Sehr wahrscheinlich ein Thema für eine Doktorarbeit, auf jeden Fall sicher eins, um sich ordentlich in die Nesseln zu setzen. ;-) Der Lokus hat ja die Festivalplakate mit Beteiligung von Frauen gezeigt. Zugegeben, das sieht dann eher dürftig aus und nach einem halben Tag wäre das Festival vorbei. Ist da jemandem ein Vorwurf zu machen? Veranstalter? Besucher? "Den Frauen" selber? Braucht es eine Quotenregelung?
Ich denke, von Vorwürfen sollte man hier nicht reden. Aber die Musikrichtung bei Rock am Ring/im Park ist eben eher schweinerockig und ich denke, statistisch gesehen machen mehr Männer Schweinerock als Frauen. Da jetzt eine Quotenregelung zu fordern, wäre wohl ein falscher Ansatz. Die Frage ist ja ohnehin: Machen mehr Männer als Frauen Musik? Oder ist das nur im Rockbereich so?
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
spannende frage. nachdem sich schon irgendjemand (david byrne?) entschuldigt hatte, hab ich viel darüber nachgedacht, warum die bands, in denen ich selbst gespielt hab, auch so eine geringe frauenquote hatten. bislang habe ich aber die möglichen gründe dafür nicht auf einen singulären faktor eindampfen können. da spielt so vieles eine rolle, allem voran freundschaft/bandchemie, oder wie immer man es nennen will - die meisten bands entstehen halt nicht wie eine firmengründung, bei der jeder mitarbeiter ausschließlich nach seinen fähigkeiten im job ausgewählt wird; da liegt eine gewisse männerbündlerei noch weniger fern als anderswo. (das gilt für frauen sicherlich auch so). hinzu kommt: in meiner aktiven zeit in den 80/90er jahren vertraten viele die ansicht, dass eine frau in einer band meist zu eifersüchteleien und somit zum zerfall führe. auch wenn ich dem immer widersprach, machte ich doch viele erfahrungen, die dies bestätigten. auch hier zeigen sich wieder unterschiede zu herkömmlichen arbeitsverhältnissen - man hockt doch einfach mehr aufeinander, und teilt auch noch mal ganz andere emotionale erfahrungen. das birgt durchaus gefahren, und vielen männern fällt es sicherlich auch leichter, sowas "unter kerlen" abzuhandeln. sind wie gesagt nur ein paar gedanken, und bildet noch lange keine endgültige meinung von mir ab.
Viv Albertine hat sich in ihrer Biografie häufiger zum Thema Frauen im Musikgeschäft geäußert: Sie berichtet hier von ziemlichen Widerständen als Frau. Natürlich war das mit den Slits damals noch eine ganz andere Zeit, aber sie bezog das durchaus auch auf die Gegenwart. So getreu dem Motto: "Was? Du als Frau willst jetzt auch noch eine Biografie schreiben - lass das mal lieber von einem Mann schreiben" (so in der Art hatte sie das formuliert). Sie hat wohl in den letzten Jahren scheinbar erneut üble Erfahrungen gemacht.
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #2Aber die Musikrichtung bei Rock am Ring/im Park ist eben eher schweinerockig
Bento hat das auch mit anderen Festivals gemacht, das Ergebnis sah ähnlich aus.
Das hätte ich nicht gedacht. Dann bleibt aber die Frage: Wie viele Frauen machen Popmusik und wie viele Männer? Und warum ist das so? Das, was tenno da sagt, stimmt schon. Wenn ich mich jetzt mal an meine Schulzeit erinnere, waren es meist die Jungs, die in Bands gespielt haben. Die Mädels wollten höchstens mal singen.
Anderes Beispiel: Lokalpolitik. Meist sind es schon Männer, die sich hier engagieren. Jetzt macht die Gleichstellungsbeauftragte der Kreisstadt eine Veranstaltung, um Frauen in die Politik zu kriegen, indem sie ihnen die Ratsarbeit erklärt. In der Meldung steht ein so schöner Spruch wie "Wie soll frau auch Interesse an der Politik gewinnen, wenn sie nicht weiß, wie Ratsarbeit funktioniert?" Da dreht sich mir der Magen um, denn ich empfinde das nicht als Gleichstellung, sondern eher als Diskriminierung - und zwar weil es genug Männer gibt, die auch nicht wissen, wie Ratsarbeit funktioniert, denen das aber nicht unterstellt wird. Aber ich schweife ab...
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6In der Meldung steht ein so schöner Spruch wie "Wie soll frau auch Interesse an der Politik gewinnen, wenn sie nicht weiß, wie Ratsarbeit funktioniert?" Da dreht sich mir der Magen um, denn ich empfinde das nicht als Gleichstellung, sondern eher als Diskriminierung - und zwar weil es genug Männer gibt, die auch nicht wissen, wie Ratsarbeit funktioniert, denen das aber nicht unterstellt wird. Aber ich schweife ab...
Da sich anscheinend die Einladung ausschließlich an Frauen richtet, sehe ich das entspannter. Das Thema verleitet aber natürlich dazu unnötig hypersensibel zu werden. Wo ich aber wieder eskaliere ist dieses "Wie soll frau ...". Das ist nicht das Equivalent zu "Wie soll man" verdammt!
Ich habe übrigens öfter mit Stellenanzeigen zu tun, die mit dem Satz enden "Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt". Was ist das für eine Emanzipation?
Wird das noch reingeschrieben in die Stellenanzeigen?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die Anzeigen kommen aber nicht vom Heimatministerium, oder?
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Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #11Die Anzeigen kommen aber nicht vom Heimatministerium, oder?
Die nehmen ja auch keine "Irren" - außer dem Chef.
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ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mich beim open mic oder jam sessions auf die bühne gestellt hab und mir mikro und gitarre unmittelbar wieder weggenommen wurden, weil genau jetzt jemand ran soll, der's kann - ein mann nämlich. oder wie oft ich gehört habe, die band würde keine frauen aufnehmen. oder wie oft mich befreundete musiker angesprochen haben, sie bräuchten dringen jemanden für die vocals - und sich dann nie gemeldet haben, weil's ein typ, der null singen kann, übernimmt, mit dem sie noch besser befreundet sind als mit mir. oder wir oft mir erklärt wurde, frauen würden sich ja eh nicht wirklich für musik interessieren. ich stand mal in einer runde, in der über NMZS "diskutiert" wurde. ich war die einzige, die ihn und sein werk kannte und vor allem seinen namen richtig aussprechen konnte. nach einem halben satz wurde ich unterbrochen und an die bar geschickt. als frau unter musikern ist es ein einziger frust.
während jungs sich also auf bühnen ausprobieren dürfen, werden mädchen ins publikum verbannt. dort braucht man(n) sie nämlich für's ego.
Zitat von Squonk im Beitrag #8Ich habe übrigens öfter mit Stellenanzeigen zu tun, die mit dem Satz enden "Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt". Was ist das für eine Emanzipation?
eine gute. es braucht ein ausgewogenes verhältnis. wenn ich eh 20 männer habe und eine stelle frei ist, die ich entweder mit einem mann oder einer frau besetzen kann, dann fällt die wahl zugunsten der frau aus. ich finde das richtig. im sozialbereich heißt es übrigens "männer werden bei gleicher qualifikation bevorzugt". warum auch nicht? ich befürworte auch das.
Jeder Mann, der glaubt geschlechterdiskriminiert zu sein, sollte seinen Eindruck nochmal überdenken. Wir Männer sind an so zahlreichen Stellen im Vorteil, oftmals ohne es zu merken, dass die paar Stellen, die für Frauen reserviert sind, einem unmöglich aufs Gemüt schlagen können, zumindest nicht ernsthaft.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.