Zitat von Bigwombat im Beitrag #120auf der Enterprise hört Picard seine Mucke auch nicht via altem DUAL-Plattenspieler
Oh, du glaubst gar nicht, in wie vielen Filmen und Serien aus diesem Bereich ich in der letzten Zeit Plattenspieler gesehen habe. Dieses Retro-Ding ist absolut in Mode, sogar in Science-Fiction-Umgebungen.
Zitat von Bigwombat im Beitrag #120 Ansonsten gehen halt einfach Zeit und Technik weiter voran, auf der Enterprise hört Picard seine Mucke auch nicht via altem DUAL-Plattenspieler
Weil der ja auch in die Jahre gekommene Picard das tut, was auf der Enterprise zweckmäßig ist. Der Jogger oder Musikimmerbeisichhaber schnallt sich unterwegs auch keinen Plattenspieler auf den Rücken. Wenn Picard im Urlaub ist, legt er zu Hause natürlich Schallplatten auf, hat er mir selbst erzählt.
Für mich ist der aktuelle Trend keinesfalls nerdy (na ja, ein klein wenig vielleicht schon), sondern eine natürlich Folge der Beschäftigung mit Musik, die heute nicht mehr die Massen bewegt. Da zieht man nicht mehr mit seinen auserwählten Neuheiten von Freund zu Freund, um sich auszutauschen. Das Netz nimmt einem fast alles ab und man zählt nicht mehr Tonträger sondern GB. Klar, da entdecken manche seltene Schätze im Netz bzw. auf Streamingportalen, aber man kann sie dort eben nur hören. Das ist die eine Gruppe, hinzu kommen die Gelegenheitshörer und Dauerberieselnlasser. Die Technik schreitet voran und das Gros der Kunden zieht mit.
Es gibt aber eben auch diejenigen, die Musik als eine Form der Kunst betrachten, bei der einem kreativen Prozess ein Herstellungsprozess folgt, um die Kundschaft zu bedienen. Und der geht es nicht nur ums Hören, sondern auch ums Haben und um den adäquaten Umgang mit dem Gesamtkunstwerk des (vor allem) Langspieltonträgers. Und nur diese Gruppe, die auch am Besitz des physischen Tonträgers interessiert ist, für die stellt sich die Frage nach CD oder Vinyl. Und hier verliert die CD an Wert, da sie letztlich digital ist, wo man doch jedweden digitalen Ton mittels Rohling in einen physischen Tonträger verwandeln kann und das Medium CD als solches zum wertlosen Ramschobjekt verkommen ist, auch wenn die Musik auf ihr zumindest messtechnisch besser klingt. Aber der Plattenkäufer kann sich ja zusätzlich sein digitales Format schnell besorgen. Die Schallplatte punktet hier einfach mit dem objektiv höheren Materialwert, dem höheren Aufwand blinder Herstellung, die geringeren Stückzahlen und des Gefühl, ES endlich zu besitzen. Im Prinzip ist das nichts anderes als früher, dass die letzte Gruppe einfach ein anderes Verhältnis zu ihren Ülatten hat als die oben beschriebene, bei der Schallplatten auch mal zwei Wochen auf dem Plattenteller lagen und auf der auch mal Spuren von Butterbrot zu finden waren.
Von daher glaube ich tatsächlich, dass die intensivere Beschäftigung mit Musik eher bei denen zu bemerken ist, die Tonträger physisch erwerben. Die Zahl schrumpft, aber das liegt an anderen Dingen wie dem veränderten Freizeitangebot und dem Stellenwert des Computer, mit allem, was da so mit dran hängt.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #122Von daher glaube ich tatsächlich, dass die intensivere Beschäftigung mit Musik eher bei denen zu bemerken ist, die Tonträger physisch erwerben.
Die Zukunft gehört halt nicht mehr den physischen Tonträgern und ich halte im Grunde gar nichts davon, daß sich manche Retro-Möger immer mehr als eine Art von Gralshüter verstehen, welche vor allem jüngeren "Konsumenten" von Mp3-Dateien und ähnlichen Formaten jegliches wirkliche Interesse oder eine etwas tiefer gründelnde Beschäftigung mit Musik fast schon gebetsmühlenartig und generell absprechen.
Konsens ist das ja nicht unbedingt.
Aber eines möchte ich noch hinzufügen. Ich habe damals zugunsten der CD Hunderte von Schallplatten verkauft. Nach der ersten Euphorie habe ich die Platten vermisst, wenn auch erst nur die Cover. Dann fehlte mir die klassische Dramaturgie von zwei Plattenseiten. Und der endgültige Wandel kam dann mit der Beliebigkeit bzw. beliebigen Verfügbarkeit der CD. Ich verurteile aktuelle Hörgewohnheiten nicht. Meine (längst erwachsenen) Kinder hören Musik via Stick. Ich habe das zu akzeptieren, aber für mich ist die Rückkehr zur Schallplatte eine Rückkehr zu dem Gefühl, dass ich damals hatte, als es keine Alternative zu Vinyl gab. Ob das jetzt Retro, Nostalgie, Trend oder einfach nur Korrektur eines Formatfehlers ist, ist mi dann eigentlich egal.
Von Krolock: was Du schreibst, kann ich durchaus nachvollziehen und so einiges davon unterschreibe ich ohne wenn und aber. Es gibt allerdings auch Dinge, die ich etwas anders sehe bzw. bewerte.
Zum Beispiel das hier: "Und nur diese Gruppe, die auch am Besitz des physischen Tonträgers interessiert ist, für die stellt sich die Frage nach CD oder Vinyl. Und hier verliert die CD an Wert, da sie letztlich digital ist, wo man doch jedweden digitalen Ton mittels Rohling in einen physischen Tonträger verwandeln kann und das Medium CD als solches zum wertlosen Ramschobjekt verkommen ist"
Die CD verliert deswegen an Wert, weil sie letztlich digital ist und damit einhergehend ein wertloses Ramschobjekt? Mit Verlaub, das sehe ich ein wenig anders. Sie ist genauso ein physischer Tonträger, wie es die Vinylplatte ist. Daß man Vinyl nicht so fix und einfach "digitalisieren" kann, wie eine CD....dafür kann die CD nix. Ich halte es sogar für einen großen Vorteil, bietet mir die Technik doch die Möglichkeit, die CDs einfach und schnell auch andernorts als nur zu Hause an der Anlage zur Verfügung zu haben. Auf der anderen Seite kann das Vinyl auch nix dafür, daß man die Schallplatte insbesondere in ihrem letzten (fast goldenen) Jahrzehnt bis ca. Mitte der 1980er Jahre in vielfacher Zahl auf MC kopierte. Denn man zog nicht nur mit seinen auserwählten Neuheiten von Freund zu Freund, um sich auszutauschen im Sinne von "wir hören und quatschen ausgiebig darüber", sondern man tauschte tatsächlich.....manchmal sogar im halben Dutzend auf MC. So jedenfalls kenne ich es aus meinen jungen Jahren. Natürlich waren das Peanuts im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten des Kopierens nach hüben und drüben, aber im Grunde der gleiche Vorgang, nur damals mit weniger "Kopiermasse". Ich war damals auch sehr glücklich darüber, die eine oder andere Schallplatte von Freunden auf MC "gebrannt" zu bekommen....auch für meine erste gebrauchte Karre mit Pioneer-Cassettenradio und dicken 3-Wege-Autolautsprecher auf der...ähhh...Hutablage (die Löcher für die Boxen sägte man natürlich selbst hinein, keine Frage).
Also wehre ich mich ein wenig dagegen, die Möglichkeiten fortschreitender Techniken unmittelbar und sofort mit damit einhergehender "Verramschung" von Musik in Verbindung zu bringen....auch aus einer Art von eigenem Erleben dazu. Ein simples Beispiel aus diesem eigenen Erleben: bis vor ca. 7 oder 8 Jahren erhielt ich von einem wirklich sehr großen Musikliebhaber (ein Forumsfreund aus Ex-Nachbars Garten) über viele Monate immer wieder "MIB-Tüten". Allermeist im WAV-Audioformat. Alle diese "Kopien", die ich mir zu 80% selbst nie gekauft hätte und auch wohl nie kaufen werde, die aber durchaus hörenswert oder interessant waren, habe ich über all die Jahre in 3 gut sortierten CD-Wallets (ich hoffe, Du weißt noch, was das ist) aufgehoben, sie selbst mit Labels und teilweise mit Linernotes versehen und höre das eine oder andere auch heute noch. Klar, es sind nur Rohlinge, es sind keine "Originale". Aber sie haben einen Wert für mich, sie sind kein Ramsch. Und sie werden auch nach weiteren Jahren für mich einen Wert haben, denn besagter Musikfreund gab sich recht viel Mühe damit....alleine das hat schon "Wert" für mich.
Einen Wert gibt es also durchaus noch auch außerhalb der Gruppe von Menschen, die nur und / oder erst dann froh und glücklich sind, wenn sie "ES" endlich (als Vinyl natürlich) besitzen.
Die Zukunft gehört halt nicht mehr den physischen Tonträgern und ich halte im Grunde gar nichts davon, daß sich manche Retro-Möger immer mehr als eine Art von Gralshüter verstehen, welche vor allem jüngeren "Konsumenten" von Mp3-Dateien und ähnlichen Formaten jegliches wirkliche Interesse oder eine etwas tiefer gründelnde Beschäftigung mit Musik fast schon gebetsmühlenartig und generell absprechen.
Konsens ist das ja nicht unbedingt.
Aber eines möchte ich noch hinzufügen. Ich habe damals zugunsten der CD Hunderte von Schallplatten verkauft. Nach der ersten Euphorie habe ich die Platten vermisst, wenn auch erst nur die Cover. Dann fehlte mir die klassische Dramaturgie von zwei Plattenseiten. Und der endgültige Wandel kam dann mit der Beliebigkeit bzw. beliebigen Verfügbarkeit der CD. Ich verurteile aktuelle Hörgewohnheiten nicht. Meine (längst erwachsenen) Kinder hören Musik via Stick. Ich habe das zu akzeptieren, aber für mich ist die Rückkehr zur Schallplatte eine Rückkehr zu dem Gefühl, dass ich damals hatte, als es keine Alternative zu Vinyl gab. Ob das jetzt Retro, Nostalgie, Trend oder einfach nur Korrektur eines Formatfehlers ist, ist mi dann eigentlich egal.
Ich kann dieses Gefühl zwar durchaus in gewissem Sinne nachvollziehen, war aber niemals in jungen bzw. jüngeren Jahren in dieser Lage. Gewiss, ich hatte etliche Dutzend Schallplatten besessen, aber mit Sicherheit nicht hunderte von Vinyls.....oder gar tausende (vollkommen utopisch für mich). Von daher fehlte mir immer ein wenig das Gefühl, welches Du als "klassische Dramaturgie von zwei Plattenseiten" bezeichnest. Es gab bei mir (auch zu Zeiten, als ich einen recht guten DUAL-Plattenspieler nebst für damalige Verhältnisse sehr ordentliche Restanlage mein Eigen nannte) nie eine Art von orgiastischem Gefühl, wenn sich die Nadel auf die Platte senkte.
Grundsätzlich habe ich dir geantwortet, weil du die Käufer physischer Tonträger als mutmaßliche Gralshüter bezeichnet hast. Da ging es gar nicht um CD oder Vinyl. Gegenüber Streamngdiensten sehe ich CD und Vinyl auf fast gleichem Level.
Aber zum Unterschied: Die CD verliert nicht an Wert, WEIL sie digital ist, sondern weil sie dadurch, dass sie digital ist, beliebig reproduzierbar oder produzierbar ist und es letztlich auch egal ist, ob im Player ein Original oder eine illegale Kopie liegt.
Und diesen Wert von selbst gebrannten CDs kenne ich so nur bedingt. Eigentlich kenne ich das gar nicht, muss aber zugeben, dass ich die Weihnachtswichtel-CD, die ich vor Jahren von Mychael bekommen habe, großartig finde und sie neben meinen besten Weihnachtsplatten steht. Aber das ist eigentlich die Ausnahme. Mit Cassetten hatte ich so meine Erlebnisse, es war cool, Musik vom Radio für sich zu haben. Aber ich war eigentlich nie ein echter Fan von Cassetten. Wenn mir etwas wirklich gefiel, wollte ich immer die Platte besitzen
....und ich wollte (wenn mir etwas wirklich gut gefiel) erst einmal die Musik besitzen. Das Tonträgerformat war dann vorerst nebensächlich. Wenn die Kohle damals stimmte, kaufte ich mir irgendwann die Schallplatte, wenn die Kohle nicht stimmte, musste halt die MC für eine gewisse Zeit weiter ihren Dienst tun.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #127Grundsätzlich habe ich dir geantwortet, weil du die Käufer physischer Tonträger als mutmaßliche Gralshüter bezeichnet hast.
Da muss noch eine kleine Antwort her: ich habe nicht "die Käufer physischer Tonträger als mutmaßliche Gralshüter" bezeichnet, sondern die Ansicht vertreten, "daß sich manche Retro-Möger immer mehr als eine Art von Gralshüter verstehen". Retro-Möger im Sinne von "Vinylisten" (ich weiß, böses Wort).
Das nur zur Klarstellung und damit es keine Missverständnisse gibt.
Zitat von Bigwombat im Beitrag #129Retro-Möger im Sinne von "Vinylisten" (ich weiß, böses Wort).
Das nur zur Klarstellung und damit es keine Missverständnisse gibt.
Du meinst CD-Verächter und Leute die ausschließlich Vinyl hören?
Hat mit Retro, das ja eigentlich ein Design eines neuen Objekts bezeichnet, doch nichts zu tun. Außer man kauft eine CD mit der Vinyl Optik, die es ja auch gibt.
Mich freut ja, daß Von Krolock seine Freude mit Vinyl wiederentdeckt hat. Mich zwingt der vorrrangige LP Kauf auch eher auf die Auswahl meiner Neuerwerbungen zu achten und vermeidet seit geraumer Zeit effektiver die Fehlkäufe. Bei CDs war der Finger doch schneller auf dem Bestellbutton als bei LPs, obwohl die oft gar nicht so viel teurer sind.
Krautathaus: lass uns doch jetzt nicht um die korrekte Definition oder Auslegung des Wortes "Retro" streiten.....ich denke, daß Du eine bildhaft-griffige Bezeichnung wie "Retro-Möger" durchaus zu deuten weißt.
Mit "Vinylisten" meine ich Menschen, die Vinyl auf jeden Fall jedem anderen Tonträger vorziehen....oftmals (nicht immer!) geht das mit einer gewissen Verachtung der CD einher....wie auch mit einer gewissen Verachtung jeglicher digitaler Tonträger sonstiger Art.
Zitat von Bigwombat im Beitrag #131Krautathaus: lass uns doch jetzt nicht um die korrekte Definition oder Auslegung des Wortes "Retro" streiten.....ich denke, daß Du eine bildhaft-griffige Bezeichnung wie "Retro-Möger" durchaus zu deuten weißt.
Die Vinylisten, die du meinst sind eher das Gegenteil von "Retro-Möger", daher mein Einwand.
Ohne eine Definition von "retro" hersagen zu können, passt die Zuschreibung auf Leute, die Vinyl kaufen, obwohl sie nicht der Vinyl-Generation angehören, ganz gut.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #133Ohne eine Definition von "retro" hersagen zu können, passt die Zuschreibung auf Leute, die Vinyl kaufen, obwohl sie nicht der Vinyl-Generation angehören, ganz gut.
"Retro" war bisher für mich immer ein Look, der einer neuen Ware verpaßt wird, um nach "althergebrachtem" auszusehen.
Wenn ein 25ähriger einen alten Bauernschrank kauft, hat das doch nichts mit Retro zu tun, oder? Kauft er einen neuen Schrank, der auf alt getrimmt ist, paßt für mich das "Retro" recht gut.
Mit einer Definition tu ich mich schwer. Vielleicht das Einbauen alter Elemente in aktuellem Kontext? Darunter würde es für mich dann schon fallen, wenn jemand heute eine eigentlich schon "gestorbene" Technologie wieder ausgräbt und nutzt, zumal, wenn dann "neue" Musik auf das "alte" Medium gepresst wird. Habe ich hingegen den Sprung von Vinyl zu CD einfach nie gemacht, ist das in meinen Augen auch nicht mit "retro" zu beschreiben. Vielleicht komme ich am ehesten über die Wortbedeutung retro = rückwärts zu einer Definition. Für eine Rückwärtsbewegung muss es vorher eine Vorwärtsbewegung gegeben haben.
Zum Schrankbeispiel: Wenn der Schrank seit 70 Jahren auf Opas Bauernhof stand, war er da nicht retro. Schmeißt der Enkel jetzt aber seinen IKEA-Pax-Schrank raus, um Opas alten Bauernschrank aufzustellen, weil alte Bauernschränke grad hip sind, ist es für mich schon retro.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."