Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Lumich im Beitrag #693Den Zusammenhang verstehe ich nicht.
beide beackern thematisch das selbe feld: den zustand amerikanischer vorstadtfamilien und ihre gesellschaftlichen verstrickungen. aber ich verstehe den einwand irgendwo auch: american beauty hat imho im vergleich zum eissturm so wenig liebe für seine charaktere, gibt sich so wenig mühe mit den beziehungen und der einbettung in gesellschaftliche kontexte, dass man trotz thematischer nähe keinen zusammenhang vermuten möchte. statt dessen gibt es effekthascherei durch abgegriffene klischees. ich kann immer noch nicht glauben, dass das drehbuch aus alan balls feder stammt.
weil ich vom unverständnis so überrascht war, hab ich jetzt nochmal gegooglet und fand unter anderem folgendes zitat, das mein gefühl imho gut verdichtet: "American Beauty is practically slapstick in some of its heavy-handed humor, whereas The Ice Storm seems to have this comedy of discomfort, but a more empathetic sort of discomfort." die beiden filme werden nicht selten zusammen verhandelt.
hier noch ein auszug von jan diestelmeyer aus der epd film, feb 2000:
Warum ich mich dennoch nachträglich immer mehr über American Beauty geärgert habe, hat mit dieser Qualität, dem Funktionieren, zu tun und mit dem Preis, den die Möglichkeiten dieses Films und seines Sujets dafür zahlen müssen. Verkürzt gesagt waren Filme wie Eissturm, Tausend Morgen, Der Gejagte und Tief wie der Ozean deshalb so großartig, weil sie mit den Mitteln des Melodrams einen Blick auf die Familie warfen, der genau das auf ungemein kluge Art vermied, was so leicht mit und in Familien in- und außerhalb des Kinos geschieht: stereotype Rollen, klischierte Figuren, mangelnder Respekt, fehlende Aufmerksamkeit. Was diese Filme schufen, war die Verflechtung von Einfachheit und einer Komplexität, die tatsächlich tief wie der Ozean war.
American Beauty baut auf diese Bewegung auf, ohne sie wirklich verstanden zu haben. Er will funktionieren, auf keinen Fall verstören und revitalisiert darüber quasi automatisch die Muster der dominanten Fiktion. Die deutlichste Sprache spricht dabei das Geschlechterverhältnis, in dem allein den Männern vorbehalten bleibt, Aktion und Aufbrüche zu initiieren. Während Lester weitestgehend zum Schmied seines Glücks werden darf, muss Jane von Ricky bewegt werden und wird Carolyn niemals aus ihrer Rolle aussteigen: zum Seitensprung und zum Schießen wird sie von ihrem Geliebten verleitet und selbst ihr finales Motto, „Ich will kein Opfer mehr sein!“, spricht sie einer männlichen Stimme auf Kassette nach, was dann natürlich genauso klingt wie ihre berufliche Autosuggestion „Ich werde dieses Haus verkaufen!“.