Ich habe mir bei den üblichen Verdächtigen etliche Songs des Albums angehört und kann den Rezensenten zumindest im Ansatz verstehen. Das Album bzw. die Songs werden in Zusammenhang damit gesehen, als daß dieses Werk die Vertonung oder musikalische Umsetzung von Reiseerlebnissen in Ländern darstellt, die teilweise momentan zumindest nicht zu den beliebtesten Touristenorten gehören mögen. In diesem Zusammenhang gesehen klingen die Songs, die ich hörte, für mich tatsächlich ein wenig....blutleer. Mal schauen, vielleicht finde ich ja noch einen Stream, der das gesamte Album zum Hören bereit hält.
Ansonsten muss ich mich eigentlich bei PJ Harvey eher zurückhalten, ich gehöre zu der wohl seltenen Spezies Mensch, die mit der Frau und ihrer Musik noch nie sonderlich viel anfangen konnte. Sie wird unisono als Songwriterin hoch gelobt und geschätzt, dennoch muss ich konstatieren: da bleibt nichts hängen bei mir. "Schrammeliger Folk-Rock" (wie vom Rezensenten bezeichnet) ist für meine Begriffe sehr selten dazu geeignet, das zu schaffen, was man gemeinhin einen hohen Wiedererkennungswert nennen mag. Also etwas, das sich im Ohr festkrallt, hängen bleibt und vielleicht sogar im besten Falle nach den ersten Takten klar zu verorten ist.
Finde die Kritik an der "verstörenden Distanz" aber auch nicht unberechtigt. Sie hat da ja wieder einen fast journalistisch-beobachtenden Ansatz gewählt, und es fällt schwer, ihre eigene Position zu den schrecklichen/traurigen Geschichten wirklich zu fassen. Das war auf "Let England Shake" schon so, aber da erschien das thematisch mehr aus einem Guss.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Bei der Dorfladenrenovierung eben mal ungefragt laut durchlaufen lassen, da wurde das ganze Bewertungsspektrum ausformuliert, aber alle haben bis zum Schluss durchgehalten. Bei mir sind vor allem der Opener und “Chain of keys“ hängen geblieben, aber auch die anderen Songs klingen vielversprechend.
Nach dem ersten vorab-Track hatte ich mir eine Art Mischung aus "Let England Shake" und der e-Gitarren-orientierteren Phase erhofft. Das ist es nicht geworden, aber eines der top-Alben des Jahres auf jeden Fall. Zwei Hits ("The Wheel" und "The Community Of Hope"), ein schwer erträglicher Track ("River Ancostia") und achte gute.
An Kirche dachte ich gottseidank nie, wobei ich mich mit Kirche nicht so auskenne. Einmal kommt das Wort "Jesus" vor und im Video "The Community Of Hope" singt ein Gospelchor, der auf der Platte aber nicht dabei ist. Ansonsten gibt es zwar (arg) viel Chorgesang von den Musikern, die klingen aber nie wie eine Kirchengemeinde. Es sein denn es gibt Gemeinden, die aus fünf bis zehn Männern bestehen.
Also rein musikalisch, ohne Bewertung der Texte, finde ich das nach einem Abend- und einem Nachmittagsgenuss ganz hervorragend. Wollte ich was kritisieren, wäre es die Ähnlichkeit zum Vorgänger, der aber so gut war, dass ich die Ähnlichkeit nicht kritisieren möchte.
Da das die erste Platte von PJ Harvey ist, die ich im Vorfeld regelrecht herbeigesehnt hatte, will ich schon noch ein bisschen enttäuscht sein. Ein so schmissiger Song wie The Wheel ist für mich sonst nicht dabei, aber eine gute Platte ist das allemal. Vielleicht tu ich mich, neben den Chören, auch schwer damit, wenn eine Platte oberflächlich einem Thema gewidmet ist. Es geht zwar zwischen den Zeilen schon auch um Liebe, Hoffnung und Tod und so, aber... mir fehlt da was an Abwechslung. Wobei ja Let England Shake natürlich auch eine Art sich durch das Album ziehendes "Konzept" verfolgt, das vielleicht nicht für jedermann so zugänglich ist. Aber da spielen die Songs in einer ganz anderen Liga. Das merk ich auch daran wenn ich das neue Album auf Spotify streame. Bei den letzten Songs von The Hope Six bin ich nicht mehr so ganz dabei und nehme erstmal nicht wahr dass im direkten Anschluss schon Let England Shake folgt. Irgendwann denkt sich mein Unterbewusstsein "Ah, ist eigentlich doch ganz geil, das Album" bis ich dann merke, dass es eigentlich auch wirklich ein ganz anderes Album ist.
Mal ernsthaft, wie soll denn ein vor 2 Tagen veröffentlichtes Album jetzt schon als so memorabel und eingängig wahrgenommen werden als eines, das die meisten hier wohl seit fünf Jahren regelmäßig auflegen?
Inhaltlich hat mir bislang noch etwas die Muse und Zeit gefehlt mich mit dem Album näher zu beschäftigen, aber nach ein paar Hörschleifen im Hintergrund stelle ich fest, dass mir das neue Album doch deutlich besser gefällt als ich das nach den Vorab-Songs erst vermutete. Es schälen sich zumindest immer mehr Ohrwürmer heraus. Musikalisch knüpft es für mich schlüssig an ihrem letzten Album an. Das Artwork nehme ich ihr aber übel
Manche Tracks bleiben zwar für mich rätselhaft, beispielsweise das repetitive Riff in "The Ministry Of Defence", das ich nicht als interessant genug empfinde, als dass man es vier Minuten lang durchziehen müsste, aber die meisten Songs brennen sich allmählich in die Gehörgänge ein. Vieles ist ähnlich zu "Let England Shake". Die bereits angesprochene Distanz zu den behandelten Themen und auch musikalisch gibt es viele Überschneidungen. Den häufigen Einsatz des Saxophons befürworte ich.