Natürlich darf der Autor das. Dieses gigantischen Popstars scheinen ja auch wirklich auszusterben. Madonna ist schon fast die letzte ihrer Art. Einen Denkfehler hat er aber auch gemacht: Diese Popstars sind ja nur deshalb solche Ikonen, weil sie über Jahre, sogar Jahrzehnte hinweg durchweg "geliefert" haben. Deshalb ist die Betrachtung aus heutiger Sicht vielleicht auch etwas kurzsichtig. Mal schauen, wie der Autor in 10 oder 15 Jahren denkt, wenn dann einer seiner "Helden" (und hoffentlich meint er damit nicht Justin Bieber) stirbt.
Ansonsten hat der Autor mit vielem Recht.
Die letzten Sechs in der Playlist: Wild Nothing - Indigo || Crippled Black Phoenix - The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature || Jasmine.4.t - You Are the Morning || Ex-Vöid - In Love We Trust || Victoria Canal - Slowly, It Dawns || Christine and the Queens - Chris
Beyoncé ist aber doch z.B. auch ein gigantischer Popstar. Und es wird auch im Internetzeitalter weitere geben, deren globale Wirkung massiv ist und die auch auf folgende Generationen einen Einfluss haben. Finde das reflexhafte "Sowas gibt's heute nicht mehr" / "Der Letzte seiner Art" auch immer ein bisschen kurzsichtig.
EDIT: Quasi das, was Jack sagt. Sogar nochmal das Wort "kurzsichtig" verwendet.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #632Beyoncé ist aber doch z.B. auch ein gigantischer Popstar.
Auch in den nicht englisch sprachigen Ländern? In meinem kompletten Bekanntenkreis bin ich wohl der einzige, der überhaupt Beyoncé Alben hat. Was natürlich schade ist.
Ich kann Spricks Gedanken nachvollziehen, weil mir gestern ähnliches in den Sinn kam. Pop-Stars, auf die sich eine solch heterogene Masse an Menschen über lange Jahre einlassen konnten, sind am Aussterben. Die noch aktiven kann man schon als Relikte bezeichnen.
Selbst so Knaller, wie Robbie Williams oder Lady Ga Ga waren nicht so lange präsent. Die letzten großen hätten Oasis sein können, aber auch die haben musikalisch nach den ersten zwei Alben nicht mehr überall diesen Erfolg.
Das ist ja auch ganz nüchtern betrachtet nicht schlimm, und mit Sicherheit auch dem Konsumverhalten ab dem Zeitalter des Internets geschuldet. Vielleicht hatten aber auch gerade deswegen, wieder unbekanntere Künstler/Bands eher die Chance bekannt zu werden.
Interessant find' ich übrigens, daß ein so toller Musiker wie Prince nie ein offizielles Livealbum rausgebracht hat.
P.S. Ein Gedanke noch: kann es sein daß Musikkonsum/- liebhaberei heute im sozialen Umfeld von Menschen (Schule/Uni/Arbeit/Freundeskreis/Sportverein) nicht mehr so das große Thema ist, wie vielleicht noch vor 20/30/40 Jahren?
Zitat von Krautathaus im Beitrag #634P.S. Ein Gedanke noch: kann es sein daß Musikkonsum/- liebhaberei heute im sozialen Umfeld von Menschen (Schule/Uni/Arbeit/Freundeskreis/Sportverein) nicht mehr so das große Thema ist, wie vielleicht noch vor 20/30/40 Jahren?
Das glaube ich nicht. Das nimmt ab, wenn man die Alterspyramide hochgeht. Und das tun wir ja alle automatisch, so dass es aus der subjektiven Sicht den Anschein macht, als wäre es eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Aber Kopfhörer sind in der Öffentlichkeit doch allgegenwärtig.
Zum Thema: Er möge in Frieden ruhen. Ich entstamme offenbar einer anderen Generation als die meisten hier. Prince und auch Bowie haben mich eigentlich nicht geprägt (zumindest nicht unmittelbar). Von den Mega-Stars der 80er war es einzig Michael Jackson, der mich damals gepackt hat. Und *hüstel* Dieter Bohlen.
Zitat von Krautathaus im Beitrag #634 Interessant find' ich übrigens, daß ein so toller Musiker wie Prince nie ein offizielles Livealbum rausgebracht hat.
Das finde ich weniger "interessant" als vielmehr tragisch. Wenn ich denke wie genial viele Songs auf Live-Bootlegs performt wurden und welche glatten Versionen dann auf den Alben waren. "Shhh" fällt mir da spontan ein. Ich kannte den Song von einem Bootleg und war dann vollends enttäuscht wie ich den erstmals auf dem später veröffentlichten Album "The Gold Experience" gehört habe.
Aber über die VÖ-Politik von Prince könnte man eh Bücher füllen. Was da für Perlen nicht veröffentlicht wurden
Ich habe ebenfalls vor ein paar tagen über diese sache nachgedacht, als ich den tragikomischen guns n roses auftritt am coachella gesehen habe und über deren use your illusion tourvideos und wikipediaartikeln 3 h später bei queen und dem freddy tribute gelandet bin... Tendenziell sieht man es als nicht-teenie dramatischer als es ist, aber die zerstückelung des pop und die rein mathematisch unverrückbar abnehmende zahl an noch zu schreibenden songs für die ewigkeit ist nicht zu negieren... Ich klage nicht, ich wäre aber trotzdem gern 1982 am milton keynes bowl gewesen. Muss ich halt zu muse in montreux gehen.
Mit fehlen so gestalten wie prince allein als musik-moralische instanzen. Als wichtige zeugen aus anderen zeiten, nach deren verschwinden man immer kurz angst hat ob unter den noch verbliebenden noch ausreichend viele gute fackelträger da sind
Zitat von Krautathaus im Beitrag #634[quote=Reverend|p45379] P.S. Ein Gedanke noch: kann es sein daß Musikkonsum/- liebhaberei heute im sozialen Umfeld von Menschen (Schule/Uni/Arbeit/Freundeskreis/Sportverein) nicht mehr so das große Thema ist, wie vielleicht noch vor 20/30/40 Jahren?
ich kann da nur für die alters- und personengruppe sprechen, die ich kenne; also die sozial defizitären 10 bis 16jährigen. was auffällt ist, dass alben und musikalische entwicklungen von interpreten überhaupt keine rolle mehr spielen. musik wird nicht mehr gekauft (alben sowieso gar nicht), sondern nur noch über youtube abgespielt. selbst dienste wie spotify o.ä. nutzen sie nicht. live musik ist langweilig und überflüssig, vor allem auch darum, weil es nicht 1:1 so klingt wie auf youtube. videos sind spannender als die musik dazu. fantum gibt es kaum mehr. selbst wenn sich jugendliche als große fans von interpret XY bezeichnen, kennen sie keine alben und können gerade mal die radiohits aufzählen. ein wirkliches einlassen auf musik ist nicht vorhanden. so werden keine querverbindungen zwischen künstlern oder stilrichtugen mehr gezogen. was ein feature oder eine collaboration ist, ein remix oder cover, interessiert nicht. es fehlt also schon alleine an den vokabeln, um mit ihnen über musik zu sprechen. selbst wenn der aktuelle lieblingssong ein cover ist, ist kein interesse vorhanden, mal in das original reinzuhören und eventuell so auf eine einfache songanalyse zu kommen. meine musikeinheit zum amen break ging kläglich in die hose. so genau wollen zumindest meine schüler musik gar nicht hören. auch im instrumentalunterricht ist das rumklimpern spannender als das mühevolle erlernen von melodiespiel oder akkordspiel (verstehe ich eh. ein schnelles erleben von selbstwirksamkeit ist beim klimpern gegeben, beim erlernen eines instruments nicht). im vokalunterricht ist vor allem die gehörbildung ein kampf. warum man beim singen töne treffen sollte, stößt teilweise auf absolutes unverständnis. wenn meine schüler miteinander über ihre musik sprechen, fällt mir auf, dass sie die titel entweder nicht kennen und den song einfach beim refrain nennen oder mit den englischen titeln so überfordert sind, dass, wenn sie mir von einem song berichten wollen, es in ein rätselraten ausartet. die große deutschrap-fratkion unter meinen schülern hat kein interesse an deutschrap. sondern an money, bitches und autos. also an dem, was in den videos zu sehen ist. songs mitrappen kann keiner von denen. höchstens die schimpfwörter. was ein punchline ist, ein doublerhyme - komplett egal, uninteressant und langweilig. musik und überhaupt kreativität wird nicht als handwerk verstanden, das neben talent viel übung, geduld und auch wissen erfordert. auch ist kein gespür für "einfache" und "schwierige" musik vorhanden. eine simple straighte akkordbegleitung zu back for good von take that am kalvier scheitert und wird abgelehnt, aber dann wollen sie in der schulband bitteschön und gefälligst und vor allem in unter einer stunde no diggity von blackstreet oder diamonds von rhianna einstudieren. hallo? du kannst nicht auf vier zählen und willst r'n'b machen? es ist zum verzweifeln.
Zitat von Krautathaus im Beitrag #634[quote=Reverend|p45379] P.S. Ein Gedanke noch: kann es sein daß Musikkonsum/- liebhaberei heute im sozialen Umfeld von Menschen (Schule/Uni/Arbeit/Freundeskreis/Sportverein) nicht mehr so das große Thema ist, wie vielleicht noch vor 20/30/40 Jahren?
ich kann da nur für die alters- und personengruppe sprechen, die ich kenne; also die sozial defizitären 10 bis 16jährigen. was auffällt ist, dass alben und musikalische entwicklungen von interpreten überhaupt keine rolle mehr spielen. musik wird nicht mehr gekauft (alben sowieso gar nicht), sondern nur noch über youtube abgespielt. selbst dienste wie spotify o.ä. nutzen sie nicht. live musik ist langweilig und überflüssig, vor allem auch darum, weil es nicht 1:1 so klingt wie auf youtube. videos sind spannender als die musik dazu. fantum gibt es kaum mehr. selbst wenn sich jugendliche als große fans von interpret XY bezeichnen, kennen sie keine alben und können gerade mal die radiohits aufzählen. ein wirkliches einlassen auf musik ist nicht vorhanden. so werden keine querverbindungen zwischen künstlern oder stilrichtugen mehr gezogen. was ein feature oder eine collaboration ist, ein remix oder cover, interessiert nicht. es fehlt also schon alleine an den vokabeln, um mit ihnen über musik zu sprechen.
Ich erweitere den Altersrahmen ein klein wenig nach oben. Ich habe insgesamt 4 Neffen und Nichten im Alter von 16 bis 22 Jahren - und das was du hier schreibst hätte ich jetzt 1:1 gleich formulieren können. Für die Tatsache, dass ich noch Tonträger kaufe werde ich da höchstens belächelt. Auch das klangliche Erlebnis spielt bei denen überhaupt keine Rolle. mp3 Sound über Handy, PC-Boxen etc. - absolut ausreichend. Die erleben und verbinden mit Musik jedenfalls definitiv etwas anderes als es bei meiner musikalischen Sozialisation damals war. Ich unterstelle mal, große Emotionen sind da meist nicht im Spiel
Sollte es von Sprick als eine Kritik an dem Umgang mit dem Kulturgut Musik sein, kann ich davon Einiges nachvollziehen. Dennoch ist mir die Überschrift zu auferksamkeitsheischend angelegt, und auch einige Passagen des Textes die eigene Coolness zu selbstbeweihräuchernd. Der Kern ist leider dennoch richtig. Warum sollten in einer Zeit, in der Musik für die Mehrheit immer unwichtiger wird, die Musiker noch irgendwie wichtig sein. Ich fürchte, das wird sich auch nicht mehr ändern.
Edit: Ich hätte erst mal weiter lesen sollen, wurde ja alles (und viel ausführlicher) schon angeführt.
Ich glaube da immer noch nicht dran. Wir haben früher die Alben auf Tape gezogen (wer konnte sich denn als Schüler regelmäßig CDs leisten?) und dabei war die Tonqualität vermutlich auch nicht das ausschlaggebende Kriterium. Die Kopfhörer meines Billig-Walkman waren sicherlich auch nicht der Hammer. Dass es keine Mega-Stars mehr gibt, heißt nicht, dass Musik unwichtiger wird, sondern nur, dass es aufgrund der größeren Bandbreite und der Verbreitungsmöglichkeiten jenseits der Mega-Labels eben statt Mega-Stars nur noch eine Reihe von fünfzehnminütigen Ruhmphasen gibt.
Zitat von Trondheim im Beitrag #644Ich glaube da immer noch nicht dran. Wir haben früher die Alben auf Tape gezogen (wer konnte sich denn als Schüler regelmäßig CDs leisten?) und dabei war die Tonqualität vermutlich auch nicht das ausschlaggebende Kriterium. Die Kopfhörer meines Billig-Walkman waren sicherlich auch nicht der Hammer.
das ist richtig. aber wie geil war das damals mit 16 für mich, als ich björk auf der anlage im musiksaal laufen lassen durfte! wenn ich meinen schülern so eine gelegenheit bei mir im musiksaal gebe, sind sie höchstens schockiert, dass ich keine bluetooth-boxen habe.