Juliane Werding nahm schon als 14-Jährige ein Demoband auf. Sie wurde zum Talentschuppen des Südwestfunks eingeladen und erhielt mit 14 auch ihren ersten Plattenvertrag.
Mit 15 veröffentlichte sie die Single „Am Tag, als Conny Kramer starb“ und kam damit auf Platz 1 der deutschen Charts.
„Conny Kramer“ ist ein Pseudonym für den Freund Peter der 15-jährigen Juliane Werding. Mit ihm machte sie in Essen Musik. Und sie probierten auch gemeinsam Drogen aus, vor allem Marihuana. Peter nahm dann aber auch LSD und Heroin und wurde Essens erster Drogentoter.
Mit 16 gewann Juliane die Goldene Europa und den goldenen Bravo Otto als beliebteste Sängerin des Jahres.
Ihr mit 16 veröffentlichtes Debutalbum („...in tiefer Trauer“) mit der für damalige „Schlageralben“ ungewöhnlichen Todesanzeige auf dem Cover entstand unter dem Eindruck des Drogentods ihres Freundes Peter.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #1923 Ihr mit 16 veröffentlichtes Debutalbum („...in tiefer Trauer“) mit der für damalige „Schlageralben“ ungewöhnlichen Todesanzeige auf dem Cover entstand unter dem Eindruck des Drogentods ihres Freundes Peter.
Da kann Auschwitz natürlich einpacken. Erst mit Essens erstem Drogentoten war endgültig alles dem Untergang geweiht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von akri im Beitrag #1923 Ihr mit 16 veröffentlichtes Debutalbum („...in tiefer Trauer“) mit der für damalige „Schlageralben“ ungewöhnlichen Todesanzeige auf dem Cover entstand unter dem Eindruck des Drogentods ihres Freundes Peter.
Da kann Auschwitz natürlich einpacken. Erst mit Essens erstem Drogentoten war endgültig alles dem Untergang geweiht.
Puh, direkt wieder die schweren Geschütze auspacken.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ja, und zwar zurecht, Nicht wegen einer 16jährigen, für die das eine persönliche Tragödie war, sondern wegen Leuten, die keinerlei Hemmungen hatten, einen dermaßen relativierenden Stiefel auf eine Plattenhülle zu drucken, um damit Geld zu verdienen. Wann war das? 1972? 27 Jahre nach Auschwitz? Wer hier erinnert sich noch daran, was vor 27 Jahren war? Da war ich 22, und die Zeit seitdem verflog wie nix. Trotzdem kann ich mich noch an alles erinnern. Aber Verdrängung funktionierte in der alten BRD offenbar trotz der Frankfurter Prozesse immer noch sehr gut. Ich finde das reichlich ekelhaft.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ergänzend sei gesagt, dass der erste Freund von Juliane Werding Conrad hieß. Im Song sollte erst der Name Kalle Kramer verwendet werden, aber Juliane bat darum, ihn wg Conrad dann Conny zu nennen.
Bei der Plattenfirma war man wenig begeistert, da alle sagten: „Das kriegen wir nirgends gespielt“. Deutsche Lieder mit bissigen oder aneckenden Texten wurden damals oft gar nicht erst produziert. Aus Angst, sie würden im Radio nicht gespielt.
Radiosender waren auch zögerlich darin, die erste Single zu spielen. Frank Elstner, damals noch der Chefsprecher von Radio Luxemburg (Deutschland), sagte dazu: „Wir können zwischen Dash- und Omo-Werbung kein Lied mit solch ernstem Problem spielen“.
Im Rahmen der „No drugs“-Aktion fand Juliane aber Unterstützung. 1972 überschritt die Zahl der Rauschgifttoten erstmals die 100. Im Februar 1972 trat Juliane in der ZDF-Hitparade auf. Proteste der RTL-Hörer sorgten dafür, dass der Song schließlich auch dort gespielt wurde.
Obwohl Juliane erst eine Single veröffentlicht hatte, erhielt sie die Goldene Europa und wurde von der BRAVO als beliebteste Sängerin des Jahres gewählt. 1972 traf sie in London ihre Idole von der Rockband Deep Purple für eine Fotostory der BRAVO. Reporterteams besuchten regelmäßig ihr Elternhaus und ihre Schule.
Als die LP produziert wurde, wollte Juliane zeitkritische und nachdenkliche Lieder singen. „Erfolge sind mir wurscht, ich will diesen Job nicht zum Beruf machen. Wenn ich ein Lied vom Text her vertreten kann, dann singe ich es. Sonst lasse ich es bleiben. Basta.“ O-Ton ihrer Plattenfirma: „Das ist Juliane – progressiv, jedoch nicht feindselig der Gesellschaft gegenüber, die im Überfluss lebt“.
In der Nachfolgesingle zu „Conny Kramer“ schlüpfte sie in die Rolle jugendlicher Hausbesetzer in einer Hippie-Kommune („Kinder des Regenbogens“). Eigentlich sollte „Hände weg von Harry Kühn“ die zweite Single werden. Es ging um einen Rocker, der von der Gesellschaft nicht anerkannt wird. Aber Juliane lehnte den Song ab. „Dieser Text ist mir zu viel Schwarz-Weiß-Malerei, die von dem eigentlichen Problem ablenkt. Hier der arme Rocker und dort die böse Gesellschaft. Das stimmt einfach nicht.“ Der Alternativsong „Es gibt keine Äpfel ohne Kerne“ wurde vom Sender Radio Luxemburg abgelehnt, weil man keinen „pseudointellektuellen Quatsch“ senden wolle.
1973 ging die zweite LP Julianes („Mein Name ist Juliane“) in die gleich Richtung: „Mein Name ist Juliane, und ich singe, was mir gefällt – lustige Lieder und traurige Lieder – uns’rer gar nicht mehr so heilen Welt“.
Juliane Werding giftete damals auch böse gegen die ZDF-Hitparade. Sie sah eine „Überalterung“ des Hitparadenpublikums: „Das sieht man ja schon bei der Sendung. Da sitzen immer mehr Leute ab 30 drin, die einen so unbequemen Zahn wie mich natürlich nicht mögen.“
Nun, Auschwitz hat Juliane Werding sicher nicht auch noch mit ins erste Album gepackt…
Für die damalige Zeit, für eine 15/16-Jährige und das Genre „Schlager“ war es aber ein eher gesellschaftskritisches Werk. Es geht um Stress im Job, um die Computerwelt, um Umweltverschmutzung oder Krieg.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1927Nicht wegen einer 16jährigen, für die das eine persönliche Tragödie war, sondern wegen Leuten, die keinerlei Hemmungen hatten, einen dermaßen relativierenden Stiefel auf eine Plattenhülle zu drucken, um damit Geld zu verdienen.
Was an dem Text dort relativierend ist, darfst du mir gerne mal erklären. Ich lese den offenbar völlig anders.