Das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Wirklich extrem berührend. That was the week you learned that the killers of Michael Brown would go free. The men who had left his body in the street would never be punished. It was not my expectation that anyone would ever be punished. But you were young and still believed. You stayed up till 11 p.m. that night, waiting for the announcement of an indictment, and when instead it was announced that there was none you said, “I’ve got to go,” and you went into your room, and I heard you crying. I came in five minutes after, and I didn’t hug you, and I didn’t comfort you, because I thought it would be wrong to comfort you. I did not tell you that it would be okay, because I have never believed it would be okay. What I told you is what your grandparents tried to tell me: that this is your country, that this is your world, that this is your body, and you must find some way to live within the all of it.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Nach der Hälfte beschleicht mich mittlerweile das Gefühl, Houellebecq hätte sich selbst kokettierenderweise als Romanfigur eingeführt, um zu bemänteln, daß er nicht viel zu sagen hat. Kommt da noch ein Twist (wie bei "Elementarteilchen"), oder dümpelt das weiter so vor sich hin? Und ja, einen Gag kenne ich bereits, und ich hoffe, der kommt bald, da mich Houellebecq als Romanfigur nervt.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Philip K. Dick - Hauptgewinn: Die Erde. (Der Originaltitel ist schöner: Solar Lottery)
Eine Gesellschaft, die von durch Zufall bestimmte, in unregelmäßigen Abständen wechselnde, allmächtige Herrscher regiert wird. Jeder Bürger kann eine Art Lotterielos erstehen und bekommt damit Chancen auf die Macht. Allerdings ist der letzte "Quizmaster", jener absolute Herrscher, bereits lange am Start, kontrolliert die gesamte Industrie und weiß die sehr kruden Gesetze rund um dieses System geschickt für sich zu nutzen. Ein Wechsel scheint zum Scheitern verurteilt, doch auch andere Parteien nutzen das System für sich. Klingt krude, wurde aber zu einem ausreichend spannenden Thriller mit intelligentem Ausgang. Die Nebenhandlung schadet mehr, als sie bringt, was bei einem derart kurzen Roman aber nicht allzu sehr nervt. Besonderes Goodie: Das ganze Konzept fußt auf der sehr interessanten Spieltheorie nach von Neumann. Dicks Erstlingswerk, soweit ich weiß, und schon deshalb ein Muss.
Insgesamt sehr beeindruckendes Buch. Die Trost- und Sinnlosigkeit im Krieg hat mich an "Matterhorn" erinnert (obwohl bei Flanagan nicht gekämpft wird; australische Kriegsgefangene müssen eine Bahn durch den Dschungel nach Burma bauen; sein Großvater war dabei). Man hat mit allen Mitleid, mit den Gefangenen, mit dem koreanischen Folterer, mit dem japanischen Kriegsverbrecher, mit dem Paar, das sich nicht findet). Ich mag nicht jede Metapher und einen Zufall hätte es nicht gebraucht, aber sehr gutes Buch.
Nach der Hälfte beschleicht mich mittlerweile das Gefühl, Houellebecq hätte sich selbst kokettierenderweise als Romanfigur eingeführt, um zu bemänteln, daß er nicht viel zu sagen hat. Kommt da noch ein Twist (wie bei "Elementarteilchen"), oder dümpelt das weiter so vor sich hin? Und ja, einen Gag kenne ich bereits, und ich hoffe, der kommt bald, da mich Houellebecq als Romanfigur nervt.
Ich fand das Buch ja durchgehend toll. Und wenn du schon mal halb durch bist, würde ich es auch noch fertig lesen, da der letzte Teil durchaus interessant ist ... und wenn dich Houellebecq als Romanfigur nervt, dann ... ach, ohne Spoiler haut das so nicht hin. Lies es einfach ;-)
Ich weiß, was mit ihm passieren wird, habe das irgendwo mal beiläufig aufgeschnappt. Habe jetzt 250 Seiten, und der Dialog zwischen Jed und seinem kranken Vater war der erste Teil, der mich völlig überzeugt hat. Fertiglesen werde ich es mit Sicherheit, aber einiges nervt kolossal.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Seine Tegernsee-Krimis mag ich bissl lieber. Die Ernittlungen im Gerichtssaal sind eher unrealistisch und die Schicki-Anwältin nicht die gelungenste Protagonistin für eine neue Reihe. Insgesamt aber sehr solider thrillerartiger Krimi, auf skandinavische Art in München.
Das habe ich sehr gern gelesen (vor allem die zweite, weniger anekdotische Hälfte). Ein Stück Musikgeschichte, aber auch ein Buch über ein unabhängiges (und oft einsames) Leben.
meine leseliste ist momentan recht lang. mitte mai habe ich, weil ingrid brodnig in ihrem buch "hass im netz" darauf verwiesen hat, mit "politisches framing" von elisabeth wehling angefangen, bin etwa in der mitte, aber in den letzten vier wochen konnte ich nicht gut lesen. also liegt es immer noch da. ich will aber schon seit ich die erste seite in diesem buch gelesen habe, hier posten, dass ich es gelesen habe, aber ich schätze, bis ich durch bin, brauche ich noch ein paar wochen und es gibt ja keinen "ich lesen gerade"-thread. egal. jedenfalls: tolles buch! wehling hat den amerikanischen wahlkampf auf die frames untersucht, die ihn bestimmen und die methode in diesem buch auf das europäische wording und die europäischen frames umgelegt, die die politische debatte bestimmen. sie bezieht sich dabei viel auf die arbeit von kahnemann und tversky und deren erwatungstheorie (faxe, ich bin jetzt auch wieder im bilde was "schnelles denken, langsames denken" angeht. ich hatte den inhalt dieses buches so beiseite geschoben in meinem gehirn, aber jetzt ist er wieder da.).
@tenno: Auf tennos Forumsbemerkung hin habe ich beim Penny in der Grabbelkiste zugegriffen:
Frau Freitag Der Altmann ist tot
Bild entfernt (keine Rechte)
gefiel mir bisher besser als...
Frau Freitag Echt easy, Frau Freitag
Bild entfernt (keine Rechte)
... bei dem ich bisher mit dem Lesen in der Mitte bin. Auch niedlich und sehr passend, aber viel stereotyper. Die Geschichte vom Altmann erinnerte mich sprachlich eher an die Ruhrpott-Geschichten von Minck und Minck vom Bestattungshaus Abendroth, die ich damals reihenweise bei der Neuerscheinung gekauft hatte.
Hmm, ich gestehe: Das mag nicht mein letztes Freitag-Krise-Buch gewesen sein.
Gutes Debüt eines US-Autoren über einen Mann, den früh seine Mutter verlassen hat, später trifft er wieder auf sie, als sie einen Präsidentschaftskandidaten attackiert haben soll. Über Familie, die 68er und die amerikanische Gesellschaft (die satirischen Teile sind nicht ganz so meins). Erscheint erst im Oktober, wird sicher ein Erfolg.
Erst jetzt gelesen, weil ich das neue lesen wollte. Skizzenartiges, teils sehr poetisches Provinz-Kaleidoskop (ein Dorf in Ostdeutschland), schöne Sprache.
Ein im besten Sinne eigenartiges Buch. Wenn man berichtet, dass es in der Form eines Facebook-Dialogs geschrieben ist, weckt das völlig falsche Erwartungen (weil es sprachlich sehr anspruchsvoll ist und auch das Thema Sprache philosophisch thematisiert). Zwei Flüchtlinge erzählen sich.
Als die 16-jährige Lydia nicht am Frühstückstisch erscheint, denken weder ihre Eltern noch ihre Geschwister, dass mit dem Mädchen etwas passiert sein könnte. Schließlich ist sie der Liebling der Eltern, immer fleißig, immer lächelnd, immer wissbegierig. Doch Lydia ist tot. Ertrunken im See nahe des Hauses. Mord? Ein Unfall? Oder doch eine Familientragödie?
"Was ich euch nicht erzählte", das Debüt der amerikanischen Autorin Celeste Ng, ist eher letzteres. Lydia ist Projektionsfläche für die Wünsche der Eltern. Die Mutter will aus ihr eine selbstständige Frau machen, die sich in der Männerwelt durchsetzt, am besten als Ärztin. Ihr Vater, der (wie die Autorin Ng) chinesischer Abstammung ist, will nur, dass sie im Gegensatz zu ihm Freunde findet und akzeptiert wird. Die beiden anderen Kinder, der ältere Nath und Nachzügler Hannah, laufen unter dem Radar der Eltern. Lydia zerbricht unter dem Druck, es ihren Eltern immer recht machen zu wollen und trifft einen fatalen Entschluss.
Celeste Ng ist eine packende Familiengeschichte geglückt. Dabei ist ihr vor allen Dingen das Kunststück gelungen, gleich ein halbes Dutzend, wenn nicht sogar mehr, harte Themen anzusprechen, ohne dass die gut 280 Seiten überladen werden. Immer wieder wechselt Ng aus der Gegenwart, in der die Familie nach dem Tod der Tochter leidet und jeder für sich mit der Trauer umgeht, in die Vergangenheit, um zu zeigen, warum die Eltern und die gesamte Familie Lee so ist, wie sie ist. Geschickt verwebt sie hier weibliche und Rassen-Diskrimierung, Ignoranz, elterlichen Druck, Homosexualität, Fremdgehen, Wut und mangelnde Anerkennung zu einem von Anfang bis Ende packenden Roman, über den man nur sagen kann: Lesen!
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich habe das auch sehr gerne gelesen. Die Figuren und Titel der Kapitel kannte man ja schon komplett aus ihrem Album. Tempests großes Thema ist ja die Empathie. Und entsprechend ausführlich und authentisch widmet sie sich jeder noch so marginalen Figur in dieser Mischung aus Liebesgeschichte, Milieustudie und Krimi. Ab und zu erinnerte mich dieses Entwirren von immer mehr Strängen auch an Jonathan Franzens Familienromane. Das ist nicht immer spannend, manchmal werden banale Details etwas zu ausführlich beschrieben, aber die Dialoge sind so voller Südlondoner Spezialitäten, dass man auch viel lernen kann. Würde mich freuen, wenn Tempest diese Figuren auch in ihren nächsten Veröffentlichungen weiterhin begleitet, deren Geschichten sind noch lange nicht auserzählt.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)