Zustimmung. In beiden Fällen ist die Zusammenbruchserwartung mit überschwenglichen Wertungen (und Hoffnungen) hinterlegt. Trotzdem bleibt für mich die radikale Linke die klassische "Zusammenbruchspartei". Sie sieht im Kapitalismus als ganzem immer noch einen einzigen Expansionszusammenhang, der zum Zusammenbruch verurteilt ist. Sie meint immer noch die Implosion stehe unmittelbar bevor, seit dem die ganze Erde von dem wachstumshungrigen Ungeheuer des Monopol-Kapitals umschlungen ist.
Den Linken, der denkt, der Kapitalismus stehe vor dem Aus, weil Trump Präsident ist, trifft man eher selten So wie Zizek kann man argumentieren, ich halte das aber für gefährliches Wunschdenken (so verquere Dialektik?). Begrüßenswerter wäre es doch, wenn sich die Wut der Wähler in etwas Positivem ausdrücken würde, wie vorher bereits angesprochen "Aufbruch, Solidarität, Frieden. Auch, dass der Kapitalismus nicht unmittelbar vor dem Zusammenbruch steht, haben die meisten mittlerweile wohl begriffen. Sonst könnte man sich ja zurücklehnen und genüsslich zuschauen.
Hilfreich bei alledem ist wohl auch die Sicht auf die „Zustände“ in den USA. Immerhin könnten aktuell 47 % aller Amerikaner keine 400 US-Dollar mehr aufbringen – sie müssten sich das Geld also leihen oder dafür zunächst etwas von ihrem Besitz verkaufen! Und dies betrifft nicht nur die unteren Einkommensklassen, sondern reicht auch bis in die obere Mittelschicht. (Studie der US-Notenbank Fed)
Die Löhne in den USA stagnieren seit rund 40 Jahren. Das inflationsbereinigte Nettovermögen eines mittleren US-Haushaltes ist seit 2008 um immerhin 38 % gesunken. (Studie der Russell-Sage-Stiftung) Auch die Finanzkrise hat die Ersparnisse dezimiert und viele Haushalte finanzieren sich über Kredite. Beispiel: allein im letzten Quartal 2015 haben US-Amerikaner mehr Schulden per Kreditkarte (Zinsen 13-15 % ) gemacht, als in den Jahren 2009 bis 2011 insgesamt.
Zwischen 1989 und 2013 ist das durchschnittliche US-Einkommen um 16 % gesunken. Und dies, obwohl die US-Notenbank seit 2008 stolze 3600 Milliarden Dollar „nachgedruckt“ hat. Die fast bei Null liegenden Zinsen haben dazu geführt, dass Mieten und Häuserpreise weiter steigen. Die Zahl der Hausbesitzer in den USA ist auf den Stand von 1966 zurückgefallen. Ebenso explodieren die Kosten für die Gesundheitsversorgung.
Zugleich ist die US-Oberschicht im Laufe von 40 Jahren stark von 14 auf 21 % aller Erwachsenen angestiegen, die Unterschicht von 25 auf 29 % - womit die Mittelschicht von 61 auf 50 % abgefallen ist…
Die Vorgänger von Trump haben diese Entwicklung nicht unbedingt beseitigt. Ein „weiter so“ dürfte jedoch für viele US-Amerikaner nun wohl ein No-go gewesen sein… und eine Hillary Clinton stand da wohl eher für ein „weiter so“… In der Wahl von Trump dürfte auch viel Proteststimmung stecken… oder auch die Hoffnung auf eine Wende.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von Reverend im Beitrag #469"25.6% voted Clinton 25.5% voted Trump 46.9% didn't vote
and that's how democracy dies."
N bisschen pathetisch, was Marc Maron da sagt, aber die nackten Zahlen sind schon erschütternd.
Berücksichtigen muss man hierbei, dass in den USA der Präsident über Wahlmänner gewählt wird! Es gibt 538 Wahlmänner – drei im Bundesdistrikt, je zwei pro Bundesstaat und 435 Wahlmänner, die aufgrund der Bevölkerungszahl auf die Staaten verteilt werden.
Daraus resultiert, dass in einem großen Staat wie Kalifornien oder Texas über 600.000 Einwohner bzw. Wähler auf einen Wahlmann kommen und es bei einem kleinen Staat wie etwa Wyoming weniger als halb so viele sind. Je nach Staat erhält also ein Kandidat für x Wählerstimmen eine unterschiedliche Zahl Wahlmänner. In Wyoming etwa vertritt ein Wahlmann nur 187.875 Einwohner, in Ohio sind es bereits 640.917 Einwohner …
Zudem wenden die meisten US-Bundesstaaten und der Bundesdistrikt das Mehrheitswahlrecht an: der Kandidat, der die meisten Stimmen auf sich vereint, erhält alle dem Bundesstaat zugeteilten Wahlmänner auf sein Konto; die anderen Kandidaten gehen komplett leer aus.
Von daher kann es auch sein, dass ein Präsidentschaftskandidat, der bundesweit die meisten Stimmen auf sich vereint, die Wahl dennoich verliert. Weil der Konkurrent eben mehr Wahlmännerstimmen erhält. Im Jahr 2000 erhielt Al Gore 543.895 Stimmen (0,5 %) mehr als George W. Bush - aber Bush gewann eben fünf Wahlmänner mehr.
Folglich geht es bei der US-Wahlkampftaktik auch eher darum, nicht so sichere Staaten für sich zu gewinnen; die tatsächliche Zahl der Wählerstimmen ist dort weniger von Bedeutung als eben hierzulande.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
I won't unsee this. The level of internalized fear is astonishing. White men and women scared of a white woman in power. Men's rights activists, Klan members, "good old boys", ++all the women who laugh off the rape jokes because they live with daily fear and self-hatred. Shouting pink pigs everywhere scared of a perceived loss of the "normal". "Normal", "everyday","nice" white people who can't stand the idea of anything but their own lives first. America First. White liberals who 3rd party protest-voted in their holier-than-thou self-defeat, scared of a corrupt Democrat in office who they figured would probably win anyways. Ugly Fear that slows the mind. That the media capitalized off this fear and sold election coverage, fueling the Citizens United advertisement ouroboros. That the media did not extensively cover the weakening of the Voting Rights Act that allowed rampant racial discrimination at the polls. That they would rather cover the next craziest thing he said rather than the human rights abuses at Standing Rock - or that the Dakota Access Pipeline was rerouted away from Bismarck, out of the objection that it would contaminate the (predominantly white) city's water supply. The next craziest insult versus the ongoing water crisis in Flint, my home state swinging red despite the idiocy of Rick Snyder (you are not "one tough nerd", you are a *malignant stain*). Our country is materially and mentally poisoned, from unsafe drinking water to the *key race alerts* of CNN and Jimmy Fallon's tussling of Trump's hair. That this country fears a spectre of 'Radical Islam' while Christian fundamentalist ideology fuels anti-abortion rhetoric, slashes Planned Parenthood funding, denies women the basic right to control their bodies and their wellbeing because of some heavily interpreted passages in the Bible - perhaps you never read Ecclesiastes 6:3-5, Job 3:16-19, Psalms 58:3-8, all of which suggest that it is better to suffer an 'untimely birth' (a miscarriage) than live as an *evil unbeliever*...which seems like an apt title for anyone who would vote for *the* voice of hatred and vengeance in America. That this same exploitation of the fear of 'Radical Islam' blinds white Christian America to the suffering of refugees - women and children - , and chokes the execution of charity and kindness, these pillars of 'Christian goodness' that somehow still drive these same Christians' self-image. That white Amerikkka continues to assert itself supreme, that there is no space in the smallest of minds for even the idea or gesture of social progress. That white Amerikkka would rather see dozens killed in schools and nightclubs, and hundreds of men and women assassinated at the hands of police, rather than approve the utmost basic of background checks that would prevent people on the terrorist watch list from buying semi-automatic weapons. This is all evidence of the extent of our poisoning, of our willingness to accept. I can wish that the first viable woman president candidate was more likeable, more charismatic, and less suspect, but none of these flaws are strong enough to justify a strongman-bigot-racist-misogynist and concomitant red House, red Senate, and likely red Supreme Court that will turn back decades. I won't unfeel this poison, and I hope that we can all learn from this horrible day and get to work. To anyone who refuses to see beyond their narrow worldview, I would ask that you please stop following me, I don't want you listening to my music. I am out here creating with hard belief in a better social fabric. I refuse to believe that this is the end, I love my family and friends in the States too much. (Laurel Halo)
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von akri im Beitrag #473...Folglich geht es bei der US-Wahlkampftaktik auch eher darum, nicht so sichere Staaten für sich zu gewinnen; die tatsächliche Zahl der Wählerstimmen ist dort weniger von Bedeutung als eben hierzulande.
Und ein wesentlicher Teil des Wahlergebnisses wird über die Wähler-Registrierung und die resultierende (oder eben nicht resultierende) Aufnahme in die Wählerlisten entschieden. Nicht umsonst steht immer noch auf jeder Frank Zappa-Platte "Register to vote!". Jeder der derzeit von einem "Ergebnis freier und demokratischer Wahlen" redet, sollte zumindest mal in die Hörproben vom oben erwähnten Buch "Gern geschehen, Mr. President" reinhören. Das reine Grauen.
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Komisch dass Völker sich ihren Ausweg aus den Miseren immer im Konservativen suchen. Bei und gewinnt 2021 dann auch die AFD und alle Mittleren und Linken haben es nicht verhindern können.
Für mich ist ein großes Problem, dass Trump die amerikanische Gesellschaft ziemlich extrem gespalten hat, das wird sich auch so schnell nicht reparieren lassen. Das dürfte in nächster Zeit zu zunehmender Gewalt führen.