Platte des Jahres. Eines Jahres, in dem die Bangles, die Pogues und die Smiths ja keineswegs schlechte Debüts hingelegt haben. An denen der Zahn der Zeit aber doch stärker genagt hat.
Blind Guardian: Imaginations From The Other Side (1995)
Schizophrenie? Widerspruch? Nicht bei BG. Konservativ heißt für sie: eine Sache, einen Weg finden, sie/ihn schützen und weiterentwickeln. Bis zum Extrem. Die perfekte Hintergrundmusik für eine Auspeitschparty.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #12334Ich bin in punkto Metal direkt bei Slayer und Pantera eingestiegen. So eine Eunuchen - Phantasialand - Metalphase blieb mir zum Glück somit erspart, wenn mir auch sonst nicht viel erspart geblieben ist.
Sei froh. Ich brauchte gerade diese Phase, um überhaupt härtere Musik für mich erschließen zu können. Slayer und Pantera kamen dann später. Die neueren Blind Guardian sind eigentlich auch nicht mehr verhandelbar, das ist unglaublich überproduzierter Symphonik-Kitsch. Aber hin und wieder hab ich Bock drauf. Diese Platte hier und ich, das wird aber nix mehr, glaube ich. Hinterher fühlt man sich wie erschlagen von den fünftausend Chören gleichzeitig. (Und das wurde drei Alben später noch schlimmer.)
da ich ja zertifiziertes weichei bin, begann meine "harte" phase entweder mit "superfuzz bigmuff" von mudhoney oder "bleach" von nirvana. die einzigen platten in meiner sammlung, die in metal-nähe kommen, dürften "souls at zero" von neurosis und "streetcleaner" von godflesh sein.
meine größten probleme mit metal waren in der tat auch die eunuchen-gesänge und die fiesen "ich hab den größeren"-soli. da blieb zu der zeit, als ich für harte musik was übrig hatte, in dem genre nicht viel übrig. aber es gab ja genügend hardcore punk und noise rock-bands, die meinen appetit auf aggression stillen konnten. retrospektiv muss ich auch zugeben, dass dabei auch eine gute portion distinktionswillen gegenüber all den proll-kutten auf der schule dabei war. aber hey, als (damals zwar noch nicht geoutetete, aber doch verdächtigte) schwuppe hast du auch nicht die besten chancen dabei zu sein.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #12344aber hey, als (damals zwar noch nicht geoutetete, aber doch verdächtigte) schwuppe hast du auch nicht die besten chancen dabei zu sein.
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich war nie richtig Teil der Metalszene, obwohl ich viel Musik aus dem Bereich mochte, hatte auch nie die entsprechenden Klamotten am Start. Bis heute empfinde ich die ganze Szene als sehr konservativ und zu Teilen auch homophob. (Ganz ähnlich der HipHop-Szene, die Metaller ja komischerweise verabscheuen. Man hasst wohl wirklich, was einem am ähnlichsten ist.) Gerade bei Leuten, die den Metalbands aus den 80ern nachhängen, ist das hochgradig lächerlich. Wie viel schwuler als Manowar beispielsweise mit ihren eingeölten Oberkörpern und engen Lederhosen kann es bitte werden?
Gerade von Rotwein benebelt gehört und ziemlich fasziniert davon gewesen. Diese Zusammenstellung von Songs und Skizzen funktioniert als Album erstaunlich gut. Liegt sicher auch daran, dass dies alles im gemäßigten Tempo angelegt ist und durchgehend dunkel gefärbt ist. Erstaunlich zeitlose Musik auch. Ich muss mir unbedingt noch sein restliches Schaffen anhören
Zitat von gnathonemus im Beitrag #12344aber hey, als (damals zwar noch nicht geoutetete, aber doch verdächtigte) schwuppe hast du auch nicht die besten chancen dabei zu sein.
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich war nie richtig Teil der Metalszene, obwohl ich viel Musik aus dem Bereich mochte, hatte auch nie die entsprechenden Klamotten am Start. Bis heute empfinde ich die ganze Szene als sehr konservativ und zu Teilen auch homophob. (Ganz ähnlich der HipHop-Szene, die Metaller ja komischerweise verabscheuen. Man hasst wohl wirklich, was einem am ähnlichsten ist.) Gerade bei Leuten, die den Metalbands aus den 80ern nachhängen, ist das hochgradig lächerlich. Wie viel schwuler als Manowar beispielsweise mit ihren eingeölten Oberkörpern und engen Lederhosen kann es bitte werden?
ja, man kam natürlich vom regen in die traufe. weder im hardcore punk noch im hardcore hip hop fühlte man sich so richtig aufgehoben, aber wenigstens, war es - zumindest im noise rock- nicht essenziell, sich explizit zu positionieren. immerhin wurde nicht explizit gegen schwule gehetzt. und das war ja schon was.
"Blind from birth and a self-described “loner and heretic” during her Catholic upbringing in Louisiana and Kentucky, Strom relocated to the Bay Area in the ’70s. It was there she developed an interest in synthesizer music both from San Francisco’s New Age scene and contemporary works by Brian Eno, Tangerine Dream and Klaus Schulze."
endlich auch mal dazu gekommen. stimmung "es dräut und murpt im universum" oder auch jean-michel jarre ohne wumms. wirklich sehr schön für kontemplative augenblicke. ob ich das unbedingt auf platte brauche muss ich noch herausfinden.
Das trifft es ganz gut. Braucht man vielleicht nicht unbedingt, aber ich mag die Platte sehr gerne. und läuft gerade wieder!