Es mag wohl gute 10 Jahre her sein....aus mir heute eher unerfindlichen Gründen versuchte ich damals, mit mit einer gewissen Verve Bob Dylan und seine Musik zu verstehen, zu mögen und mich in die dylaneske Welt einzufühlen. Ich stieß dabei vornehmlich im RS-Board auf Leute, von denen man sagte, sie wären Dylanologen....manch einer behauptete das auch von sich selbst. Diese Leute wurden mir in kurzer Zeit ziemlich suspekt und ich fühlte mich wie ein armseliger kleiner Wurm, konnte ich doch mit diesen Menschen, die Dylan in- und auswendig kannten, kaum bis gar nicht mithalten. Sie konnten sogar dylanologische Dinge, die kaum einer verstand, in mannigfacher Art deuten. Dumm nur, daß viele in verschiedene Richtungen deutelten....und jeder Dischputant in Sachen Dylanologie behauptete natürlich, seine gedeutelte Richtung sei die richtige, die maßgebliche.....im Juristendeutsch spricht man da auch gerne von "herrschender Meinung". Andere sagen dazu "Deutungshoheit".
Nach etwa 5 oder 6 Monaten und ca. 12 Alben im Sonderangebot bei Amazon für 5 - 6 € das Stück, einer ganzen Reihe von Horchsessions und ein paar kleinen Scharmützeln mit dem einen oder anderen Dynalogogen (die ich allesamt verlor) gab ich relativ entnervt die Sache auf. Besagte Alben verstaubten über die Jahre janz weit hinten im CD-Schrank, aber ich weiß noch, wo sie sind. Ob ich sie jemals wieder rauskramen und die Chose wiederholen möchte....wohl eher nicht.
meine mutter besaß die "desire", die ich mit ca 12 jahren ziemlich gerne mochte (dafür, dass ich sonst wahlweise wohlklang oder gebrezel gewohnt war). ansonsten ist mein verhältnis zu ihm auch eher durch respekt, coverversionen, und distanz ob der quasireligiösen verehrung durch seine fans (leider auch in meinem näheren freundeskreis) geprägt. überidentifikation verursacht bei mir immer atemnot, darum entgeht mir vermutlich manches. ich wäre aber durchaus bereit, im schlepptau eines nicht-dylanologen mal eins seiner konzerte zu besuchen; diese "work in progress"-geschichte spricht mich nämlich eigentlich sehr an.
Ich habe von Dylan eine Best Of, die Highway 61 Revisited, die Infidels, No Mercy und die Time Out Of Mind. Mehr brauche ich persönlich nicht von ihm. Aber Jokerman ist in meiner Top 20 der besten Songs definitiv mit dabei. Ich verstehe, warum so viele Menschen sich so hingebungsvoll mit ihm beschäftigen und er hat ja auch verdammt vieles Gute für die Musik getan. Aber bei manchen Zeitgenossen artet das für mich in Fanatismus aus, wenn sich irgendwer äußert, daß er/sie nix mit Dylan anfangen kann. Der Shitstorm, der da teilweise zurückkommt läßt mich sehr schnell an WTF denken. Muss ich nicht verstehen. Will ich auch nicht.
Zitat von burnedcake im Beitrag #10 (...) Kein Highway 61? Habe mich noch nicht an eine Best Of gewagt, da ich nur
The Freewheelin’ Bob Dylan (1963) The Times They Are a-Changin’ (1964) Bringing it All Back Home (1965) Highway 61 Revisited (1965) Blonde on Blonde (1966) + Bob Dylans Greatest Hits
kenne und besitze, aber da ist ja fast alles gute davon vertreten. Der Schlüssel zu Bob Dylan war bei mir übrigens "Ballad of a thin man", das erste Dylan-Lied, das mir richtig, richtig gut gefallen hat.
Da fehlt ja der Output der letzten 50 Jahre - oder ist Dylan für Dich doch bei dem ominösen Motorradunfall gestorben?
Ganz im Ernst - wenigstens in Blood on the Tracks (da bin ich nicht der einzige, der das für sein bestes Album hält), Slow Train Coming, Infidels und die fabelhafte Spätplatte Time out of Mind (mit dem längsten Song seiner Kariere "Highlands") solltest Du mal reinhören.
Momentan bin ich mit o.g. noch ganz gut bedient. Die kann ich neben der ganzen anderen Musik regelmäßig hören und entdecke immer etwas neues, das mir gut gefällt. Blood on the tracks könnte durchaus als nächste Dylan-Platte drankommen.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Ich finde Dylan in den 60ern unfassbar gut. In den 70ern stellenweise auch noch. Aber mit dem Grummeln auf dem Spätwerk kann ich nicht ganz so viel anfangen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich denke am Besten ist man- was Liveaufnahmen betrifft- mit der Bootlegserie bedient (durch die Bank sehr gut). Besonders empfehlenswert ist natürlich das Royal Albert Hall Konzert von 1966 (tatsächlich aus der Free Trade Hall in Manchester), welches sowohl den akustischen als auch den elektrifizierten Dylan widerspiegelt- ein Konzert von historischer Bedeutung.
Meine Top-Ten spielen sich hauptsächlich in den 70ern ab (nix für Puristen, das Frühwerk mit Mundharmonika nervt mich ziemlich):
1. Desire 2. Street Legal 3. Blood On The Tracks 4. Blonde On Blonde 5. Slow Train Coming 6. Highway 61 Revisited 7. Infidels 8. Planet Waves 9. Time Out Of Mind 10. John Wesley Harding
Von den Live-Alben mag ich die "At Budokan" sehr, weil er hier seine Songs vollkommen auf Links gedreht hat und den Mut hatte Bläser und Chordamen in die Band zu nehmen. Minuspunkt: Das Publikum ist stark in den Hintergrund gemischt. "Hard Rain" hat eine tolle Stimmung. Gar nicht gehen "Self Portrait", "Pat Garrett & Billy The Kid" und "Down In The Groove".
Zitat von Back Door Man im Beitrag #22Besonders empfehlenswert ist natürlich das Royal Albert Hall Konzert von 1966 (tatsächlich aus der Free Trade Hall in Manchester)...
Ach, die habe ich in meiner Liste vergessen ... die ist natürlich auch gut!
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Alle seine Songs bestehen aus einem genialen Grundeinfall, den er durch geringfügige, aber endlose Variationen monomanisch in die Langeweile bohrt. Ich schreibe das hier übrigens gar nicht so skrupelfrei hin, wie es möglicherweise klingt. Ich verehre in Bob Dylan den unendlich beschlagenen Großsongschreiber, dem sich die Musen der Rockgeschichte bei Anruf eröffnen. Meine...
Top 5
1. Highway 61 Revisited 2. Blood On The Tracks 3. Blonde On Blonde 4. Bringing It All Back Home 5. Desire
Zitat von Batman im Beitrag #6Meine Top 10 sieht etwas anders aus. ...aber ich liebe auch ..."Love and Theft" und "Modern Times".
Endlich sagt das mal jemand. Die gehören nämlich auf jeden Fall in eine Dylan Top 10.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Es gibt bei Dylan eigentlich nichts Schwaches oder gar Unwürdiges. Gewiss muss nicht jeder Mensch über 40 Dylan-Alben genauestens kennen oder sämtliche Bootlegs. Natürlich existieren da Ausnahmewerke. "Love And Theft" und "Modern Times" sind großartig. Ich persönlich liebe besonders das späte "Time Out Of Mind". Solche Dinge hat Bob Dylan in ewige Sicherheit gebracht: sehr emotional, sehr bewegt, manchmal vielleicht nicht leicht genug.
Ich gehöre zu der Fraktion, die Coverversionen von Dylan-Songs besser findet als die Originale. Seltsamerweise ist es aber so, dass bei mir eine uralte 7" rumliegt, aus Altbeständen meines großen Bruders. Und da ist "George Jackson" drauf, was für ein simpler und trotzdem toller Song.
An die, die hier so die Dylan-Cover hochloben: Welche sind denn das, die euch da so gut gefallen? (soll jetzt gar nicht herausfordern, mich interessierts)