Zitat von Reverend im Beitrag Ich höre gerade folgendes Album Klez.e - Desintegration Ja, es ist zu 100% eine Hommage an die frühen Cure - aber diese Hommage ist gelungen. Eine Platte, wie gemacht für die kürzesten Tage des Jahres. Ähnlich traurig wie Isolation Berlin, aber schon beraubt jeder Energie. Schöne Platte.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Ich habe das Album zwar erst einmal durchgehört, bin aber auch sehr angetan. Nachdem ich die Vorabsongs gehört hatte, gab es schon leichte Zweifel bei mir ob diese Cure Kopie auf Albumlänge funktioniert. Aber ich empfinde es auch eher als gelungene Hommage denn einer schamlosen Kopie. Und überhaupt: wenn Cure selbst nur noch live ihren Nachlass verwalten, dann sollen eben Klez.e für "neue" Töne sorgen
Ich bin nach zwei Durchläufen unverändert hin- und hergerissen und sehe es ein wenig wie victorward: Als frenetischer Fan von "Faith" und "Pornography" stellt sich einem natürlich das Dilemma, dass the Cure zum einen seit neun Jahren nichts neues mehr veröffentlicht haben (wobei es auf der Tour ja immerhin zwei neue Songs gab) und noch dazu stilistisch im Grunde seit 1983 nur noch selten in jenen Sphären unterwegs sind, am ehesten noch bei "Disintegration". So gesehen kann bei dieser Hommage natürlich wenig schiefgehen, aber eine Bewertung als eigenständiges Album fällt mir schwer. Entsprechend ist gleich "Mauern" ein hübscher Opener, aber im Grunde eben ein umgetextetes "All cats are grey". "Flammen" borgt sich eigentlich alles bei "Cold", "November" beleiht die Stimmung von "Untitled", "Schwarz" ist irgendwie "Faith", "Lobbyist" klingt nach "The holy hour" und so geht der Reigen weiter. Als wirklich eigenständige Leistung verbleiben eigentlich nur die Texte und die finde ich ziemlich grausig: "Wenn es regnet gehen die Kinder spielen, die Drohnen bleiben aus, der blinde General, er tobt, denn das Gerät steht still", so einen Weltverbesserungs-Pathos hätte sich nicht einmal Juliane Werding getraut. Falls derlei auch lyrisch eine Hommage an the Cure sein soll, liegt ein schweres Missverständnis vor und ich rate zum intensiven Quellenstudium. Fazit: Ich wünschte, Tocotronic hätten dieses Album aufgenommen. Für den Moment: ***1/2
Die ganze CD habe ich jetzt nicht angehört. Eine Kurzkritik des Konzerts am Freitag könnte hingegen so lauten: Ein träges und ein schnelleres Cure-Stück wurden umarrangiert und über 90 Minuten immer wieder abwechselnd gespielt. Ein wirklich ansprechender Bandsound und die ausverkaufte Örtlichkeit haben es für mich über den Abend gerettet, obwohl ich kein Cure-Möger/Kenner bin. Ich nehme das alles wohlwollend zur Kenntnis, und wenn mal jemand einen Song auf seinem Sampler verstecken will, dann ist das sicher auch ok. Ansonsten ist das Thema für mich abgehakt. Und ja, die Texte hatten einen kleinen Beigeschmack. Das ist wohl nicht unbedingt nur ihr Fehler, man achtet halt in der eigenen Sprache mehr auf die Nuancen. (Möcht' ja nicht immer wissen, was für einen Käse ich mir so auf Englisch anhöre)
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
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Ich mag diesen ganzen Achtziger-Neuauflage-Kram nicht, Drangsal halte ich bspw. für unerträglichen Mist. Und was Cure betrifft fand ich The Essence schon ziemlich grenzwertig. Aber das hier, verdammt, das gefällt mir richtig, richtig, richtig gut. Die Texte sind klanglich ansprechende, aber zu inhaltlichem Schwachsinn aneinander gereihte Worte. Allerdings will ich "It doesen't matter if we all die...." usw. auch nicht in meiner Mutterspache hören. Wider Erwarten werde ich mir das sogar kaufen
Was soll ich sagen, ich bin geflasht. Es wird sicher wieder genug Nörgler deutschsprachiger Musik geben, denen dies oder jenes oder alles an diesem Album nicht passt, aber ich find dieses Konzept, das sich so 100%ig an The Cure entlanghangelt, vom Cover über den Titel bis zum Sound, exzellent umgesetzt. Man fühlt sich wirklich zurückversetzt in die 80er und es war wohl auch nicht viel später, dass ich ein Cure-Album gehört habe, dass mit Desintegration mithalten kann. Auch die Produktion ist stimmig, die Gitarren prägnant, das Schlagzeug schön präsent, immer wieder ein leichter Hall und im Refrain von Lobbyist verbeugen sie sich mit dem Arrangement auch noch vor Talk Talk. Und zum guten kurzen Schluss endet das Album mit Requiem mit einem Titel, der einem entfernt die guten Erdmöbel Zeiten anno Busfahrt zurück ins Gedächtnis ruft. Alles richtig gemacht Klez.E!
Man sollte vielleicht noch nicht in der zweiten Januarwoche sein Album des Jahres ausrufen, aber, ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe. ich bin geflasht.
Ich reihe mich ein in die begeisterten Stimmen. Das sind alles sehr gute Songs und im Laufe des Albums hören auch meine eigenen Vergleiche zu Cure auch irgendwann auf. Die Platte hat bei aller Verbeugung vor den Engländern auch selbst etwas zu sagen. Das ist schon alles sehr intensiv und atmosphärisch, ein tolles Album
@The Magnetic Field: Nicht jeder der über dieses Album "nörgelt" hat ein Problem mit deutschsprachiger Musik, abgesehen davon wäre ein Forum ohne Detailkritik ein sehr langweiliger Ort.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #22Die Texte sind klanglich ansprechende, aber zu inhaltlichem Schwachsinn aneinander gereihte Worte. Allerdings will ich "It doesen't matter if we all die...." usw. auch nicht in meiner Mutterspache hören. Wider Erwarten werde ich mir das sogar kaufen
Auch wenn deine Euphorie wie gewohnt ansteckend wirkt, so ist es für mich textlich kein Übersetzungsproblem (bzw. Wahrnehmungsproblem des Hörers). Ich fand immer beeindruckend, wie gekonnt bereits der junge Robert Smith beim Texten die aufgrund der düsteren Musik naheliegenden Klischees umschifft hat, gerade auf der finsteren Trilogie Seventeen Seconds - Faith - Pornography, auf die ja Klez.e auf diesem Album ausgiebig Bezug nehmen: Diese Texte waren fatalistisch, klaustrophobisch, nihilistisch und existenzialistisch, aber sie wirkten auch aufgrund ihrer Abstraktheit und häufigen Anlehnung an literarische Vorbilder nur selten selbstmitleidig, effekthaschend, kitschig oder im engeren Sinne politisch (selbst vermeintlich politische Texte wie bei "Killing an arab" oder "The empty world" sind ja reine Literaturreflexionen, auch die Kriegspassagen bei "one hundred years" habe ich eher als Metapher für innere Verzweiflung und Zerstörungswut gedeutet, auch wenn die zugehörige Bildershow heutiger Konzerte tatsächlich in eine andere Richtung geht), noch setzten sie auf plumpe Schockeffekte. Ich hätte mir von Klez.e eine gelungene Umsetzung dieses Ansatzes ins deutsche gewünscht stattdessen landen die Herren eben bei schnöder Kapitalismuskritik (auf die Leuchtschrift jetzt mit Steinen, für jeden Buchstaben einen etc. etc. Lobbyist bla bla) und Pazifismus ("Drohnen"). Typisch deutsch eben, von daher passt es dann vielleicht doch wieder. Zumindest musikalisch wächst das Album aber weiter und ich empfinde die Texte auch nicht mehr als übermäßig störend.
Das Forum sollte noch wissen, dass Lokus und ich uns seit vielen Jahren (!) auf dem Record Release Konzert endlich wieder begegnet sind, obwohl wir in der selben Stadt leben (shame, shame, shame). Es kam zu rührenden Szenen, die wir aber mangels Selfie-Doofheit nicht festhalten konnten. Glaubt es einfach.
Vom Konzert habe ich leider nicht viel mitbekommen, weil ich beschäftigt war Nachzügler an der Tür abzuweisen. Ich habe mich aber vor dem Konzert sehr lange mit den Bandmitgliedern unterhalten und die neue Platte auch ausgiebig studiert mittlerweile. Wir ticken in unseren Ansichten sehr gleich, so dass ich natürlich schon deshalb viel mit den Texten anfangen kann und diese auch für wichtig und gelungen erachte. Musikalisch kann ich schon verstehen, wenn manche da zu viel Soundplagiat wittern. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen. Ich mags trotzdem und erwisch mich auch nicht allzu oft dabei, dass ich gleichzeitig an The Cure denke. Auf Dauer werden die Jungs den Sound auch nicht so durchziehen, da bin ich sicher. Dafür sind die musikalisch auch zu umtriebig.
Zitat von LFB im Beitrag #25@The Magnetic Field: Nicht jeder der über dieses Album "nörgelt" hat ein Problem mit deutschsprachiger Musik, abgesehen davon wäre ein Forum ohne Detailkritik ein sehr langweiliger Ort.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #22Die Texte sind klanglich ansprechende, aber zu inhaltlichem Schwachsinn aneinander gereihte Worte. Allerdings will ich "It doesen't matter if we all die...." usw. auch nicht in meiner Mutterspache hören. Wider Erwarten werde ich mir das sogar kaufen
Auch wenn deine Euphorie wie gewohnt ansteckend wirkt, so ist es für mich textlich kein Übersetzungsproblem (bzw. Wahrnehmungsproblem des Hörers). Ich fand immer beeindruckend, wie gekonnt bereits der junge Robert Smith beim Texten die aufgrund der düsteren Musik naheliegenden Klischees umschifft hat, gerade auf der finsteren Trilogie Seventeen Seconds - Faith - Pornography, auf die ja Klez.e auf diesem Album ausgiebig Bezug nehmen: Diese Texte waren fatalistisch, klaustrophobisch, nihilistisch und existenzialistisch, aber sie wirkten auch aufgrund ihrer Abstraktheit und häufigen Anlehnung an literarische Vorbilder nur selten selbstmitleidig, effekthaschend, kitschig oder im engeren Sinne politisch (selbst vermeintlich politische Texte wie bei "Killing an arab" oder "The empty world" sind ja reine Literaturreflexionen, auch die Kriegspassagen bei "one hundred years" habe ich eher als Metapher für innere Verzweiflung und Zerstörungswut gedeutet, auch wenn die zugehörige Bildershow heutiger Konzerte tatsächlich in eine andere Richtung geht), noch setzten sie auf plumpe Schockeffekte. Ich hätte mir von Klez.e eine gelungene Umsetzung dieses Ansatzes ins deutsche gewünscht (den Tocotronic tatsächlich mit "17" damals meiner Meinung nach auch textlich gut hinbekommen hatten) stattdessen landen die Herren eben bei schnöder Kapitalismuskritik (auf die Leuchtschrift jetzt mit Steinen, für jeden Buchstaben einen etc. etc. Lobbyist bla bla) und Pazifismus ("Drohnen"). Typisch deutsch eben, von daher passt es dann vielleicht doch wieder. Zumindest musikalisch wächst das Album aber weiter und ich empfinde die Texte auch nicht mehr als übermäßig störend.
Zum ersten Punkt, bin ich, was das Thema angeht etwas vom Nachbarforum geschädigt ;-) Ansonsten kann ich diese politische Diskursebene in deutschen Texten auch gar nicht ab, ich stehe da tatsächlich deutlich mehr auf diese Befindlichkeitslyrik a la Kettcar, Herrenmagazin und Co. In diesem Fall stören mich die Texte aber gar nicht, (ich könnte die wahrscheinlich nicht von einem Song sagen, worum er geht,) da ich die Texte hier viel mehr als Teil eines Sounds wahrnehme, denn als gesungene Aussage. Daher stört mich auch nicht, dass die von mir sonst sehr bevorzugten catchy Refrains fehlen, denn es wird eine Gesamtstimmung erzeugt, die mich einfach mitreißt.