Mein erster Beitrag in der neuen Heimat, und vor noch ein paar Monaten hätte ich niemals geglaubt, dass es zu dieser Band/diesem Projekt vom Meister der Depression, der Ironie und der Bariton-Stimme Michael Gira kommen würde. Aber seit April beschäftigte ich mich mit Swans, und auch, wenn es nichts ist, das man andauernd hören möchte (geschweige denn, sollte), bleibt bereits jetzt vieles haften, das mich mein Leben lang nicht mehr loslassen wird.
Am verstörendsten und bewegensten ist vielleicht "god damn the sun", vom 1989 erschienenen "The Burning World". Der Text, die Stimme, die Kraft dahinter und darin. Hier mal zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=iV30urD2PLM
Eine Übersicht zum bisher geschaffenen Gesamtwerk würde auf die Schnelle meinen Rahmen sprengen, aber im Folgenden zumindest das, mit dem ich mich bislang näher beschäftigt habe: - Children of God (1987) ****** - The Burning World (1989) ***** - Various Failures Compilation ***** (vor allem "Blind" und "The other side of the world", pure Schönheit) - My father will guide me up a rope to the sky (2010) **** - The Seer (2012) ****** - To be kind (2014) *****
Fürs Erste muss das genügen, der Ball kann ja weiterrollen, wenn jemand mitspielen mag. :)
Das ist mir wirklich auf Dauer ein wenig zu trübsinnig. Gerade die To Be Kind hatte ich im Laden schon öfters in der Hand und habe da auch reingehört, mit dem Ergebnis, nach drei Minuten schlechte Laune zu haben. Vielleicht muss ich mal mit schlechter Laune in einen Plattenladen gehen.
Ich finde die Musik definitiv nicht "einfach" oder schnell zugänglich, aber ich empfinde sie zugleich definitiv nicht als Depri-Musik. Viel gelobte New Wave Kapellen, auch Joy Division, sind da schon eher für geeignet.
Bei den letzten beiden Werken ist ein leichter Zugang allein auf Grund der Dauer von jeweils 2 Stunden unmöglich, aber es ist keine Musik, die einen deprimiert. Es ist eher eine reinigende Wirkung, die davon ausgeht. So empfinde ich es. Ähnlich wie die Konzerte, die widerum durch ihre Lautstärke und Kompromisslosigkeit eine ärztliche Warnung im Voraus erfordern. Aber der Effekt bei den beiden Platten "The Seer" und "To be kind" ist vergleichbar: Reinigend. Kopf frei gepustet. Etwas in der Art.
Zum anderen empfehle ich dir dann die Compilation "Various Failures" zum Schnuppern, dort tauchen auch viele Songs auf, die nahezu "pop"-Potenzial haben. Auch der bereits erwähnte Song "The other side of the world".
Ich kann sie mir kaum auf Platte anhören, habe sie aber schon zwei Mal live gesehen. Ist tatsächlich wie weiter oben schon geschrieben ein "Naturereignis". Vor allen Dingen auch wegen Thor Harris, der ungefähr fünf Millionen Instrumente spielt (und baut) und sowieso noch ein waschechter Kerl ist
Als ich noch in einem ungeliebten, nervtötenden und seelenfressenden Bürojob festhing, musste ich mir regelmäßig "Cop" und "Filth" anhören, um überhaupt mal runterzukommen. Ideale Hassmusik für Hasstage in der Hassfabrik. "To be kind" ist dagegen fast entspannt.
Der geniale Thor Harris fiel mir übrigens erst auf, als er in Amanda Palmers "Grand Theft Orchestra" mitspielte. Da dann aber SO RICHTIG.
Wunderbar! Aber fast ein bisschen zu harmlos, im Sinne von sanft (? Man helfe mir, den richtigen Ausdruck zu finden!) - ohne jetzt mal auf den Text zu achten, weil ich dafür eh zu voll bin... Ich halte es ja nach wie vor am ehesten mit der "Filth", die passende Musik, wenn einen die Welt allzu sehr nervt. Das heißt nicht, dass ich dieses Lied nicht zwölfmillionen Mal hören werde, denn es gefällt mir wirklich gut - es ist halt etwas, das ich eher hören werde, wenn ich gerade nicht "Swans" hören will.
Zitat von Mory im Beitrag #12... es ist halt etwas, das ich eher hören werde, wenn ich gerade nicht "Swans" hören will.
:)
kenne nur Bruchstücke seiner frühen Platten, die sich für mich wütend, auto/aggressiv, vorwürflich und feindlich anhören. Diese Gefühlswelt und auch Welt-Nerv sind mir dann bekannt, und ich kann daher einen Zusammenhang herstellen. Aber musikalisch hat mich das nie erreicht.
Bei The Burning World sprach mich dann das Versöhnliche an, die Welt da draußen ist nun kein besserer Ort, auch sein Leid bleibt spürbar, findet Ausdruck, aber Gira sucht nach Wegen seine innere Welt erträglicher zu gestalten, sie wird dadurch reicher und somit kann er seine Dämonen zumindest besänftigen, er ist sich selbst, seinen Aggressionen nicht mehr schutzlos ausgeliefert.
Besitze nur The Burning World, White Light from the Mouth of Infinity und Love of Life, aber 2 oder 3 Swans Platten werde ich mir noch zulegen, unbedingt.
Zitat von Tilt im Beitrag #13 kenne nur Bruchstücke seiner frühen Platten, die sich für mich wütend, auto/aggressiv, vorwürflich und feindlich anhören. Diese Gefühlswelt und auch Welt-Nerv sind mir dann bekannt, und ich kann daher einen Zusammenhang herstellen. Aber musikalisch hat mich das nie erreicht.
Wie gesagt: Filth finde ich ziemlich genial, Cop ist auch recht cool -- muss man aber natürlich nicht mögen. Danke für die treffende Umschreibung deines Eindrucks von der Musik - ich denke, das passt.
Zitat von Tilt im Beitrag #13 Bei The Burning World sprach mich dann das Versöhnliche an, die Welt da draußen ist nun kein besserer Ort, auch sein Leid bleibt spürbar, findet Ausdruck, aber Gira sucht nach Wegen seine innere Welt erträglicher zu gestalten, sie wird dadurch reicher und somit kann er seine Dämonen zumindest besänftigen, er ist sich selbst, seinen Aggressionen nicht mehr schutzlos ausgeliefert.
Auch das klingt ansprechend - ich kenne die Platte nicht, bin aber immer bereit, meine Sammlung zu erweitern. Sie ist dann wohl als Nächstes dran. :-)
Zitat von Tilt im Beitrag #13 Besitze nur The Burning World, White Light from the Mouth of Infinity und Love of Life, aber 2 oder 3 Swans Platten werde ich mir noch zulegen, unbedingt.
To be Kind und The Glowing Man, unbedingt, die letzten beiden Platten. (Jeweils Doppelalben mit teils unfassbar langen Stücken.) Mir ist To be Kind näher, weil sie mir melodiöser scheint, aber The Glowing Man hat durchaus Highlights. (Letztere höre ich tatsächlich ganz gerne zum Yoga - CD 1 ist da passende Untermalung ;-)) Beide sind nicht besonders aggressiv, eher sphärisch und getragen.
To be Kind und The Glowing Man, unbedingt, die letzten beiden Platten. (
grad nachgesehen, To Be Kind ist auch auf meiner Suchliste. Yoga, soso :)
The Burning World wurde auf einem der großen Labels veröffentlicht, damals nahm man das dem Künstler oft übel, und es unterscheidet sich dann auch noch recht drastisch von seinen frühen Platten (soweit ich das überhaupt beurteilen kann). Bei Children of God ist die Veränderung aber auch schon hörbar, und die hätte ich ebenfalls gern.