Bild entfernt (keine Rechte) Seit einem Jahr gibt es von DC Comics jede Woche ein Hardcover-Buch (jeweils so um die 150 - 200 Seiten) in der Serie »DC Comics Graphic Novel Collection«. Da werden größere Erzählungen nachgedruckt mit den DC-Superhelden – Superman, Batman, Wonder Woman usw. Nun war die DC-Welt verglichen mit dem Marvel-Universum immer etwas konservativ und brav, aber seit den 90ern hat sich da einiges geändert: die Helden sind komplexer, schräger und einfallsreicher, und auch die Zeichner sind inzwischen besser, experimenteller und stellenweise einfach durchgedreht (dazu später*). Die einzelnen Bände werden ansprechend präsentiert: mit Biographien der Autoren und Zeichner, Titelbildern und Skizzen aus dem Archiv, und zusätzlich einer klassischen Story aus den 1940ern oder 50ern.
Hier ein paar Höhepunkte der bisherigen fast 50 Bände: Green Arrow: Kälte (Teil 1 und 2) Geschrieben von Kevin Smith (genau: Silent Bob von »Clerks«) wird die Rückkehr des grünen Bogenschützens erzählt. Problem ist nur, daß Superman und Batman wissen, daß er tot ist. Die Story spielt dann auch teilweise mit Wiedergeburt (Spoiler: Arrow wurde anhand einer DNS-Probe aus Supermanns Unterwäsche geklont) und metaphysischen Reflektionen, immer angereichert mit Smiths ironischen Seitenhieben (»Was zur Hölle soll diese blöde Maske?!«). Die Zeichnungen haben einen klaren Strich und wirken fast franko-belgisch.
Bild entfernt (keine Rechte)
Harley Quinn: Flachwitze und andere Katastrophen Frau Quinn ist Freundin, Erzfeindin oder Stalkerin des Batman-Bösewichts Joker. Hier werden verschiedene ihrer bizarren Versuche, sich mit dem Verbrecherclown und Batman anzulegen, erzählt. Der grafische Stil ist eine brillante Mischung aus sauberer Pinselarbeit, großartiger Farbgebung und digitalen Effekten. Da gibt es rasante Perspektivwechsel, wahnwitzige Blickwinkel und eine atemberaubende Farbstimmung. Ganze Kapitel haben spezielle Lichtverhältnisse, vom grellen Neonlicht bei einer Kostümpary bis zum schummrigen Dunkel eines Lagerschuppens am Hafen. Auch die Erzählweise ist einfallsreich wie Harley Quinn selber und arbeitet mit Rückblenden, schnellen Szenenwechseln und unterschiedlichen Erzählperspektiven.
Überhaupt die Erzählweise – der Lex Luthor-Band hat kaum Action und beschäftigt sich hauptsächlich mit elegischen Reflektionen über Gut und Böse, dargestellt in David Lynch-mäßigen Zeichnungen. In »Catwoman – Die Fährte der Katze« wird erzählt, wie Catwoman (ursprünglich eine der Batman-Widersacher) nach einer Rückkehr ins normale Leben nach und nach wieder Gefallen an der Katzenrolle findet – diesmal aber (mehr oder weniger) auf der Seite der Polizei. Batman ist dabei ein misstrauischer, schlecht gelaunter Kontrollfreak. Grandios gezeichnet im Stil von Jamie "Tank Girl" Hewlett.
Bild entfernt (keine Rechte)
Lobo: Entfesselt *Die Bombe. Lobo ist der Gangsta unter den Superhelden, ein Zigarrenstummel-kauender Söldner, der für Geld und Weiber alles macht. Schon als Trash Metal-hörender Teenie wollte er der härteste Drecksack der Galaxie werden (sein Name bedeutet »Der, der Deine Gedärme genüsslich auffrisst«). Von einem ominösen Isaac Hayes-Double wird er angeheuert, den Planeten J’Abbah Dhabba Dhu unter seine Kontrolle zu bringen, der von Wesen mit Turban und Hijab bewohnt wird, die sich in die Luft sprengen, wenn ein Ungläubiger sie anspricht. Lobo hat also gewisse Probleme bei seinem Wahlkampf um das Amt des Präsidenten. Bild entfernt (keine Rechte)
Das ganze wahnwitzige Spektakel wird von Kapitel zu Kapitel in einem anderen Zeichenstil präsentiert – von der gemalten (!) Rahmenhandlung über Funny-Stil bis zur Hergé-Ligne Claire. Und jedes Panel kommt rüber wie ein Public Enemy-Stück, vollgepackt mit visuellen Gags und Anspielungen, dazu Witzen und Anmerkungen der Autoren (»Okay okay, aber versucht IHR mal, Euch jede Seite was Neues auszudenken!«). Man möchte gerne wissen, was beim Panini Verlag in Stuttgart geraucht wurde, als dieser Band durchgewunken wurde.
Bild entfernt (keine Rechte)
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Letzteres macht zumindest einen sehr interessanten Eindruck! Graphic Novels habe ich in letzter Zeit eigentlich nur aufgrund Film-Inspiration gelesen, schade eigentlich.
Zitat von Mychael im Beitrag #4Wuppertal? Haben die jetzt auch einen Superman?
Es geht um die Schwebebahn in Metropolis. (Eigentlich eher eine Nits-Anspielung…)
Dazu lässt sich leider nichts googeln. Du weißt nicht zufällig, wie sie die Schwebebahn im englischen Original nennen? Ich will wissen, ob das Wuppertaler Wahrzeichen hier Pate gestanden haben könnte.
Eigentlich ist es eine “suspension railway“. Die ersten davon wurden allerdings schon 1825 in Großbritannien gebaut; zumeist für Materialtransporte wie z.B. Ziegelsteine. Vorbild für die Wuppertaler Schwebebahn war wohl die Enos Electric Railway in New Jersey (1886). Der deutsche Techniker Eugen Langen experimentierte in der Kölner Zuckerfabrik mit einem Schwebebahnsystem zum Materialtransport. Daraus entwickelte er auch die Wuppertaler Schwebebahn („ Anlage einer elektrischen Hochbahn (Schwebebahn), System Eugen Langen Köln“). Sie wurde 1901 eröffnet; ebenso wie die Schwebebahn Dresden.
Die Wuppertaler verdanken ihre Schwebebahn also auch der Kölner Zuckerfabrik Pfeifer & Langen...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #9weihnachtslektüre ist eingetroffen:
Bin ein bisschen enttäuscht, das hat mich, im Gegensatz zu vielen anderen Büchern von Tomine, kaum berührt. Wirklich toll fand ich nur die Titelgeschichte.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)