Ich bin schon ein Freund dieser Chroniken, die rückblickend nochmal darlegen wie es dazu kam. Und das machen die beim Spiegel auch richtig gut, ich denke da auch an die schön sachliche zeitliche Darstellung der "Flüchtlingskrise". Da wird so manche Legende ad absurdum geführt.
Mal ganz abgesehen davon: Wenn Trump jetzt seine Ausfälligkeiten im Wahlkampf damit rechtfertigt, das sei halt notwendig gewesen um zu gewinnen, steigt in mir Brechreiz hoch. Das ist die gleiche Haltung, die ein Dobrindt in den letzten Wahlkämpfen gezeigt hat, und ein Scheuer will es ihm offenbar gleichtun. Für mich ist diese Außerkraftsetzung des menschlichen Anstands mit nichts zu rechtfertigen. Ich lehne solche Leute als Menschen ab.
Hm, meinst Du die Chronologie aus der Zeit? Die war hervorragend zur Flüchtligskrise. Aber die war erhellend. Das fand ich heute beim Spiegel nicht. Manchmal sind so Zusammenstöpsel-Geschichten auch nur das Ergebnis, wenn man keinen roten Faden hat. Eine Chronologie der vergangenen 24 Monate wäre meiner Meinung nach interessanter gewesen.
Stimmt schon, die Spiegel-Chronologie zur "Flüchtlingskrise" erstreckte sich ja auch über einen längeren Zeitraum. Der Artikel über die letzten Tage vor der US-Wahl war da natürlich weniger aufschlussreich, ich fand ihn aber ausgesprochen passend zum Thema. Ich hoffe aber auf ausführlichere Analysen in den nächsten Wochen.
Am interessantesten fand ich in den vergangenen Tagen quer durch die Medien längere Wortlaut-Interviews mit Amerikanern (oder Deutschen in Amerika). Mit Trump-Leuten und Gegnern, "Think Tanks", Ex-Irgendwassen.
Diese 100 Fahrten in verlassene Industrieregionen haben mich bissl gelangweilt, weil ich inzwischen glaube, dass es eine abgehängte weiße Teil-Mittelschicht gibt.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #665weil ich inzwischen glaube, dass es eine abgehängte weiße Teil-Mittelschicht gibt.
Und jetzt mal im Ernst: das ist doch eine Klientel, die von der Linken immer gerne ignoriert wird. Verarmte Angehörige von Minderheiten sind generell Opfer, egal wie honkig daß sie sich ansonsten aufführen mögen, arme Weiße erscheinen immer als White - Trash - Klischee, über das man sich guten Gewissens lustig machen darf. Dazu macht noch jede Gruppe die jeweils andere für ihr Elend verantwortlich. Mit dem Bewußtsein, daß ein Klassenkampf sinnvoller wäre als ein Rassenkampf, wird es in diesem Leben echt nichts mehr.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von faxefaxe im Beitrag #665weil ich inzwischen glaube, dass es eine abgehängte weiße Teil-Mittelschicht gibt.
Und jetzt mal im Ernst: das ist doch eine Klientel, die von der Linken immer gerne ignoriert wird. Verarmte Angehörige von Minderheiten sind generell Opfer, egal wie honkig daß sie sich ansonsten aufführen mögen, arme Weiße erscheinen immer als White - Trash - Klischee, über das man sich guten Gewissens lustig machen darf. Dazu macht noch jede Gruppe die jeweils andere für ihr Elend verantwortlich. Mit dem Bewußtsein, daß ein Klassenkampf sinnvoller wäre als ein Rassenkampf, wird es in diesem Leben echt nichts mehr.
ja, das sehe ich auch so. Ich hatte das Problem nur aus der Ferne in den USA bissl unterschätzt, die haben im Vergleich zu früher ja auch eine geringere Arbeitslosigkeit, profitieren im Schnitt von der Globalisierung, etc pp.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #672die haben im Vergleich zu früher ja auch eine geringere Arbeitslosigkeit, profitieren im Schnitt von der Globalisierung, etc pp.
na ja, das kann man glaub ich wirklich nur sagen, wenn man die nackten zahlen sieht. seit jahren künden fast alle berichte jenseits dessen von der sich immer weiter öffnenden arm-reich-schere, und der unteren mittelschicht mit den zwei bis drei jobs; das war sogar schon vor der immobilienkrise ein thema.
Interessant, dass man sich auch so stark über die abgehängte WEISSE Arbeiterklasse und verängstigte Mittelschicht Sorgen macht. Dass die schwarze (und Latino- etc) Arbeiterklasse schon viel länger "abgehängt" ist und auch die schwarze Mittelschicht natürlich unter den ökonomischen Veränderungen stark leidet, wird jetzt mE etwas zu sehr unter den Teppich gekehrt. Ich stimme dem King völlig zu, dass das eigentliche Thema der Klassenkampf sein muss - allerdings darf man (auch und vor allem in den USA) das rassistische Element in diesem Klassenkampf niemals vernachlässigen. Deshalb werden Black Lives Matter auch eine ganz wichtige Rolle spielen müssen, sollte sich eine Neue Linke in den USA organisatorisch aufstellen (ob innerhalb oder außerhalb der Demokratischen Partei).
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Diese Statistiken wegen geringer Arbeitslosigkeit sind doch auch bei uns spätestens seit der Agenda 2010 eine beliebte Mogelpackung. Wenn jemand zwei (ode rmehr) Teilzeitjobs braucht, um über die Runden zu kommen, oder etwa über Zeitarbeit beschäftigt ist, ist der/diejenige zwar nicht in der Arbeitslosenstatistik - aber ist das wirklich eine wünschenswerte Art der Beschäftigung? Wohl kaum.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)