Passend an Allerheiligen habe ich das "Walking Dead Kompendium 1" ausgelesen und ausgeschaut. Blutig war's. Und natürlich ist es für jemanden, der die Serie zuerst geschaut hat, witzig zu sehen, wie anders manches verläuft. Für Serien-Schauer wie mich: Das erste Kompendium endet mit dem Angriff auf das Gefängnis durch den Gouverneur (so heißt er im Deutschen).
Habe aber augenblicklich keine Lust, mehr zu schreiben. Ich denke aber, dass Kompendium 2 irgendwann auch fällig ist.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Kermani: Sozusagen Paris. Von der Grundidee (ein Schriftsteller trifft nach 30 Jahren bei einer Lesung die Jugendliebe wieder, über die er den Roman geschrieben hat, aus dem er liest) interessant, bin aber leicht enttäuscht. Das "Buch-im-Buch"-Prinzip funktioniert nicht so toll, die vielen literarischen Zitate sind nur so mittel gut eingebunden. Ich war auch bei der Lesung von Kermani, live ist er unterhaltsamer.
1845 geht in New York ein Kindermörder um. Die neugegründete Polizei muss sich darum kümmern, und so zieht der unerfahrene Ex-Barmann Timothy Wilde los, um das grausame Treiben aufzudecken und im Idealfall zu beenden. Schöner Thriller in der spannend-dreckigen Atmosphäre eines New York, dessen Broadway noch im Brachland endet. Die Autorin erzählt ihre Geschichte vor dem Hintergrund der zahlreichen Probleme der wachsenden Metropole: Die große Hungersnot in Irland, die deshalb stark angestigene Zahl von Neuankömmlingen, daraus resultierende religiöse Spannungen, hygienische Probleme, Kriminalität und grassierende Armut, Kinderbordelle. Das ist interessant und lehrreich, zieht den Roman aber meines Erachtens etwas arg in die Länge. Ein paar Kürzungen hätten nicht geschadet. Dennoch eine Empfehlung, besonders für New-York-Fans und Geschichtsinteressierte.
Für Fans und Einsteiger geeignet. Aktuelle Daten zur laufenden Saison. Und man erfährt noch einige Fakten, die einem vorher so nicht bewusst waren. Empfehlenswert.
Noch ein Kollege, den ich zumindest oberflächlich persönlich kenne und schätze, aber mit seinem Oeuvre komme ich nicht immer klar. In diesem schmalen Buch wirft er dagegen eine interessante Frage auf: was wäre, wenn die Welt sicher (durch einen unaufhaltsamen Meteoriteneinschlag) in ein paar Tagen unterginge? Genau: alles wäre egal. Recht und Ordnung wären außer Kraft gesetzt, da Sanktionen sowieso keinen Sinn mehr ergäben, genauso wie Geld als Zahlungsmittel zwecklos wäre. Denn: warum soll man für etwas bezahlen, was man sich einfach nehmen kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen? Alte Rechnungen werden beglichen, es wird geplündert, geprügelt und vergewaltigt, und der einzige Lebensinhalt scheint nur noch darin zu bestehen, sich die Birne komplett zuzuknallen, um von diesem Horror und seinem Ende möglichst wenig mitzubekommen. Vor so einem Szenario noch etwas wie eine kaputte Irgendwie - doch - Liebesgeschichte zu erzählen, die mit einem unfaßbaren Twist endet, ist schon eine Leistung. Jans Sprache mag ich nicht immer, weil er mir oft zu schnoddrig daherkommt, aber in dieser wirklich grausigen Dystopie, angereichert mit seinem typisch makabren Humor, paßt alles bestens zusammen und hat einen bunten Strauß an Themen versammelt, über die es sich im Freundeskreis in (bier-) seliger Runde trefflich diskutieren läßt. Das Cover ist trotzdem scheiße, keine Ahnung, wie er das durchwinken konnte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
So, heute Morgen hab ich den Jan Off auch gelesen. Jaaa, grausam und auf ekelhafte Art einfallsreich. Allerdings nicht das erste Mal, dass sich jemand, auch außerhalb des Horrorgenres, mit dem Weltuntergang beschäftigt, und wieder mal kommen nur die religiösen Spinner und gewalttätigen Gesellschafts-Verlierer zum Zug. Ein gutes Buch mit einem seltsamen Humor, in Offs typischer, meines Erachtens interessanter, Erzählweise und Sprache. Aber wirklich lange hängenbleiben wird es wohl nicht, dafür ist es mir zu unoriginell. (Und wo der Liebste in der Beziehung der beiden Hauptfiguren eine Liebesgeschichte sieht, ist mir unbegreiflich - gemeinsames Plündern und anschließender Drogenkonsum sind in meiner Welt recht weit weg von einem Flirt. Da kann der Vollhonk von Erzähler noch so oft von ihrer angeblichen Schönheit und ihren Titten schwärmen.)
Zitat von Mory im Beitrag #517Das Cover geht gar nicht.
Keine Ahnung was da "gehen" soll – ich finde da wird (besonders fürs Horror-Genre) einigermaßen ästhetisch und zurückhaltend mit den Erwartungen (und Fantasien) des Betrachters gespielt.
In punkto Endzeit-Szenarien kann ich nur (wieder mal) auf "Feuer" von Chaim Noll hinweisen (Verbrecher-Verlag). Nicht nur wird von einer sehr gemischten Gruppe von Menschen berichtet (vom Bischof über den eigentlich pflichtgetreuen Polizisten bis zum liberalen Freelancer oder dem bedröhnten Ex-Sponti), es kulminiert im letzten Drittel in einer bedrückenden Schilderung unserer digital-vernetzten Gegenwart und was passiert wenn sich jeder "einfach nur normal" verhält und gelegentlich akzeptierend wegschaut. Und es ist in einem wunderbaren Ton und Stil geschrieben.
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Zitat von Mory im Beitrag #517Das Cover geht gar nicht.
Keine Ahnung was da "gehen" soll – ich finde da wird (besonders fürs Horror-Genre) einigermaßen ästhetisch und zurückhaltend mit den Erwartungen (und Fantasien) des Betrachters gespielt.
Ich würde das Buch nicht zwingend dem Horrorgenre zuordnen, dafür ist es IMHO zu nahe an einer möglichen Realität. Für mich hat das Cover etwas Billiges und ungewollt Unfertiges. Man hätte das Ganze anders lösen können, das hier sieht aus wie das Ergebnis eines Schulworkshops.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #498Bernhards Polemiken fehlt einfach auf Dauer die Tiefe, die argumentative Auseinandersetzung mit seinen Sujets.
Eine Vermutung, die sich auf Swift, Quevedo und Gogol ebenso anwenden lässt wie auf die österreichischen Exponenten der satirischen Tradition von Nestroy bis zu Kraus und Canetti.
Jace Clayton (DJ Rupture) - Uproot Als DJ Rupture ist Clayton naturgemäß Kosmopolit. Sein Buch ist aber viel mehr als nur DJ-Tagebuch. Als Kulturtheoretiker beschreibt er vor allem den Einfluss des digitalen Wandels auf Musikproduktion und die dadurch entstehende globale Community. Auf Reisen nach Marokko, Ägypten, Mexiko, Jamaika oder den Libanon beobachtet er, wie der digitale Speicher und günstige Produktionsmethoden auch traditionelle Musik beeinflussen und verändern, und wie die dann wiederum von westlicher Popmusik entdeckt wird. Das Phänomen "World Music" beurteilt Clayton kritisch: Paul Simon gut, M.I.A. okay, Moby Scheiße. Es gibt außerdem Einblicke in Phänomene wie Auto-Tune, FruityLoops oder das von Martin Shkreli gekaufte Einzelstück des letzten Wu-Tang Albums Und er kann schreiben! Auch wenn ich ab und zu einige Gedanken lieber etwas abgekürzt gelesen hätte: sehr lehrreiches und unterhaltsames Buch, das den Horizont auf jeden Fall erweitert..
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Joseph Roth - Radetzkymarsch Mein erstes Buch von Joseph Roth und sicher nicht das letzte. Sprachlich wunderschön, fängt es atmosphärisch unglaublich gut diese erschöpfte Niedergangsstimmung der letzten Jahre der Habsburger-Monarchie ein. Wie er da die einzelnen Schicksale reinwebt und deren Geschichten in diesem Rahmen entwickelt, ist schon einzigartig. Das Kapitel, in dem der Krieg dann ausbricht (ich nehme an, das darf man vorwegnehmen), hat mir dann wirklich den Atem verschlagen. Das ist wirklich mitreißend geschrieben und mit so viel fast übertriebener, geradezu gehässiger Untergangssymbolik ausgeschmückt, dass man fast das Gefühl bekommt, der Autor hatte eine riesige Freude an der ganz großen Geste am Rande des Abgrunds. Gestern Abend zuende gelesen, heute morgen aufgewacht und Trump hat gewonnen. Das hatte ich wahrlich nicht abgesehen, als ich das Buch angefangen habe.
Ich hab es tatsächlich geschafft, und es war ein hartes Stück Arbeit:
Wie ich in einem anderen Thread bereits schrieb:
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag Buchgeplauder"Moby Dick" von Herman Melville ist die literarische Entsprechung zu einer Swans - 3fach - LP. Selten einen derartigen Klotz gelesen, der ständig vom Baumstamm zum Stock zum Stöckchen zum Streichholz kommt. 500 Seiten habe ich bisher geschafft, aber das ist echt harte Arbeit. Die Phrenologie des Pottwals und seine Darstellung auf irgendwelchen Tonskulpturen bei den Sumerern o.ä. hätte ich in der Ausführlichkeit dann doch nicht gebraucht. Interessanterweise verknüpft er mit diesen Darstellungen immer irgendwelche philosophischen Gedanken oder Allegorien aus dem menschlichen Dasein, was das Buch über einen gewöhnlichen Roman hinaushebt. Wer da einfach nur eine Abenteuergeschichte will, sollte lieber bei der großartigen John - Huston - Verfilmung bleiben.
Irgendwie war es kein Vergnügen, aber es wurde nahezu zur persönlichen Herausforderung, es fertigzulesen, was mir eigentlich in der Sturheit und Schmerzbefreitheit beim Verfolgen eines Zieles durchaus etwas Ahabeskes gab. Zum Glück beschränkt Melville sich auf den letzten 100 Seiten auf die eigentliche Story, die aber weitgehend anders verläuft, als man sie - sozialisiert mit dem Film von John Huston - noch im Kopf hatte. Es gibt viel, sehr viel hochtrabend pathetisches Geschwafel sowie Dia - und Monologe, wie sie wohl nie ein lebender Mensch auf dieser Welt geführt hat. Im Großen und Ganzen bleibt die Feststellung: es war eine Herausforderung, und ob bzw. wieviel Gewinn für sich jeder daraus zieht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich verbrachte sehr viel Zeit damit, über einzelne Passagen und ihre Intention nachzudenken, also war die Mühe nicht ganz umsonst. Auch wenn sie manchmal fast unerträglich war.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)