Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #90Moral mit Mitteln der Satire ist eben Böhmis Ding, das macht er, finde ich, sehr gut. Im Gegensatz zu John Oliver fehlt dabei meines Erachtens die selbstironische Ebene, vielleicht auch manchmal ein bisschen Persönliches (und nicht ausschließlich drei weitere Ironieebenen), um dem Ganzen die Schärfe zu nehmen. Möglicherweise ist das sogar gewollt, ich glaube, das ruft bei vielen Menschen die Verteidigungshaltung hervor, die dann mit "moralinsauer" verbalisiert wird.
Ja, John Oliver ist nochmal eine Klasse drüber. Das würde möglicherweise Böhmermann selbst einräumen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
ich kann zur twitterempörung nix sagen, weil ich dort nicht unterwegs bin, aber der typ hat vermutlich millionen mit betrug und 100000facher (zumindest) gesundheitsgefährdung (aber: waren ja nur flüchtlinge) gescheffelt und macht dabei einen auf sozial, nachhaltig und role model. wie groß muss man als fisch sein, damit man sich darüber aufregen darf? und führt bitte gerne mal aus, was es über einen aussagt, wenn man böhmi (die schröcklich süffisante moralinstanz) mehr als einmal erträgt.
twitter ist in dem sinn keine geschlossene parallelwelt, als da auch die verschiedensten kaliber an journalisten und opinion leaders vertreten sind, die sonst halt zb als moderator der zib 2, über einen blog oder als talkshowgast den öffentlichen diskurs gestalten. und da gibt es gar einige die jede woche eine andere empörungssau durch netz und kommentarspalten treiben. je schriller und einstimmiger das urteil über eine person dabei ist, desto verdächtiger ist das für mich, nicht zuletzt weil es auch wie immer auf den ton ankommt.
fortschritt passiert (die wohl wichtigste bewegung der letzten jahre dabei, me too, hat sehr viel erreicht und verbessert), aber ich bin zunehmend überzeugt, dass die durch social media befeuerte moralische überhöhung, das stehen auf der richtigen seite, die geforderte menschliche unfehlbarkeit eine schädliche überkorrektur darstellt. ( ich habe diesen grandiosen artikel schon verlinkt, er drückt alles aus, was ich gerne zusammenbringen würde: https://www.theatlantic.com/magazine/arc...t-babel/629369/ )
menschen haben facetten, im konkreten fall ist auch nach der unglücklichen antwort von kliemann meiner meinung nach noch kein endgültiges, klares urteil fällbar. was, wenn er in der vergangenheit mit anderen projekten klar gutes bewirkt hat ? ist er dann nach einer moralisch fehlerhaften (juristisch korrekten) episode ein schlechterer mensch als der twitterstar, der seit jahren nur kommentiert und die richtigen und das richtige kritisiert, aber noch keine konkreten taten gesetzt hat ? jeder kann natürlich seine meinung zu dem fall haben, aber die art der aufschreie zu verschiedensten personen vermittelt zunehmend den eindruck als gäbe es zwischen heiligem und staatsfeind #1 nur mehr wenige rollen zu besetzen.
An dem systematischen Betrug, den dieser Kliemann betrieben hat, gibt es nichts zu verteidigen. Man muss selbst kein Held sein, um feststellen zu können, dass sich hier jemand mit einem Image versehen hat, das bei genauerem Hinsehen nicht glaubwürdig ist. „Staatsfeind #1“ ist eine merkwürdige Dramatisierung, gerade wenn man damit den Überschwang einer Social-Media-Bubble kritisieren möchte. Böhmermann hat hier keine Person verteufelt, sondern kritikwürdiges Handeln offengelegt. Abgesehen davon hat Böhmermann mit seinen Aktionen tatsächlich einiges bewirkt, sei es damals die Geschichte um Varoufakis‘ Mittelfinger, Verafake oder das Schmähgedicht um Erdoğan.
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was an dem maskendeal ist juristisch korrekt? und die chose mit den "solibeiträgen" für ferienwohnungen riecht zumindest arg fischig. das mal eben als ausrutscher zu bagatellisieren wird der sache meiner meinung nach nicht gerecht.
Zitat von Lumich im Beitrag #93An dem systematischen Betrug, den dieser Kliemann betrieben hat, gibt es nichts zu verteidigen. Man muss selbst kein Held sein, um feststellen zu können, dass sich hier jemand mit einem Image versehen hat, das bei genauerem Hinsehen nicht glaubwürdig ist. Staatsfeind #1 ist eine merkwürdige Dramatisierung, gerade wenn man damit den Überschwang einer Social-Media-Bubble kritisieren möchte. Böhmermann hat hier keine Person verteufelt, sondern kritikwürdiges Handeln offengelegt. Abgesehen davon hat Böhmermann mit seinen Aktionen tatsächlich einiges bewirkt, sei es damals die Geschichte um Varoufakis Mittelfinger, Verafake oder das Schmähgedicht um Erdoğan.
ich will die tat(en) nicht gross verteidigen, es sieht alles kacke aus, aber ganz klar ist der sachverhalt für mich noch nicht, und deswegen plädiere ich für einen kühleren kopf. dass böhmermann „fynnie !“ (wie auch andere, hier berliner kurier: „Trotz Sabotage-Versuch: Jan Böhmermann kratzt mit Recherche gründlich am Saubermann-Image von Fynn Kliemann“) genüsslich mit einem persönlichen demontage-impetus an die sache herangehen kann man wohl nicht bestreiten, und diese periodische häme, an der sich woche für woche viele leute beteiligen ist mir einfach zunehmend fremd, mit einer juristischen anklage und verurteilung schaffst du gerechte rechtliche verhältnisse betreffend der schuldigen. mit kränkung und schadenfreude vergrämst du gleich noch einen teil seiner fanbase. irgendwann bleibt niemand mehr von den unfehlbaren übrig.
nochmal in einem satz: es mag hier auch um einen klaren bertrug eines arschlochs gehen, ich finde einfach diese geifernde mobjustiz tut uns nicht gut - nicht aufs forum bezogen.
Ich liebe es ja, wenn Leute beim korrupt sein erwischt werden und dann sagen, sie hätten einen Fehler gemacht. Ich habe in meinem Leben zig Fehler gemacht, und niemals hat sich einer von denen positiv auf meinen Kontostand ausgewirkt.
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Nicht minder schlimm finde ich es, dass wahrscheinlich niemand übermäßig überrascht gewesen sein dürfte, weil das zu der Sorte Unfähigkeit gehört, für die es in der Vergangenheit schon zahlreiche Beispiele gab. Auf der anderen Seite wird gerne auf andere Länder herabgeschaut, für deren Probleme mit Korruption und Vetternwirtschaft, während es sich mal wieder zeigt, dass auch hierzulande Papa‘s Name Türen öffnet, die für andere, womöglich kompetentere, sicherlich verschlossen bleiben.
Die Recherche sah noch nicht einmal wahnsinnig aufwändig aus (da könnte ich natürlich irren). Auf jeden Fall sollte eine entsprechende Untersuchung dem BND oder MAD nicht sonderlich schwer fallen. Dort sollte man vielleicht auch über Neubesetzungen nachdenken.
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