Hab mal drüber nachgedacht, welche Bedeutung Merch früher und heute für mich hatte. Anfang der 90er konnte man Bandshirts nur auf Konzerten oder im Mailorder kaufen, in dem die Auswahl begrenzt war und man schnell sein mußte, bevor etwas ausverkauft war. Dazu hatte man dann mindestens zwei Wochen Lieferzeit. Darum waren das die reinsten Fetischobjekte; ständig hatte man Angst, etwas könnte kaputtgehen, daß man nicht mehr ersetzt bekäme, und man war neidisch auf die Bandshirts anderer Leute, die man selbst gerne gehabt hätte. Und wenn etwas nicht genau gepaßt hat, wurde es trotzdem getragen. Ging schon irgendwie. Heute sind Shirts aufgrund der unbegrenzten Verfügbarkeit im Internet zum reinen Konsumartikel geworden, hab mir ja auch vieles geordert, was ich gerne habenwollte.
Ich will nicht sagen, daß früher alles besser war; solche Zustände braucht kein Mensch mehr. Trotzdem ist auch ein bißchen Flair verlorengegangen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Eigentlich erstaunlich, dass es auch 2024 keinen vernünftigen Merch für Frauen gibt. Ich hab gut 40 Bandshirts. 3 davon kann ich tragen. Der Rest sind Männershirts in S (immer noch 5 Größen zu groß für mich) und unförmige Stoffzelte, zwei sind Kindershirts und zu klein. Pullover funktionieren inzwischen recht gut, ansonsten bleib ich bei Buttons, Stickern oder Taschen.
Ich find's halt echt schade und wundere mich ein bisschen darüber, dass manche Bands (Managements, wer auch immer) anscheinend Frauen immer noch nicht als Zielgruppe für Merch sehen. Ich persönlich würde als wandelndes Festivalplakat rumrennen, wenn es denn entsprechende Kleidung für Frauen gäbe.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #93Hab mal drüber nachgedacht, welche Bedeutung Merch früher und heute für mich hatte. Anfang der 90er konnte man Bandshirts nur auf Konzerten oder im Mailorder kaufen, in dem die Auswahl begrenzt war und man schnell sein mußte, bevor etwas ausverkauft war. Dazu hatte man dann mindestens zwei Wochen Lieferzeit. Darum waren das die reinsten Fetischobjekte; ständig hatte man Angst, etwas könnte kaputtgehen, daß man nicht mehr ersetzt bekäme, und man war neidisch auf die Bandshirts anderer Leute, die man selbst gerne gehabt hätte. Und wenn etwas nicht genau gepaßt hat, wurde es trotzdem getragen. Ging schon irgendwie. Heute sind Shirts aufgrund der unbegrenzten Verfügbarkeit im Internet zum reinen Konsumartikel geworden, hab mir ja auch vieles geordert, was ich gerne habenwollte.
Ich will nicht sagen, daß früher alles besser war; solche Zustände braucht kein Mensch mehr. Trotzdem ist auch ein bißchen Flair verlorengegangen.
Meine Wahrnehmung ist da fast konträr: In den 1990ern hatten Bandshirts ihre große Zeit. In den Megastores gab es ganze Abteilungen dafür, Virgin in der Oxford Street hatte sogar eine Bandshirt-Top-10. Am Camden Lock Market gab es Bootleg-Shirts von allen Bands dieser Welt. Ende März 1994 sah ich dort T-Shirts, die sich über den gescheiterten Suizidversuch von Kurt Cobain in Rom lustig machten. Eine Woche später waren die wahrscheinlich nicht mehr der Verkaufsschlager. Irgendwann in den den 2000ern, noch bevor sich der Handel ins Internet verlagerte und bevor die meisten amerikanischen und englischen Bands aufhörten, sich Deutschlandtouren leisten zu können, kamen Band-T-Shirts aus der Mode. Selbstläufer wie AC/DC, Motörhead, Ramones und Nirvana, deren Shirts bei H&M und Aldi verkauft werden und die wahrscheinlich gar nicht mehr als Bands wahrgenommen werden, zähle ich nicht mit. Heutzutage laufen die Leute lieber Werbung für eine Modemarke als für eine Band. Klar, im Internet ist alles verfügbar. Wenn man bereit ist, abartige Versandkosten plus unberechenbare Zollgebühren zu zahlen.
Das mit dem mangelnden Angebot von Band-T-Shirts für Frauen zu hören, überrascht mich übrigens: Ich sehe auf den Webseiten immer Bilder der Shirts an attraktiven weiblichen Models und bezweifle dann, ob die Shirts an mir ähnlich gut aussehen würden.
Zitat von Anorak Twin im Beitrag #100 Meine Wahrnehmung ist da fast konträr: In den 1990ern hatten Bandshirts ihre große Zeit. In den Megastores gab es ganze Abteilungen dafür, Virgin in der Oxford Street hatte sogar eine Bandshirt-Top-10.
In der Provinz war da kaum was zu machen. Mit Glück hatte der Plattenladen in der Kleinstadt ein paar Shirts, aber 90% davon waren kompletter Scheiß.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Das mit dem mangelnden Angebot von Band-T-Shirts für Frauen zu hören, überrascht mich übrigens: Ich sehe auf den Webseiten immer Bilder der Shirts an attraktiven weiblichen Models und bezweifle dann, ob die Shirts an mir ähnlich gut aussehen würden.
Ich hab erst einmal Merch online gekauft, drum kann ich da nichts dazu sagen. Ich beziehe mich in erster Linie auf Merchstände auf Konzerten. Klar können die da nicht 5 Damen- und 5 Herrengrößen in je 7 Farben anbieten. Aber wenigstens S und M wäre nett. Mit vernünftigem Schnitt aus vernünftigem Stoff und vernünftiger Verarbeitung.
Ich hab ja durch meine kleine T-Shirt-Fabrik in der Schule die letzten 8 Jahre einiges an Erfahrung mit Basics verschiedener Marken sammeln können. Vieles von dem, was an Merchständen angeboten wird, ist wirklich Trash, und zwar bezüglich allem: Verarbeitung, Grammatur, Schnitt, auch ökologisch. Dabei gäbe es auch von den ganz großen und billigen wie B&C, Continental Clothing oder Fruit of the Loom schon auch gute Sachen.
Zitat von beth im Beitrag #102Mit vernünftigem Schnitt aus vernünftigem Stoff und vernünftiger Verarbeitung.[…] Vieles von dem, was an Merchständen angeboten wird, ist wirklich Trash, und zwar bezüglich allem: Verarbeitung, Grammatur, Schnitt, auch ökologisch. Dabei gäbe es auch von den ganz großen und billigen wie B&C, Continental Clothing oder Fruit of the Loom schon auch gute Sachen.
Das ist mein Hauptproblem mit Merch. Ich würde gerne mehr Merch tragen, aber Sitz und Verarbeitung sind Mist/passen nicht zu meinem Körper. Warum kann ich mir nicht einfach Carhartt-Shirts/wasauchimmer bedrucken lassen?
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Das hier ist das Shirt, das uns Dog Race nach dem Konzert in die Hand gedrückt haben. Das geht zwar eine Ecke schöner, aber der Abend war so geil, dass ich das seit einer Woche mit Freude viel zu oft trage.