Es muss um das Jahr 2005 gewesen sein, als wir in einer Lübecker Altstadtkneipe saßen und ein würdelos gealterter Kerl am anderen Ende des Raumes eine gefühlte Ewigkeit einen lautstarken Monolog über die Grandiosität dieses Albums hiellt, dem ich auch durch gezieltes Weghören nicht entkam: "...vieles wurde erst Jahre später verstanden...das Solo hat er rückwärts eingespielt und die Tontechniker mussten das dann... Songs aus einer ewigen Zukunft, die niemals nach Gegenwart klingen...absolute Ausnahmeerscheinung...". Natürlich war dieser vermutlich schwerhörige Kerl unsympathisch und die Armada mechanisch nickender, zumeist weiblicher Endvierziger um ihn herum nicht weniger. Aber was soll's, ein erstes Interesse an diesem Album war damit geweckt. Hatten nicht auch mit Slowdive ("Golden Hair") und den ganz frühen Smashing Pumpkins ("Terrapin") zwei meiner Lieblingsbands einen Song daraus gecovert? Als sich dann auch noch ein obskurer Proto-Industrialsong ("No good trying") in einer Akte X -Folge als Lied von "The madcap laughs" entpuppte, fasste ich an einem Tag im August 2014 den Entschluss, nicht noch einen weiteren Wink des Schicksals abzuwarten und bestellte mir für 5 € das Album bei Amazon. Tja, was soll ich sagen, leider zündet da gar nichts. Die oben genannten Cover finde ich meilenweit interessanter als die dünnen Originalversionen, "No good trying" bleibt für mich der einzige wirklich spannende Song, weil er zumindest fertig produziert klingt und tatsächlich seiner Zeit um Jahrzehnte voraus scheint. Der Rest? Obskure und nur mäßig spannende Akustiksongs, vorgetragen von einem hörbar neben sich stehenden Sänger. Ich möchte dieses Album noch nicht mal als "unfertig" oder "skizzenhaft" bezeichnen, weil das in einer weiteren mythischen Verklärung eine verborgene Genialität andeutet, die ich hier einfach nicht zu erkennen vermag.
Für mich hört sich das nur nach Mickymaus-Disko ohne irgendwelche Qualitäten an, ähnlich den Kirmestechno-Versionen aus den 1990ern von Augsburger-Puppenkiste-Liedern. Plötzlich finden das alle toll. Warum?
Für mich hört sich das nur nach Mickymaus-Disko ohne irgendwelche Qualitäten an, ähnlich den Kirmestechno-Versionen aus den 1990ern von Augsburger-Puppenkiste-Liedern. Plötzlich finden das alle toll. Warum?
Da bist du wirklich nicht alleine, ich halte die auch keine zwei Minuten durch.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Ich schließe mich da an, ich glaube ich habs auch schon im Albenthread gepostet. Art Angels ist wirklich furchtbarer Dreck. Ich kenne auch eigentlich niemanden, der das gut findet, deshalb verwundern mich auch die hohen Ränge in diversen Jahresbestenlisten. Grimes hat sowieso genau einen guten Track gemacht.
Moment mal, ich war noch dieses Jahr in meinen Zwanzigern! Aber vermutlich ist das richtig, es hilft wohl dabei, Grimes abzufeiern, wenn man Anfang 20 ist und ein wenig in sie verknallt. So ähnlich wie bei Chvrches.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Zitat von Squonk im Beitrag #1Sich über Musik zu streiten macht Spaß! Entsetzen und Unverständnis erntet man zuweilen über musikalische Fehlfunktionen im Gehirn, die einen offensichtlich heimgesucht haben, weil man ein Album, das anscheinend über alle Zweifel erhaben scheint, in dir Gleichgültigkeit oder Kopfschütteln hervorrufen. Deswegen gleich die ganz große Keule:
Zunächst: Ich liebe die Beatles mit jeder Faser meines Körpers. Es war die erste Popmusik, die ich je hörte. Und wie ein Küken, dass angeblich das erste Lebewesen das es sieht, als Mutter akzeptiert, waren meine Mütter die Beatles. Und was für eine Mutter! Die Mutter hatte auch viele hübsche Verwandten, Onkels, Tanten, Cousinen, aber die Mutter bleibt doch das Wichtigste. Die Musik der Beatles hat mich so umgehauen, dass ich als Kind meinte, nicht einschlafen zu können, wenn ich nicht noch mal diesen einen Song hörte, von dem Beatles-Album, das ich neu besaß und ich stand aus dem Bett auf und schlich zum Plattenspieler, und ich spielte kaum hörbar diesen Song. Alles, alles was ich später toll fand, hatte seinen Ursprung in den Beatles. "Tomorrow Never Knows" hat mir die Schädeldecke weggeschossen, bei "A Day In The Life" ist mir die Kinnlade runtergefallen. "Penny Lane" und "In My Life" waren so schön, dass es fast weh tat.
"Abbey Road" ist natürlich kein Album mit dem ich nix anfangen kann. Die Lennon-Kompositionen "Come Together" und "I Want You (She's So Heavy)" sind großartig und wahnsinnig wie immer. George Harrison hat auf diesem Album seine Sternstunde, die sich auf dem weißen Album mehr als angedeutet hat. Aber wie kann man ein Album makellos finden und es nicht selten auch als bestes Album aller Zeiten wählen, auf dem sich Songs wie "Maxwell's Silver Hammer" (eine Art Kinderlied über Massenmörder, der missliebige Personen mit dem Hammer erschlägt) und "Octopus's Garden" befinden? Dazu noch das Overacting McCartneys auf "Oh! Darling"! Und das war erst die erste Seite.
Man muss wissen (und die meisten wissen es ja auch), dass "Abbey Road" das letzte Album war, das die Beatles je aufnahmen. "Let It Be" wurde zwar später veröffentlicht, aber früher aufgenommen. Bei "Abbey Road" war schon alles verloren und alle hoffnungslos zerstritten. Erste Solo-Alben sind bereits erschienen. Die Disziplin reichte nicht mehr um die Songs zu vollenden und so kam es zu dem legendären Medley auf der zweiten Seite, man könnte sagen die Beatles Resterampe, alles muss raus. Und zwar so gründlich, dass es nach der Auflösung der Beatles so gut wie keine unveröffentlichten Tracks gab. Ich behaupte mal "Because", "Polytheme Pam" und "Mean Mr. Mustard" hätten nie das Licht der Welt erblickt, wenn das Album nicht hätte vollwerden müssen. Einige Highlights wie "She Came In Through The Bathroom Window" oder "Golden Slumbers" bleiben auch mit einem schalen Geschmack zurück, da sie, kaum begonnen, schon wieder in irgenein anderes Fragment übergingen.
So bleibt mit "Abbey Road" ein Album, dessen erste Seite ich wegen zu vieler uninspirierter Störfeuer nur ungern höre und mich durch die zweite Seite quäle, die mit "Here Comes The Sun" so hoffnungsvoll beginnt, um dann die Beatles implodieren zu hören. Trotzdem ist das Album nicht schlecht, ich rege mich nur oft und gerne darüber auf. Das beste Album aller Zeiten, this is not!
Schön zu hören, dass ich nicht der einzige bin, dam der Kultstatus von "Abbey Road" unerklärlich ist. Natürlich sind großartige Tracks drauf (Come Together, Something...), was sich aber über jede Beatles-Platte sagen lässt, aber eben auch ein paar der lahmsten (Sun King...). Keine Scheißplatte, aber aus der zweiten Hälfte der Beatles-Zeit die am wenigsten geniale.
Was mich momentan zu diesem Posting veranlasst, ist weniger die Qualität der Songs (das ist im Endeffekt eine Frage des persönlichen Geschmacks) als die der Aufnahme. Es dürfte sich ja rumgesprochen haben, dass nächste Woche ein neuer Mix veröffentlicht wird. Und z.B. bei superdeluxeedition.com und rollingstone.de liest man Stimmen, die sagen, was soll das, der oriignal-Mix war doch schon perfekt. Das würde ich über Sgt Pepper (mono) und White Album (stereo) sagen, aber "Abbey Road" ist für mich die am schlechtesten klingende Studioplatte der Beatles, klangmäßig ungefähr auf dem Niveau von "Mind Games", und ich mache mir eche Hoffnungen, dass der neue Mix ein Gewinn ist. Deshalb meine Frage: Stimmt was mit meinen Ohren nicht oder gibt es irgendwen außer mir, der den original-Sound von weiten Telen von "Abbey Road" mufflig findet?
Nächste Woche? Warum kommt meine Super-Deluxe erst Mitte September? Kommt die später als die 2-CD-Version?
Zum Album an sich: Die schwächeren Tracks („Oh, Darling“ finde ich super, die albernen Stücke find ich okay… allerdings merkwürdig, dass die bei der miesen Stimmung solche Stücke aufgenommen haben. Bin schon gespannt, was das Booklet dazu sagt.) haben für mich nie die Liebe zum Album geschmälert. Die zwei schlimmsten Songs („Don’t Pass Me By“ und „Obladi-Oblada“) der Beatles finden sich auf dem „White Album“ und auch das liebe ich sehr.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Pff, nächste Woche oder nächsten Monat, wer wird denn so spitzfindig sein. Aber jetzt abgesehen von den Songs würden mich auch Einschätzungen zur Klangqualität interessieren.