Ob es wirklich hierher gehört, weiß ich nicht genau, aber da das Sportforum den Untertitel "Alles was mit Körperertüchtigung zu tun hat" trägt, werfe ich es mal hier rein:
Das erste gute Wetter liegt hinter uns, draußen ist es schön grün und trotz des mittlerweile begonnenen achten Schwangerschaftsmonats kann man noch immer nicht genau erkennen, ob meine Frau das Kind austrägt oder nicht doch eher ich. Und neulich saß ich morgens an der Tram-Haltestelle, auf die vollkommen erratisch fahrende bzw. zu dem Zeitpunkt nicht fahrende Bahn wartend und dachte: "Die 11 km zur Arbeit könnten doch auch als Sport durchgehen. Zumindest, wenn man sie radelt." Seitdem gucke ich so ein bisschen hin und her und habe mich über die letzten Wochen mit dem Gedanken angefreundet, mir mein erstes Fahrrad seit 2006 zuzulegen. Vielleicht hat hier ja jemand ein bisschen Expertise in der Richtung anzubieten, ansonsten nutze ich den Thread auch gerne unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum lauten Vormichhinüberlegen.
Einsatzzweck: Stadtverkehr (einkaufen, Freunde besuchen, Strecken um die drei Kilometer), Fahrt zur Arbeit (elf Kilometer pro Weg, zu 90% komplett ausgebauter "Fahrradschnellweg", der Rest auch wieder Stadtverkehr), vielleicht gelegentlich mal eine etwas längere Tour, perspektivisch auch Mitnahme eines Kindes (keine Ahnung ob per Fahrradsitz oder -anhänger)
Budget: schwierig, wie immer; einerseits steht bald ein Geburtstag an, ein bisschen Geld kommt auch im PJ schon rein, andererseits sind die Reserven auch nicht so dicke, dass es auf 100€ mehr oder weniger nicht ankommt; dann wiederum ist es vielleicht die letzte "Gelegenheit" für die absehbare Zukunft, nochmal Geld in ein ordentliches Gefährt zu investieren, bevor das gesamte Haushaltseinkommen in hungrigen Kindermäulern verschwindet; sagen wir mal: um die 1000€
Optische Idealvorstellung:
Aber: Schon so zu teuer, der benötigte Gepäckträger würde der Optik wieder abträglich sein, die Sitzposition wirkt ungemütlich, und überprüfen kann ich das mangels physischer Verfügbarkeit vor Ort nicht. Und Fahrradkauf ohne Probefahrt geht nicht. Nach ein bisschen Online-Recherche bin ich auf Böttcher gestoßen, mein Auge fiel da auf das Modell Safari:
Da könnte ich mir auf (für mein Verständnis) solider Basis zusammenbasteln, was mir zusagt. Einen Händler in der relativen Nähe gäbe es auch. Die Fragen werden dadurch natürlich nicht weniger: Welche Schaltung? Nabenschaltung gilt als pflegeleicht (ich bin faul), sollte bei ausbleibender Benutzung als Bergtourer oder Rennrad eigentlich auch reichen, oder? Hat jemand Erfahrungen mit Shimano Nexus 8 vs. Nexus 8 Premium (30€ Aufpreis, wenn ich das im Konfigurator richtig sehe) vs. Alfine 8 (150€ Aufpreis, schmerzhaft)? Tut es für meine Zwecke eine Shimano V-Brake BR-T4000 oder wären die steilen 129€ Aufpreis für eine Magura HS11 sinnvoll angelegtes Geld?
Was selbstverständlich ist: Am Ende zum Händler, probefahren und mit dem sprechen. Aber es kann ja nicht schaden, nicht als absoluter Volldepp da aufzulaufen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ob das am Ende hilft, weiß ich nicht - ich beantworte tatsächlich keine Frage, weil: Keine Ahnung von der Materie. Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch euch und der Gattin zur Schwangerschaft! Wo machst du dein PJ?
Gute Beratung hatten wir bei Fahrrad Schnitzler auf der Rü und bei Lucky Bike, praktisch neben Ikea.
zuerst mal muss ich dich zu deinem entschluss von herzen beglückwünschen - 11km sind in etwa die strecke, die ich jahrelang zu meiner damaligen arbeit geradelt bin, und die mir über gut zehn jahre die schlimmsten figürlichen entgleisungen alternder männer erspart hat (gerade auch weil die situation, auf die du zukommst, die diesbezüglich gefährlichste überhaupt ist). und nun sage ich aus meinem altehrwürdigen erfahrungsschatz: das fahrrad sieht ganz ganz toll aus, und wenn ich es mir kaufen würde, würde ich aber tatsächlich auf allen firlefanz verzichten - ich bin mit einer 7-gang-nabe mit rücktritt (nexus) immer super gefahren. ein sicherheitsplus war das sowieso, weil ich mit den zwei v-brakes (die in diesem fall mehr als ausreichen) insgesamt drei bremsen an der schüssel hatte, was mein sicherheitsgefühl auf ein beruhigendes level hob. irgendwann war der sattel hin, da holte ich mir bei aldi einen gel-sattel für 15€, bis heute der beste, den ich je hatte. das fahrrad selbst war ein sehr schönes, leichtes kalkhoff-rad, das ich für sagenhafte 250€ einem freund abgekauft hatte. mittlerweile fahre ich hauptberuflich ein gebrauchtes no-name-fahrrad, das ebenfalls sehr leicht ist, als zentrale schwäche eine kettenschaltung besitzt (ich bin ebenfalls faul), dafür aber eine hervorragende diebstahlsicherung (nämlich "gebraucht + uninteressant") sowie eine eingebaute tröstvorrichtung, falls der diebstahl doch eintreten sollte ("80€ bei quoka"). es ergab sich übrigens die erkenntnis, dass drei gänge völlig reichen, da ich nahezu ausschließlich den vorderen überwerfen nutze. was ich damit sagen will: style ist schön und gut, aber gewicht, preis, unauffälligkeit und zuverlässigkeit sind in meinen augen eigenschaften, die bei einem fahrrad um mehrere parsec höher einzuschätzen sind. (ich habe eine zeitlang eine alte plastiktüte um meinen sattel gebunden, was mir erlaubt hat, mein fahrrad sogar in friedrichshain-kreuzberg beim brötchenholen gelegentlich unangeschlossen stehenzulassen.) auch bei den rädern von bekannten sehe ich eine gegenläufige korrelation zwischen preis/flashiness und tatsächlicher nutzung. dies seien meine fünf cent; empfehlen würde ich dann sowas oder sowas, vielleicht sogar sowas.
Zitat von JoseLopez im Beitrag #2Ob das am Ende hilft, weiß ich nicht - ich beantworte tatsächlich keine Frage, weil: Keine Ahnung von der Materie. Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch euch und der Gattin zur Schwangerschaft! Wo machst du dein PJ?
Danke! Mülheim ist es geworden, bietet den besten Kompromiss aus Geld (Lehrkrankenhäuser der Uni Düsseldorf zahlen deutlich besser) und guter Erreichbarkeit.
ZitatGute Beratung hatten wir bei Fahrrad Schnitzler auf der Rü und bei Lucky Bike, praktisch neben Ikea.
Schlitzer (ich nehme an, die meinst du?) hatte ich auf der Liste, genau wie Lucky Bike (IKEA-Besuch steht demnächst eh nochmal an). Dazu Radsport Rauer in Überruhr, weil Böttcher-Händler.
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Zitat von tenno im Beitrag #3und nun sage ich aus meinem altehrwürdigen erfahrungsschatz: das fahrrad sieht ganz ganz toll aus, und wenn ich es mir kaufen würde, würde ich aber tatsächlich auf allen firlefanz verzichten - ich bin mit einer 7-gang-nabe mit rücktritt (nexus) immer super gefahren. ein sicherheitsplus war das sowieso, weil ich mit den zwei v-brakes (die in diesem fall mehr als ausreichen) insgesamt drei bremsen an der schüssel hatte, was mein sicherheitsgefühl auf ein beruhigendes level hob.
Vermutlich werde ich es ähnlich halten, wobei ich schon immer ein Freund des Freilaufs war. Mal gucken, wie sich das beim Probefahren anlässt. Überhaupt wäre vermutlich das Prinzip klug, eher in ein ordentliches Grundgerüst zu investieren und dann nach einiger Benutzung zu schauen, wo Aufrüstung für mich persönlich sinnvoll wäre.
Zitatirgendwann war der sattel hin, da holte ich mir bei aldi einen gel-sattel für 15€, bis heute der beste, den ich je hatte.
Nenn es Unvernunft, ich liebe die Ledersatteloptik, und sollte ich das irgendwie mit meinem Hinterteil vereinbaren können, muss es ein solcher werden.
Zitatdafür aber eine hervorragende diebstahlsicherung (nämlich "gebraucht + uninteressant") sowie eine eingebaute tröstvorrichtung, falls der diebstahl doch eintreten sollte ("80€ bei quoka").
Ein nicht zu unterschätzendes Argument, allerdings inkludiert unsere Hausratsversicherung auch außerhalb des Hauses entwendete Fahrräder.
Zitatdies seien meine fünf cent; empfehlen würde ich dann sowas oder sowas, vielleicht sogar sowas.
Danke auch für deine fünf Cent, sie sind mir sicher mehr wert als das. Gebrauchtkauf ist auch eine Option, die ich in Erwägung ziehe, dann allerdings eher vom Händler, aber in die Richtung werde ich auf jeden Fall nochmal verstärkt arbeiten.
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Für die Zwecke, die für die benuutzunge deines Rads in Frage kommemn, würde ich 500 Euro nehmen, zum nächsten Händler fahren und das Geld auf die Theke werfen: "Ein City-Bike bitte, Farbe egal." Ich würde mir da keinen Kopf machen. Und wenn du abnnehmen willst, würde ich dir sowieso joggen empfehlen.
Zitat von Nilslofgren im Beitrag #6Für die Zwecke, die für die benuutzunge deines Rads in Frage kommemn, würde ich 500 Euro nehmen, zum nächsten Händler fahren und das Geld auf die Theke werfen: "Ein City-Bike bitte, Farbe egal."
Das mag sein, aber bei "Farbe egal" fängt der Fehler ja schon an. Und mir ist klar, dass ich 22 km täglich theoretisch mit jedem Flohmarktrad fahren könnte. Ich mag aber nicht (und muss es glücklicherweise auch nicht). Über konkrete Tipps bin ich aber natürlich auch weit diesseits meiner Budgetgrenze dankbar, siehe tenno.
ZitatUnd wenn du abnnehmen willst, würde ich dir sowieso joggen empfehlen.
Ich würde mir zuerst mal empfehlen, mit dem Essen aufzuhören, sobald ich satt bin. Bei der Idee "mit dem Fahrrad zur Arbeit" geht es mir darum, den doofen Pendelweg für ein wenig körperliche Ertüchtigung zu nutzen. Und 22 km am Tag zu laufen finde ich dann doch ein bisschen ambitioniert.
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Zitat von Nilslofgren im Beitrag #6Für die Zwecke, die für die benuutzunge deines Rads in Frage kommemn, würde ich 500 Euro nehmen, zum nächsten Händler fahren und das Geld auf die Theke werfen: "Ein City-Bike bitte, Farbe egal."
In dem Fall würde ich dir viel Spaß, mit dem gekauften Metallschrott wünschen. Womöglich noch mit einer gefederten Vordergabel? Damit kann man natürlich fahren, aber langlebig ist so etwas leider nicht mehr.
Nabenschaltung, super Beleuchtung und keine Federung, wären bei mir für einen Fahrradkauf ein must have. Art der Bremse, Sattel, Riemenantrieb usw. eine Frage des Budgets.
edit: zu den Bremsen. Falls du vor hast auch im Herbst/Winter zu fahren, auf jeden Fall Maguras oder Scheibenbremsen. Was habe ich schon über eingefrorene Bremszüge geflucht...
Vermutlich ist es heute ohnehin Standard, aber ich würde unbedingt etwas mit Nabendynamo nehmen. Wenn die dunkle Jahreszeit kommt und es regnet oder ein wenig Schneematsch liegt, hast du keinen Bock drauf, dass der Dynamo immer am Reifen abrutscht.
Wenn du dir wirklich angewöhnen kannst, jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, ist das meines Erachtens schon eine ganze Kante Sport. Und 90% komplett ausgebauter Fahrradschnellweg klingt total gut.
Und zum Sattel: Ich hatte mal einen Ledersattel, der wenn er nass war abgefärbt hat. Sieht voll peinlich aus. Es wird vermutlich ein recht billiger Sattel gewesen sein und bei den teuren Bikes da oben dürfte das eigentlich nicht passieren, aber gesagt haben wollte ich es trotzdem.
Meine Freundin hat sich das Einstiegsmodell TR6 von Campus gekauft. Sie will es ähnlich nutzen wie du und der Preis liegt auch im Rahmen. Ein weiteres Argument für uns war, dass es der Fahrradhändler bei uns um die Ecke im Programm hat und dass es in BaWü gefertigt wird. Man kann das Fahrrad selbst konfigurieren. Sie hat sich für eine 8-Gang Nabenschaltung entschieden, weil es mit Rücktritt sein musste, wurde es nicht die hochwertigste, die angeboten wird. Für die Gegend hier, mit nur gelegentlichen Steigungen, die auch nur mäßig steil sind, reicht das völlig aus. Als Update haben wir die Schwalbe Marathon Mäntel aufziehen lassen, die halten ewig.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
@Berthold: Ich pendle einigermaßen regelmäßig 16 Km einfach zur Arbeit mit meiner Gazelle Tour Populair und bin davon sehr angetan. Zeitloses Design, sehr bequem, robust und doch ist man schnell unterwegs.
Zitat von Trondheim im Beitrag #9Vermutlich ist es heute ohnehin Standard, aber ich würde unbedingt etwas mit Nabendynamo nehmen. Wenn die dunkle Jahreszeit kommt und es regnet oder ein wenig Schneematsch liegt, hast du keinen Bock drauf, dass der Dynamo immer am Reifen abrutscht.
Zu dem Schluss bin ich auch gekommen. Den Komfort ist mir der leicht verminderte Wirkungsgrad wert.
ZitatUnd zum Sattel: Ich hatte mal einen Ledersattel, der wenn er nass war abgefärbt hat. Sieht voll peinlich aus. Es wird vermutlich ein recht billiger Sattel gewesen sein und bei den teuren Bikes da oben dürfte das eigentlich nicht passieren, aber gesagt haben wollte ich es trotzdem.
Gut, dass du es gesagt hast, in die Richtung hatte ich wirklich noch gar nicht gedacht. Ich gehe zwar, da ich insgesamt recht wenig Menschen mit braungefärbtem Schritt sehe, davon aus, dass die Mehrzahl der Ledersättel nicht oder nur sehr dezent färbt, aber eine Nachfrage ist es wert.
Danke an Johnny Ryall und LFB für die Modellempfehlungen, ich werde mich bei den zu besuchenden Händlern danach umschauen.
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So, seit Montag steht das Fahrrad hier. Am Ende wurde es das T-100S von der VSF Fahrradmanufaktur. Stahlrahmen, federgabellos, in meinem Fall lederbesattelt (Verhandlungsmasse, ich bin stolz auf mich) - ein paar der ursprünglichen Vorstellungen haben es bis zum finalen Zustand geschafft. Größter Umschwung war eigentlich der von Nabenschaltung zu Kette. Der geplante Einsatz mit Kinderanhänger ließ mehrere Händler unisono zur Kettenschaltung mit breiterem Übersetzungsbereich raten. Ich habe mich überzeugen lassen. Ansonsten sind erstmal die Standard V-Brakes dran, die mir bei einer ausführlichen Probefahrt (mit ordentlich Juniregen) griffig genug schienen. Sollte ich tatsächlich im Winter viel fahren und dann Probleme mit den Bremszügen haben, sitzt zu Weihnachten sicher ein Upgrade auf Hydraulikbremsen drin. Bis dahin hab ich das Geld lieber erstmal in Helm, Schloss und Luftpumpe investiert. Ich danke euch auf jeden Fall für die Beratung und freue mich auf einen Fahrradsommer!
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