Zitat von fanwander im Beitrag #10Wie unsauber das ganze letztlich ist, ist mir letzthin klar geworden, als ich in der Nachlese zur hiesigen Ausstellung über die Flucht und Internierung von Surrealisten während der Nazizeit von irgendeinem dieser Künstler (Name vergessen) gelesen hatte, dass bei diesem Menschen (wohl begründete) pädophile Vorwürfe im Raum standen. Da stehe ich nun vor der Zwickmühle, dass ich "zu diesem Menschen halte", weil er vor den Nazis (wegen seiner antifaschistischen Haltung) fliehen muss, und zum anderen "gegen diesen Menschen bin", weil er wohl Kinderschänder ist.
Das sind für mich zwei paar Schuhe. Dass die Nazis jemanden verfolgt haben und töten wollten war falsch und verachtenswert. Dafür muss derjenige kein Engel gewesen sein.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von victorward im Beitrag #14So manch egozentrisches, rücksichtsloses Verhalten anderen Menschen gegenüber ist eigentlich schon schlimm genug, dass man es nicht dulden möchte.
Miles Davis, Lou Reed, Dr. Dre ...
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Von der Vorstellung, dass KünstlerInnen als Personen sympathisch sein müssen, um sie, bzw. deren Werk zu mögen, habe ich mich bereits als Jugendlicher verabschiedet. Ich halte aber auch nichts von den Künstlermythen, bei denen ein schwieriger Charakter zu einem genialen Geist quasi dazugehört. Es gibt schwer umgängliche Menschen und sozial kompatible Menschen. KünstlerInnen und Andere finden sich jeweils in beiden Kategorien. Künstler sein ist in meinen Augen keine Ausrede oder gar ein Freifahrschein für schlechtes Benehmen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
"Wenn ein Künstler stirbt, trauerst du um all das, was noch hätte kommen können. Wir verlieren gerade auch das, was wir schon hatten. Das tut weh."
Das schrieb gerade eine befreundete Autorin auf Facebook zur Causa Gaiman (& Palmer, denn es gibt wohl Hinweise, dass sie mehr wusste, als man wissen sollte, ohne tätig zu werden). Das trifft mein Dilemma ganz gut: Ich mag die Kunst dieser beiden Menschen, viele von Palmers Songs und einige von Gaimans Büchern liebe ich sogar. Und jetzt weiß ich nicht, ob ich das noch will.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Naja, hesaidshesaid Amanda Palmer wusste was… reicht für mich nicht, um ein Urteil über sie zu fällen. Nebenbei haben die beiden ein Kind zusammen und trennten sich bereits, bevor die Vorwürfe öffentlich wurden. Sich jetzt hinzustellen und sagen, "das reicht aber nicht", ist für mich toxisches Social-Media-Geschnatter.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #21Naja, hesaidshesaid Amanda Palmer wusste was… reicht für mich nicht, um ein Urteil über sie zu fällen. Nebenbei haben die beiden ein Kind zusammen und trennten sich bereits, bevor die Vorwürfe öffentlich wurden. Sich jetzt hinzustellen und sagen, "das reicht aber nicht", ist für mich toxisches Social-Media-Geschnatter.
Ich fälle keine Urteile über andere Menschen. Was Palmer wusste oder nicht, kann ich naturgemäß nicht sagen. Was sie hätte tun sollen oder nicht, kann ich ebenfalls nicht sagen. Mich hat im Zuge dieser Veröffentlichungen - schon vor Monaten, als die ersten Anschuldigungen gegen Gaiman laut wurden - ein schlechtes Gefühl befallen. Ich persönlich kann, fernab von Schuld und Unschuld, die Kunst, die ich so sehr schätze, nicht mehr genießen. Sie ist jetzt sozusagen befleckt durch die grauenhaften Taten des Neil Gaiman.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
wir haben auf der arbeit gestern ein bullshitbingo mit den häufigsten ausreden von klienten erstellt.
"Dies würde „ihren Mangel an Substanz widerspiegeln“. Gaiman glaube, dass Scarlett während ihrer Beziehung unter einer Krankheit litt, die falsche Erinnerungen konstruieren würde."
ist auch dabei. dass männer über frauen sagen, diese seien krank/verrückt/psychisch gestört/unreif, höre ich hier fast jeden tag.
Man kann auch einfach kein Arschloch sein, dann kommen solche Anschuldigungen auch nicht zustande, es sei denn, es gibt mal eine Person, die aus irgendeinem Grund so verletzt ist, daß sie einem wirklich übles will. Aber das ist dann eine; bei fünfen wird die Argumentationskette doch reichlich löchrig.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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John Scalzi, ebenfalls ein ziemlich guter Schriftsteller, hat seit den Gaiman-Vorwürfen ein paar Mal zu oft gehört, dass er doch einer von den Guten sei und "thank god we still have Scalzi!" und möchte einer eventuellen Idolisierung präventiv entgegentreten. Respektive: Wollte das schon im letzten Sommer.
"Stop idolizing people. It’s not fair for anyone. What to do instead? Enjoy their work, if they’re a creative person. Appreciate the kind and good aspects of their life that you can see, and the decent actions they undertake in public, with the knowledge that what you see of them is a mediated and elided version."
Also: Trennung Kunst-Künstler*in mal wieder. Oder verstehe ich das falsch?
You all want the whole world to be changed so you will be different.
für mich vor allem ein hinweis darauf, dass wir als rezipienten den betreffenden vielleicht zu kennen glauben, aber eben nicht wirklich kennen, sondern letzten endes immer nur eine persona serviert bekommen.
Zitat von Mory im Beitrag #1Der Thread fehlt noch, obwohl wir doch immer mal wieder über solche Themen diskutieren. Den Anfang machen nicht die üblichen Verdächtigen wie Charles Bukowski oder Ernest Hemingway oder Knut Hamsun oder Lovecraft, sondern Neil Gaiman.
Ein sehr erfolgreicher britischer Schriftsteller also, in Fantasy-Kreisen hoch verehrt, seit seiner Ehe mit Amanda Palmer auch einer Handvoll Musikfreund*innen nicht mehr unbekannt, allgemein ein scheinbar schlauer und netter Mensch. Leider auch ein Mensch, der mutmaßlich gerne Frauen zum Sex zwingt.