Bei mir fand das Kennenlernen bei "Der Ball ist rund" auf HR3 statt. Ich meine, dass ich das damals in D. noch weitgehend unbekannte "Smells Like Teen Spirit" sogar auf Kassette aufgenommen hatte - aber frag mich gerade, ob mir meine Erinnerung einen Streich spielt. Hat man damals wirklich noch von Radio auf Kassette aufgenommen? Waren die da wirklich noch so unbekannt?
Die Ereignisse um seinen Tod habe ich nicht mehr genau auf dem Schirm. Ich erinnere mich, dass es relativ kurz zuvor schon einmal eine Situation gab, bei der man dachte, dass er diese vielleicht nicht überlebt. Das muss ich mal wieder nachlesen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals (noch bei den Eltern wohnend) ein Krisentelefonat mit meiner Schwester hatte, frierend mit dem Schnurtelefon auf dem Flur stehend.
Die Nevermind war für mich eine der größten Platten zu der Zeit. Danach habe ich mir noch die Bleach erschlossen und in einem windigen Februar oft gehört. Die In Utero hat für mich nicht mehr diesen Stellenwert erreicht.
"bleach" war für mich direkt der einstieg, aber zu dem zeitpunkt hatten sie zwar das beste album innerhalb eines gewissen sounduniversums (mudhoney, soundgarden, tad, afghan wigs, etc.), aber da war überhaupt noch nicht klar, wie das alles durch die decke geht. "nevermind" kam - glaube ich - relativ zeitgleich mit "badmotorfinger" von soundgarden raus und ich meine, dass ich damals lang unentschlossen war, welches nun das bessere ist. vom nachfolgenden hype war ich so genervt, dass ich "in utero" erstmal komplett ignoriert habe und cobains genialität erst mit dem unplugged-konzert wiederentdeckt habe.
" "nevermind" kam - glaube ich - relativ zeitgleich mit "badmotorfinger" von soundgarden raus und ich meine, dass ich damals lang unentschlossen war, welches nun das bessere ist. "
Ich hab mich da auch nie entschieden, sondern beide sehr intensiv gehört, und beide waren absolut prägende Platten damals. Der schleppende Soundgarden-Sound war vielleicht noch einen Ticken wichtiger für mich.
ob durch den Hype oder was auch immer, man kam an "Nevermind" nicht vorbei, es war omnipräsent in den Print-Medien, Radio, TV, und auf den Plattentellern der damaligen Zeit. Jede/r kannte es. Ein Konsensalbum. Das es ein vorher schon "Bleach" gab oder den "Seatle-Sound" war Spezialistenwissen der Howl, Spex, Glitterhouse (usw) Leser.
Genau das begeistert mich an dem Album, dass es vielen Menschen etwas gab und gibt.
Zitat von Lumich im Beitrag #14 (Urge Overkill im Vorprogramm)
"The Supersonic Storybook" sprach mich persönlich wesentlich mehr an, immer noch.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #24tja, komisch. da isses bei mir nur auf platz 10. keine ahnung warum.
auf solche endgültigen Aussagen könnte man mich nicht festnageln, weil ich mich (da) garnicht so kategorisch entscheiden kann oder muss, und das erwarte auch nicht von anderen musikliebenden. Eure "Die Alben des Jahres ..." lese ich immer gern und mit Gewinn.
Sludgy und sperrig, mit klaren Andeutungen des melodischen Potenzials, musikalisch aber noch recht stark in konventionell hardrockigen Gefilden verfangen, wenn auch mit Andeutungen des kommenden. Highlights: About A Girl, Love Buzz
Nevermind ******
Soundtechnisch ein enormer Quantensprung. Das hardrockistische Element vom Debüt bekam eine klar punkigere Attitüde verpasst, der für mich ganz klar von den Pixies abgeschaute Laut/Leise-Trick in Kombi mit den unschlagbaren Singalong-Refrains ging ja damals nicht umsonst durch die Decke - und funktioniert bis heute. Melodisch zwingend, und das Tempo konnte in wenigen Augenblicken verdichtet werden. Eigentlich für mich ein Beatles-Album. Pop mit Lärm versehen haben zu der Zeit auch schon andere, aber in dieser Kompression, das hat auch heute noch irgendwie einen Reiz, auch wenn man mich mit diesen fetten, simplen Bratgittarenriffs teilweise heute jagen kann. Und hey, alle lieben Teen Spirit, aber der eigentliche Oberhit ist für mich "Territorial Pissings".
Incesticide ***
Nachgeschoben wurde dann recht schnell diese Compilation. Ich finde die ja durchaus in Momenten geil - Sliver, Been A Son und Stain hätten gut auf die "Bleach" gepasst. Die Vaselines-Cover "Molly's Lips" und "Son Of A Gun" gefallen mir aber im Original besser. Die "New Wave" Version von "Polly" mag ich mehr als diese unendlich deprimierende Nevermind-Version. Dazu ein paar Nummern, die für mich stark im Hardrock wurzeln. Eher für Komplettisten, aber für die durchaus ein Puzzlestück.
In Utero ******
Mein liebstes Album, und ein tongewordener Schlag in die Fresse der Industrie. Klar finden sich hier Nevermind-Rip-Offs wie "Rape Me", aber alles in allem ist das ein erstaunlich eigenständiger, rauher und ungefilterter Sound, der sich viel näher an so etwas wie Noise-Rock oder Proto-Punk a la Stooges orientiert als am damals geforderten, glättlichem "Grunge"-Sound. Was Cobain dazu hier aus seinem Sanges-Organ rausholt, erinnert eher an ein völlig verzweifeltes und in die Enge getriebenes Tier, als an einen Menschen. Albinis naturalistischer Produktion sei Dank kommt die ganze Scheiße auch noch ziemlich ungefiltert und heftig rüber und liefert genau das, was die in Teilen doch arg glatte Nevermind-Produktion zu wünschen übrig ließ. Ab "Dumb", den in dieser Album-Version unfassbar großartigstem Abgesang an das eigene Ego, wird es komplett wild, und die schiere Wucht ist hörbar - "Very Ape" kann man noch als Wipers-Hommage durchgegen lassen, "Milk it" ist einfach nur irrer shit, "Pennyroyal Tea" ist für mich der emotionale Höhepunkt von Nirvana, Gruß an alle Leute mit Depressionen, die Liedzeile "i'm so tired i can't sleep" kann hier als ultimative Kackness verstanden werden, "Radio friendly unit shifter" mit seinen Motorik-Drums und dem ganzen Gefiepe und dieser unfassbaren Dreckigheit nimmt den Faden auf, es muss ja irgendwie weitergehen, gell, bevor mit "Tourette's" und seinem Gefauche und Knüppel-die-Katz-Sound und Liedzeilen wie "Cufk, Tish, Sips" dem Elend mal ein Ende machen. Und dann kommt mit "All Apologies" zum Abschluss mal eben noch das aller-, allerschönste Nirvanalied überhaupt.
Für mich, knapp 30 Jahre später, immer noch ein absolutes Wunder, wie dieses Album in dieser Form ernsthaft von einem Major-Label herausgebracht werden konnte. Ein Meisterwerk, Sound, Emotionen und kein Filter.
MTV Unplugged ******
Funktioniert zwar auch ohne Tv-Bilder für sich ganz gut, könnte aber auch als "Kuschel-Album" missinterpretiert werden. Daher von mir die Empfehlung zum Griff zur DVD, oder wasauchimmer. Sehen sie einen Haufen sehr talentierter Musiker in Wollpullis und fettigen Frisuren, die eine stripped-down-Version ihrer Hits plus Covers spielen, mit einem Cobain, der sich da schon körperlich und seelisch in einem sehr bedenklichen Zustand befand. Japp, die hatten einen Vibe, japp, die haben musikalisch funktioniert, japp, die hatten Humor, japp, die hatten etwas ganz spezielles. Das ist einfach für mich der absolute Abgesang an die Mechanismen der Musikindustrie, gefördert und gefeatured von ebendieser. Das Cover von Bowie's "The Man Who Sold The World" ist -> überirdisch, was Bowie ja gefallen sollte. Sehr, sehr toll, sehr sehr tragisch.
War 'ne gute Band, das.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
kennengelernt habe ich nirvana als "eine band unter vielen". grunge war supergroßes thema und hat mich voll erwischt, ich glaube, anfangs hieß das noch gar nicht "grunge", zumindest nicht bei uns. batikshirts und rockmusik, da kam irgendwas neues aus amerika, das eine unheimliche wucht hatte. ich hab dann rein nach label gekauft, alles, wo "sub pop" oder "glitterhouse" draufstand, da war nirvana mit "bleach" halt dabei, und stach durchaus heraus, ohne - für mich - das beste album aller zeiten zu sein. 1989 dann wollte ich sie live sehen, da gab es diese tour zusammen mit TAD und ein konzert im bochumer kellerclub "planet" war angekündigt, fand aber irgendwie nicht statt (DAS wäre im nachhinein natürlich richtig cool gewesen). irgendwann kam dann der hype, und als cooles kid fühlt man sich natürlich verraten und verkauft, wenn auf einmal die halbe welt dein geheimwissen teilt - dass "nevermind" natürlich trotzdem ein super album war, habe ich dann für mich behalten, die nachfolgenden alben haben mich kaum interessiert. rückblickend betrachtet ist es bei mir so, daß mudhoney "meine" band waren, das sind auch fast die einzigen aus dem spektrum, die ich heute noch höre.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)