ich glaube, ich sollte ihm noch ein paar Durchläufe gönnen, Bombastproduktion hin oder her.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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joe jackson gehört ungeachtet seines sehr volatilen qualitätslevels zu den wichtigsten musikalischen figuren in meinem leben. eingestiegen bin ich seinerzeit mit der "night and day", die auch immer noch mein lieblingsalbum ist. damals haderte ich spätpubertär sehr mit mir selbst; dann sah und hörte ich diesen häßlichen wicht mit der gewöhnungsbedürftigen stimme, und es berührte mich zutiefst ("slow song", hach!). und dann dachte ich "wenn der das darf, darf ich das auch!" möglicherweise hätte ich mich sonst nie jenseits vom sidekick-status auf die bühne getraut. drum ist joe auch forever in my heart, liver and milz.
"body & soul" wurde dann seinerzeit vor allem von der hippen, jazzaffinen damenwelt der 80er stark abgefeiert, da konnte ich mich eine zeitlang gut positionieren. das album ging mir dann aber (wie sehr vieles aus dieser phase der 80er) ausgesprochen auf den keks; mittlerweile hole ich es mir langsam ein bisschen zurück. mein lieblingsalbum wird es aber in diesem leben wohl nicht mehr.
dafür kam dann die "big world" und rannte mein herz um! für so verschrobenes zeug wie "drei bespielte und eine leere plattenseite" oder "wir spielen live, aber ihr dürft nicht klatschen" hatte ich damals schon ein herz. natürlich konnte ich nicht ahnen, dass diese künstlerische selbstbeschränkung für jackson einerseits notwendig war (schön zu sehen angesichts der verschmocktheit der späteren alben, wo diese bremse entfiel), andererseits aber auch schon seine grausig-prätentiösen momente späterer sinnsuche andeutete. immerhin sind da nach wie vor ein paar perlen für die ewigkeit drauf ("soul kiss", "survival", "we can't live together" etc pp), denen der sound der ganz frühen alben allerdings wesentlich besser gestanden hätte. das zugehörige konzert in der deutschlandhalle erlebte ich ambivalent: der meister war erkältungshalber indisponiert, gab sich aber größte mühe beim entertainment. dennoch wirkte das ganze etwas anämisch; vielleicht auch, weil sein herzensfreund und sidekick graham maby ausgerechnet bei dieser tour verhindert war.
talk about frühe alben: endgültig angefixt, kaufte ich mich nun im backkatalog rückwärts - "look sharp" und "I'm the man" gab es lustigerweise im doppelpack auf dem grabbeltisch, die "jump and jive" war glaub ich auch verbilligt. erstere waren dann aber irgendwie nicht das, was mein ohr erwartet hatte, und ich fremdelte eine weile mit ihnen, während ich irritiert meine WG mit der big-band-platte beschallte. aber irgendwann schoben sie sich doch in mein ohr und in mein herz, und stehen heute auf gleicher höhe neben der "night and day" auf dem podest der besten jackson-alben. keins seiner alben ist besser gealtert als diese drei, und sie werden gefühlt immer besser. lustigerweise hab ich die "beat crazy" unbewusst immer umfahren, ich besitze sie bis heute nicht, und obwohl ich es mir immer vorgenommen habe, hab ich sie auch auf spotify noch nicht einmal komplett durchgehört.
danach begann die kreplige phase der sinnsuche - soundtracks, live-platte (die übrigens gar nicht schlecht ist), und klassikexperimente (gähnen oder würgen ist hier die frage). ich versuchte ihm zu folgen, war aber nur wenig amüsiert. dann die "blaze of glory" - ein verstiegener scheiß mal wieder, aber wenigstens songs! und pop! und trotz der erneut verblasenen produktion (die späten achtziger / frühen 90er sind soundmäßig vermutlich die grauenhafteste phase der gesamten rock- und popgeschichte) haben einige von den tracks echt saft. aber es bleiben viele wünsche offen: ein simplerer und knackiger produktionsansatz, pausen zwischen den songs (überhaupt: diese konzeptkacke!), und dass der hausmeister den schlüssel zum hallgerät nicht rausgegeben hätte. bei "laughter and lust" siehts dann ähnlich aus, auch wenn sich meister joe da schon etwas mehr zusammenreißt. und obwohl ich die platte nicht hasse, und mich auch immer wieder einzelner perlen daraus erfreue, war das der moment für mich, sich erst mal aus der followerschar zu verabschieden.
aus dem augenwinkel beobachtete ich, wie immer verstiegenere projekte des meisters an mir vorbeischwammen - kammermusik, symphonien, noch mehr soundtracks... irgendwann "night and day II", damit hatte ich ihn dann endgültig abgeschrieben.
allerdings kam dann irgendwann die comeback-phase. die "volume 4" ging noch an mir vorbei, aber zur "rain"-tour hatten mir kumpels karten geschenkt, und ich schöpfte wieder hoffnung. (das konzert im schillertheater war allerdings seltsam förmlich, und das e-schlagzeug des drummers klang so scheiße indirekt, dass das ganze eher wie eine rentner-revue im friedrichstadtpalast rüberkam.) und da der gute zwischenzeitlich nach berlin, und dann auch noch in die direkte nachbarschaft guter freunde von mir gezogen war, bekam ich ihn tatsächlich öfter mal flüchtig zu gesicht, drum beschloss ich, ihn wieder in mein herz zu lassen. und auch, wenn er die klasse seines frühwerks wohl nicht wieder erreichen wird - die platten, die er macht, sind doch wieder recht anständig und unverblasen (die letzte, "fool", ist sogar ziemlich klasse); und besser gelaunt und energetischer als beim konzert vor zwei jahren im admiralspalast hab zumindest ich ihn noch nicht live gesehen.
ich gäbe aber einiges drum, bei seinen ganz frühen konzerten dabeigewesen zu sein, drum hier noch ein schmankerl: