Das hier ist zwar eigentlich die Rubrik Künstler, aber es gibt hier meinerseits leider nur ein Ranking der Studioalben von CAPTAIN BEEFHEART. Wer etwas mehr zum Künstler Captain Beefheart erfahren will sei auf Wikipedia verwiesen. Jeder kann hier natürlich selbst etwas zum Künstler posten… Captain Beefheart. Also Don van Vliet. Plus Band. Captain Beefheart and Magic Band Captain Beefheart and the Magic Band Captain Beefheart and his Magic Band
Anmerkung 1: es gab 1967 ein Beefheart-Projekt für ein Doppelalbum namens “It Comes to You in a Plain Brown Wrapper”. Bedingt durch einen Labelwechsel wurde das Material dieses Projektes aber dann 1968 erneut aufgenommen und auf dem Album „Strictly Personal” (1968) veröffentlicht.
Anmerkung 2: das alte Label veröffentlichte 1971 vier der originalen Tracks des 67er-Projektes als fünftes Album: „Mirror Man“. 1999 erschien eine um fünf Originaltracks erweiterte Albumversion als “The Mirror Man Sessions”. Ich habe “Mirror Man” in der VÖ-Liste für 1967 berücksichtigt. Die CD mit den „Mirror Man Sessions“ ist letztlich Basis meiner Albumbewertung. Alles klar?
Anmerkung 3: Das Album „Strictly Personal“ (also das mit den Neuaufnahmen des 67er-Projektes) wurde 1968 gegen den Willen von Captain Beefheart vom Produzenten neu abgemischt und dann veröffentlicht. Es ist in dieser Form auch mit im Ranking. Erst 1992 erschien mit „I may be hungry but I shure ain’t weird” ein Album mit den Originaltakes der Aufnahmen zu Strictly Personal. Beefheart selbst hatte ohnehin schon 1982 aus dem Musikbusiness komplett verabschiedet und erfolgreich der Malerei zugewandt.
Anmerkung 4: Das Album „Bongo Fury“, das Captain Beefheart zusammen mit Frank Zappa aufnahm, habe ich in meinem Ranking noch zusätzlich mit berücksichtigt.
Anmerkung 5: das Album „Bat Chain Puller“ sollte 1976 erscheinen und wurde bei DiscReet Records aufgenommen. Aber DiscReet-Mitgründer Herb Cohen verwendete zur Finanzierung der Aufnahmen Tantiemenschecks von Frank Zappa (DiscReet-Mitbegründer), was den recht verärgerten Zappa dazu veranlasste, die Masterbänder der Aufnahmen bis zur Klärung der Rechtslage wegzuschließen und die Kooperation mit Herb Cohen zu beenden.
Anmerkung 6: 1982 wollte Captain Beefheart 50 % der Tracks von „Bat Chain Puller“ für sein Album “Ice Cream for Crow” verwenden, aber Zappa stimmte dem nicht zu. Der Beefheart-Biograph Mike Barnes gab an, dass Captain Beefheart letztlich gegen die Veröffentlichung von „Bat Chain Puller” war. Die Originalaufnahme von “Bad Chain Puller” wurde posthum im Jahr 2012 vom Label Zappa durch Gail Zappa veröffentlicht. Um dem Willen des Künstlers zu folgen, habe ich dieses Album nicht berücksichtigt. Dies aber auch und vor allem wegen meiner nun folgenden Anmerkung 7…
Anmerkung 7: Beefheart nahm das brachliegende Album „Bat Chain Puller“ (1976) letztlich nochmals neu für Warner Bros. auf. Es erschien 1978 unter dem Namen “Shiny Beast (Bat Chain Puller)“.
Hier nun die Reihenfolge der Alben nach ihrem VÖ-Datum:
Safe As Milk (1967) Mirror Man / The Mirror Man Sessions (1967) Strictly Personal (1968) Trout Mask Replica (1969) Lick My Decals Off, Baby (1970) The Spotlight Kid (1972) Clear Spot (1972) Unconditionally Guaranteed (1974) Bluejeans And Moonbeams (1974) Bongo Fury (mit Frank Zappa) (1975) Shiny Beast (Bat Chain Puller) (1978) Doc At The Radar Station (1980) Ice Cream For Crow (1982)
Platz 13 Nachdem ihn die Magic Band verlassen hatte, fehlte Don van Vliet ein musikalischer Leiter. Bluejeans & Moonbeams wurde - in den Augen der Kritik - zum Tiefpunkt seines Schaffens. Dennoch: die White Stripes coverten den Starttrack dieses Albums. Mercury Rev coverten den Track "Observatory Crest" (der könnte auch von John Cale sein) Und Kate Bush bezeichnete das Album einst gar als eines ihrer Top-10-Alben. Don van Vliet selbst sagte zu seinem Werk, das Beste daran sei das Coverbild. Ich selbst finde alles nicht unbedingt schlecht, aber eben maximal befriedigend; also nicht gut.
Platz 12 Nach den Aufnahmen zu diesem Album verließ die komplette Magic Band Captain Beefheart. Die Band hatte die Schnauze voll, wollte sich nicht länger von Don van Vliet tyrannisieren lassen. Die langweilige und anspruchslose Musik des Albums gab ihnen allen den Rest. Drummer Art Tripp: "When the band finally got our album copies, we were horrified. As we listened, it was as though each song was worse than the one which preceded it.” Kritiker bemängelten eine zu “kommerzielle Note“ – bezogen auf den Beefheart-Kosmos. Beefheart bat seine Fans sogar, sich das Geld für das Album zurückerstatten zu lassen. Don van Vliet nannte das Album: "horrible and vulgar". Man ahnt also, welch „schreckliche Belanglosigkeit“ einem hier so geboten wird. Die Songs sind zumeist nicht schlecht, sie sind nicht gut, sie sind egal.
Platz 11 Eine musikalische Zusammenarbeit mit Zappa, von der ich hier aber nur fünf Songs bewertet habe, weil Don Van Vliet sie entweder komponiert hat oder aber die Lead-Vocals singt. Das ganz große Ding war dies aber hier für Don van Vliet nicht gerade… CAPTAIN BEEFHEART – Bongo Fury (mit Frank Zappa) (1975) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾⑩⑪⑫⑬⑭⑮# (09,2/15)
Platz 10 Ich mag dieses Album mit der Hälfte der Tracks durchaus. Aber wie so oft bei Captain Beefheart muss man auch in der rechten Stimmung sein, da nicht alle Werke leicht eingängig sind und es oft schwer fällt, sich auf die Stilart einzuschwingen. CAPTAIN BEEFHEART – Shiny Beast (Bat Chain Puller) (1978) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾⑩⑪⑫⑬⑭⑮# (09,3/15)
Platz 09 Das Album basiert teils auf schon älteren Songideen. Die drei Tracks "A Carrot is as Close as a Rabbit Gets to a Diamond", "Flavor Bud Living" und "Brickbats" sollten ursprünglich auf dem Album “Bat Chain Puller” erscheinen. Ein Mellotron ist hier auch öfters zu hören.
CAPTAIN BEEFHEART – Doc At The Radar Station (1980) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⑪⑫⑬⑭⑮# (09,8/15)
Platz 08 Das letzte Beefheart-Werk, bevor Don van Vliet sich auf seine Karriere als Maler konzentrierte und dem Musikbusiness den Rücken zukehrte. Ein Viertel der Tracks sind Outtakes vergangener Alben. Statt die Hälfte der Tracks von den „Bat Chain Puller“-Aufnahmen übernehmen zu können, hat Don van Vliet notgedrungen viele Tracks für dieses Album ganz neu gestaltet. So zeigt das finale Werk nochmals, wie die Reise womöglich weitergegangen wäre. Die Spielweise der Magic Band gefällt mir hier sehr und alles wirkt zugänglich und bizarr zugleich. CAPTAIN BEEFHEART – Ice Cream For Crow (1982) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⑪⑫⑬⑭⑮# (10,3/15)
Platz 07 Hier ist in Teilen quasi die Steigerung von „Trout Mask Replica“ zu hören. Zeitlich liegt alles ja auch nah zusammen, so das dies kaum verwundert. Ein Album, das vielleicht jene hören sollten, denen „Trout Mask Replica“ zu abgedreht erscheint… CAPTAIN BEEFHEART – Lick My Decals Off, Baby (1970) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (10,5/15)
Platz 06 Trout Mask Replica. Hört man das Album erstmals, denkt man wohl: was für eine Scheiße ist das denn? Die können nicht richtig spielen. Alles schräg daneben und kakophonisch. Irgendwann merkt man, dass da absichtlich so daneben gespielt wird. Und vielleicht kommt noch der Moment, wo man merkt, dass man ein Meisterwerk hört. In sechs Stunden wurde die Musik für 20 Tracks dieses Albums aufgenommen. Zuvor hatte die Magic-Band jedoch acht Monate lang alles geprobt. Fun Fact: Don van Vliet benutzte zum Komponieren ein Piano. Ein Instrument, das er zuvor noch nie gespielt hatte. Produzent war Frank Zappa und das Ergebnis ist ein Album, das noch heute als „wegweisend“ gilt. Die Bewertung dieses Albums ist nicht immer ganz einfach, um es vorsichtig zu sagen! Das erste Viertel enthält beindruckende Tracks, danach bleibt es aber gut… CAPTAIN BEEFHEART – Trout Mask Replica (1969) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (10,5/15)
Platz 05 “Crazy little thing” geht ganz gut nach vorne los. Ich mag dieses Album und finde es auch ganz angenehm zugänglich. Für viele sicher kein Beefheart-Highlight, aber es hat seine Momente und ist immerhin in der Top 5. CAPTAIN BEEFHEART – Clear Spot (1972) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (10,8/15)
Platz 04
Das Debut kann man geradezu locker weghören und neben Folk und Jazz gibt es auch Blues. Alles hat eine fast schon poppige Note. „I’m glad“ könnte man im R&B-Radio mit einsetzen. Aber „Electricity“ deutet an, dass bei Beefheart die Reise in eine ganz andere Richtung geht. "Yellow Brick Road" hat eine lockere folkige Note. „Abba Zaba“ war einer der ersten Beefheart-Songs, den ich positiv aufgenommen habe. Für mich ist das Beefheart-Debut auch mit ein Album-Highlight. CAPTAIN BEEFHEART – Safe As Milk (1967) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (10,9/15)
Platz 03 "The band wasn't into what I wanted to do at the time ... They failed miserably on The Spotlight Kid” sagte Don van Vliet zu diesem Album. Gitarrist Bill Harkleroad: "I hate that album. It sucks." Drummer John French: "At the time I hated that album ... A lot of that stuff was really boring to play, because it was so simple and it wasn't going anywhere. For another thing a lot of the tracks were just so slow ... We just hated it." Ja, schlichter und langsamer als bei den Vorgängern ist die Musik. Aber sicher auch eingängiger. Der kommerzielle Erfolg blieb aber aus. Dabei lebte die Band eh drei Jahre lang von Suppenküche und dem Geld der Eltern. CAPTAIN BEEFHEART – The Spotlight Kid (1972) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (11,0/15)
Platz 02 Das bizarre Wirken des Produzenten macht das Album phasenweise (oder sollte ich hier jetzt besser phaserweise sagen?) durchaus interessant, obwohl die meisten Beefheart-Fans dies anders sehen dürften. Auch Don van Vliet hat es ja komplett anders gesehen. Die acht Tracks sind Beefheart aber durchaus recht gut gelungen… CAPTAIN BEEFHEART – Strictly Personal (1968) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (11,1/15)
Platz 01 Mit einem 19-minütigem Track geht es hier munter roh-bluesrockig los. Gut 10 Minuten dauert auch Track 2 und fast 16 Minuten lang ist Track 3. Captain Beefheart & Magic Band spielten die erste Hälfte des 67er-Projektes live im Studio ein. Mit „Kandy Korn“ folgt sodann ein 8-minütiges Highlight im Beefheart-Repertoire. Insgesamt ein Album, dass Beefheart und Band als gut eingespieltes Team zeigt. CAPTAIN BEEFHEART – The Mirror Man Sessions (1967) ❶❷❸❹❺❻❼❽❾❿⓫⑫⑬⑭⑮# (11,2/15)
RANKING der Alben von und mit CAPTAIN BEEFHEART: (01) 11,2 Mirror Man / The Mirror Man Sessions (1967) (02) 11,1 Strictly Personal (1968) (03) 11,0 The Spotlight Kid (1972) (04) 10,9 Safe As Milk (1967) (05) 10,8 Clear Spot (1972) (06) 10,5 Trout Mask Replica (1969) (07) 10,5 Lick My Decals Off, Baby (1970) (08) 10,3 Ice Cream For Crow (1982) (09) 09,8 Doc At The Radar Station (1980) (10) 09,3 Shiny Beast (Bat Chain Puller) (1978) (11) 09,2 Bongo Fury (mit Frank Zappa) (1975) (12) 08,5 Unconditionally Guaranteed (1974) (13) 08,3 Bluejeans & Moonbeams (1974)
Und zum Finale noch Vids von und mit Captain Beefheart:
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Danke für diesen Thread. Ich hätte "Bongo Fury" trotdem höher bewertet, obwohl mir Zappa ziemlich auf die Nüsse geht; aber ich mag es sehr. Seine Mainstreamalben wie "Unconditionally Guaranteed" sind natürlich kompletter Dreck, aber er hat das ja öffentlich bedauert und angeboten, jedem, der dieses Album gekauft hat, persönlich sein Geld zurückzuerstatten.
Habe nur vier Alben, aber die mag ich alle: Trout Mask Replica, Bongo Fury, Safe As Milk und Ice Cream For Crow. Bei letzterem spielt übrigens der Kurzzeit - RHCP Cliff Martinez mit.
Aber davon abgesehen muß er ein Riesenarschloch gewesen sein; was man über die Aufnahmesession zu "Trout Mask Replica" liest, ist schauerlich. Ich hätte ihm schon am ersten Tag eins in die Fresse gehauen und wäre gegangen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Bin kein Beefheart Kenner, und besitze auch nur 4 seiner Alben, dabei muss es aber nicht bleiben. Lick My Decals Off, Baby ist allerdings schon rausgeflogen. Bisher liegen Safe As Milk und Clear Spot klar in Führung, und die finde ich richtig gut.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #4Die verdammte "Trout Mask Replica" ist auf Vinyl nur ziemlich teuer zu bekommen. Auf Spotify gibt es sie gar nicht
Stimmt, nervt grad bei Original- und frühen Nachpressungen, spätere Reissues gibt es dann unter 40 Euro, zB bei plattenrillehamburg. Hatte mit meiner Copy auch Glück, aber zu der Zeit war Vinyl oft noch günstig zu haben. Aber diese Zeiten kennst du ja aus eigener Erfahrung.
Wer CAPTAIN BEEFHEART hört, dem könnte auch "The Edgar Broughton Band – Wasa Wasa" gefallen, bei mir verhält es sich so. Harsch, metallisch und entzieht sich dem Schema-F-Blues-Rock dieser Zeit (1969)
Zitat von Cohle im Beitrag #7Wer CAPTAIN BEEFHEART hört, dem könnte auch "The Edgar Broughton Band – Wasa Wasa" gefallen, bei mir verhält es sich so.
Yeah! Eine leider schon fast vergessene Band. "Death Of An Electric Citizen" klingt schon sehr nach Beefheart, und noch dazu:
Zweimal konnte sich die Gruppe in den offiziellen UK-Single-Charts platzieren. Out Demons Out erreichte im April 1970 Platz 39, im Frühjahr 1971 kam Apache Drop Out nach mehreren Anläufen bis auf Rang 33. Der Song ist eine Collage aus dem Instrumentalklassiker Apache von der Gruppe The Shadows (1960) und Captain Beefhearts Dropout Boogie von seinem 1967er Album Safe as Milk.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #8Der Song ist eine Collage aus dem Instrumentalklassiker Apache von der Gruppe The Shadows (1960) und Captain Beefhearts Dropout Boogie von seinem 1967er Album Safe as Milk.
Aha, da schließt sich der Kreis. Wer noch Bedarf an einem guten "Safe As Milk" Vinyl Reissue hat, mir gefällt es.
hier Neu in der Sammlung: The Spotlight Kid (1972) und Bongo Fury (with Frank Zappa) (1975).
Mit Spotlight Kid wurde ich sofort warm, fast schon laid back für Beefheart Verhältnisse. Bongo Fury ist (wie zu erwarten) very sperrig, aber die Carolina Hard-Core Ecstasy-Bläser gehen unter die Haut, bemerkenswerte Harmonien. Dranbleiben.
Ich mag "Bongo Fury" sehr. Bei Zappa gehen mir ja seine grauenhaften Gitarrensoli auf den Sack; die mögen zwar technisch anspruchsvoll sein, rauben mir aber den letzten Nerv. Erfreulicherweise fallen die auf "Bongo Fury" nicht unangenehm auf.
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Shiny Beast (Bat Chain Puller) hab ich nun auch auf Vinyl, und da ist sie wieder, die famose "Bongo Fury" Trompete! auch dieses Album will öfter gehört werden, man kann es auch gleich weiterreichen, denn das Nerv-Potenzial ist nicht unerheblich.