Kann mir bitte jemand die Problematik bei der sogenannten "kulturellen Aneignung" erklären? Wer nimmt da wem etwas weg? Ist das immer rassistisch? Oder gibt es da Grenzen? Und woran erkennt man das dann?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #661Kann mir bitte jemand die Problematik bei der sogenannten "kulturellen Aneignung" erklären? Wer nimmt da wem etwas weg? Ist das immer rassistisch? Oder gibt es da Grenzen? Und woran erkennt man das dann?
das wird natürlich seit jahren mit hochrotem kopf diskutiert. wiki bringts tatsächlich mal gut auf den punkt:
ZitatDie Schicklichkeit kultureller Aneignung ist Gegenstand reger Debatten. Gegner sehen in der kulturellen Aneignung einen Diebstahl. Sie sei vor allem dann kritisch, wenn die Kultur einer Minderheit gehört, welche sozial, politisch, wirtschaftlich oder militärisch benachteiligt ist[2][3], etwa wegen ethnischer Konflikte.[4] Die unterdrückte Kultur wird dann nämlich durch ihre historischen Unterdrücker aus ihrem Kontext gerissen.[4][5][6] Befürworter betrachten eine gewisse Aneignung als unvermeidlich,[7] oder als Bereicherung die aus Bewunderung und ohne böse Absicht geschieht.[8][9] Sie sei ein Beitrag zur Vielfalt und freie Äußerung. Schon in der Frühgeschichte gab es rege Kulturtransfers auf der Seidenstraße. Ohne kulturelle Aneignung würden Mitteleuropäer nicht auf Sofas sitzen oder Apfelstrudel essen können, beides hat seinen Ursprung in asiatischen Kulturen.
Die Literaturwissenschaftlerin Anne Hertz sieht in der kompromisslosen Kritik an der kulturellen Aneignung die Gefahr, Kultur als etwas Einheitliches und klar Begrenztes zu sehen. Dies spiele der Neuen Rechten in die Hände, da durch das Konzept des Ethnopluralismus Bewegungen wie zum Beispiel die Identitären inspiriert würden.[10] Marcus Latton schrieb in der Jungle World, dass der "real existierende Antirassismus" auf diese Weise dabei ist "in sein Gegenteil umzuschlagen".[11]
ich persönlich neige auch eher zur gemäßigten auffassung, sowie zur ansicht von hertz und latton. auch der immer wieder zu hörende vorwurf, die weißen hätten den schwarzen ihre musik gestohlen, trifft in meinen augen nur zum geringeren teil zu, weil dieser "diebstahl" gleichermaßen den weg für eine breite kommerzielle und kulturelle akzeptanz der originale bereitet hat. chuck berry zB hat sich zeit seines lebens über die diebischen weißen beschwert; ich bezweifle aber, dass seine kommerziellen erfolge je dieses ausmaß erreicht hätten, wenn der r&b auf die schwarze kultur beschränkt geblieben wäre.
Zitat von tenno im Beitrag #662...chuck berry zB hat sich zeit seines lebens über die diebischen weißen beschwert; ich bezweifle aber, dass seine kommerziellen erfolge je dieses ausmaß erreicht hätten, wenn der r&b auf die schwarze kultur beschränkt geblieben wäre.
Mit den "diebischen Weißen" hat Chuck Berry hauptsächlich die Konzertveranstalter gemeint, die ihn in den ersten 20 Jahren seiner Karriere schlicht & einfach betrogen haben. Gegen "kulturelle Aneignung" (z.B. Aufgreifen traditioneller Songstrukturen, Riffs und ähnlichem) wird er kaum etwas sagen können – etliche seiner frühen Lieder sind auf Standards der Blues- und (weißen) Folk/Country-Tradition aufgebaut. Er hat allerdings etwas gegen puren Diebstahl, z.B. wenn John Lennon aus Faulheit/Arroganz/Wurschtigkeit komplette Zeilen aus Chuck Berry-Songs bei den Beatles verwendet.
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Zitat von tenno im Beitrag #662...chuck berry zB hat sich zeit seines lebens über die diebischen weißen beschwert; ich bezweifle aber, dass seine kommerziellen erfolge je dieses ausmaß erreicht hätten, wenn der r&b auf die schwarze kultur beschränkt geblieben wäre.
Mit den "diebischen Weißen" hat Chuck Berry hauptsächlich die Konzertveranstalter gemeint, die ihn in den ersten 20 Jahren seiner Karriere schlicht & einfach betrogen haben. Gegen "kulturelle Aneignung" (z.B. Aufgreifen traditioneller Songstrukturen, Riffs und ähnlichem) wird er kaum etwas sagen können – etliche seiner frühen Lieder sind auf Standards der Blues- und (weißen) Folk/Country-Tradition aufgebaut. Er hat allerdings etwas gegen puren Diebstahl, z.B. wenn John Lennon aus Faulheit/Arroganz/Wurschtigkeit komplette Zeilen aus Chuck Berry-Songs bei den Beatles verwendet.
dann bin ich da wohl kritiklos auf eine biographische verkürzung reingefallen. was aber nichts an der sachlage ändert - es gibt halt gar nicht so wenig leute, die weiße musiker für unberechtigt halten/hielten, schwarze musik zu spielen, aus welchen gründen auch immer. ich fand das schon immer blöd.
was finden offenbar immer mehr (auch musikalisch ansonsten kompetente) menschen in meinem bekanntenkreis an den gut gemeinten, aber schlimmen reimen der bitte schnell wieder verschwinden sollenden sarah lesch?! mir wird dauernd unter die nase gerieben, man hätte (zitat) "lange keinen so guten politischen Text gehört", aber ich höre nur gut gemeinte schlimme reime ohne irgendeine zweite ebene oder musikalische raffinesse, vorgetragen von einer neo-hippie-chansonette mit diesem beflissenen gesangsunterrichts-tonfall, der selbst bessere reime als diese oft unerträglich macht. aber vielleicht bin ich ja taub und blind?
Zitat von tenno im Beitrag #666und noch eine frage:
was finden offenbar immer mehr (auch musikalisch ansonsten kompetente) menschen in meinem bekanntenkreis an den gut gemeinten, aber schlimmen reimen der bitte schnell wieder verschwinden sollenden sarah lesch?!
Willst Du damit andeuten, die Dame sei echt?
Ich habe sie eigentlich bisher für eine gelungene Olli Dittrich-Parodie gehalten – vom Spießbürger-Tattoo über die Inhalte bis zur Stimme sind da so unfaßbar viele Klischees und SpiegelOnline/Tagesspiegel/Akzente-Vorlieben präsent daß es eigentlich nicht wahr sein darf.
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
tja, da muss ich wohl tatsächlich mal aufräumen. die lesch-fans sind übrigens allesamt deutlich jünger als ich. vielleicht muss ich ihnen klarmachen, dass die jugend nicht das recht hat, ausnahmslos alle fehler der älteren zu wiederholen!
Zitat von gnathonemus im Beitrag #659den titeln in der gewünschten reihenfolge eine zahl voranstellen, vielleicht?
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #660Und die Dinger hinterher taggen.
werde mich da mal versuchen. Aber im Grunde ist es auch ein höllischer Aufwand, 8 GB Musik in eine sinnstiftende Reihenfolge bringen zu müßen.
Es gibt Programme, die mp3s automatisch mit Datenbanken abgleichen und taggen. Kann man sich ergoogeln. Und wenn die Dateien getaggt sind, kannst du sie in iTunes importieren und dort nach verschiedenen Kriterien sortieren lassen.
Zitat von Trondheim im Beitrag #671 Es gibt Programme, die mp3s automatisch mit Datenbanken abgleichen und taggen. Kann man sich ergoogeln. Und wenn die Dateien getaggt sind, kannst du sie in iTunes importieren und dort nach verschiedenen Kriterien sortieren lassen.
Zitat von tenno im Beitrag #666und noch eine frage:
was finden offenbar immer mehr (auch musikalisch ansonsten kompetente) menschen in meinem bekanntenkreis an den gut gemeinten, aber schlimmen reimen der bitte schnell wieder verschwinden sollenden sarah lesch?! mir wird dauernd unter die nase gerieben, man hätte (zitat) "lange keinen so guten politischen Text gehört", aber ich höre nur gut gemeinte schlimme reime ohne irgendeine zweite ebene oder musikalische raffinesse, vorgetragen von einer neo-hippie-chansonette mit diesem beflissenen gesangsunterrichts-tonfall, der selbst bessere reime als diese oft unerträglich macht. aber vielleicht bin ich ja taub und blind?
Danke! Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich jetzt womöglich nicht mehr bei meinen Hippie-Freunden mitspielen darf, weil ich dieses Lied so unfassbar ... unfassbar finde.
Zitat von Mychael im Beitrag #667 Ich habe sie eigentlich bisher für eine gelungene Olli Dittrich-Parodie gehalten – vom Spießbürger-Tattoo über die Inhalte bis zur Stimme sind da so unfaßbar viele Klischees und SpiegelOnline/Tagesspiegel/Akzente-Vorlieben präsent daß es eigentlich nicht wahr sein darf.