So, ich arbeite mal langsam die Urlaubslektüre nach! Sehr unterhaltsame Satire auf die PR- und Medienbranche (vielleicht auch gar nicht mal so satirisch mehr...). Über eine Krisen-Pr-Agentur, die bösen Unternehmen hilft, ihr Image zu verbessern. Vom Stil her erinnerts mich bissl an Tommy Jaud, mir gefiel es aber besser.
Von der Longlist für den deutschen Buchpreis. Ehemalige Linke, die in der Finanzindustrie gelandet sind. Schöner Roman, manchmal bissl verwirrend, habe bei manchen Strängen den Faden verloren, hat mich aber dennoch beeindruckt.
Bossong: 36,9 Grad. Hat mich leicht enttäuscht. Ein Roman über den italienischen Kommunisten Gramski. Der Teil ist ok, die Rahmenhandlung über einen Historiker, der auf seinen Spuren ist, aber bissl arg holzschnittartig, das ist eine unglaubwürdige Figur (weil eine Frau als Mann in der Ich-Form schreibt?)
Da hat mich dieses schon besser unterhalten! Geht los so als eine Art Sex&the City, bissl schwärzer. Spielt in einer Agentur, die Protagonistin verliebt sich in die Tochter der Chefin, dann wird es bissl derber, und dann wird eine schöne Geschichte, als ein Kind dazu kommt. Nicht für jeden was vermutlich,mich fand es sehr unterhaltsam insgesamt.
Auch auf der Buchpreisliste, insgesamt zurecht. Im Plauderstil eine Erinnerung an Dresden 89/90 (aus der Sicht eines linken Jugendlichen). Als Roman ist es mir nicht stark genug (zwischen den Personen passiert wenig), aber sehr lehrreiche, leichtfüßige Geschichtsstunde. Gerade in der zweiten Hälfte erfährt man viel, wie das rechte Pack sich schon damals in einigen Ecken breit machte. Vom Stil hat es mich an Peter Kurzeck erinnert.
Auch auf der Longlist. Die Kritiken waren durchwachsen, es badet schon in Melancholie und Schwermut, mir hat es aber gefallen (King). Eine Familiengeschichte, im Mittelpunkt steht ein Künstler, auf der Beerdigung seiner Schwester kommt die Familie zusammen. Es passiert hicht so viel, es ist eher der Ton (ganz manchmal nerven die Metaphern dann auch). Nicht so tolltoll wie Nach Hause schwimmen, aber bei mir hat es lange nachgeklungen.
Über Liebe und Leid, Toleranz und Terror in Syrien (bis zum Ausbruch der Rebellion). Schönes Buch. Anfangs habe ich es nicht so gemocht, weil es mir einen etwas zu weiten Zeitraum umfasst (40 Jahre, und dann wird bissl abgehandelt, statt dass sich etwas dicht entwickelt). Aber er ist schon ein guter Geschichtenerzähhler, und es spitzt sich zu.
Auch für den Buchpreis nominiert. Ein schönes kleines Buch (160 Seiten), aus dem man aber mehr hätte machen können. Eine ältere Russin und dann nich ein paar weitere ehemalige Bewohner kehren in ihr Dorf in der Todeszone bei Tschernobyl zurück und leben da.Ein Buch über Heimat.
Zitat von Olsen im Beitrag #53Hast du das alles innerhalb der letzten Woche gelesen?
Wir waren zwei Wochen in Urlaub :-) nun bin ich aber durch. Greenwash Inc hatte ich noch vorher angefangen, meine ich. (Gefühlt bin ich übrigens eher wenig zum Lesen gekommen, gerade unser Großer ist gelinde ausgedrückt recht fordernd).
Ich finde das sehr beeindruckend und beneide es auch. Wenn ich sehr gute Phasen habe, lese ich ein Buch pro Woche. Wenn ich schlechte habe, eins pro Jahr.
Einen habe ich doch noch. Vorgelesen (über mehrere Wochen): Das ist schon toll (und die Neuübersetzung von 2010 sehr elegant), das hat mir auch Spaß gemacht. Nun sind wir bei Winnetou.
Zitat von Olsen im Beitrag #56Ich finde das sehr beeindruckend und beneide es auch. Wenn ich sehr gute Phasen habe, lese ich ein Buch pro Woche. Wenn ich schlechte habe, eins pro Jahr.
Seit ich meine Viellesephase habe (im Grunde, seit ich den Kindle habe, vor zweieinhalb Jahren) lese ich relativ konstant zwei Bücher pro Woche. Sind wochentags halt schon insgesamt gut anderthalb Stunden Fahrt in die Arbeit pro Tag plus am Abend und zwischendurch.
ich bin im urlaub endlich mal wieder zum lesen gekommen:
nicholson baker: haus der löcher
dieses buch habe ich vor einiger zeit von einer befreundeten jüngeren dame geschenkt bekommen, und ich frage mich schon seit wochen, was ich sowohl vom buch als auch dieser schenkung halten soll. es handelt sich um einen literarischen porno, der einerseits wirklich originell und mit enormer fantasie geschrieben ist (ich habe noch nie so viele verschiedene wörter für das männliche und das weibliche geschlechtsteil innerhalb zweier buchdeckel vorgefunden); andererseits ist es halt trotzdem ein porno. ich kann die protagonisten nicht auseinanderhalten, was sie tun, interessiert mich nur insoweit, als dass ich es lieber selbst täte, und auch letzteres trifft nur auf ungefähr zehn prozent der beschriebenen vorgänge zu (manchmal denke ich, ich bin der langweiligste mensch der welt, aber ich habe den verdacht, dass dieses ganze cunnilingus-auf-der-gardinenstange-mit-lederpeitsche-im-anus-getue in wirklichkeit nur bei ca 1% der bevölkerung wirklich stattfindet, und der rest einfach angst hat, als spießig zu gelten). kurz, ich finde das buch bei aller skurrilität reichlich öde, und frage mich nun, von welcher seite ich das unweigerliche rezensionsgespräch mit der schenkerin angehen soll - direkt, oder unter berücksichtigung möglicher subtexte?!
fil: pullern im stehn
weitaus besser gefällt mir dieser roman, der eigentlich eher eine unvollständige autobiografie, und nach meinem dafürhalten noch viel mehr eine art teufelsaustreibung ist. manch einer weiß ja, dass ich den autor nicht nur als comiczeichner und genialen comedian verehre, sondern auch noch aus jugendzeiten kenne, was auch auf ein zeitweise gemeinsames umfeld zurückgeht. die gar nicht mal so lustigen erlebnisse, die hier in einer so unerhört präzisen und gleichzeitig überraschenden sprache beschrieben werden, dass ich sehr oft eben doch sehr laut und neidvoll lachen musste, werden vom autor am ende als produkt seiner phantasie abgewedelt. ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass das meiste eben doch stimmt - die leidvollen erfahrungen mit den jungen frauen, die fil eben noch weniger versteht als der männliche durchschnittsteenager; das gefühl, dazugehören zu wollen, das in einer hochhaussiedlung vom schlage des märkischen viertels für den nichtdazugehörer eben doch noch mal ein paar gerade dringlicher ist; die skurrilen erlebnisse auf dem segelschiff für schwererziehbare jugendliche - all das hat man irgendwie schon mal gehört oder vielleicht sogar selbst erlebt, aber noch nie so lustig und aber gleichzeitig so schmerzhaft und unmittelbar beschrieben gesehen. nicht alle seine fans finden das buch so prickelnd, aber ich finde es sensationell und bewegend. und die meiste zeit war ich froh, dass ich so viel lachen musste, weil ich sonst wohl geweint hätte.
«Die Superman-Geschichte faszinierte mich. Vor den anderen spielt er den kompletten Deppen, aber heimlich hat er unglaubliche Fähigkeiten. War das nicht exakt mein Leben? Nur ohne die Fähigkeiten?»
Zitat von tenno im Beitrag #59ich bin im urlaub endlich mal wieder zum lesen gekommen:
nicholson baker: haus der löcher
Von dem hab' ich mal Vox und irgendwas mit Rolltreppe gelesen...hat mich anscheinend nicht beeindruckt, weil ich die Storys längst vergessen habe.
Mal ne Empfehlung: "Das rosa Telefon" v. Pierre Bourgeade:
Französischer Kriminalroman mit erotischen Elementen, aber einer Portion tollen Humor und ziemlich schräg. Inzwischen hab' ich alle deutschen Übersetzungen von Bourgeade gelesen und kann sie durch die Bank empfehlen.