Zitat von Reverend im Beitrag #391 Wirklich durchgehend großartige Autobiographie der ehemaligen Giarristin der Slits. Das Buch geht aber weit über eine traditionelle Musiker/innen-Biographie hinaus - der größte Unterschied ist der Ton: Albertine ist einerseits extrem unsicher und selbstkritisch, dabei aber immer auch trotzig und geprägt von einem beeindruckenden Durchsetzungsvermögen (Punk eben). Und sie kann schreiben! Ich mochte den typisch britischen, flapsigen Erzählton sehr gerne. Man lernt ebenso viel über die Londoner Punkszene (sie war eng befreundet mit Sid Vicious, jahrelang mit Mick Jones zusammen und hatte Affären mit Johnny Thunders oder dem Gitarristen von Subway Sect, sowie eine späte, platonische Affäre mit Vincent Gallo) wie über die Hindernisse, mit denen sich eine Frau in verschiedenen Berufszweigen auseinandersetzen muss. Albertine erspart einem außerdem keine unangenehmen (Körperhygiene, Krankheiten) oder schrecklichen (Krebsleiden, brutale Liebhaber) Details aus ihrem Leben. Tolle Frau, tolles Buch.
Dieses Buch nun im Urlaub gelesen. Ich war ja fast ein wenig traurig wie ich mit der Lektüre durch war, so gebannt habe ich in diesem Buch gelesen. Eine sehr sympathische Frau und vor allem auch eine wunderbare Erzählerin. Der Reverend hat an anderer Stelle auch mal einen Hinweis auf die Info gegeben, dass Viv Albertine in das Plattencover von "Cut" rein retouchiert wurde. Ich war dann auch noch ziemlich überrascht, dass dieses Artwork zudem eine frühe Arbeit des Grafikers Neville Brody war - wusste ich bislang auch nicht
"Fast genial" ist Benedict Wells' dritter Roman. Der Autor nimmt die von Robert K. Graham gegründete Spermabank für Genies als Vorlage, um eine packende Geschichte über das Erwachsenwerden zu schreiben. Ein Roadtrip vom Osten der USA in den Westen, nach Mexiko und zurück. Aber auch ein Trip in die Niederungen eines Trailer-Parks und einer Psychiatrie. Es geht darum, was einen Menschen ausmacht, um Hoffnungen und Niederlagen. Wells erzählt das fantastisch. "Fast genial" nimmt die Klasse von "Vom Ende der Einsamkeit" vorweg. Sein Debüt "Becks letzter Sommer" hatte bei mir keinen so bleibenden Eindruck hinterlassen. Mal schauen, ob ich jetzt noch "Spinner", sein Zweitwerk, kaufen muss. Ich denke ja...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
"Fast genial" ist Benedict Wells' dritter Roman. Der Autor nimmt die von Robert K. Graham gegründete Spermabank für Genies als Vorlage, um eine packende Geschichte über das Erwachsenwerden zu schreiben. Ein Roadtrip vom Osten der USA in den Westen, nach Mexiko und zurück. Aber auch ein Trip in die Niederungen eines Trailer-Parks und einer Psychiatrie. Es geht darum, was einen Menschen ausmacht, um Hoffnungen und Niederlagen. Wells erzählt das fantastisch. "Fast genial" nimmt die Klasse von "Vom Ende der Einsamkeit" vorweg. Sein Debüt "Becks letzter Sommer" hatte bei mir keinen so bleibenden Eindruck hinterlassen. Mal schauen, ob ich jetzt noch "Spinner", sein Zweitwerk, kaufen muss. Ich denke ja...
Vielleicht sollte ich ihm dann auch eine zweite Chance geben. Ich fand nämlich "Becks letzter Sommer" auch eher so medium, vor allem im Verhältnis dazu, wie Wells damals in den Medien als neue junge Hoffnung abgefeiert wurde. Das Buch las sich so, als hätte einer vieles richtig gemacht, was einem in der Schreibschule so empfohlen wird. Ein bisschen zu stromlinienförmig. "Spinner" ist übrigens zwar nach "Becks letzter Sommer" erschienen, aber davor entstanden. Ich habe es hier im Regal stehen, aber noch nicht reingelesen. Die autobiographische Story - Entscheidung zum Schreiben statt Studium, Angst vorm Scheitern, Blockade - reizt mich durchaus.
Nachdem ich von Klaus Märkerts "Schatten voraus" so begeistert war, suchte ich seine Freundschaft auf Facebook. So was ist zum Glück recht einfach und durch Buchtausch gelangte ich rasch in Besitz eines weiteren Werks von ihm: "Reqiuem für Pac-Man" ist eine unterhaltsame, autobiografisch angehauchte Geschichte von einem Kuraufenthalt, in der Märkert seine zunehmend verzweifelten Versuche beschreibt, im Bochumer Umland eine Discothek zu eröffnen. Das bisschen Geschichte trägt nicht weit, muss es aber auch nicht, der Roman ist recht kurz. Wohl aber unterhaltsam - Märkerts Sprache ist cool, seine Art, die Dinge zu sehen, witzig. Muss ich nicht jeden Tag haben, werde ich aber wieder lesen. Ärgerlich: Entschieden zu viele Tippfehler. So was vergällt mir das Lesen. Da Märkert nun bei Eygennutz veröffentlicht, während "Pac-Man" noch beim Eisenhut Verlag erschienen ist, hoffe ich auf Besserung.
Schon vor ner Woche oder so beendet, musste aber erst überlegen, wie das ohne Rufschädigung zu beschreiben ist ... Aaaalso: Wer mal einen Auftritt von Dirk Bernemann gesehen und gedacht hat "Wow, das sind extrem coole Texte, die er da vorträgt, besonders diese 'alten', die würd ich ja gerne mal nachlesen!", der hat jetzt die Chance dazu. Offenbar ist Bernemann nix eingefallen, also hat er alte Texte umgeschrieben, mit neuen zusammengemantscht und hinten draufgeschrieben, das sei im Stile von "Ich hab die Unschuld kotzen sehen" passiert. Leider ist es aber noch schlechter.
Richard Price - Samaritan Drehbuchautor Ray Mitchell verlässt Hollywood und Kokain, will den Kontakt zu seiner Tochter wiederherstellen und kehrt in die Sozialsiedlung und die High School seiner Kindheit zurück. Eines Tages wird er in seinem Apartment fast totgeschlagen. Eine Polizistin, die ihn aus Kindheitstagen kennt, möchte den Fall aufklären - allerdings will Ray den Täter einfach nicht verraten. Hat mich nicht ganz so gekriegt wie seine Meisterwerke "Clockers" und "Lush Life", aber keiner schreibt Dialoge so glaubwürdig wie Richard Price (auch Drehbuchautor von "The Wire" und aktuell "The Night Of") und sorgt damit wieder für eine fesselnde Mischung aus Krimi, Familiengeschichte und Milieustudie.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Donigk: Melodram. Ein interessantes und eigenartiges Buch (den Strang der ersten 50 Seiten finde ich überflüssig), teilweise habe ich leicht die Orientierung verloren.
"Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" von Frank Witzel
...habe ich leider nicht gelesen, sondern auf Seite 75, als immer noch nicht der Hauch eines roten Fadens zu erkennen war, angesichts der Befürchtung, dass das nun noch gut 700 Seiten so weiter geht, beiseite gelegt. Hat das jemand gelesen und kann mich überzeugen, dass das ein Fehler war? Kommt da irgendwann noch so was wie eine halbwegs stringente Handlung?
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
ich habe nur begeisterte kritiken gelesen, das hatte mich überzeugt...
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
Ja, das war es. Ich hatte aus den Kritiken zumindest herausgelesen, dass es für mich nix ist. Ich brauche immer bissl roten Faden. Von der Buchpreis-Longlist in diesem Jahr habe ich acht gelesen und zwei noch auf der Liste, komme also genau auf die Hälfte der Nominierten. Shortlist kommt heute.
Zitat von Hobbes im Beitrag #445"Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" von Frank Witzel
...habe ich leider nicht gelesen, sondern auf Seite 75, als immer noch nicht der Hauch eines roten Fadens zu erkennen war, angesichts der Befürchtung, dass das nun noch gut 700 Seiten so weiter geht, beiseite gelegt. Hat das jemand gelesen und kann mich überzeugen, dass das ein Fehler war? Kommt da irgendwann noch so was wie eine halbwegs stringente Handlung?
Ein wirklicher roter Faden kommt da nicht, es sind halt die Erfindungen eines manisch-depressiven Teenagers, entsprechend unpräzise bleibt alles. Ich habe auch mal 200 Seiten einfach überblättert, ohne das Gefühl zu haben was zu verpassen.