Naja, als korrupter Sack die Korruption anderer anzuprangern, als Replik auf unliebsame Kritik, ist m.E. frech und nichts anderes. Für diese dusselige WM sind Menschen gestorben, und die, die nicht gestorben sind, wurden unmenschlich behandelt und mit Peanuts bezahlt. Vor dem Hintergrund zu lamentieren, wie schwer er es mal gehabt hat, ist an Schamlosigkeit schwer zu überbieten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Er hat aber tatsächlich nicht komplett unrecht, wir sitzen da auf einem ganz schön hohen Ross, aber viele von uns haben zumindest noch die Zeiten erlebt, wo es in punkto Frauen- und Minderheitenrechte bei uns auch nicht viel besser aussah. Einen TV-Boykott finde ich albern. Woher will denn die FIFA wissen, ob ich zuschaue oder nicht?
Zitat von CobraBora im Beitrag #122Er hat aber tatsächlich nicht komplett unrecht, wir sitzen da auf einem ganz schön hohen Ross, aber viele von uns haben zumindest noch die Zeiten erlebt, wo es in punkto Frauen- und Minderheitenrechte bei uns auch nicht viel besser aussah. Einen TV-Boykott finde ich albern. Woher will denn die FIFA wissen, ob ich zuschaue oder nicht?
Offensichtlich weiß man, dass "nur" 6 Millionen Menschen das Eröffnungsspiel anschauten. Nicht fernsehen ist ja nur ein Teil des Boykotts, keine Merchandising Artikel zu kaufen oder Produkte, die die WM bewerben, ein weiterer.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Was noch dazu kommt ist, dass Infantino vom „Westen“ spricht. Das sind praktisch alle und niemand. Wenn er wenigstens konkret benennen würde, wen er da meint, würde ich ihm eher einen Punkt einräumen. Von denjenigen, die die Fifa kritisieren, sind auch bspw. Regierungschefs dabei, die selbst Handelsbeziehungen mit Qatar und ähnlichen Staaten unterhalten. Es gibt aber auch zahlreiche KritikerInnen, die mit solcherlei Geschäftsgebaren nichts zu tun haben. Die alle unter einen Hut zu packen, in dem man sie einfach „den Westen“ nennt, ist nicht nur frech, sondern auch feige.
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Zitat von CobraBora im Beitrag #122Er hat aber tatsächlich nicht komplett unrecht, wir sitzen da auf einem ganz schön hohen Ross, aber viele von uns haben zumindest noch die Zeiten erlebt, wo es in punkto Frauen- und Minderheitenrechte bei uns auch nicht viel besser aussah. Einen TV-Boykott finde ich albern. Woher will denn die FIFA wissen, ob ich zuschaue oder nicht?
Offensichtlich weiß man, dass "nur" 6 Millionen Menschen das Eröffnungsspiel anschauten. Nicht fernsehen ist ja nur ein Teil des Boykotts, keine Merchandising Artikel zu kaufen oder Produkte, die die WM bewerben, ein weiterer.
Da bräuchte ich ja ohnehin nicht zu boykottieren ;-) Das Boykottthema wird aber schon immer stark auf die Enschaltquoten bezogen. Die werden aber dadurch ermittelt, indem das Fernsehverhalten bestimmter, aktiv teilnehmender Musterhaushalte gemessen wird. Also müssten letztendlich diese Haushalte die WM boykottieren, was unsereins macht, ist irrelevant.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #123und sklavenhaltung haben wir auch noch miterlebt?
Gibt es auch heute noch, nennt man "Ehe". Aber Spaß beiseite, als 1974 Deutschland die WM ausrichtete, hätte es nach heutigen Maßstäben auch genügend Gründe für einen Boykott gegeben.
btw, findest du es nicht ein bisschen unangemessen, die zustände 2022 in katar mit deutschland 1974 zu vergleichen bzw. auf eine ähnliche stufe zu stellen?
Zitat von gnathonemus im Beitrag #129btw, findest du es nicht ein bisschen unangemessen, die zustände 2022 in katar mit deutschland 1974 zu vergleichen?
Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass wir es uns ein bisschen leicht machen, so einfach unsere Moralvorstellungen auf andere Kulturen zu übertragen, die eben noch keine solche Entwicklung vollzogen haben bzw. einige Jahrzehnte später dran sind. Wenn wir diese penetrant von unserem hohen Ross herunter belehren, füttern wir eher das Feindbild der erzkonservativen Kräfte, als das wir was Positives für die progressiven bewirken.
Im Angesicht von Sklaverei von einem „hohen Ross“ zu sprechen, finde ich etwas befremdlich. Wie niedrig muss man seine Standards denn bitte ansetzen, um vor dem Vorwurf der Arroganz sicher zu sein?
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Zitat von CobraBora im Beitrag #24Zumal mir jetzt kein Beispiel einfällt, wo ein Boykott irgend etwas besser gemacht hätte.
Die Debatten über einen Boykott und über die Situation in Katar haben die Situation der Arbeiter dort durchaus etwas verbessert.
(aber das wollen die Boykotteure wiederum gar nicht wissen, da wird darüber geschnaubt, dass das ja unerheblich wenig Verbesserung sei. Bei der Textilherstellung in Asien hat der stete Tropfen aber die Bedingungen mit der Zeit deutlich verbessert.)
Ich sollte an dieser Diskussion eigentlich gar nicht teilnehmen, weil mich Fußball nicht interessiert, es also für mich nie leichter war, politisch richtig zu handeln.
Um es aber aus dem Off noch ein bisschen komplizierter zu machen: „einige Jahre später dran sein“ impliziert ja ein teleologisches Verständnis von Geschichte und Gesellschaftsentwicklung mit einem quasi unausweichlichen Entwicklungsziel, das wir früher oder später alle erreichen würden (weil es uns aus heutiger Sicht folgerichtig erscheint). Ich glaube, wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht alle Gesellschaften auf der gleichen Flugbahn unterwegs sind, solange die ökonomischen Grundvoraussetzungen gleich sind. Das kann bedeuten, dass vergleichbare Gesellschaftsentwicklungen nicht zwangsläufig vergleichbare Werteentwicklungen auslösen. Aus der Diagnose „Bei uns gab es auch mal problematischeren Umgang mit Geschlechter- und Sexualitätsfragen“ dann ein „Die sind uns einfach ein paar Jahre hinterher und kommen auch ohne unsere Entrüstung irgendwann am Ziel an“ abzuleiten, ist mir deshalb zu einfach.
Soll nicht heißen, dass ich die katarische Gesellschaft für unfähig hielte, ein anderes Verhalten gegenüber Frauen, Homosexuellen und Gastarbeiter*innen anzunehmen. Aber ein historischer Automatismus ist das halt nicht.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #111Ich habe mich auch gegen Vollboykott entschieden und habe gestern reingelurt. Das Ganze war aber schon wahnsinnig blutleer und hat die Kritik bestätigt.
wie ein bekannter schrob: "wahrscheinlich guck ich mir zumindest ein spiel der deutschen mannschaft an. vielleicht sogar alle drei."
Zitat von CobraBora im Beitrag #24Zumal mir jetzt kein Beispiel einfällt, wo ein Boykott irgend etwas besser gemacht hätte.
Die Debatten über einen Boykott und über die Situation in Katar haben die Situation der Arbeiter dort durchaus etwas verbessert.
(aber das wollen die Boykotteure wiederum gar nicht wissen, da wird darüber geschnaubt, dass das ja unerheblich wenig Verbesserung sei. Bei der Textilherstellung in Asien hat der stete Tropfen aber die Bedingungen mit der Zeit deutlich verbessert.)
Bei der Textilherstellung war es halt aber wirtschaftlicher Druck. Den moralischen Druck gab es nur indirekt, auf die Firmen, die mit Unternehmen in diesen Ländern als Auftraggeber in wirtschaftlichen Beziehungen standen. Hier haben wir es aber direkt mit einem Staat zu tun. Der aktuell auch noch wirtschaftlich am längeren Hebel sitzt. Von daher hinkt dieser Vergleich.