Da gerade so schön über das eher schwache (bis total blöde - aber das ist nur meine Meinung) Cell (Puls) diskutiert wird, dachte ich, ein Stephen-King-Thread könnte mal was sein. Da der Meister unfassbar viele Bücher geschrieben hat, versuche ich es gar nicht erst mit einer Liste oder auch nur einem Hauch von Anspruch auf Komplettismus, sondern werfe einfach mal ein paar ewige Lieblinge in den Raum.
Needful Things (In einer kleinen Stadt) hat bei mir ein bisschen gedauert, wuchs mir aber ans Herz, als ich mal eine Hausarbeit darüber schreiben durfte (Thema des Seminars war "Der Teufel in der Literatur"). Der Roman hat einen besonderen Platz in meinem Leben, weil ich mir bereits früh im Literaturstudium vorgenommen hatte, über King zu schreiben, um mit dem elenden, typisch deutschen Vorurteil zu brechen, dass unterhaltende Literatur nichts anderes als Unterhaltung zu bieten haben kann. Dass ich die Verfilmung sehr liebe, wurde bereits im Filmthread klar - eine der besten Frau-gegen-Frau- und Messer-gegen-Axt-Szenen EVER.
Ein zweites Mal schrieb ich in der Magisterarbeit über King, Der Zombie als Motiv in Literatur und Film, wo ich Pet Sematary (Friedhof der Kuscheltiere) heranzog. Das Buch mag ich recht gern, spannend, blutig, fies, den Film allerdings überhaupt nicht.
(Der aufmerksame Betrachter wird feststellen, dass sich das Ziel meines Studiums, die berühmte Tiefe knapp unter der Oberfläche zu finden, nur bedingt erfüllt hat - immerhin kam ich zu dem Schluss, dass Unterhaltungsliteratur zumindest für die Motivforschung fruchtbar und wichtig ist. ;-))
Weitere Lieblinge sind Stark - The Dark Half über ein Amok laufendes Pseduonym; den Roman hab ich etwa mit 14 gelesen, im Italien-Urlaub vor dem Haus meiner Nonna sitzend. Das weiß ich noch so genau, weil er mir mächtig Angst gemacht hat - wie so vieles in dem winzigen Dorf meiner Familie. Stadtkinder in den Bergen eben. Außerdem Shining, dessen Handlung ja wohl hoffentlich bekannt ist und Misery (Sie). (Letzteres bietet auch wieder eine ganz hervorragende Verfilmung.)
Bei den "neueren" stechen meines Erachtens Bag of Bones (Sara) von 1998, Lisey's Story (Love) von 2006 und Under the Dome (Die Arena) von 2009 heraus. Alle drei höchst unterschiedlich, aber jedes Buch auf seine eigene Art total packend, hochspannend und voll von dem typischen "King-Feeling": Mal ist es das Schicksal eines Einzelnen, das behandelt wird (wie in den ersten beiden), dann wieder das Schicksal einer kleineren Gemeinde, die traditionell recht gut funktioniert hat, unter deren Oberfläche es aber fast schon zwingend massiv brodelt.
So isses nun mal bei King, das und die von keinem anderen so wunderbar in Bilder gebrachte Coming-of-Age-Problematik (siehe ES - meisterhaft!) sind seine Hauptthemen und die funktionieren seit Jahrzehnten hervorragend.
Was die ganz neuen Veröffentlichungen angeht, muss ich mich noch eindecken. Besonders Doctor Sleep (Yaaaay: Eine Shining-Fortsetzung!), Mr. Mercedes und Finders Keepers (Finderlohn) scheinen mir interessant, Joyland eher nicht so. Revival empfand ich als netten Happen zwischendurch. Der Wunderheiler und sein Kindheitsfreund, Wahn und merkwürdige Versuche. War recht cool, aber es blieb nicht irrsinnig viel hängen.
Aktuell lese ich auf Anraten des Liebsten Der Talisman. Da ich Fantasy nicht leiden kann und auch nicht der Meinung bin, dass King das besonders gut kann, bin ich extrem skeptisch. Der irrsinnig langweilige Anfang hilft gerade auch nicht unbedingt, in das Buch rein- und gut voranzukommen ... Mal sehen, ich bleibe dran.
Ach, und dann ist da ja noch sein Sohnemann, Joe Hill, der ein paar wirklich gute Romane vorgelegt hat ... Ich sehe, das Thema wird noch größer, als ich ursprünglich dachte, und ich muss nachher mal rasch zur Buchhandlung ...
Schon ewig keinen King mehr gelesen. Beim Friedhof der Kuscheltiere war ich allerdings sehr froh, dass die Matratze auf der ich lag, direkt auf dem Boden lag. So konnte nichts unter dem Bett lauern.
hm, ich bin immer noch nicht besonders weit über die greatest hits (carrie, shining, misery, it, pet sematary, christine) hinaus gekommen. "cell" hatte ich damals auf einem grabbeltisch rumliegen sehen, für den urlaub mitgenommen und - wie gesagt - hab ich's nicht bereut. dann habe ich noch "dolores clairborne" gelesen, weil ich den film so toll fand und trotz der crux, dass man halt immer den film vor augen hat, während man liest, fand ich den roman nochmal eine ecke besser. kann ich sehr empfehlen.
Mory: Mr.Mercedes und Finderlohn fand ich sehr gut, da bin ich schon auf den dritten Teil (Mind Control) gespannt. Eine langsam aber stetig entwickelte Geschichte, mit tollen Nebenfiguren.
Bei "Dr.Sleep" ging's mir, wie dir bei "Revival". Da gefielen mir sogar "Puls" und "Joyland" besser.
Ich hoffe, ihr alle habt noch nicht "Der Anschlag" (1122.63) gelesen, denn dann habt ihr noch ein tolles Buch vor euch. Vielleicht der beste King, seit seiner Großzeit der 70/80s.
Von Joe Hill hat mir "Christmasland" sehr gut gefallen, das so gelobte "Heart Shaped Box" hat mich nicht überzeut.
Ich hab kaum etwas von King gelesen, da das nicht mein Genre ist. Als Jugendlicher hatte ich mal eine Kurzgeschichtensammlung (irgendwas mit Katzenaugen) und "The Green Mile" hab ich damals gelesen, weil ich die Veröffentlichungsform als Fortsetzungsroman spannend fand. Ich liebäugle aber schon seit Jahren mit der Saga um den Dunklen Turm, allerdings wird mir davon regelmäßig abgeraten. Hat das jemand gelesen?
Zitat von kafkaktus im Beitrag #5Ich liebäugle aber schon seit Jahren mit der Saga um den Dunklen Turm, allerdings wird mir davon regelmäßig abgeraten. Hat das jemand gelesen?
Darf ich fragen, warum dir davon abgeraten wird? Sind das Game Of Thrones Fans? Ich habe die Dunkle Turm Saga zwei Mal gelesen und so langsam habe ich auch wieder Lust auf ein drittes Mal. Finde die Reihe zählt schon zu den Highlights in Kings Schaffen, auch wenn der ein oder andere Band nicht ganz so brilliant ist. "Glas" würde ich aber tatsächlich als mein absolutes Lieblingsbuch von King bezeichnen. Es ist eher ein untypisches Buch von ihm, da ziemlich viel (tragische) Liebe darin vorkommt. Ich behaupte mal, nicht wenige Leser haben viele Tränen vergossen
Ansonsten wie bereits erwähnt lese ich auch sonst Stephen King sehr gerne. Ich finde es auch immer sehr ungerecht, wenn er als "der Typ, der Horrorgeschichten schreibt" abgestempelt wird. Meiner Meinung nach ist er in erster Linie ein fantastischer Geschichtenerzähler mit einem ganz eigenen Stil. Ich kenne keinen Autor, der da in Kings Genres auch nur ansatzweise ran kommt.
Meine Favoriten (ohne bestimmte Reihenfolge):
The Stand Shining Es Todesmarsch Menschenjagd Der Anschlag (sein mit Abstand bestes Buch aus den letzten Jahren)
Zitat von kafkaktus im Beitrag #5Ich liebäugle aber schon seit Jahren mit der Saga um den Dunklen Turm, allerdings wird mir davon regelmäßig abgeraten. Hat das jemand gelesen?
Darf ich fragen, warum dir davon abgeraten wird? Sind das Game Of Thrones Fans?
Ich habe schon oft sowas wie "zu langatmig" gehört, und tatsächlich sollte es mich auch überraschen, wenn das Gefühl nicht aufkommt beim Umfang dieser Bücher. Zumal Fantasy nicht so mein Gebiet ist. Aber vielleicht versuch ich "Schwarz" demnächst mal, wenn mein Stapel kleiner geworden ist.
Ich hoffe, ihr alle habt noch nicht "Der Anschlag" (1122.63) gelesen, denn dann habt ihr noch ein tolles Buch vor euch. Vielleicht der beste King, seit seiner Großzeit der 70/80s.
Der Anschlag liegt schon 'ne Weile hier, den werd ich mir bei Gelegenheit endlich mal vornehmen. Danke für den Tipp!
Was den (blöden) Dunklen Turm angeht: Ich hab die ersten drei Bände gelesen. Den ersten (Schwarz) mochte ich nicht besonders - langweilig, in sich nicht konsistent, Figuren wenig glaubhaft. Ich schob es auf die lange Entstehungszeit und die Zweifel, die King selbst damals noch hinsichtlich des Stoffs hegte. Drei war dann auch schon um Längen besser. Ein wirklich empfehlenswerter, temporeicher Horrorroman mit großartigen Einfällen und tollen Figuren. Leider wurde es mit tot wieder ausgesprochen dumm und so habe ich Kings merkwürdig unausgegorene Fantasy-Welt wieder verlassen. Kann aber wirklich an mir liegen, ich mag Fantasy überhaupt nicht.
Zitat von kafkaktus im Beitrag #5Ich liebäugle aber schon seit Jahren mit der Saga um den Dunklen Turm, allerdings wird mir davon regelmäßig abgeraten. Hat das jemand gelesen?
Darf ich fragen, warum dir davon abgeraten wird? Sind das Game Of Thrones Fans?
Ich habe schon oft sowas wie "zu langatmig" gehört, und tatsächlich sollte es mich auch überraschen, wenn das Gefühl nicht aufkommt beim Umfang dieser Bücher. Zumal Fantasy nicht so mein Gebiet ist. Aber vielleicht versuch ich "Schwarz" demnächst mal, wenn mein Stapel kleiner geworden ist.
Ich muss dich allerdings vorwarnen, dass "Schwarz" mit Sicherheit das unspektakulärste Buch der Reihe ist. Danach dran bleiben lohnt sich wirklich.
Zwischenstand "Der Talisman": Knapp 260 von über 700 Seiten gelesen. Wird nicht wirklich besser. Ist im Grunde kein schlechtes Buch, aber irgendwie langweilig und nervtötend. Ständig muss dieses Kind heulen und hat vor allem Angst. Ich glaube, ich gebe bald auf.
Kurz nach meinem letzten Post habe ich noch ein Kapitel lesen wollen, dann aber entnervt aufgegeben, als ein Werwolf-Kind namens "Wolf" auftaucht, das merkwürdig redet und jeden seiner Sätze mit "Wolf" beendet. So was macht mich wahnsinnig; das wird nix mit mir und dem Talisman ...
Wenn ich mehr Zeit zum Bücher lesen hätte, würde ich bei King sicher oft zuschlagen. "Shining" fand ich damals wirklich toll. Sehr gespannt bin ich auf die Verfilmun von "Der dunkle Turm", da wird ja offenbar Größeres ins Auge gefasst.
Der Festa Verlag bringt im Sommer eine schöne Sammlerausgabe mit Beiträgen von und zu Stephen King raus. Unter anderem eine bisher in Deutschland unveröffentlichte Erzählung des Meisters himself. Übersetzt - wie sollte es anders sein - von King-Kenner Joachim Körber. Ich hab das Teil mal vorbestellt und bin jetzt ungeduldig. Noch sooo lange warten ...
und zwar seit gestern. hulu-typisch erst einmal mit drei folgen, rest wöchentlich. hat ein king-freund schon reingeguckt? hab ja richtig lust auf anthologie-krams und stories wird der mann genug haben.