Interessant fand ich ja noch die Ukraine bzw. Go_A mit „Shum“…
den song habe ich nur vier huptöne lang ertragen können, dann hab ich mir das standbild angesehen, und gedacht: wie schön, dass jemand endlich mal eine modische nasenbrille auf den markt bringt. dieser übliche medizinische plastiklook trägt nämlich nicht zur inklusion bei!
Mit dem Jendrik wird imho - in Fortführung einer noch jungen Tradition - diese seltsame Subkultur in Deutschland bedient, die von den F-und G-Promi-Geschichten lebt, die morbiden TV-Formate im Nachmittagsprogramm des NDR füllt, die Grusel-Shows a la Fernsehgarten bespielt und die Klatschpresse füttert.
Da ist die Platzierung beim Contest vollkommen unerheblich, weil die oben beschriebene Maschinerie auch ohne Points läuft. Der Dauerbeschuss reicht in jedem Fall, um in Deutschland in dem Bereich temporär quasi weltberühmt zu werden.
Der Typ wirkt sehr empfindsam und derbst verstrahlt. Für mich ist klar, dass er in der Scene vermutlich auf sceneintern hohem Hypelevel durchgereicht und dann ausgewrungen und leergesaugt wieder ausgespuckt wird.
Mich nervt dieses ganze Drumherum so an, es gruselt mich.
Und vom musikalischem Grauen will ich gar nicht erst anfangen...
konnte heute Nacht nicht schlafen, und bin beim TV-durchzappen wohl beim ESC gelandet. Dort stand ein völlig derangierter und/oder betrunkener Jendrik Sigwart (mußte heute morgen ergoogeln wen ich da gesehen habe) vor der Kamera, war wohl sein Post-ESC-Statement oder so, und Schöneberger war mit dem jungen Mann sichtlich überfordert.
Ok, dieser Jendrik kann ja nichts dafür. Es war immerhin sein eigener Song, der da an den Start ging und der von den „Fachjurys“ durchgewunken wurde. Und weil ja ESC ist, hat sich die Jury vermutlich gedacht: supi, da schicken wir jetzt diesen schwul-schrägen Paradiesvogel als ESC-Dauergrinseclown auf Zucker-Koks hin, dann wird auch alles gut. Wurde es natürlich nicht.
Dabei hatte es ESC-Gewinnerin Nicole einst noch durchaus schwer: ihren deutschen Songtext verstand man eben nicht überall. Derweil wird für Deutschland in Englisch gesungen und es gibt somit eine Hürde weniger. Bleibt noch der Geschmack. Und derart geschmacksbefreit ist Europa eben noch nicht – warum sonst landen Songs in italienischer oder französischer Sprache derart hoch? Weil die Songs vielleicht auch eine irgendwie ansprechende Wirkung entfalten?
Eigentlich war das Schicksal unseres Beitrags schon im Vorfeld besiegelt. Der Jendrik hat sich mit dem Auftritt sicher seinen Kindergartentraum erfüllt. Und die Macher beim NDR jammern derweil über gestrichene finanzielle Mittel (ja, man muss auch beim ESC sparen).
Und ja, ich könnte noch nicht einmal die Melodie unseres Songs vor mich hin pfeifen oder summen. Beim Songwriting anzusetzen, wäre nicht schlecht…würde vielleicht mal für die Top 20 reichen…
Jetzt aber ein Gegengift (Lena feiert heute ihren 30. Geburtstag):
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #20 Und derart geschmacksbefreit ist Europa eben noch nicht – warum sonst landen Songs in italienischer oder französischer Sprache derart hoch? Weil die Songs vielleicht auch eine irgendwie ansprechende Wirkung entfalten?
Das ist meiner Meinung nach reiner Zufall. Dennoch wünsche ich mir sehr, dass wieder in Landessprache gesungen werden muss. Außerdem die sofortige Abschaffung der Publikumsabstimmung. Jedes Mal stellt das den Kram wieder auf den Kopf.
Dennoch: der beste ESC seit langem, ich habe hier sieben Länder notiert, die ich mir noch mal angehört habe. Das kommt eigentlich nie vor, normalerweise sind es zirka drei.
was ich nicht begreife: der ESC ist eine Industrie, wo richtig geld hintersteckt, und dann kann man von den teilnehmern (ukraine) noch nicht mal ein album kaufen? so eine chance wie am tag nach dem ESC kriegen die ja nie wieder...
Zitat von akri im Beitrag #20Ok, dieser Jendrik kann ja nichts dafür. Es war immerhin sein eigener Song, der da an den Start ging und der von den Fachjurys durchgewunken wurde.
Der Jendrik kann am wenigsten etwas dafür. Mir geht es in dem Fall auch vielmehr um das, was für diesen jungen Menschen nun folgen wird. Es ist dieses ESC-System, es ist das Musikgeschäft, dass diese Menschen, die ja idR für ihren Traum, ihr Ding brennen und Feuer fangen und einfach verbrannt werden. Das geht von den Jendriks über zu den Avicis zu den Dohertys zu den...tbc...da sehe ich das Problem. Im Grunde genommen sehe ich also Opfer - jaaa, sie sind volljährig, sie lassen sich darauf ein - aber viele von ihnen vermitteln mir das Gefühl, dass sie dem ganzen Paket Showbiz nicht gewachsen sein werden. Mit allen Konsequenzen. Und doch der Verlockung, ihrer Traumerfüllung näher zu kommen, einfach nicht widerstehen können und letztlich zu schwach sind, dem Riesendruck standhalten zu können. Ich sehe fehlende Verantwortung an verschiedenen Stellen. Aber das ist tatsächlich ein Thema für sich.
Zitat von Olsen im Beitrag #24Auch keine Seltenheit. Warte mal noch einen Monat, dann klöppeln sie was zusammen, auf dem vielleicht noch zwei weitere Songs erträglich sind.
Zitat von akri im Beitrag #20Ok, dieser Jendrik kann ja nichts dafür.
Ja, hat auch Peter Urban gestern gut erklärt. Der Song war einfach zu kompliziert für das doofe Publikum.
Peter Urban hat gestern Abend mal wieder den Eindruck eines alten, verwirrten Mannes, der gerne um sich tritt, hinterlassen. Ich hätte mir da häufig mehr Neutralität gewünscht.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Es gab viele Jahre, da war der Wettbewerb nur aufgrund seiner launischen Kommentare erträglich. Mein Highlight war, als er mal über eine komplett hysterische Moderatorin gesagt hat: "X ist vollkommen überdreht, sie muss dringend ins Bett."
Den Urban fand ich früher so unerträglich, dass ich irgendwann den Ton z.B. über BBC-Radio gehört habe, was aber blöd war, weil der Ton dem Bild hinterher war. Inzwischen meine ich eine gewisse Altersgelassenheit zu erkennen (bei mir auch, aber ich meine in erster Linie bei ihm): Den Waschzettel ablesen (und auch sagen, wenn er ihn gerade verlegt hat) und ab und an einen mild bösartigen Kommentar einstreuen, reicht schon.
Das mit dem Verbrennen von jungen Menschen sehe ich eher bei den unerklärlicherweise immer noch nicht ausgestorbenen Castingshows eher als beim Song Contest. Den nehmen doch nicht mal mehr die Teilnehmer ernst. Der Deutsche hatte doch schon im Vorfeld erklärt, dass er kein Problem damit habe, auf dem letzten Platz zu landen. Das ist nichts großartig anderes als sich in der lokalen Karaokebar auf die Bühne zu stellen. Die Hoffnung auf eine großartige Karriere macht sich doch keiner mehr, wenn wenn bedenkt, dass selbst unter den Gewinnern der letzten (willkürlich und spontan geschätzten) 40 Jahre keiner mehr außerhalb des Heimatlandes noch irgendwelche Beachtung fand.