Ein paar Hördurchgänge ist es immer noch so, dass ich mich mit zwei Songs nicht so recht anfreunden kann: "Pity She Was A Whore", bei dem aber immerhin Spannungsbogen und Live-Drumming sehr gut sind. "Girl Loves Me", das mich an all das erinnert, was mir an älteren Bowie-Songs nicht gefällt.
Insgesamt dennoch ein sehr gutes Album. Wobei eben der Titelsong den ganz großen Höhepunkt darstellt. Und so manche Textpassage geht jetzt im Rückblick ziemlich unter die Haut.
Zitat von Der Lokus im Beitrag #21Wenn einer keinen kommerziellen Pop macht, dann ist das noch lange keine Kunst. Nach 2 vollen Durchgängen darf ich erleichtert feststellen, daß ich meinen neulich liebevoll erstellten Bowie-Sampler nicht abändern muß. Diese seelenlose Platte kann man den Lokus runterspülen, und zwar jeden einzelnen Track.
Hoffentlich benutzt du nicht morgen die Mona Lisa als Vesperbrett
Zitat von Der Lokus im Beitrag #21Wenn einer keinen kommerziellen Pop macht, dann ist das noch lange keine Kunst. Nach 2 vollen Durchgängen darf ich erleichtert feststellen, daß ich meinen neulich liebevoll erstellten Bowie-Sampler nicht abändern muß. Diese seelenlose Platte kann man den Lokus runterspülen, und zwar jeden einzelnen Track.
Hoffentlich benutzt du nicht morgen die Mona Lisa als Vesperbrett
Jetzt ist er leider von uns gegangen. Das läßt natürlich die düstere Atmosphäre der Tracks in einem neuen Licht erscheinen. Aber auch nach dem dritten und vierten Anlauf muß ich konstatieren: Ideenlose Scheißplatte. Sorry!
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Nebenbei: Ich war in Paris und habe die fucking Mona Lisa gesehen. Warum dieses Bild (oder die Frau darauf) toll sein soll ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel.
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Keine Frage, man hört das Album nun, da man um seinen Status als finales künstlerisches Statement weiß, mit anderen Ohren. Ansonsten wohl weitgehend unbeachtet gebliebene Textzeilen aber auch Stimmungswechsel innerhalb von Songs offenbaren sich nun als Todesankündigung oder Hoffnung auf Todesüberwindung, diese Unmittelbarkeit muss man erstmal verkraften, was eine kritische Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Wert des Albums natürlich für den Moment erschwert. Zunächst einmal bin ich froh, dass das Album stilistisch nicht an das rückwärtsgewandte "The next day" anknüpft, wobei jenes im Rückblick als künstlerische Verabschiedung vom "alten" Bowie auf einmal durchaus Sinn ergibt und möglicherweise auch neu entdeckt werden will. Trotzdem, mir lag der (auch mit dem musikalischen Zeitgeist) experimentierende Bowie immer näher als der konventionelle (wobei auch das bei ihm nur eine relative Kategorisierung sein kann), alleine schon deshalb rennt "Blackstar" bei mir offene Türen ein. Größter Pluspunkt des Albums ist für mich dabei, wie organisch und harmonisch in diesen kurzen 40 Minuten alles zusammenfindet: Große Melodien und klassische Instrumentierung auf der einen Seite, avantgardistische Instrumentalpassagen und moderne Beats auf der anderen. Sicherlich, vieles was den Reiz von "Blackstar" ausmacht, findet sich auch auf den zumeist sträflich vernachlässigten Alben der 90er und 00er Jahre: Die nervösen Saxophonpassagen bot auch "Black Tie White Noise" (man höre nur mal "I feel free"), die auch auf "Blackstar" ominpräsente musikalische und inhaltliche Kryptik war ja sogar das zentrale Element auf "1. Outside" und große Songbögen ohne Schwachstellen bot auch "Earthling" (das doch vollkommen fraglos eines seiner besten Werke überhaupt ist!). Für den Moment aber kann ich mich in dieses Album verlieren, bleibe sprachlos vom epischen Titelsong, genieße die Beklemmtheit, die sich beim Schwanengesang "Lazarus" einstellt und mag auch nichts schlechtes über das vielleicht tatsächlich etwas harmlose "Girl loves me" sagen, weil es doch auch genau der richtige Song zur richtigen Zeit ist. 2016 begann mit einem Monolithen.
Ob "Earthling" eines seiner besten Werke ist, stelle ich mal fraglos infrage. Schon deshalb, weil Drum'n'Bass bereits zur Veröffentlchung antiquiert klang. Hier ist er einem Trend nur hinterher gelaufen, anstatt ihn, wie sonst, rechtzeitig für sich einzunehmen.
"Blackstar" ist toll, mit dem neuen Wissen anders toll, aber toll, wäre da nicht dieser entsetzliche Schlusssong. Torsten Groß schreibt in der SPEX was von "großem Epos", irgendwo habe ich in Zusammenhang mit dem Song was von "hochkomplex" gelesen und ich sitze da und höre einen simplen Song mit einer banalen Meldie ohne einen interessanten Moment. Wobei ich eigentlich keine Platte von Bowie kenne, die nicht mindestens einen schwachen Moment hat.
Ihr lieben Leute, der ausufernde Dischput um Meisterwerke junger, mittelalter, alter oder (schein)toter Menschen ist jetzt durch ein wenig Aufräumen erledigt worden.
Leider waren nicht nur Beiträge von Merseburg betroffen, sondern auch ein paar Postings einiger andere Leute in diesem Kontext. Aber das musste nun einmal sein...es ging nicht anders, ohne das Ding hier komplett zu zerfasern und gewisse Löcher zu hinterlassen.
Bitte also nicht wieder mit diesen Dingen in Richtung "Nebengleis 48, 100 Meter rechts und dann geradeaus" loslegen.
Und für Herrn Merseburg gilt: bitte keine Endlosdiskussion um des Kaisers Bart in diesem Punkt. Einfach mal akzeptieren und gut isses.
Dankeschön!
Weiter also mit Bowie und seinem Vermächtnisalbum....auch im Lichte seines äußerst bedauernswerten Todes kann ich mich mit dieser Musik nicht anfreunden und ziehe mich mit der für solche Fälle auch mal gerne genommenen Bemerkung "nicht mein musikalischer Acker" zurück.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #52Ob "Earthling" eines seiner besten Werke ist, stelle ich mal fraglos infrage. Schon deshalb, weil Drum'n'Bass bereits zur Veröffentlchung antiquiert klang. Hier ist er einem Trend nur hinterher gelaufen, anstatt ihn, wie sonst, rechtzeitig für sich einzunehmen.
Berechtigter Einwand. Ich hatte mir das Album erst um die Jahrtausendwende geholt, da war es mir schon einerlei, ob das Album am Erscheinungstag antiquiert klang (was es wohl tat, der mindestens ebenso prägnante Industrial Einschlag haut ja in die gleiche Kerbe). Aber die Songs finde ich, was Dramaturgie und Melodien angeht, immer noch sehr stark.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #52Ob "Earthling" eines seiner besten Werke ist, stelle ich mal fraglos infrage. Schon deshalb, weil Drum'n'Bass bereits zur Veröffentlchung antiquiert klang. Hier ist er einem Trend nur hinterher gelaufen, anstatt ihn, wie sonst, rechtzeitig für sich einzunehmen.
ich weiss, dass ich das damals auch so empfand. im nachhinein ist das ziemlich egal. ich muss mir das album mal anhören. der mix von "i'm deranged" wie er in "lost highway"-soundtrack zu finden ist (ich nehme an, der jungle-mix wird das nachfolgealbum "earthling" massgeblich beeinflusst haben), gefiel mir damals schon sehr gut, trotz meines unwohlseins wegen vermeintlicher, vielleicht auch missglückter anbiederung eines fast-50-jährigen an jugendkultur. der song ist einfach gross.
von dem album-cover krieg ich allerdings immernoch lange zähne.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Es war gestern beim Hören ein eigenartig faszinierendes Gefühl, der Blackstar zu lauschen. Ich hab keine Sekunde an den Tod Bowies gedacht, aber streckenweise hat das schon etwas Sakrales. Dabei bin ich überhaupt nicht gläubig. Zur Musik kann ich nach einem Durchgang überhaupt nichts sagen - es war wie in einer extrem langsam dargestellten langen Filmsequenz. Slow motion. Viel Sax war dabei, das weiß ich noch, und der Gesang klang teilweise wie eine Beschwörung. Ich bin etwas verwirrt...